Der beste Pianist, den ich je gehört habe

Das auf jeden Fall, außerdem war er ja ein Pianist. Hab mal gehört, bei einem Konzert konnte der ein paar ganze Flügel unbrauchbar machen^^

Weiß jemand vielleicht mal ein paar weitere Aussagen von Liszt's Zeitgenossen über seine Art von Klavierspiel? Würde mich doch sehr interessieren.

Ich glaube einfach, wenn ich mir die Biographie von Liszt lese und mir seine Stücke anschaue, dass Liszt einfach der beste Pianist war, der je gelebt hat.
 
Ich glaube wir wären heute ziemlich enttäuscht von Liszt. Nicht nur von seiner Technik sondern auch von seinen Interpretationen. Als Musikwissenschaftler habe ich mich sehr viel mit Liszt auseinandersetzen müssen; dabei hatte ich auch das Glück an der FU Berlin zu studieren, denn dort lehrt mit Albrecht Riethmüller eine Autorität in Sachen Liszt. Die Pianistik spielte natürlich eine untergeordnete Rolle, aber natürlich kommt man nicht daran vorbei.

Zur oben genannten Hypothese: Liszt hatte natürlich eine seiner Zeit weit überlegene Technik und er hat viele wertvolle Beiträge zur Entwicklung der Klaviertechnik im Allgemeinen geliefert. Aber es ist das Los des guten Pädagogen, das es seine Schüler einfacher haben. Wenn man die Dämonie beiseite packt und Liszt noch als normalen Menschen betrachtet, so ist es eine logische Konsequenz, dass mit der Zeit die besseren Voraussetzungen für das Erlernen der Klaviertechnik, auch einen technisch vollkommeneren Pianisten hervorbringt. Es spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, manche sind wesentlich, manche weniger : In welchem Alter beginnt der Klavierunterricht? Bei Liszt mit 6, bei den meisten Virtuosen heutzutage früher. - Wunderkindstatus? Ist meiner Meinung nach wesentlich, denn viele Konzerte bedeuten verlangsamte Entwicklung. - Lehrer? Der wesentlichste Punkt. Was Liszt sich selbst erarbeiten musste, ist heute normaler Bestandteil der Klavierpädagogik.

Zu seinen Interpretationen: Es gibt keine Tondokumente, also ist die Argumentation natürlich sehr schwierig. Es geht nicht darum, ob Liszts Interpretationen besser oder schlechter wären als das, was man heutzutage als Referenz ansieht. Ich denke nur, das unsere Vorstellung wie ein Stück zu spielen sei, meilenweit von der des 19. Jahrhunderts entfernt ist. Als einziges Indiz kann ich die wenigen Aufnahmen Cortots, Busonis und ähnlicher im vorletzten Jh. geborenen Pianisten anführen. Wie schon gesagt, es geht nicht um eine Bewertung der Interpretationen, aber sie weichen teilweise drastisch von unserem Verständnis des Gespielten ab. Dass Tradition hier eine gewichtige Rolle spielt, muss nicht betont werden.

LG Marcel
 
Über Franz Liszt
Das auf jeden Fall, außerdem war er ja ein Pianist. Hab mal gehört, bei einem Konzert konnte der ein paar ganze Flügel unbrauchbar machen^^

Ja das stimmt! Die damaligen Flügel waren noch nicht stabil genug gebaut und hielten seinen virtuosen genialen Kompositionen nicht her. Da rissen ihm beim Konzert oft ein paar Saiten ab.

Weiß jemand vielleicht mal ein paar weitere Aussagen von Liszt's Zeitgenossen über seine Art von Klavierspiel? Würde mich doch sehr interessieren.

Ich habe z. B. schon oft gelesen, daß die meisten Schüler von ihm sehr angetan waren, als Liszt die Mondscheinsonate von Beethoven im Unterricht spielte. Das muß eine ganz besondere Interpretation gewesen sein.

Schade, daß es früher noch nicht die Möglichkeit gab, Tonaufzeichnungen zu machen und daß man nie wissen wird, wie toll er als Pianist wirklich war.

Er muß als Pianist unglaublich gewesen sein!!

Gäbe es Tonaufnahmen, bin ich sicher, daß er zu 100 Prozent für mich der beste Pianist gewesen wäre.

Liebe Grüße, Mario
 
Der beste, schwierige Frage, ich würdemich dann doch für Pogorelich entscheiden, er ist meiner Meinung der beste lebende Pianist.
 
Schade, daß es früher noch nicht die Möglichkeit gab, Tonaufzeichnungen zu machen und daß man nie wissen wird, wie toll er als Pianist wirklich war.

Er muß als Pianist unglaublich gewesen sein!!

Gäbe es Tonaufnahmen, bin ich sicher, daß er zu 100 Prozent für mich der beste Pianist gewesen wäre.

Tut mir leid, aber das bezweifle ich sehr... zumindest dürften dann alle heutigen Pianisten nicht nach deinem Geschmack sein.
 
Das auf jeden Fall, außerdem war er ja ein Pianist. Hab mal gehört, bei einem Konzert konnte der ein paar ganze Flügel unbrauchbar machen

Hab jetzt nochmal in der Liszt Biographie von Christoph Rueger über das Thema nachgesehen, darin steht (S. 76 zum Nachlesen):

daß die neue Klaviertechnik von Franz Liszt, die Klaviere damals überforderten, die noch keinen eisernen Rahmen hatten. Franz Liszt erzählte, daß er in seiner Jugendzeit die Instrumente zu leicht gebaut waren und so ließ er immer zwei Flügel auf das Podium stellen, damit wenn mal ein Instrument den Geist aufgab, er auf den anderen weiterspielen konnte.

Jetzt kommt aber das Beste: Franz Liszt erzählt weiter, daß er aber einmal alle beide Flügel zertrümmert hatte, so daß während der Pause zwei weitere herangebracht werden mußten. :D

Liebe Grüße, Mario
 
Das sagt aber nichts über sein Klavierspiel aus. Nur über die Klaviere. Schon Beethoven hat massenhaft Klaviere ruiniert...
 
Tut mir leid, aber das bezweifle ich sehr... zumindest dürften dann alle heutigen Pianisten nicht nach deinem Geschmack sein.

Ich denke mal die Geschmäcker sind verschieden. Sonst würden wir alle gleiche Klamotten tragen. So ist es auch in der Musik. Oder bin ich oder wir dazu gezwungen nur diesen Interpretationsstil zu lieben, der heute gängig ist? Warum sollte ich nicht die Interpretation von Franz Liszt mögen, wenn ich sie kennen würde? Muß ich den Interpretationesstil lieben, der mir heute aufgepropft wird, oder darf ich selbst entscheiden, welche Interpretation ich liebe?
Daß er anders spielte, wie die heutigen Pianisten, ist mit gewisser Sicherheit klar!

Und ich kenne die Aufnahmen von Alfred Cortot, und sie gefallen mir sehr, vor allem wenn Cortot Chopin spielt. Das nenne ich noch Chopin!! Für mich einer der besten Chopininterpreten. Heute geht es nur darum fehlerfrei und technisch einwandfrei zu spielen. Bei den früheren Pianisten war das nicht der Fall. Da hört man ab und zu auch Fehler bei den Aufnahmen. Sie konnten auch richtig spielen, aber sie legten keinen so großen Wert darauf. Sie schätzten bei Ihrer Interpretation viel mehr andere Werte.

Aber noch mehr kenne ich die Aufnahmen von Liszt's Schüler, wie Emil von Sauer usw. Ich denke die Interpretationen von den Schülern von Liszt lassen schon etwas erahnen, wie Liszt gespielt haben könnte.

Es gibt da eine Aufnahme von einer Ungarischen Raphsodie von Liszt, die ein Schüler von Liszt spielte, weiß jetzt leidern nicht den Namen des Pianisten, (habs schon lange nicht mehr angehört) bei der man sagt, sie käme Liszt's Interpretation sehr ähnlich.

Somit kann man sich ungefähr ein Bild machen, wie Liszt gespielt haben möge.

Außerdem war er ein Star! Und was man in seiner Biografie so ließt, mochte ihn jeder, egal wo er spielte, und die Leute umjubelten ihn.

Warum sollte ich ihn also nicht mögen? Nur weil es heute nicht mehr der Stil ist, wie die heutigen Pianisten interpretieren?

Und ich denke vieles verraten auch seine Kompositionen. Es war ein Mensch mit sehr viel Herz und wo ich soviel Symphatie in seinen Kompositionen finde, und wenn ich Symphatie in einem Menschen entdecke, gefallen mir auch seine Interpretationen am Klavier.

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das sagt aber nichts über sein Klavierspiel aus. Nur über die Klaviere. Schon Beethoven hat massenhaft Klaviere ruiniert...

Da hast Du Recht!

Das sind nämlich zwei paar Stiefel. (Zwei unterschiedliche Themen über Franz Liszt)
Das eine ist die Spekulationen über seine Interpretation,
das andere, daß die Klaviere noch nicht für seine neue entwickelte Technik stabil genug gebaut waren. Das hat nichts mit der Interpretation zu tun. Da muß man kein großartiger Pianist sein, um solche Klaviere demolieren zu können.

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Warum sollte ich nicht die Interpretation von Franz Liszt mögen, wenn ich sie kennen würde? Muß ich den Interpretationesstil lieben, der mir heute aufgepropft ist, oder darf ich selbst entscheiden, welche Interpretation ich liebe?

Mögen ja, aber muss es denn imer gleich der/die/das Beste sein? Und deine Meinung über Liszt ist ja eigentlich noch sehr viel mehr aufgepropft als jene die du ansprichst. Denn die eine sind nachvollziehbare Tondokumente, über die man sich auch seine eigene Meinung bilden kann, die andere resultiert aus Legendengeschichtsschreibung. In der Erzählung werden Leistungen häufig mystifiziert. Dass er ein Star war, sagt überhaupt nichts. Lang Lang ist auch ein Star, aber sein Spiel ist sicher nicht der heilige Gral der Musikinterpretation.

Ich möchte deinen Geschmack nicht angreifen nur die damit verbundenen Superlative. Bei einer Sache bin ich mir jedoch sicher: Liszts Technik wäre heute nichts Besonderes mehr, und viele seiner Paraphrasen, die ausschließlich als akrobatische Kunststückchen komponiert wurden, würden moderne Pianisten souveräner meistern.

Ich hoffe das wird nicht falsch aufgefasst.

Schönes Osterfest
 
Mein absoluter Lieblingspianist ist Adam Gyorgy.
Der spielt Liszt doch immer noch am schönsten.
 

Ich bin seit dem letzten Konzert sehr angetan von Denis Matsuev.
Ist mir ein Rätsel, dass man hierzulande nicht von ihm spricht.

Der Hartmut
 
Ich denke nur, das unsere Vorstellung wie ein Stück zu spielen sei, meilenweit von der des 19. Jahrhunderts entfernt ist. Als einziges Indiz kann ich die wenigen Aufnahmen Cortots, Busonis und ähnlicher im vorletzten Jh. geborenen Pianisten anführen. Wie schon gesagt, es geht nicht um eine Bewertung der Interpretationen, aber sie weichen teilweise drastisch von unserem Verständnis des Gespielten ab.
Du beurteilst die Spielweise, und dies soll keine Bewertung der Interpretation sein? Irgendwie riecht dein Beitrag nach Kritisieren aber nicht dafür gerade stehen wollen.
Ach, hat es bei Cortot-Aufnahmen einige falsche Noten? Finde ich nicht erstaunlich, denn damals hatte man aus technischen Gründen nur einen oder ganz wenige Versuche zum Aufnehmen, zudem mussten ganze Reihen von Werken an wenigen Tagen eingespielt werden. Meine Klangvorstellung der Klaviermusik Chopins entspricht ziemlich genau dem einmaligen Klang Cortots. Lieber einige falsche Noten und dafür ein hundertmal inspirierteres Klavierspiel. Weiter sollte es eigentlich klar sein, dass die heute existierenden Aufnahmen von Busoni keinesfalls dem entsprechen, wie es damals klang. Denn die noch vorhandenen Tonträger entsprechen aus technischen Gründen nicht mehr dem, was die Busoni-Schüler über das Spiel ihres Lehrers erzählten und was er selber schrieb.
Wie intensiv sich Cortot und Busoni mit der Klaviermusik auseinandergesetzt haben, zeigt sich in ihren Studienausgaben, die ein wahrer Schatz sind, wenn man sie richtig anzuwenden weiss. (D.h. nicht einfach alles spielen, wie es darin steht, sondern verstehen, aus welchen musikalischen oder technischen Gründen es Busoni resp. Cortot so notiert hat.) Da findei ich es stossend, wie heute besserwisserisch über sie hinweggerichtet wird. Bemerkenswert, dass musikalische Nachfahren weniger Generationen von Busoni oder Cortot heute noch super beim Publikum ankommen, obwohl ihr Spiel nicht dem heutigen Verständnis entsprechen soll.
Ich weiss, heutzutage sollen Bach, Mozart, Beethoven, Chopin und Debussy die gleiche Klangfarbe haben, das ist "unser Verständnis", wie du es nennst.
Tatsache ist, dass Busoni oder Cortot nur wenige Generationen nach den Komponisten gelebt haben und deshalb sehr nahe zu ihrer Musik standen und diese ziemlich authentisch spielen konnten, genauso wie z.B. die Liszt-Schüler wussten, wie sich ihr Lehrer seine Stücke vorstellte.
Apropos Liszt: Obwohl du betonst, dass man Liszt's Interpretationen nicht beurteilen kann, da keine Tonträger vorhanden sind, scheinst du zu wissen, dass man heute seine Paraphrasen eleganter spielt.
Zum Klavierspielen gehört nicht nur Wunderkind-Technik, sondern v.a. Musikalität. Dafür ist es nicht wichtig, ob man nun mit 6 Jahren wie Liszt oder mit 1.5 Jahren zu spielen beginnt.
Zum Vergleich mit Lang Lang: wird man von ihm noch in 150 Jahren reden? Wohl kaum. Aber Liszt ist heute noch als Komponist wie als Pianist ein Begriff. Alleine die grosse Zahl an bedeutenden Schülern zeigt, dass er ein vorzüglicher Pianist gewesen sein MUSS. Wer sagt, das sei Legende, der verkennt die ganze Pianistentradition über ein Jahrhundert hinweg.

Ich bin der Meinung, dass man Pianisten von vor 150 Jahren nur schwer mit solchen von heute vergleichen kann, man müsste beide live hören können, was ja nicht möglich ist. Ich wehre mich aber wehement dagegen, wie hier über die ganz Grossen der Pianistik geredet wird.
Als Erinnerung: aus der Liszt-Schule stammen Pianisten wie Bülow, Arthur Rubinstein, Kempf, Edwin Fischer, Arrau, Albeniz, von Sauer, Rosenthal, Stefan Ashkenazy oder Backhaus. Zumindet ich verstehe Klaviermusik zu einem grossen Teil so, wie sie von diesen Leuten interpretiert wird, und da bin ich sicher nicht der einzige, im Gegenteil: Viele Aufnahmen von ihnen gelten als Referenz. Und da soll das Klavierspiel von Franz Liszt nicht unserem Geschmack, unserer Vorstellung entsprechen???
 
Ich denke nur, das unsere Vorstellung wie ein Stück zu spielen sei, meilenweit von der des 19. Jahrhunderts entfernt ist. Als einziges Indiz kann ich die wenigen Aufnahmen Cortots, Busonis und ähnlicher im vorletzten Jh. geborenen Pianisten anführen. Wie schon gesagt, es geht nicht um eine Bewertung der Interpretationen, aber sie weichen teilweise drastisch von unserem Verständnis des Gespielten ab.
LG Marcel

Du beurteilst die Spielweise, und dies soll keine Bewertung der Interpretation sein? Irgendwie riecht dein Beitrag nach Kritisieren aber nicht dafür gerade stehen wollen.
Ach, hat es bei Cortot-Aufnahmen einige falsche Noten? Finde ich nicht erstaunlich, denn damals hatte man aus technischen Gründen nur einen oder ganz wenige Versuche zum Aufnehmen, zudem mussten ganze Reihen von Werken an wenigen Tagen eingespielt werden. Meine Klangvorstellung der Klaviermusik Chopins entspricht ziemlich genau dem einmaligen Klang Cortots. Lieber einige falsche Noten und dafür ein hundertmal inspirierteres Klavierspiel. Weiter sollte es eigentlich klar sein, dass die heute existierenden Aufnahmen von Busoni keinesfalls dem entsprechen, wie es damals klang. Denn die noch vorhandenen Tonträger entsprechen aus technischen Gründen nicht mehr dem, was die Busoni-Schüler über das Spiel ihres Lehrers erzählten und was er selber schrieb.
Wie intensiv sich Cortot und Busoni mit der Klaviermusik auseinandergesetzt haben, zeigt sich in ihren Studienausgaben, die ein wahrer Schatz sind, wenn man sie richtig anzuwenden weiss. (D.h. nicht einfach alles spielen, wie es darin steht, sondern verstehen, aus welchen musikalischen oder technischen Gründen es Busoni resp. Cortot so notiert hat.) Da findei ich es stossend, wie heute besserwisserisch über sie hinweggerichtet wird. Bemerkenswert, dass musikalische Nachfahren weniger Generationen von Busoni oder Cortot heute noch super beim Publikum ankommen, obwohl ihr Spiel nicht dem heutigen Verständnis entsprechen soll.
Ich weiss, heutzutage sollen Bach, Mozart, Beethoven, Chopin und Debussy die gleiche Klangfarbe haben, das ist "unser Verständnis", wie du es nennst.
Tatsache ist, dass Busoni oder Cortot nur wenige Generationen nach den Komponisten gelebt haben und deshalb sehr nahe zu ihrer Musik standen und diese ziemlich authentisch spielen konnten, genauso wie z.B. die Liszt-Schüler wussten, wie sich ihr Lehrer seine Stücke vorstellte.
Apropos Liszt: Obwohl du betonst, dass man Liszt's Interpretationen nicht beurteilen kann, da keine Tonträger vorhanden sind, scheinst du zu wissen, dass man heute seine Paraphrasen eleganter spielt.
Zum Klavierspielen gehört nicht nur Wunderkind-Technik, sondern v.a. Musikalität. Dafür ist es nicht wichtig, ob man nun mit 6 Jahren wie Liszt oder mit 1.5 Jahren zu spielen beginnt.
Zum Vergleich mit Lang Lang: wird man von ihm noch in 150 Jahren reden? Wohl kaum. Aber Liszt ist heute noch als Komponist wie als Pianist ein Begriff. Alleine die grosse Zahl an bedeutenden Schülern zeigt, dass er ein vorzüglicher Pianist gewesen sein MUSS. Wer sagt, das sei Legende, der verkennt die ganze Pianistentradition über ein Jahrhundert hinweg.

Ich bin der Meinung, dass man Pianisten von vor 150 Jahren nur schwer mit solchen von heute vergleichen kann, man müsste beide live hören können, was ja nicht möglich ist. Ich wehre mich aber wehement dagegen, wie hier über die ganz Grossen der Pianistik geredet wird.
Als Erinnerung: aus der Liszt-Schule stammen Pianisten wie Bülow, Arthur Rubinstein, Kempf, Edwin Fischer, Arrau, Albeniz, von Sauer, Rosenthal, Stefan Ashkenazy oder Backhaus. Zumindet ich verstehe Klaviermusik zu einem grossen Teil so, wie sie von diesen Leuten interpretiert wird, und da bin ich sicher nicht der einzige, im Gegenteil: Viele Aufnahmen von ihnen gelten als Referenz. Und da soll das Klavierspiel von Franz Liszt nicht unserem Geschmack, unserer Vorstellung entsprechen???

Danke Primzahl, für diesen ausführlich lesenswerten Bericht!
Ich bin absolut Deiner Meinung!

Gerade Schüler von Franz Liszt verraten, welch großartiger Pianist Franz Liszt gewesen sein muß. Vor allem wie Du es sagst gehören zum Klavierspiel nicht nur Wunderkindtechniken, sondern vor allem Musikalität, die bei Fanz Liszt einzigartig gewesen sein muß!

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@ Primzahl:

100% agree!

Von wo in der Schweiz kommst du? Kann es sein, dass wir uns kennen? Kannst mir auch per PN antworten...
 
Seit gestern läuft die zweite Runde, und gerade vorhin hat David Fung gespielt.

Ich würde mein Ausgangs- bzw. Eingangsposting nun doch noch gerne insofern relativieren, daß ich auch nichts dagegen hätte, wenn der 1.Preis zwischen David Fung und Roman Rabinovich geteilt wird :)

Das Brahms Klaviertrio mit Roman Rabinovich am Freitag war phänomenal gut!
 
Du beurteilst die Spielweise, und dies soll keine Bewertung der Interpretation sein? Irgendwie riecht dein Beitrag nach Kritisieren aber nicht dafür gerade stehen wollen.

Was hat die Beurteilung der Spielweise mit der Bewertung der Interpretation zu tun? Ich habe lediglich festgestellt, das Liszt die Stücke völlig anders gespielt hat als wir dies heute gewohnt wären, und das ich die Aussage:

Gäbe es Tonaufnahmen, bin ich sicher, daß er zu 100 Prozent für mich der beste Pianist gewesen wäre.

für unsinnig halte. Vor allem wenn ein "Kriterium" dafür lautet, wieviele Klaviere Liszt kaputt gespielt hat.



Ach, hat es bei Cortot-Aufnahmen einige falsche Noten? Finde ich nicht erstaunlich, denn damals hatte man aus technischen Gründen nur einen oder ganz wenige Versuche zum Aufnehmen, zudem mussten ganze Reihen von Werken an wenigen Tagen eingespielt werden. Meine Klangvorstellung der Klaviermusik Chopins entspricht ziemlich genau dem einmaligen Klang Cortots.

Ich habe über Cortots falsche Noten kein Wort verloren. Mir gefällt die Aufnahme von Chopins Preludes op.28 auch. Wenn ich mich in meinem Text irgendwo über Cortots Spiel negativ geäussert habe, wüsste ich gern wo.


Bemerkenswert, dass musikalische Nachfahren weniger Generationen von Busoni oder Cortot heute noch super beim Publikum ankommen, obwohl ihr Spiel nicht dem heutigen Verständnis entsprechen soll.
Ich weiss, heutzutage sollen Bach, Mozart, Beethoven, Chopin und Debussy die gleiche Klangfarbe haben, das ist "unser Verständnis", wie du es nennst.

Ich bin überhaupt nicht der Ansicht, dass genannte Komponisten die gleiche Klangfarbe haben sollen und noch weniger hat diese Aussage mit "unserem Verständnis" zu tun. Bei Bach finde ich bsw. die Romantisierungen der meisten Pianisten für falsch und mag lieber das trockene, glasklare Spiel Goulds. Und dass man Debussy und Beethoven nach "unserem Verständnis" angeblich mit der gleichen Klangfarbe spielt ist natürlich völliger Unsinn.


Tatsache ist, dass Busoni oder Cortot nur wenige Generationen nach den Komponisten gelebt haben und deshalb sehr nahe zu ihrer Musik standen und diese ziemlich authentisch spielen konnten, genauso wie z.B. die Liszt-Schüler wussten, wie sich ihr Lehrer seine Stücke vorstellte.

Rachmaninoff hatte auch eine klare Vorstellung davon, wie seine Werke gespielt werden sollten; - bis er Horowitz gehört hat. Die Intentionen des Komponisten stehen in den Noten und was ein Pianist daraus machte ist eine andere Sache. Jedenfalls ist die historische Nähe zum Komponisten kein Beweis für interpretatorische Authentizität; wenn es so etwas überhaupt gibt.


Apropos Liszt: Obwohl du betonst, dass man Liszt's Interpretationen nicht beurteilen kann, da keine Tonträger vorhanden sind, scheinst du zu wissen, dass man heute seine Paraphrasen eleganter spielt.
Zum Klavierspielen gehört nicht nur Wunderkind-Technik, sondern v.a. Musikalität. Dafür ist es nicht wichtig, ob man nun mit 6 Jahren wie Liszt oder mit 1.5 Jahren zu spielen beginnt.

A) Ich habe nicht von Eleganz gesprochen sondern bin ausdrücklich nur auf die technische Seite eingegangen. B) Die Konzertparaphrasen sind Klavierakrobatik, effektvolle Zugabenummern um das Publikum zu begeistern. Diese Stücke sind auf diesen Effekt hin komponiert. Die technische Seite spielt hier eine größere Rolle, als in Liszts anderen Kompositionen. Mir ging es nur darum aufzuzeigen, das Liszt ein Mensch war und nicht irgendein mystisch überhöhter Supervirtuose. Sein Spiel war gewiss erstaunlich, aber die Technik spielt da eine untergeordnete Rolle. In diesem Thread wurde aber gerade wegen der Schwierigkeiten des Lisztschen Klavieroevres behauptet er müsse der Größte überhaupt gewesen sein. Und ich habe nur dezent angemerkt, das seine Technik heute nicht mehr unübertrefflich sein würde. Das ist eine logische Konsequenz mehrerer Faktoren, die ich weiter oben bereits erläutert habe.


Zum Vergleich mit Lang Lang: wird man von ihm noch in 150 Jahren reden? Wohl kaum. Aber Liszt ist heute noch als Komponist wie als Pianist ein Begriff. Alleine die grosse Zahl an bedeutenden Schülern zeigt, dass er ein vorzüglicher Pianist gewesen sein MUSS. Wer sagt, das sei Legende, der verkennt die ganze Pianistentradition über ein Jahrhundert hinweg.

Ich bin ebenfalls von Lang Lang abgerückt, aber das wurde wohl überlesen. Dass Liszt ein vorzüglicher Pianist gewesen ist, habe ich nie bestritten. nur, das er der Beste gewesen ist. Denn so etwas gibt es für mich nicht. Für mich zählen Interpretationen.

Warum auf meinem Beitrag herumgehackt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Aber vielleicht klärt mich ja jemand auf.

Grüße
 
für unsinnig halte. Vor allem wenn ein "Kriterium" dafür lautet, wieviele Klaviere Liszt kaputt gespielt hat.

Ich habe bereits geschrieben, daß das zwei paar Stiefel sind, zwei unterschiedliche Themen!! Daß Liszt Klaviere kaputt gespielt hat, sagt nichts über seine Klaviertechnik und seinen Interpretationen aus, sondern daß die Klaviere noch nicht stabil genug waren.
Warum auf meinem Beitrag herumgehackt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Aber vielleicht klärt mich ja jemand auf.

Da brauchst Du Dich nicht wundern, wenn ich Dir zum 1000sten Mal erkläre, daß es sich um zwei verschiedene Themen handelt und daß die Qualität des Klavierspiels nichts über das Demolieren von früheren noch nicht stabilen Flügeln aussagt!

Ich glaube da steckt eher jemand dahinter, der die einzigartigen wunderschönen Klavierwerke von Franz Liszt nicht mag, und die Situation ausnützt, daß es keine Tonaufnahmen von Franz Liszt gibt, um damit zu behaupten, Liszt hätte eigentlich gar nicht so einzigartig gespielt, wie wir uns das immer vorstellen würden.

Franz Liszt war neben Frédéric Chopin einer der besten Klavierkomponisten und wird mit Sicherheit auch der beste Pianist gewesen sein, den es je auf der Welt gab!

Ich liebe Franz Liszt!
Als Klavierkomponist! Und als Pianist hätte ich ihn sicherlich sogar noch mehr geliebt!
Und ich werde hinter ihm stehen!

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Na, da hab ich ja eine diskussion entfacht...

Ich denke, für die damalige Zeit war die Spielweise (technik+interpretationsstil) von Liszt neu. Deswegen denke ich, kann man die Kommentare seiner Zeitgenossen auch nicht mit den heutigen Maßstäben vergleichen. Aber ich denke, er ist wohl einer der ersten, der der heutigen Spielweise am nächsten gekommen ist (vielleicht schon Chopin).
 
Ich glaube da steckt eher jemand dahinter, der die einzigartigen wunderschönen Klavierwerke von Franz Liszt nicht mag, und die Situation ausnützt, daß es keine Tonaufnahmen von Franz Liszt gibt, um damit zu behaupten, Liszt hätte eigentlich gar nicht so einzigartig gespielt, wie wir uns das immer vorstellen würden.

Franz Liszt war neben Frédéric Chopin einer der besten Klavierkomponisten und wird mit Sicherheit auch der beste Pianist gewesen sein, den es je auf der Welt gab!

Also diese Unterstellung kann ich so ganz sicher nicht stehen lassen. Liszt ist ein ganz wichtiger Wegbereiter der modernen Musik, und seine h-moll Sonate ist für mich ein Gipfel der Klavierliteratur. Wenn es noch nicht so ganz angekommen ist: ich wehre mich nur gegen Superlative, die aus der Luft gegriffen werden. Wie kommst du denn zu der Feststellung, dass er "mit Sicherheit auch der beste Pianist gewesen" ist, "den es je auf der Welt gab!"? Ich verstehe ja, wenn man als junger Mensch, der du mittlerweile ja nicht mehr bist, ein wenig Idolatrie betreibt. Und in gewisser Weise ist dies sogar nützlich, denn im Bestreben jemandem nachzueifern kommt man selbst auch ein ganzes Stück weiter. Ich wäre ein Lügner, würde ich behaupten, das ich selbst nicht auch einmal irgendeinen Pianisten vergöttert hätte. Und sicher gibt es immer noch Interpreten, die ich bevorzuge. Aber ich würde mich hüten irgendeinen von ihnen über alle zu stellen. Und Liszt selbst würde sich wohl eher als Komponist verstehen, denn als Pianist. Wie auch immer; ich kapituliere.

LG Marcel
 

Zurück
Top Bottom