Ich machte an mir die Beobachtung, dass das stundenlange Verfolgen der Warschauer YT-Vids - trotz etlicher das Wissen bereichernder Details - mich so dermaßen mit den "Brüllern" infizierte, dass ich von Chopins "schnelleren", artistischen Stücken zu träumen begann - was mir betreffs unangenehmen Ohrwürmern keineswegs behagt.
Ich habe jetzt als Ohrwurm Sequenzen der Revolutionsetüde drin stecken ...
Ouch nee...
Wo man doch zu wissen meint, dass Chopin es meistens mit mezzoforte bewenden ließ. Und was machen sie heute? Donnernde Schnell-Läufe ... fff, und das mit Gasgeben auf 176 ... oder so.
Lloyde - ist das noch "chopinesk"?
Generell ist es wohl so, dass "meine" Musik Chopins, die Nocturnes, zumindest beim Warschauer Wettbewerb iwie keine große Rolle spielen - und ich entschied mich daher, der weiteren notorischen Vid-Guckerei zu entsagen. Sollen sie das dort "weiter-so" machen - aber ohnemichel. Ich bleib da gezz weck, nicht weil sie keine Nocturnes spielen, sondern weil es so viel Donneriges anderes Zeugs gibt...
Vielleicht müsste man - womöglich mit der anscheinend sehr kreglen Szene der Benelux-Altholzartistik - eine "andere Art" Chopin" promoten, einen Wettbewerb, bei dem nicht nur Chopins Musik gilt, sondern auch die Klaviere der Bauart nur bis in die 1840er Jahre, also non-Steinway-like. Keine einteiligen Gussplatten, keine Vollpanzer. ...
Oder eine Positivliste? Herz, Mangeot, Pleyel, Boisselot, Collard & Collard, Broadwood pre 1850, Erard, und finitito? Und die dementsprechenden Neukopistendinger von Paul McNulty, Chris Maene? zwingend "alte neue Saiten" drinne wie die von dem Nordburgunder Paulello? Sonderpunkte für mehrfachlagige Hämmerchen ...
Vielleicht auch bei Chopin-Stücken alle diese pranzigen Brüller ausschließen, z.B. nach einem Metronom-Schlagzahl-Kriterium wie "nix über 144" ...

Das sage ich, als Möger von Steinways Flügeln.
Ich wiederhole mal meine Vermutung von vor Jahren ... Chopin (+1849) , hätte man ihm - casus irrealis - den heutigen Typus Steinway-Flügel (*1856, Fortentwicklung der Erards) vorgestellt, er hätte vermutlich die Kiste beiseite geschoben und sich wieder seinen geliebten Pleyels zugewendet.
A la "this box not my beer box" ...
Keine Frage aber - dass den Durchkommern in die Endrunde des Warschauer Wettbewerbs der letzten zehn, sechs, dreie eine Weltkarriere offensteht.
Quasi Warschau als Olympiade der jungen Pianisten.
... - und mit Musik, die die schlechteste der Klaviergeschichte gewiss nicht war. Meinethalben auch mit der Revolutionsetüde.
Unvergessen mir der en passant mal in Angers mitgethan Habende Boris Beresovsky, der eine Rev in die Tasten senkte, bei der sich ALLES gewaschen hatte - ein Tier am Klavier.
Und unser Cheftechnikus selig Michi S aus DO konnte sie auch.