Das Klavierkonzert der Zukunft

Ich beschäftige mich in letzter Zeit auch sehr mit klassischen Konzerten und frage mich, ob es sehr verpönt wäre, wenn man auf ner open stage im Pub mit seinem Klassik-Ensemble spielen würde. Einfach so tun, als wäre es genauso "Musik für's Volk", genau wie schöne Pop/Folksongs auch. Ich mag beides und brauch für Klassik nicht den "biederen" Konzertsaal mit einem Publikum, das in der Pause mit seinen musikalischen Kenntnissen auftrumpfen muss (sorry, aber ich hasse die Pausen von Klassikkonzerten, einfach abartig, wie manche da mit ihren Sektgläsern stehen und meinen, sie hätten die Musik besser verstanden, als der Künstler).
Zu Mozarts Zeiten hat man während des Konzertes gespeist, getrunken, geredet. Es war nicht diese anbetende Stille vorhanden, die wir heute kennen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich es als schön empfinde, Klavier zu spielen, während andere schmatzen und lachen, doch wäre es vielleicht wieder an der Zeit, die klassische Musik von ihrer erhobenen Stellung zu holen und sie auch an den "einfachen" Mann zu bringen, damit sie wieder zum Leben dazu gehört und ihr eingestaubtes Image verliert.

Ich habe gerade nicht das Gefühl, die richtigen Worte gefunden zu haben, aber vielleicht versteht mich ja trotzdem einer.

Schlaft gut,
Pianika
 
Ich denke gerade über mich und meine Beziehung zu z.B. Techno oder Metal nach... da besteht nämlich überhaupt keine Verbindung. Da könnte ich mir noch so viel reinziehen (und in Sachen Metal sollten mich Links zu einigen Stücken z.B. auf den Geschmack bringen) aber ich kann überhaupt kein Interesse oder eine Liebe für diese Genre entwickeln.

Ich wäre sicherlich bei z.B. einer schnellen Gitarrenpassage in irgendeinem Metalsong unbewusst beeindruckt, aber wenn mich die eigentliche Musik nicht anspricht wird diese Bewunderung ziemlich schnell erdrückt von dem Missfallen der Musik gegenüber.

Insofern kann ich zwar nicht nachvollziehen, warum manche Leute klassische Musik nicht mögen, ich kann aber versuchen, mich in die Lage der Leute hineinzuversetzen und nach vergleichbaren Beispielen in meinem Leben zu suchen. Und so kann ich wenigstens versuchen, in etwa die Abneigung gegenüber Klassik auf meine Abneigung gegenüber dieser und jener Musik zu beziehen. Was denkt ihr darüber?

Was wäre schlimm für nicht-Fans von Klassik, wenn die klassische Musik von heute auf morgen verschwinden würde?

Eine schöne Frage... mir fällt darauf nur etwas ein, was ich vor einer Zeit mal gehört habe:

Angeblich erinnere gerade Metal-Musik kompositionstechnisch sehr stark an Bach-Fugen. Weiß da jemand was darüber? Eine seltsame Aussage...

Ist zwar keine Antwort auf die Frage, aber ich wüsste auch keine... und bin mittlerweile zu müde um mir noch eine auszudenken...
 
Angeblich erinnere gerade Metal-Musik kompositionstechnisch sehr stark an Bach-Fugen. Weiß da jemand was darüber? Eine seltsame Aussage...

http://www.youtube.com/watch?v=kUwO9xkyDnA

ist zwar kein Metal aber vielleicht hilft es zum Verständnis. Metal mag ich nicht, deswegen kann ich keine Beispiele nennen. Aber vielleicht ist ja sowas gemein(t) (worauf die Bemerkung Wanjas gut paßt):

http://www.youtube.com/watch?v=xhbb8WVWzNk

und hier wäre alla Turca à la Rock (vorsicht, das ist richtig schmerzhaft!):

http://www.youtube.com/watch?v=eCMSydlCNhA

Bach wird übrigens regelmäßig in jeder Art von Musik "verheizt".

Der hier ist witzig, paßt aber eigentlich nicht zum Thema:

http://www.youtube.com/watch?v=4eCwylpnMSI&feature=related
(ab 2:35 wird es deutlicher)

So, ich glaube, sowas ist gemeint:

http://www.youtube.com/watch?v=zSdxwTOJJfw&feature=related
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Des öfteren fällt in diesem Thread das Argument: "Es gefällt" oder "es gefällt nicht". Aber ist "gefallen" wirklich ein Kriterium für Kunst? Ich finde, Kunst hat das Recht und die Pflicht, Ansprüche an den Menschen zu stellen, und der Mensch kann an diesen Ansprüchen wachsen, weil er sein Urteilsvermögen schärft.

Leider ist es heutzutage eher so, daß es nicht mehr statthaft ist, Ansprüche zu stellen. Allenfalls der Konsument darf noch Ansprüche geltend machen, nämlich unterhalten zu werden. Und dementsprechend wird auch Kunst heruntergebrochen auf den kleinsten Nenner "gefallen".

Nein, Rubens' übergewichtige Frauen gefallen mir nicht, ebensowenig die Kriegsbilder von Otto Dix, aber deswegen schätze ich sie doch! Kann Schönbergs "Überlebender aus Warschau" gefallen? Aber es ist eindrucksvolle Musik!

Also befreit die Kunst und Musik aus der Wohlfühl-, Kuschel- und Schmuseecke!

PS: In dem Zusammenhang fällt mir ein (ohne irgendeinem Fundamentalismus das Wort reden zu wollen): Von allen Sekten und Religionen haben diejenigen den größten Zulauf, die sich strengster Observanz rühmen ...
 
Des öfteren fällt in diesem Thread das Argument: "Es gefällt" oder "es gefällt nicht". Aber ist "gefallen" wirklich ein Kriterium für Kunst? Ich finde, Kunst hat das Recht und die Pflicht, Ansprüche an den Menschen zu stellen, und der Mensch kann an diesen Ansprüchen wachsen, weil er sein Urteilsvermögen schärft.

Also befreit die Kunst und Musik aus der Wohlfühl-, Kuschel- und Schmuseecke!

Das passt schon fast in "Warum spielen wir Klavier?". Mit dem übersteigerten Kunstbegriff konnte ich noch nie etwas anfangen. Musik hat für sich genommen keinen Nutzen, sie macht uns nicht satt o.ä. Es geht bei Musik, wie auch bei vielen anderen Dingen (Schauspiel, ...) nur darum, unser Leben zu verschönern und da hat jeder andere Vorlieben.

Wenn es Klavierspieler in einem traurigen Moment zur Mondscheinsonate zieht, zieht es andere zu Florian Silbereisen und seinen Kumpanen. Ich kann nicht behaupten, dass ich gegenüber dieser "Haudrauf" Volksmusik tolerant wäre, ich verabscheue sie, aber objektiv gesehen gibt es keinen Wertigkeitsunterschied außer der Komplexität der Musik.

Du wirst diese Meinung wahrscheinlich nicht teilen, aber, was ist aus deiner Sicht der Sinn der Musik?
 
gefallen

Ich spiele Klavier „zum Ausgleich“, zum Ausgleich für alle Verrücktheiten meines übrigen Lebens, zum Ausgleich für viele Tragik, die ich in der Schule, bei vielen Kindern und bei vielen Familien sehe und erleben muss. Ich muss dazu nicht warten, bis ich die Tagesschau sehe.

Da will ich am Klavier „Schönes“ haben, da gehört durchaus auch ein Trauermarsch o.ä. dazu. Einfach was, was mir „gefällt“. Ich will in meiner Freizeit mich nicht unbedingt auch noch mit Problembeladenem herumschlagen, auch wenn das noch berechtigterweise den Anspruch hat „Kunst“ zu sein.

Vermutlich kommt in diesem Thread so oft der Ausspruch „gefallen“ vor oder überhaupt der Wunsch, dass Kunst, auch bildende, gefallen sollte.

Nix für ungut! Walter
 
Ein Konzert mit essen und trinken

Bei uns in der Gegend gibt es eine ehemalige Mühle, die unten einen Raum für Kleinkunstvorführungen hat. Mit etwas schwergängigem Flügel. Mit Bewirtung.

Ich bin mit der Idee dort aufgetaucht, einen ungarischen Abend zu veranstalten. Letztendlich konnten die Leute ungarisch essen, passendem Wein dazu haben und mein Part waren insgesamt 8 Ungarische Rhapsodien, dazwischen ab und zu kleine Erläuterungen. Das war gut zu machen, da die Bühne vom Bedienungsbetrieb etwas abgesetzt ist. Nach der Pause hatten die Leute fertig gegessen, da war Ruhe im Raum und die Besucher saßen weiter bei ihrem Glas Wein an den Tischen.
Das Ganze war gleichzeitig als Benefitzveranstaltung für einen Kindergarten gemacht.

Kam sehr gut an, nur die Werbung war nicht gut, es hätten locker noch mehr Leute da sein können, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Habt Ihr Erfahrungen mit attraktiven Konzertformen? Ran an die Tasten und schreibt, was das Zeug hält! Walter
 
Du sprichst davon, dass Menschen die Klassik hören, "gebildeter und vernünftiger" sind. Ergo wären dann Leute die keine Klassik hören dumm. Und ein Mensch der nicht gerade einen Dr. Titel hat ( bitte nicht vergessen, gebildet ungleich intelligent ! ) kann zwar Klassik hören, versteht sie aber aufgrund seiner fehlenden stunden in der Biblio nicht ?

Diesen Umkehrschluss darf man nicht ziehen, es entspricht nicht den Gesetzen der Logik ;)
Menschen, die ins Klassikkonzert gehen, sind oft geblidet. Warum? Weil sie durch ihre Bildung ausreichend Geld dazu haben (mal ne These).
Ich denke, dass alle ''grossen'' Musikstile etwa zu gleichen Teilen ''auf die Bevölkerung aufgeilt'' ist. Nur ist es gar nicht so einfach, als Jugendlicher dazu zu stehen, klassische Musik zu hören; man wird dann schnell als "Streber" abgetan, womit wir wieder beim Image der klassischen Musik wären. Innerhalb diesen jungen Leuten bleiben dann halt viele bei ihrem auferzwungenen Musikgeschmack, da sie denken es wäre der ihre. Doch wie schon einmal erwähnt, wer Klassik mag kommt früher oder später zu ihr. Wer nicht ist selber schuld :p

Auch einige der Grossmeister ala Beethoven haben genauso Liedstrukturen ala Refrain und Bridge etc... zur genüge benutzt. Nur hiess das halt in dem Fall Rondo :) Aber ich will nun nicht zu Sonatenanalysen o.ä. auffordern. Das kann jeder für sich dann machen.

Was war wohl zuerst? :)

Dass jemand, der Klassik nicht versteht dumm und naiv ist, wage ich auch zu bezweifeln. Man kann keinem seinen Willen oder seinen Geschmack aufzwingen. Das muss auch mal gesagt werden.

Würd ich glatt unterschreiben.
 
@ killmymatrix: Angeblich erinnert Metall-Musik den Bach Fugen
und auch zu der Frage, was wäre für nicht Klassik-Liebhaber schlimm, wenn es keine Klassik geben würde?


Nun mal so betrachtet: Mozart spielte im Prinzip in einer Hand Melodie und in der zweiten Akorde als Begleitung.
Rock zB ist genauso aufgebaut, nur dass die Melodie halt gesungen wird.
Fast alle Akorde, die heute im Rock oder im Jazz gespielt werden stammen vorwiegend aus der Klassik und teilweise sogar aus dem Barock. Und sowas, wie heute als Filmmusik geschrieben wird, hat immer starke ähnlichkeit mit Romantik, vielleicht mal mehr Schlagzeug oder so, aber sonst...
Also es ist da schon sehr lange Entwicklung dahinter finde ich, deshalb wäre es zumindest für nicht Klassik-Liebhaber schlimm, wenn es die Klassik nie gegeben hätte, aber keine Ahnung, ob sie sie vermissen würden.

Ganz ehrlich, Techno ist auch nicht mein ding, aber noch weniger Schlager oä... vor allem Hansi Hinterseer ist bei uns in alle Sparten der Musik eher verachtet, da er Playback singt. Meine KL kennt ihn privat und mag ihn gerne, aber da gibt es keinerlei musikalische Verbindung.Außerdem, würde hier jemand "Playback" spielen wollen?



Des öfteren fällt in diesem Thread das Argument: "Es gefällt" oder "es gefällt nicht". Aber ist "gefallen" wirklich ein Kriterium für Kunst? Ich finde, Kunst hat das Recht und die Pflicht, Ansprüche an den Menschen zu stellen, und der Mensch kann an diesen Ansprüchen wachsen, weil er sein Urteilsvermögen schärft.

Leider ist es heutzutage eher so, daß es nicht mehr statthaft ist, Ansprüche zu stellen. Allenfalls der Konsument darf noch Ansprüche geltend machen, nämlich unterhalten zu werden. Und dementsprechend wird auch Kunst heruntergebrochen auf den kleinsten Nenner "gefallen".

Nein, Rubens' übergewichtige Frauen gefallen mir nicht, ebensowenig die Kriegsbilder von Otto Dix, aber deswegen schätze ich sie doch! Kann Schönbergs "Überlebender aus Warschau" gefallen? Aber es ist eindrucksvolle Musik!

Also befreit die Kunst und Musik aus der Wohlfühl-, Kuschel- und Schmuseecke!

PS: In dem Zusammenhang fällt mir ein (ohne irgendeinem Fundamentalismus das Wort reden zu wollen): Von allen Sekten und Religionen haben diejenigen den größten Zulauf, die sich strengster Observanz rühmen ...


Zustimmung!!!
-aber habt ihr euch schon mal gefragt, ob die musikalisch Kunst zum Teil schon ausgeschöpft ist? ich meine können Bach, Mozart, Beethoven... noch getoppt werden? und außerdem glaube ich würde es den Leuten auch mehr zusagen, wenn da was neueres gemacht würde. Oder muss mann vor mehr als 100 Jahren gelebt haben um zB im Klassik-Stil zu komponieren?


@ PITT

also wenn ich dass höre, dann pro für Bach auf der E-Gitarre und Kontra für Nirvana im Klassischen Stil. Aber ich finde, dass die nur schlecht interpretiert haben. Hab da kurz gestöbert und man findet Smells Like Teen Spirit auch Klavier gespielt und klingt manchmal gut und manchmal beschissen!

Dann auch lieber 1000x Kurt Cobain!



Unten stehende Anhänge:
1. Tenachios-D ich glaube er singt erst irgendwas, dann für Elise, dann den Türkischen Marsch, den gab´s übrigens mal ganz interessant gejodelt in irgendeiner Werbung.
2. Gleiche Band erst mal eine Blöde Ansage aber nach wenigen Sekunden sehr schön gesungenes Glissando (schreibt man das so?), Diese Band fällt schon in die Kategorie Rock ich finde sich jedoch Klasse/(ik). Jedenfalls die singen sehr gut und interessant
3. Man nehme einen Dudelsack, ein Piano Akkustische und E-Gitarre...
-und schon hat man eine Punk-Rock Band nach irisch/schotischem Stil und
ich find es toll! Nachfolgendes ist von der gleichen Band.
4. Hierbei gehts um Hochzeiten, aber sehr schönes Lied erinnert sehr an das
schottisch/irische Volk.
5. Hierbei handelt es sich um eine verflossene und ich glaube
zurückgewonnene Liebe (gibt es auch im Punk!!!)
6. Workers Song, das Video zeigt eigentlich alles!

http://www.youtube.com/watch?v=ol_75jFEpck

http://www.youtube.com/watch?v=80DtQD5BQ_A&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=FYAijiz7nZM&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=wb959zm4WfM&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=y4pxqXgL0FM&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=bAH_mjLhreE&feature=related

Ich hoffe ihr ertragt meine Weltoffenheit, aber wenn ich die nicht hätte, glaubt mir ich wüsste bis heute noch nicht, wie ein Klavier von der Nähe aussieht.
 

Nicht jeder der Klassik ablehnt ist dumm, aber jeder der sie ablehnt ohne sie zu kennen. Was kaum möglich ist.. :) Niemand kann ernst genommen werden, wenn er etwas ablehnt ohne es zu kennen.

Man kann nicht ernsthaft glauben, Musik würde in keinster Weise etwas mit dem zutun haben, der sie hört.

Es wundert mich, dass sich viele Menschen so zieren, eindeutige Wahrheiten auszusprechen. Wenn man sagt, klassische Musik wird eher von gebildeten Leuten gehört, ist das ja eher im Sinne einer Erhebung bzw. Studie zu sehen. Mit Selbstüberhebung hat das erstmal nicht besonders viel zu tun.

Ich persönlich lehne einen Großteil der Popmusik ab.. Weshalb? Nicht weil ich sie grundsätzlich für schlecht komponierte Musik halte, sondern vieleher weil mich das Kommerzielle stört, das hinter dieser Musik steckt. Jugendliche die mir erzählen: "Ach, 50 Cent. Der singt von seinen Problemen. Was der durchgemacht hat. So authentisch.." "Mein Junge/Mädchen. Der badet im Geld und nutzt geschickt eure Naivität und euren Idealismus aus." "Quatsch! Der spendet auch für arme Kinder in Afrika usw." "Klar. Das lässt ihn auch gut darstehen in den Medien.
Ein etwas "intelligenterer" Mensch sieht das relativ schnell ein. Hört er sich diese Musik immer noch an, tut er das, weil er die Musik an sich mag. Auf einer anderen Ebene sozusagen. Er verleugnet quasi seine eigenen Vorstellungen von Moral und Ethik und hört die Musik einfach. Im Hinterkopf denkt er sich, ach diese verheuchelte Branche. Diese kommerzgeilen Idioten. Mit so einer Schizophrenen Einstellung ist niemandem geholfen. Der vernünftige Mensch entwickelt Vorstellungen davon was Gut und was Böse ist, und setzt diese auch in die Tat um und integriert sie in seine Handlungen.
 
Nun mal so betrachtet: Mozart spielte im Prinzip in einer Hand Melodie und in der zweiten Akorde als Begleitung.
Rock zB ist genauso aufgebaut, nur dass die Melodie halt gesungen wird.

Gerade deshalb bin ich von dieser Aussage, dass Metal-Songs von der Komplexität an Bach-Fugen erinnern würden, so erstaunt. Melodie und Akkorde ist ja Gang und Gebe - aber die Komplexität solcher Meisterwerke in einer solch harten Musik finde/fände ich erstaunlich.

Ein etwas "intelligenterer" Mensch sieht das relativ schnell ein. Hört er sich diese Musik immer noch an, tut er das, weil er die Musik an sich mag. Auf einer anderen Ebene sozusagen. Er verleugnet quasi seine eigenen Vorstellungen von Moral und Ethik und hört die Musik einfach.

Ich denke, dass man als einzelner Mensch da kaum Chancen hat, etwas gegen diese Kommerzialisierung zu unternehmen. Insofern wüsste ich nicht, weshalb man einen Teil der Musik grundsätzlich aus moralischen Gründen ablehen sollte - wenn mir Musik gefällt, dann höre ich sie mir an, dann ist mir ziemlich egal, was dahintersteckt, da es mir dann in erster Linie um die Musik geht. Zumindest wenn ich, wie in diesem Fall, sowieso nichts an der Lage ändern kann, kann ich doch immerhin die guten Songs genießen (wohlgemerkt die guten, also die, die mir gefallen, was ich z.B. von dem Großteil der Casting-Generation-Songs nicht behaupten kann, aber ich lehne sie deswegen auch nicht grundsätzlich ab).
 
Letzte Stunde vor den Ferien, die Wahl einer 11ten Klasse war: „Spielen Sie uns doch bitte was vor, besser als Physik zu machen“. Ich war natürlich vorbereitet: Ichweißnichtmehrwas zum Einspielen, dann Schubert-Liszt: Erlkönig (war mir dann ganz gut gelungen) samt einer Folie mit Goethes Text und einer kleinen Einführung. Die jungen Leute kennen doch den Erlkönig wenn überhaupt als Ballade, aber nicht als Lied. Dann Balakirew: Lied des Fischers (wundervoller Schmachtfetzen) und die Toccata, zum Schluss Chasse-neige von Liszt mit dem Hinweis, was das darstellen soll. Lauter schöne Sachen also.
Meint meine Yvonne: „Ist ja ganz schön, wie Sie spielen, aber spielen Sie doch mal was Bekanntes, Pour Adeline oder Für Elise!“ ….
Da fällt Dir nichts mehr ein! –

Tja - da fällt mir auch nichts mehr ein, zumal es sich so anhört, dass Du Deinen Schülern nicht das erste Mal etwas vorgespielt hast.
Aber vielleicht gab es außer Yvonnchen noch andere Schüler/innen, von denen Du dann doch noch jemanden erreicht hast? Dann hat es sich doch gelohnt!

P.S. Respekt! Ein tolles Programm, das Du da geboten hast!

Was wäre schlimm für nicht-Fans von Klassik, wenn die klassische Musik von heute auf morgen verschwinden würde?

Zunächst könnte ich sagen: Nichts ist schlimm - die werden es ja gar nicht merken.
Aber diese Antwort greift viel zu kurz, denn das was die Nicht-Fans von Klassik hören, hat seine Wurzeln zu einem erheblichen Teil in der Klassik. Es wurden ja hier gerade schon Beispiele genannt.
Anderes finden wir in diesem Thread:
https://www.clavio.de/forum/werke-komponisten-musiker/1067-klassik-melodienraub-der-popmusik.html

Musik entwickelt sich doch nie im Klangfreien Raum. Musik entsteht, weil wir immer schon Musik hören.
Das mag einmal seinen Anfang genommen haben, als Menschen versuchten, Klänge, die die Natur hervorbringt, mit Instrumenten nachzuahmen, und dann wurden diese Klänge variiert ... und irgendwann entstanden komplexere Kompositionen.
Die Musikgeschichte zeigt doch, wie durch Weiterentwicklung oder Abgrenzung gegenüber vorhandenen Musikstilen neue Musik entsteht. Dabei ist diese Entwicklung nicht geradlinig, denn oft genug greifen Komponisten ganz altes Material wieder auf, um es mit ihren Ausdrucksformen neu zu gestalten.
Anknüpfen an Bekanntes und kreatives Weiterdenken macht den Fortschritt aus.

Ich behaupte, dass auch die Musik, die nicht-klassisch ist, sich eben dieser Entwicklung verdankt. Sie knüpft an unsere kulturellen Traditionen an, verändert diese, vermischt sie mit anderen kulturellen Elementen.

Würde der gesamte Unterbau (die traditionelle klassische Musik) plötzlich verschwinden, so würde dies im ersten Moment vielleicht nicht auffallen.
Langfristig wäre aber der nicht-klassischen Musik ein entscheidender Motor zur Weiterentwicklung geraubt. Sie würde in ihrem eigenen Saft schmoren und es bedürfte wesentlich höherer kreativer Energien, um eine Vorwärtsentwicklung einzuleiten. Deshalb halte ich die Konfrontation mit klassischer Musik durchaus für sehr wichtig.

lg vom Ibächlein
 
hat seine Wurzeln zu einem erheblichen Teil in der Klassik...Musik entwickelt sich doch nie im Klangfreien Raum. Musik entsteht, weil wir immer schon Musik hören...Die Musikgeschichte zeigt doch, wie durch Weiterentwicklung oder Abgrenzung gegenüber vorhandenen Musikstilen neue Musik entsteht. Dabei ist diese Entwicklung nicht geradlinig, denn oft genug greifen Komponisten ganz altes Material wieder auf, um es mit ihren Ausdrucksformen neu zu gestalten...Anknüpfen an Bekanntes und kreatives Weiterdenken macht den Fortschritt aus.

Soweit stimme ich dir zu, es fehlt ohne Klassik eine Möglichkeit der Inspiration, die verbleibende Musik hätte also weniger Quellen, um sich weiter zu entwickeln.

Meine Frage war aber anders gemeint: Was verlieren Nicht-Musiker, die sowieso keine Klassik hören tatsächlich, oder anders ausgedrückt, ist es besser, Klassik zu kennen, sei es nun für die Lebensqualität, geistige (meinetwegen auch körperliche) Gesundheit und Leistungsfähigkeit, Sozialverhalten etc.; kann man die eigentlich unhaltbare Behauptung, Menschen, die Klassik hören, seien bessere Menschen, irgendwie untermauern?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also ich kann dem mit dem schlechten image nur zustimmen, wir hatten im deutschunterrich auch mal eine diskussin über kassik und eine klassenkameradin meinte doch tatsächlich, dass sich im grunde alle stücke gleich anhören würden und klassik immer langsam und leise sei, bei dieser bemerkung habe ich mich gefragt, ob sie überhaupt schon mal klassik gehört hat. Das konnte ich so natürlich nicht stehen lassen und wiedersprach ihr, seitdem bin ich der klassikfreak;)
Naja ich glaub die meisten kennen halt nur bischen bach und mozart und das reicht ihnen, um klassik abzulehnen, ich glaube zu den romantischen komponisten würde der zugang leichter fallen. Der hochzeitstag auf troldhaugen gefällt meiner freundin z.b. sehr gut, was vieleicht auch daran liegt das sie den norwegischen original titel unglaublich witzig findet.Was mir auch aufgefallen ist das die meisten keine melancholie mögen, da höre ich immer, hör auf, dass zieht mich total runter, ich bin schon ganz deprimiert.
 
ist es besser, Klassik zu kennen, sei es nun für die Lebensqualität, geistige (meinetwegen auch körperliche) Gesundheit und Leistungsfähigkeit, Sozialverhalten etc.; kann man die eigentlich unhaltbare Behauptung, Menschen, die Klassik hören, seien bessere Menschen, irgendwie untermauern?

Ich glaube, da gibt es Untersuchungen, die belegen, dass beim Hören von klassischer Musik mehr Gehirnareale aktiviert werden als beim Hören von Popmusik.
Mehr Aktivierung ist ein Indiz für geistige Leistungsfähigkeit (und schützt wahrscheinlich vor Alzheimer;))
Muss nochmal schauen, ob ich diese Studien wiederfinde...
 
Ich glaube, da gibt es Untersuchungen, die belegen, dass beim Hören von klassischer Musik mehr Gehirnareale aktiviert werden als beim Hören von Popmusik.
Mehr Aktivierung ist ein Indiz für geistige Leistungsfähigkeit (und schützt wahrscheinlich vor Alzheimer;))
Muss nochmal schauen, ob ich diese Studien wiederfinde...

Man könnte sicherlich auch eine Untersuchung finanzieren, die das Gegenteil beweist, ich will es aber überhaupt nicht bezweifeln. Es gibt aber noch eine Menge anderer Möglichkeiten, das Gehirn zu aktivieren. Unter diesem Aspekt gesehen ist klassische Musik austauschbar.
 
Was mir auch aufgefallen ist das die meisten keine melancholie mögen, da höre ich immer, hör auf, dass zieht mich total runter, ich bin schon ganz deprimiert.

Oh, da kann ich mitreden, aber nicht nur für unwissende, sonders auch für meine Mutter, die ja Organistin ist. Sie meint immer, ich würde nur traurige, getragene Stücke spielen, dabei ist das in letzter Zeit nur Faure´s Pavanne gewesen, und selbst das Stück hat höchstens eine leichte Melancholie. Aber Moussorgski´s Gopak oder das Clair de Lune als traurig anzusehen...

Meine Schwester war immer total gegen die Amelie, weil die so depremierend sei. Dabei hatte ich bdie immer nur 5 Minuten zum Einspielen vorgeholt :confused:
 

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