Des Lieblngspianisten Interpretationen / die eigene Interpretation

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viennapianoplayer94

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Guten Abend!

Mich würde Folgendes interessieren:
Wird man, oder werder ihr, durch das Klavierspiel des Lieblingsinterpreten in der eigenen Interpretation beinflusst und zwar so weit, dass des z.B.: Horowitz's Fan ebenfalls eher "horowitzerisch" spielt?
anders:
Übernimmt man in gewisser Hinsicht Stilelemente seiner Lieblingsinterpreten, kopiert man sie womöglich; unbewusst-bewusst (?)
Oder, sind die eigenen Interpretationen derartig abweichend von jenen, der Lieblingspianisten, dass Außenstehende meinen könnten:"So jemand mag (z.B.) Zimerman?!?"

Wie bin ich überhaupt darauf gekommen?:
Einst borgte mir meine Lehrerin einige CDs mit Werken von Bach, alle von Glenn Gould gespielt. Daraus ergab sich der folgende Dialog:
ich:" Gould??"
sie:"Ja, kennst du nicht?"
ich:"Doch sicher, aber ich war nicht besonders begeistert von seinen Beethoven Sonaten."
sie:"*lacht* Aber Bach spielt er dafür wirklich schön^^"

Den Bach welchen sie mir beibringt, hat allerdings rein gar nichts mit den Gould-Interpretationen gemein.
Ihre Bachinterprationen sind also vollkommen anders, aber Gould gefällt ihr:confused:

Nun heißt es aber: it´s your turn!
Ran an die Tasten (ich liebe Zweideutigkeiten:D)

VPP94
 
ich habe mal herrn gilels das cis moll prä spielen gesehen/gehört (auf YT) und war von der interpretation dermaßen überzeugt dass ich sie gleich 99%ig übernommen habe :D

dies sollte man allerdings nicht tun um der persönlichen stil-entwicklung nicht entgegenzuwirken.
begleitend sollte man sich durchaus immer interpretationen von anderen pianisten zu gemüte führen, aber NICHT von dem stück das man gerade selbst interpretiert.
 
Hallo,
mir geht's so, dass ich durch das Anhören ein Stück erst lieben lerne, so dass mir überhaupt erst mal in den Sinn kommt, das spielen zu wollen.
Und Gould höre ich mir am allerliebsten an, obwohl Andere mit Sicherheit auch gute Bach-Interpretationen "abliefern", finde ich Gould am "durchsichtigsten", eindeutigsten.
Über Tempi kann man uneins sein, aber wenn ich das betreffende Stück sehr oft gehört habe- weiß ich, wie es für mich idealerweise klingen soll. Das kann und wird dann aber meist doch anders sein, da ich es dann erst wieder anhöre, wenn ich so weit bin, meine eigene Interpretation zu finden, quasi als Vergleich. Und dann merke ich, dass ein Abklatsch für mich doch nicht hin haut. Es wird dann doch halb meine eigene und halb meiner KL...:(, leider...

Klavirus
 
Hmmm, ich glaube, man wird definitiv von fremden Interpretationen beeinflusst, sofern man sie sich öfters zu Gemüte führt.

Man hört sich eine fremde Version an, weil man Gefallen daran findet, auch, um Ideen zu sammeln, um zu verstehen, um sich selbst zu verbessern. Greift man sich nun oft Lösungen des selben Pianisten (oder Lieblingspianisten) heraus, kann ich mir schon vorstellen, dass man intuitiv Stilelemente übernimmt. Ob man sich der Interpretation des Vorbilds allerdings im gewünschten Maße annähert, bleibt noch offen.

Ich persönlich möchte keinesfalls kopieren, das läge sowiso außerhalb meines Könnens, ich höre mir dennoch oft gelungene Interpretationen an, einfach, um Anregungen einzuholen.

Es grüßt euch, Madita
 
Ich werde definitiv von anderen Pianisten beeinflußt aber es ist selten der Fall, daß ich etwas genauso spielen würde wie ich es von anderen höre. Aufnahmen anderer sind für mich Inspiration und bringen mich gelegentlich auf neue eigene Ideen.

Nebenbei bemerkt, finde ich es nicht besonders befriedigend, die Interpretationen anderer zu imitieren. Die Kopie ist vermutlich selten so gut wie das Original und eigentlich sollte man doch selbst etwas zu sagen haben und nicht den anderen nachplappern.

Etwas anderes ist es natürlich, eine Interpretation zu studieren und auch im Eigenversuch nachzuempfinden. Dabei kann man eine Menge lernen. Ich mache das zur Zeit mit Busonis Version von Beethovens opusfreien Ecossaisen in Es-Dur. Zwischen Busonis Interpretation und meiner liegen trotzdem Welten, selbst wenn ich mich punktgenau an die Niederschrift halte (es existiert eine Aufnahme von ihm bei Youtube).
 
Dann melde ich mich natürlich auch einmal zu Wort:

Dazu der kleine Vorfall hier: Als ich das Stück "Doctor Gradus ad Parnassum" bekam, tippte ich dies neugierig in Youtube ein. Dort wählte ich die Version von Michelangeli und war (natürlich) begeistert. Danach orientierte ich mich zunächst, heißt ca. 2 Tage habe ich es mir angehört, dann lange nicht, bis:
Nach Wochen des Übens (das Stück ist für ein Konzert), wollte ich ich mir anhören, ob mein Spieltempo passend ist und zog hierfür wieder Michelangeli zu rate. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, nun eine Interpretation zu hören, welche meiner fast gänzlich gleicht, da ich beim Spielen immer den Eindruck hatte:"Klingt jetzt genau wie bei Michelangeli". Natürlich wollte ich nicht kopieren, allerdings gefiel es mir so wie ich es spielte. Ein letzter Tempo-check also:
Das Tempo war zwar das Selbe, aber sonst nur wenig gleich!!
Ich hatte mir unbewusst eine völlig andere Interpretation angeeignet, von der ich bisher dachte, sie wäre bloß irgendwo abgeschaut. : )
So ergeht es mir bei vielen Stücken.

Fazit: Andere Interpretationen helfen mir, eine Idee für den Klang/ Charakter des Stückes zu finden. Den Rest erledige ich brav selbst.

good n8
 
Bei der klassischen Musik gibt es zwangsläufig ein Problem, nämlich, dass als authentisches Material nur die Notenschrift vorhanden ist. Bei der modernen Popularmusik oder der Bildenden Kunst entwirft der Künstler ja eine Idee und auch gleichzeitig das Ergebis, bei geschriebener Musik gibt es ja "nur" die Notenschrift, die erst von Interpreten zum Leben erweckt wird. Und deswegen wird man zwangsläufig von Interpretationen beeinflusst, weil das, je weniger man direkt aus der Notenschrift "heraushören" kann (der Laie kann das meist gar nicht), der einzige direkte Zugang zur Musik ist.

Ich selber hab natürlich auch Lieblingspianisten, allerdings nicht in dem Sinne, als dass sie immer mein Maßstab sind. Lieblingspianisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in vielen Interpretationen meinen Geschmack treffen, trotzdem ist bei jeder neuen Interpretation, die ich von ihnen höre, meine eigene Neigung die Grundlage, an denen sie sich messen, der Hase läuft nicht andersherum, dass ich mich an ihnen anpasse. Ich würds ähnlich wie Guendola ausdrücken, es ist eher so, dass ich Inspirationen aus Interpretationen nehme und neue Ideen entdecke, die ich in mein Spiel einfüge und im Endeffekt klingt meine Aufnahme, wenn sie dann nach jemandem klingt, dann nach ganz vielen Interpreten, weil ich mir vieles anhöre und vieles mir dann auch aneigne.

Du scheinst irgendwie des Genitivs Anhänger zu sein, oder? 8)
 
Ich höre mir erstmal keine Aufnahmen an, solange ich mir den Notentext erarbeite.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man mit einer Kopie nicht unbedingt gut bedient ist, weil man nicht den gleichen Standard erreichen wird wie die kopierte Einspielung.

Auch sollte jeder/jede Spielerin sich selbst Gedanken machen, und nicht nur wiederkäuen, was Andere schon entwickelt haben.
Die Korrektur obliegt dem/der KL.

Meine KL sagt immer, ich soll mir nicht so viel andere Aufnahmen anhören.:)
Glücklicherweise.

LG
violapiano
 
Ich höre mir gern professionelle Aufnahmen an. Aber eher vor oder nach der eigenen Erarbeitung.
Frustrierend finde ich Aufnahmen nur dann, wenn ich da etwas höre, was herausragend gut klingt, ich aber nicht verstehe, wie das gemacht wird ;)
D.h. konkret, wenn der Pianist einfach nur schneller oder lauter spielen kann als ich, dann grämt mich das wenig, aber wenn da bspw. eine herrliche Verzierung glasklar und absolut organisch mit leichter Grazie zu hören ist, dann ernüchtert mich das doch sehr. (weil es bei mir plump und ungeschickt klingt)

Ich glaube, dass es sogar notwendig ist, sich Aufnahmen anzuhören. Zum einen weil man dadurch begreift, was klanglich möglich wäre (womöglich nicht für einen selbst) und zum anderen das Werk besser verstehen kann.

lg marcus
 

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