Darf man hier auch konkrete Fachfragen stellen?

  • Ersteller des Themas Blumentopf
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"Bildung" ist so ein extrem dehnbarer und schwammiger Begriff heutzutage... außerdem halte ich mich aus solch persönlichen Fragestellungen weitgehend 'raus und versuche, mich auf Sachthemen zu beschränken.

Die Frage sollte doch nur heißen: Dreiklang, sag doch nur mal kurz, daß Du Abi hast und aus der Mittelschicht stammst, damit Hasenbein seine blöde Fresse hält und als Quatschredner entlarvt ist.

Tu ihm doch den Gefallen, wenn er's braucht.
 
Ich halte Musiktheorie für interessant und für viele Aspekte des Klavierspielens auch für unverzichtbar, zumindest was echte Grundlagen angeht. Mir ist auch klar, dass man sich ggfs. Akkordfolgen leichter merken oder "hinzu"improvisieren kann, wenn man den Aufbau des Stückes verstanden und verinnerlicht hat.

Was mir unklar ist, ist die angesprochene Verbindung zur Technik. Ein anspruchsvolles, schnelles Stück muss eben eingeübt werden und "sitzen". Dabei helfen die Erkenntnisse aus der Theorie sicher es am Anfang zum Verständnis und auch beim - langsamen - Auswendiglernen. Aber wo hilft die Theorie, technische Schwierigkeiten zu meistern, wenn es darum geht, das Stück in Endgeschwindigkeit souverän zu spielen ? Oder verinnerlicht ein Profi die Theorie derart, dass er auch an der (Spiel)Geschwindigkeitsgrenze denkt "oh Mist, Gedächtnislücke, wo müssen jetzt eigentlich die Finger hin - ah, kann ja jetzt nur der G7-Akkord sein)" ?

Gruß
Rubato
 
Er erfaßt den G7-Akkord sofort als "Chunk", wenn er ihn auf dem Papier erblickt, als fertigen "Legobaustein", und kann ihn daher sofort im schnellen Tempo spielen und memorisieren.

Der Anfänger, der die Zusammenhänge noch nicht erfaßt hat, muß mühsam Note für Note lernen und denkt daher, es müsse noch viiiele Jahre dauern, bis er mal schnell spielen kann.
 
Nee! In einem Auto zu fahren und dabei die ganze Zeit keine Ahnung zu haben, was die ganzen Schilder bedeuten? Nicht zu wissen, was die ganzen Autos um mich rum machen und ob sie nun gerade rechts fahren wollen oder vielleicht vor mir abbiegen? Das macht nicht viel Spaß.
...
Spaß macht es erst wenn keine anderen Autos und Schilder dabei sind, wenn Du Dir aussuchen kannst, wann und wo die Hinterräder zum Überholen ansetzen.


... nur kurz für die soziologische Feldstudie: ...
Pflichtschule, Berufsschule, ein Jahr von vier geplanten zusätzlichen. Also bildungsmäßig eindeutig Unterschicht. Das hat mich jedoch noch nie davon abgehalten, Verantwortung zu übernehmen, kompetent zu sein und für meine Taten und Werke gerade zu stehen.

... Deswegen sind Menschen der Unterschicht ja auch in der Unterschicht. Weil sie nie erfahren haben, daß Kompetent-Sein SPASS macht.
...
Das kann sein, es bedeutet für mich eher Aufwand als Spaß, ist aber trotzdem interessant und befriedigend.

...
Wir sind hier jedoch alle ... recht gebildete Mittelschicht-Menschen, ...
Dann bin ich hier ein Außenseiter, was mich nicht weiter tangiert.


Zum Interesse an der Theorie:
"Learning by doing" macht mir Spaß und Freude (aber nur wenn ich mir sicher bin, damit niemanden zu gefährden und keinen gröberen Schaden anzurichten). Wenn die selber erkannten Zusammenhänge mit der allgemein für richtig gehaltenen Theorie überstimmen, gibt mir das ein gutes Gefühl. Das wiederum beflügelt mich, in die Theorie tiefer vorzudringen als es für die Praxis notwendig wäre.

Gruß cm
 
Klar macht Auto fahren ohne Ahnung Spaß! Ich habe mit 14 Jahren das Autofahren "gelernt" (ich bin mit einem Wolga oder einem Trabi Wald- und Feldwege lang gebraust). So viel Spaß wie damals hatte ich nie wieder in einem Auto. :)

Mir hätte das auch in diesem Alter keinen Spaß gemacht.

Ich habe aus den Forumsbeiträgen den Eindruck, dass es da wohl wirklich einfach grundlegend unterschiedliche Typen gibt. Manche fragen eben gerne und andere nicht so, und das ist ja auch völlig in Ordnung. Mein Eindruck im Forum ist aber, dass auch einige derjenigen, die nicht gerne fragen, das Gefühl haben, dass ihnen dabei etwas entgeht oder fehlt. Und in diesem Moment ist es wie auch bei vielen anderen Dingen eine normale Entscheidung.

Meinen Studis bringe ich da gerne das Beispiel der Wochenendgestaltung: Da kann es dazu kommen, dass man entscheiden muss, ob man die Wohnung putzt oder sich mit Freunden trifft. Manchen Leuten macht putzen nicht viel aus, anderen mehr. Letztere müssen dann abwägen, ob die anschließende Freude über die schöne Wohnung den Putzaufwand und den Verzicht auf andere Freizeitaktivitäten wert ist. In diesem Moment hängt es dann wahrscheinlich von mehreren Faktoren ab: Wie dringend denn mal geputzt werden müsste, ob die Freunde etwas ganz Tolles vorhaben oder nicht usw. Übertragen auf das Klavier sind mögliche Faktoren: wie stark/unangenehm ist das Gefühl, dass einem was fehlt; kommt man vielleicht gerade nicht voran; wie unangenehm findet man die Beschäftigung mit Theorie usw. Das unterscheidet sich dann sicher von Person zu Person und auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten (wie z.B. bei Cathain).

Was aber aus meiner Sicht ganz klar ist: Man sollte auf gar keinen Fall ein schlechtes Gewissen haben, wenn man etwas nicht machen will. Dabei ist es hilfreich, wenn man sich über die eigenen Gründe im Klaren ist. Ich z.B. spiele ständig und sehr gerne einfach drauflos - aber "Improvisieren lernen" möchte ich nicht. Ich finde es unglaublich aversiv, wenn ich mich an eine vorgegebene Struktur halten soll (und habe auch noch andere, privatere Gründe). Dass ich es damit nie lernen werde, nehme ich eben in Kauf, dafür hab ich dann eben Spaß beim drauflos Rumprobieren. Ich frage aber nicht im Forum "wozu braucht man das denn, es geht doch bestimmt auch ohne..." Diese Fragen erzeugen bei mir den Eindruck, dass sich der Fragende noch nicht über die eigene Motivation im Klaren ist. Und dass in so einem Fall Forumsantworten helfen können, bezweifle ich. Letztendlich muss man es einfach selber wissen.
 
Ich wollte übrigens nie damit sagen, dass ich mich NICHT mit der Theorie beschäftige. Sie hat für mich momentan einfach nur eine geringere Priorität. Das war vor der Examensvorbereitung anders und ich bin der festen Überzeugung, dass es danach auch wieder anders sein wird.
Das heißt jedoch nicht, dass ich deswegen jetzt entweder nichts mehr machen, oder den Kopf hängenlassen will. Leider muss ich aber das Klavierspiel an meine Lebenssituation anpassen.
 
So hatte ich Dich auch verstanden! Viel Glück bei den Prüfungen!
 
Ein kleines bisschen Zeit habe ich noch. Ich habe allerdings das Gefühl, dass ich mich nie vorbereitet fühlen werde... Und irgendwie wird das eher schlimmer als besser!
 
Zu der Theorie Frage habe ich gerade eine Unterhaltung zweier Elfjähriger mitgehört. Ähnliche Familienverhältnisse, beide haben sei 18 Monaten Unterricht.

Kind 1: [...] da kommen Akkorde vor [...]
Kind 2: was sind denn Akkorde?
Kind 1, völlig entsetzt: du kennst keine Akkorde? ??? Die kann man gut gebrauchen wenn man Lieder erfinden will.
Sagte es und setzte sich ans Klavier um das "lieder erfinden" zu demonstrieren.

Fast unnötig zu sagen dass Kind 1 sehr erfolgreich und mit großem Spaß Klavier spielt, Kind 2 dagegen keinen Spaß hat und kaum etwas kann.
 

...da hab ich eine schlechte Neuigkeit für dich: das klappt nur bei trivialen Sachen :) - die anderen lassen sich nicht "totanalysieren", die sind zäh, die bieten immer wieder neue Perspektiven. In diesem Sinne ist "totanalysieren" ebenso ein Hirngespinst wie die "Quadratur des Kreises" :)
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was das transponieren betrifft: schon in ganz gewöhnlicher Anfängerliteratur (Rameau Menuet, Mozarts Kindermenuette usw usw) findet sich zahllos der Umstand, dass das Thema zunächst in die Dominante und im letzten Teil dann in die Tonika läuft - es kommt also in zwei Tonarten vor. Das ist nun kein Wunder, sondern etwas ganz alltägliches: da könnte man, etwas Interesse, Neugier und Wachheit vorausgesetzt, direkt sehen, dass das transponieren kein Hexenwerk und auch nichts unüberwindlich schwieriges ist.
 

...da hab ich eine schlechte Neuigkeit für dich: das klappt nur bei trivialen Sachen :) - die anderen lassen sich nicht "totanalysieren", die sind zäh, die bieten immer wieder neue Perspektiven. In diesem Sinne ist "totanalysieren" ebenso ein Hirngespinst wie die "Quadratur des Kreises" :)

Das ist halt nur die Hälfte der Wahrheit: totanalysieren geht eh nicht, wenn man
nen Begriff davon hat, was Analyse ist. Wenn überhaupt könnte man von lebendig-
analysieren sprechen - wenn überhaupt, wammers dann dodschwäädse wülle dääd.
 
was das transponieren betrifft: schon in ganz gewöhnlicher Anfängerliteratur (Rameau Menuet, Mozarts Kindermenuette usw usw) findet sich zahllos der Umstand, dass das Thema zunächst in die Dominante und im letzten Teil dann in die Tonika läuft - es kommt also in zwei Tonarten vor. Das ist nun kein Wunder, sondern etwas ganz alltägliches: da könnte man, etwas Interesse, Neugier und Wachheit vorausgesetzt, direkt sehen, dass das transponieren kein Hexenwerk und auch nichts unüberwindlich schwieriges ist.

Aber ich bitte Dich, Rolf.

Nach einer harten 60- bis 80- stündigen Arbeitswoche ist DAS nun wirklich das Letzte, was man wissen will!

Lieber will man es einfach endlich schaffen, das C in der linken Hand in Takt 3 mit dem 4. statt mit dem 5. Finger zu treffen, damit man am Montag in der Klavierstunde endlich mit Stück 59 der Klavierschule weitermachen kann!

LG,
Hasenbein
 
Tjahaaa, das ist richtig, und da sind wir, auch wenn Marlene jetzt das HB-Männchen machen wird, wieder beim Lehrer.

Ich werde immer zum HB-Männchen wenn jemandem Unrecht getan wird, sei es mir oder anderen.

Aber ich habe noch eine Erkenntnis gewonnen, nämlich die, dass es völlig überflüssig war mich bei meinem Klavierlehrer zu entschuldigen. Denn er ist gut, er macht es gut, er ist sich seiner Fähigkeiten bewusst und steht sicherlich eh über Deinen Unterstellungen. Das geht bei ihm links rein und rechts wieder raus. Sie entlocken ihm vermutlich nur ein mildes Lächeln. So halte ich es jetzt auch – also nix mehr mit HB-Männchen! Ich wundere mich nur noch über einen Menschen der bei anderen die Probleme sieht aber für sein eigens völlig blind ist.

Schafft der Lehrer es beim Schüler, egal ob klein oder groß, nicht, diese Lust und Freude zu animieren, muß man sich sehr fragen, ob es sich wirklich um guten Unterricht handelt.

Ach, was solls. Du willst es nicht verstehen! Wenn Du richtig lesen würdest was ich schreibe könntest Du Dir die weitere Tipperei ersparen. Aber ich gönne Dir Deine kindliche Freude daran (wers braucht... * kopfschüttel *) weiter Pfeile auf ihn abzuschießen die so stumpf sind, dass sie von der Scheibe abprallen.

Du hast verständlicherweise keine Ahnung von meiner Lust und Freude am Unterricht und den Unterrichtsinhalten. Die ist so groß dass ich am liebsten zweimal pro Woche hingehen würde.


Ach, und Du nimmst für Dich in Anspruch alles über die hier versammelten „Clavionisten“ zu wissen. * kopfschüttel * * schmunzel *

Es muß aber erlaubt sein, jemanden darauf hinzuweisen, daß das, was ihm da gerade so beliebt, nicht gerade das allerzweckmäßigste Verhalten ist

Danke hasenbein, für diese Steilvorlage :D:D. Wie sehr Deine Worte doch auf die Formulierungen dessen Urheber hier im Forum zutreffen.

Entsprechend gehört für den echten Musik- und Klavierliebhaber die Beschäftigung mit den musikalischen Grundlagen und Regeln selbstverständlich zum Spaß dazu.

Jetzt kommst Du endlich zum Kern der Sache! Ist ja gut, ich habe das inzwischen kapiert.

Und da kommt eben wieder der Lustfaktor ins Spiel: wenn ich keine Lust dazu habe, mich mit Musiktheorie zu beschäftigen, laß' ichs halt.

Lust habe ich dazu, denn ich mag es nicht wenn ich über irgendwas nicht Bescheid weiß. Aber ich muss endlich kapieren, dass ich nicht zu begriffsstutzig bin für diese Theorie, die sich so kompliziert anhört.

Ein „nettes“ Beispiel aus meiner Spielpraxis: Heute früh habe ich am Klavier gesessen und mit rechts (linke Mittelfingersehne gezerrt, * Frust *, also Pause mit links) Akkorde gegriffen. Meine Finger wissen trotz 1 ½ Jahre Unterricht noch immer nicht wo genau sie sind. Ob das nach dieser Zeit normal ist oder nicht kann ich nicht beurteilen. Ich habe auch nicht danach gefragt. Es ist wie es ist. Also Augen zu und Dreiklänge angefangen bei Tonika C-Dur. Und dann immer eine Terz rauf, und nach zwei Oktaven oder so wieder runter. Und jedes Mal werde ich mir bewusst (geschlossene Augen), welcher Finger auf welcher Taste liegt. Diese Übung ist meine eigene Initiative, das nur am Rande erwähnt. Weil die Finger endlich wissen müssen wo sie sind. Was passiert dabei:

1. Ich treffe öfters nicht sicher die nächste Terz.
2. Beim mir bewusst machen, welcher Finger dabei auf welcher Taste liegt oder beim vorausschauenden Überlegen welcher Finger beim nächsten Griff wo landet mache ich noch (meiner Ansicht nach) zu viele Fehler.

Dass ich die Fehler mache bin aber nicht ich Schuld, sondern mein Klavierlehrer! (nicht wahr, hasenbein?). Denn er hat mir nämlich in mein Gehirn-Navi die falsche Software installiert (* hasenbein unterstell *).

Was will ich damit sagen: Was nutzt mir die tollste Theorie wenn ich mich auf den Tasten noch immer nicht richtig orientieren kann! Und daher beim Spielen noch immer viele Fehler mache.

Als Anfängerin (ach herrje, als solche darf ich das ja nicht äußern denn ich habe als solche ja überhaupt nicht die Kompetenz das folgende zu beurteilen) sehe ich das so:

Ein guter Klavierlehrer (eine gute Klavierlehrerin) weiß genau wann er/sie einem Schüler (einer Schülerin) was in welchem Moment vermittelt kann. Merkt er/sie, dass ein Schüler (eine Schülerin) aus welchen Gründen (z.B. Denkblockade, private Probleme, physische Einschränkungen etc.) auch immer nicht bereit ist (oder nicht aufnahmefähig) für etwas (sei es nun Praxis oder Theorie) dann wartet er/sie mit diesem Unterrichtsinhalt bis er/sie spürt, dass der richtige Moment gekommen ist. Bei mir war er noch bis vor einigen Wochen noch nicht gekommen für die Theorie. Peng! Aus!

P.S.: Achtung liebe Schüler: Zu Risiken und Nebenwirkungen sei Euch gesagt: Alles was Sie hier schreiben kann gegen Eure Klavierlehrer verwendet werden! Kann, muss aber nicht! ;)
 
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Ein guter Klavierlehrer (eine gute Klavierlehrerin) weiß genau wann er/sie einem Schüler (einer Schülerin) was in welchem Moment vermittelt kann. Merkt er/sie, dass ein Schüler (eine Schülerin) aus welchen Gründen (z.B. Denkblockade, private Probleme, physische Einschränkungen etc.) auch immer nicht bereit ist (oder nicht aufnahmefähig) für etwas (sei es nun Praxis oder Theorie) dann wartet er/sie mit diesem Unterrichtsinhalt bis er/sie spürt, dass der richtige Moment gekommen ist.

Da möchte ich ganz energisch widersprechen! Ein Klavierlehrer hat sich gefälligst nicht einzubilden, mich besser zu kennen als ich mich selber und an meiner Stelle beurteilen zu können, für was ich (angeblich) reif bin oder nicht. Er/sie hat mir das zu vermitteln, was wichtig ist. Wenn ich etwas nicht lernen oder besprechen möchte, dann sage ich das. Gott, wie mir das zum Hals raus hängt, diese Idee, dass xy ja bestimmt noch zu schwer oder zu kompliziert ist, oder die Vorstellung, dass erwachsene Schüler sowieso schon viel zu spaßfrei sind, oder die Idee, man dürfe ja bloß nicht zu viel kritisieren oder zu ehrlich sein, damit der arme Schüler dann bloß nicht deprimiert ist, oder die Annahme, dass man die Wahrheit eh nicht hören will. Von Hasenbein ist man solche Dinge im Forum ja gewohnt, bei meinen KLs war's auch verbreitet. Allmählich habe ich den Eindruck, dass die KLs anscheinend alle so sind. Vielleicht wollen es ja die meisten Schüler so. Ich find's zum Kotzen. Vielleicht brauchen es Lehrer ja, sich einzubilden, die Schüler total gut zu verstehen und genau zu wissen, was für sie gut ist und was nicht.
 
Es geht doch nicht darum die Schüler zu verstehen, sondern zu wissen, wozu er/sie in der Lage ist. Wenn jemand z.B. wegen Daumenproblemen nicht in der Lage sein sollte eine None zu greifen, dann wäre es doch blöd ein Lied spielen zu wollen/müssen, das viele Nonespannen enthält. So meine ich das mit dem auf den Schüler und seine Fähigkeiten und Möglichkeiten abgestimmten Unterricht.
 
Es geht doch nicht darum die Schüler zu verstehen, sondern zu wissen, wozu er/sie in der Lage ist.

Bei eindeutigen Fragen wie der Handgröße ist es selbstverständlich. Bei allem anderen nicht. Wenn Du es magst, dass Dein KL entscheidet, ob Du in der Lage bist, Theorie zu verstehen, dann ist das so wohl gut für Dich. Meine KL hat jedenfalls gefälligst nicht zu entscheiden, wozu ich geistig oder psychisch in der Lage bin.
 
Ein Klavierlehrer hat sich gefälligst nicht einzubilden, mich besser zu kennen als ich mich selber und an meiner Stelle beurteilen zu können, für was ich (angeblich) reif bin oder nicht.

Aus meiner Sicht funktioniert Klavierunterricht, was diesen Punkt angeht, so, dass man als Lehrer eine Einschätzung trifft, mit welcher Methodik didaktische Inhalte vermittelt werden. Wissen, Können, Erfahrung und Menschenkenntnis etc. spielen bei dieser Einschätzung eine Rolle. Das Feedback, also die Reaktion des Schülers, zeigt, ob die Einschätzung richtig war. Je nachdem wird dann ein anderer Zugang gewählt werden. Versuch und Irrtum gehört zum Lehren (und Lernen) dazu - deshalb kann ein gelungener Unterricht immer nur eine gemeinsame Arbeit sein und deshalb, wie ich neulich schon einmal gesagt habe, sind sog. "Methoden" nie allgemeingültig.

Die didaktischen Inhalte sind weniger verhandelbar. Wenn ein Schüler rhythmische Probleme hat, wird die Behebung dieses Problems Priorität haben. Der Schüler kann das allerdings anders sehen/hören, dann ist es das Ziel/die Aufgabe des Lehrers, ihn zu überzeugen.

Gott, wie mir das zum Hals raus hängt, diese Idee, dass xy ja bestimmt noch zu schwer oder zu kompliziert ist, oder die Vorstellung, dass erwachsene Schüler sowieso schon viel zu spaßfrei sind, oder die Idee, man dürfe ja bloß nicht zu viel kritisieren oder zu ehrlich sein, damit der arme Schüler dann bloß nicht deprimiert ist, oder die Annahme, dass man die Wahrheit eh nicht hören will. Von Hasenbein ist man solche Dinge im Forum ja gewohnt, bei meinen KLs war's auch verbreitet. Allmählich habe ich den Eindruck, dass die KLs anscheinend alle so sind. Vielleicht wollen es ja die meisten Schüler so. Ich find's zum Kotzen. Vielleicht brauchen es Lehrer ja, sich einzubilden, die Schüler total gut zu verstehen und genau zu wissen, was für sie gut ist und was nicht.

Fettdruck von mir

Liebe Nica, was hasenbein angeht, meinst du sicher nur das Fettgedruckte. Ich glaube persönlich nicht, dass Klavierlehrer so ein Schülerbild haben, das du hier beschreibst. Mit Urteilen wie 'Schüler sind so, Lehrer sind so .....' kann ich eh nichts anfangen.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Was die genannte Aufgabe des Lehrers betrifft, didaktische Inhalte, die er wichtig findet, dem Schüler zu vermitteln, möchte ich ergänzen, dass das nicht immer leicht ist. :) Manchmal muss man auch akzeptieren, dass der Schüler entscheidet, was er lernen will und was nicht. Man kann ihm die Konsequenzen aufzeigen, immer wieder zu Perspektivwechseln ermuntern, aber letztlich entscheidet der Schüler, der im erwachsenen Alter ja auch bestimmten Zwängen (Zeitmangel ......) unterliegt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein Klavierlehrer hat gefälligst

- das zu vermitteln, was wichtig ist; richtig, Nica.

- je nach individueller Disposition des Schülers zu schauen, wie dieses Wichtige so zu vermitteln ist, daß auch dieser Schüler das Wichtige gut umsetzen, gut verstehen und mit Freude nutzen kann. Auf keinen Fall darf der Lehrer Wichtiges weglassen, nur weil er denkt, daß der Schüler aus irgendeinem Grund nicht damit klarkommt; nein, er muß so viel Flexibilität und Spontaneität besitzen, daß er es auch diesem Schüler erfolgreich nahebringt. Das erfordert nicht selten ein gewisses Experimentieren, keinesfalls jedoch ein dorfklavierlehrerhaftes Schema-F-Unterrichten.

Ich verstehe absolut nicht, was an dieser Selbstverständlichkeit „zum Kotzen“ sein soll.

Eine etwas vergnatterte, wenig selbstsichere, burnoutgefährdete 50jährige beispielsweise muß nun mal anders unterrichtet werden als ein lockerer, cooler, ausprobierfreudiger, wissensdurstiger 18jähriger. Und dazu erfordert es nun mal ein genaues Wahrnehmen der Gesamtpersönlichkeit. Peng, aus.

Dass ich die Fehler mache bin aber nicht ich Schuld, sondern mein Klavierlehrer! (nicht wahr, hasenbein?). Denn er hat mir nämlich in mein Gehirn-Navi die falsche Software installiert (* hasenbein unterstell *)

Halb richtig!

Ihr seid beide Schuld.

DU hast natürlich die „Software“ installiert, das kannst nämlich nur Du. Nur Du kannst entscheiden, ob Du etwas, was ein anderer sagt, befolgst.

Eventuell hast Du noch Dinge, die der Klavierlehrer gesagt hat, in den falschen Hals gekriegt.
Es gibt nun mal so hartnäckige Fälle von Schülern, die partout immer alles falsch verstehen wollen bzw. alles immer partout so kompliziert auffassen wollen wie möglich, auch wenn man ihnen 10000x predigt, daß man es erstmal gaaaaaaanz einfach meint und der Schüler es auch genau so gaaaaaanz einfach machen soll. Manchmal ist man da als Lehrer chancenlos. Irgendeine hartnäckige Konditionierung.

Der Lehrer ist aber auch Schuld.
Nach 1 ½ Jahren darf das Finden von Terzen kein solches Problem mehr sein, auch bei einer älteren Anfängerin, die wenig übt.

Er hat nämlich, das sage ich Dir hiermit auf den Kopf zu, das Wahrnehmen und Denken in Intervallen zu lange aufgeschoben und Dich erstmal irgendwie Sachen spielen lassen, und jetzt rächt sich das. Die Software, die in Deinem Gehirn die Tastatur und die Intervallverhältnisse repräsentiert, ist fehlerhaft, und das liegt auch daran, daß er methodisch schlecht vorgegangen ist.

Was meinst Du denn, warum die richtig berühmten Lehrer ALLE sagen, man solle am besten ohne Noten beginnen und frühzeitig Melodien transponieren? Hmm?

Aber nun mal ganz ehrlich, Marlene, die Wahrheit ist doch vermutlich Folgende:

Du magst Deinen Lehrer. (Er ist ja auch bestimmt ein netter Mensch.)

Außerdem ist er vermutlich bei Dir in der Gegend so ziemlich der einzige wirklich akzeptable, von dem Du weißt.

Zu diesem Lehrer hinzugehen, ohne realistisch umsetzbare Wechselmöglichkeit zu jemand anderem, im gleichzeitigen Wissen, daß dieser Lehrer eigentlich nicht so doll ist und Dein eigentliches Potential bei weitem nicht weckt, wäre für Dich eine sehr deprimierende Vorstellung, zumal das Klavierspielen für Dich ein Ausgleich zu einem sonst oft als unbefriedigend empfundenen Leben ist.

Daher MUSST Du um jeden Preis Dir diesen Lehrer schönreden, Dir bleibt im Grunde gar keine Wahl.

LG,
Hasenbein
 

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