Das untemperierte Clavier

Ich finde das hochinteressant! Wie funktioniert die Umschaltung mit dem linken Pedal? Hast du die Einzelsaiten eines Chores jeweils anders gestimmt und die Verschiebung so reguliert, dass jeweils nur eine Saite angeschlagen wird? Mir ist das nicht ganz klar.
 
Ich finde das hochinteressant! Wie funktioniert die Umschaltung mit dem linken Pedal? Hast du die Einzelsaiten eines Chores jeweils anders gestimmt und die Verschiebung so reguliert, dass jeweils nur eine Saite angeschlagen wird? Mir ist das nicht ganz klar.

Das wäre toll! Allerdings müsste ein solches Klavier, bei dem jeweils nur eine Saite angeschlagen wird, wohl noch gebaut werden... finde ich allerdings eine sehr gute Idee. Bisher ist leider alles digital. Allerdings ist die Simulation (Pianoteq) ziemlich gut. Und ich habe ein echtes (Schimmel-)Klavier mit nachträglich eingebauter Silentfunktion, die auch einen Midi-Ausgang hat. Pianoteq kann man so programmieren, dass beim drücken des Pedals die Stimmung umschaltet. Bei Interesse kann ich dir die Stimmungs-Files schicken. (Allerdings ist das Programm kostenpflichtig; in der Testversion muss man alle 20 Minuten neustarten und einige Tasten funktionieren nicht...)
 
Interessieren würde es mich schon, aber ich habe kein Digi oder Keyboard, mit dem ich ein wenig experimentieren könnte. Aber ich werde bestimmt darauf zurückkommen!
 
Ok, Klischee-Reaktion, passend zur politischen Gesinnung. Wahrscheinlich hätte man dir ein beliebiges mikrotonales Stück vorsetzen können und die Reaktion wäre dieselbe gewesen.

Versuch doch mal, es aus seiner Perspektive zu sehen: Der arme Kerl kennt aus seinem grauen Alltag keine reinen Intervalle außer Primen und Oktaven.
 
Ich finde das Stück absolut interessant und auf ganz eigene Weise schön, obwohl ich es nicht verstehe. Manche der Klänge finde ich zwar ziemlich befremdlich (liegt wohl an mangelnder Hörgewohnheit), andere Klänge finde ich absolut faszinierend und musste sie mir direkt mehrmals anhören (z.B. die Stelle am Ende von Seite 3, von 3:44 bis 3:52 in deiner Aufnahme). Jetzt fehlt nur noch eine brauchbare Lösung, um es an einem "echten" Instrument (inkl. Raumakustik etc.) umsetzen zu können. Schön! :kuscheln:
 
Ja, hast ganz toll ne Katze über die Tasten laufen lassen!

Die Katze, die soo über die Tasten stolzieren kann, möchte ich sehen! Niemals!

Ich hatte aufgrund der Kommentare experimentelle "Musik" mit nervigen Tönen ohne jede Ordnung erwartet, es aber trotzdem gewagt, hineinzuhören. Zum Glück, denn ich höre mir das Stück gerade zum dritten Mal an!

Ich finde, es klingt interessant im positiven Sinne und löst in mir eine angenehm ruhige Stimmung aus. Schade, dass es sich mit meinem Instrument nicht nachspielen lässt.
 

Der Titel im Video heißt "Das umtemperierte Clavier". Ist es nun untemperiert oder umtemperiert?

Es ist einfach mal derart verstimmt daß keine Zuordnung möglich ist. Der TE mag uns ja auch ned verraten welche historische Stimmung dies sei. Ich habe selbst mit historischen Stimmungen experimentiert, insbesondere mit Werckmeisterr III, aber des was hier der TE erstellt hat, ist für mich ned nur unbekannt sondern auch unbrauchbar - des selbe gilt übrigens auch für die sogenannte Musik - von schief nach schräg auf einem kaputten Klavier spielen....mei, des schaffen auch Babys.

LG
Henry
 
Im Eingangsbeitrag schrieb ich:

(Ideal wären natürlich geteilte Tasten wie bei manchen Cembali..."

letztes Jahr konnte ich diese Vision verwirklichen:



 
Eigentlich sollte es mit so einem Instrument möglich sein in reiner Stimmung die Grundtonart etwas zu verlassen ohne gleich verstimmt zu klingen.

Du sagtest: "infolgedessen ist bei 12 Tasten der Tonvorrat leider sehr beschränkt –ein Problem, für das ich noch eine Lösung finden muss. (Ideal wären natürlich geteilte Tasten wie bei manchen Cembali...)"

Jetzt hast Du das Instrument, das Problem aber damit nicht gelöst. Anscheinend willst Du gar nicht den Klang der reinen Stimmung oder hast Du die falschen Tasten gedrückt? Vielleicht sollte das Instrument aber auch vorher mal gestimmt werden. Oder geht es Dir um Effekthascherei?
 
Zuletzt bearbeitet:
In dem Stück sind fast alle Intervalle reine, nur vier Septimen sind gemittelt (und ergeben so enharmonisch verwechselt vier weitere). Natürlich gibt es aber auch reine Intervalle jenseits der offenbar von dir erwarteten Primzahlen bis 5, also etwa 7:6, 7:4, 10:7, 12:7 usw.
Dass du nach einer Grundtonart verlangst, ist sehr anachronistisch. Reinheit und konsonanten Intervallverhältnisse sind nicht abhängig von einer Tonart im engeren Sinne. Außerdem schöpft jede auch noch so der Euphonie huldigende Musik auch aus Dissonanzen.
 
Dazu dann noch zwei Fragen:
In was für einer Stimmung war denn das Cembalo an der Musik Akademie in Basel gestimmt als Du die Einspielung machtest?
Kannst Du mal die Deiner Aussage nach fast alle rein gestimmten Intervalle einzeln spielen?
Ich höre da nämlich alles andere als "rein".

Ich verstehe nicht was Du mit Deinem Spiel bezweckst. Der Sinn einer gebrochenen Tastatur ist doch, reine Akkorde in mehreren Tonarten spielen zu können.
Oder geht es Dir nur um den Effekt des Verstimmten? :müde:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Cembalo hab ich für die Einspielung entsprechend gestimmt; normalerweise ist es 31-stufig-mitteltönig gestimmt.
Die Intervalle, die ich oben genannt habe, findest du sicher zum Anhören im Internet, wenn du googlest...

"reine Akkorde in mehreren Tonarten spielen zu können" – ja, das war der Sinn der Instrumente im 17. Jahrhundert. Die Kunstmusik basiert aber ja schon seit langem nicht mehr auf "Tonarten" im alten Sinne. Und was sind reine Akkorde? Nur Dur und Moll?

Was wir als rein empfinden, ist vor allem Konditionierung. Die Septime 7:6 ist akustisch viel reiner (schwebungsfreier) als die übliche 14:9 (erst recht, wenn sie noch temperiert ist). Trotzdem empfinden viele erstere als falsch, weil sie sie nicht gewohnt sind.

Das beste Beispiel ist ja das Klavier: die Terzen sind grauenhaft, brummen ohne Ende, aber man hat sich daran gewöhnt. Wenn man eine Weile mitteltönig spielt (z. B. am Cembalo) und sich dann ans Klavier setzt, erschickt man förmlich. Einem Freund von mir (und professionellen Pianisten) ging es schon nach 3 Minuten so.
 

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