Chopin op. 25 Nr. 1

Kompliment dafür, diese Etüde auf einem CLP 575 so zu spielen:super:. Das Tempo reicht so dicke;-).
 
Danke :-)

Das Tempo reicht schon, klar. Aber ich experimentiere halt gerne herum, 1:50 sind bestimmt noch drin ;-)Naja mal sehen.
 
Ich bin kein Freund des schnellen Klavierspiels, dafür ein Freund des klaren Klavierspiels. Wenn du trotzdem einen Rat von mir annehmen möchtest:

Anstatt das Tempo zu erhöhen, solltest du langsamer spielen und darauf achten, dass du unterwegs nicht so viele von den kleinen Noten verlierst und dass die kleinen Noten erstmal rhythmisch präzise werden.

Bei deinem momentanen Stand das Tempo zu erhöhen führt dazu, dass man man in den Mittelstimmen nur noch breiige Harmonien hört und keine Figuren mehr erkennt. Wenn das Chopins Absicht gewesen wäre, hätte er das Stück anders komponiert. Wozu macht er sich denn die Mühe, rechts die verhältnismäßig umständliche Figur es'-as-c'-es-as-c' etc. zu erfinden? Für einen diffusen Klangteppich hätte er einfach es'-c'-as-es-as-c' schreiben können (was bedeutend einfacher zu spielen wäre).

Hat er aber nicht - er wollte offensichtlich einen brillanten und glitzernden Klang! Um den zu erreichen, braucht man rhythmische Präzision und einen perlenden non-legato-Anschlag - zwei Dinge, an denen du unbedingt arbeiten solltest. Das angemessenes Tempo findet sich dann von selbst: ein Zuhörer muss die einzelnen Sextolen-Töne so gerade noch auseinander halten können. Ein zu schnelles Tempo verhindert das und zerstört die Wirkung. Ein zu langsames Tempo ist auch nicht gut, weil dann die Melodie in lauter Einzeltöne zerfällt.

Wenn dir tatsächlich nur an Raserei gelegen ist, such dir geeignete Stücke - op. 10/4, op. 10/12 oder op. 25/11 bieten sich da eher an.

LG, Mick

PS: Der hier spielt die Etüde relativ ruhig - aber hör mal genau hin:


View: https://www.youtube.com/watch?v=C90Mz4hvAzI
 
Hallo mick,

danke für deinen ausführlichen Beitrag. Du schreibst viel zum Thema Klang. Ich frage mich gerade, was passiert, wenn ein - wie du schreibst - perlender Anschlag auf ein recht einfaches Digitalpiano trifft, auf dem ich ja spiele (CLP 575). Bin in dieser Hinsicht eher pessimistisch oder was meinst du? Finde auch, dass gerade langsame Stücke auf einem einfachen Digitalpiano nicht so wirklich überzeugen können ("klangliche Leere"). Wohne aber in einer Mietwohnung (mit Hohlraumwänden), daher kommt da momentan keine Alternative in Frage. Immerhin kann man mit dem CLP bequem und in guter Qualität aufnehmen, um sich danach noch einmal selbst alles genau anzuhören..
Zu deiner anderen Kritik (die kleinen Töne), da meinst du vermutlich insb. den leiseren Mittelteil (dort wo piano vorgeschrieben ist), oder?
Da hast du völlig Recht, da ging der ein oder andere Ton verloren. Komme bei den leisen Stellen/Tönen noch nicht so gut mit dem CLP klar. Vielleicht fehlt es mir da an der nötigen Feinmotorik. Manchmal schlage ich zu sachte an, so dass statt einem leisen Ton gar kein Ton kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade nfs, Du nimmst nicht wirklich Bezug auf Micks Beitrag.
 
Doch bin ich, aber nicht zu allem. Einfach aus dem Grund, dass ich der Meinung bin, dass gerade ein Amateur das Tempo spielen darf, das ihm gefällt bzw. worauf er Lust hat. Der Amateur muss vor keiner Wettbewerbs-Jury bestehen und darf daher auch frei interpretieren. Wem die Interpretation dann gefällt, dem gefällt sie, wem nicht, dem eben nicht. Und auch den großen Pianisten wie Rubinstein sei eine Eigeninterpretation zugestanden. Ich würde daher nie auf die Idee kommen und sagen, Rubinstein hat die Etüde viel zu langsam gespielt, da im Urtext doch Viertelnote = 104 vorgegeben ist. Das ist alleine deswegen schon unsinnig, da man das Instrument und die Akustik (Hall) auch mit in die Betrachtung einbeziehen muss. Genauso wenig würde ich kritisieren, dass Rubinstein den Mittelteil (vor dem Aufstieg) lauter spielt als den Anfang, schließlich steht dort doch "piano". Rubinstein ist zweifelos ein großer Pianist und die Vielseitigkeit der Interpretationen von unterschiedlichen Pianisten hat doch gerade ihren Reiz, auch wenn mich die orginalgetreuere und deutlich schnellere Version von Pollini (reine Spielzeit von Pollini ca. 2:03 habe ich inzwischen herausgefunden) mehr beeindruckt.

Diskutieren könnte man stattdessen vielleicht noch über den Anschlag, mick schreibt non-legato, meines Wissen ist die Etüde aber gerade dafür gemacht, legato zu üben.:konfus:
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Amateur, der sich ernsthaft an die Etüden Chopins heran wagt, sollte für sich selber den Anspruch haben, möglichst professionellen zu arbeiten und zu interpretieren. Es gibt einen Unterschied zwischen Amateuren und Amateuren...
 
Natürlich nicht. Genauso wenig wie es Männer und Frauen gibt - das sind ja alles durchs Patriarchat anerzogene stereotype Rollenbilder.
 
Dann hoffe ich, dass ich ein guter Amateur bin.

Aber das glaube ich nicht so richtig. Amateur kommt aus dem lateinischen amare = lieben. Ich liebe Musik nicht.

Ich finde sie nur ziemlich gut.

CW
 

@Peter Echt schlimm diese Leute, die nur zum Spaß Klavier spielen! :-D
 
Ich finde solch wunderbare, sensible Kompositionen einfach viel zu schade, um sie "aus Spaß" für sportliche Zwecke am Klavier zu missbrauchen. Entschuldigung, aber bei nfs fehlt mir einfach der nötige Respekt vor der Musik. Du suchst Herausforderungen? Spiel doch mal Mazeppa von Liszt so schnell wie möglich oder den Hummelflug in der Bearbeitung von Cziffra...
 
Ich frage mich gerade, was passiert, wenn ein - wie du schreibst - perlender Anschlag auf ein recht einfaches Digitalpiano trifft, auf dem ich ja spiele (CLP 575). Bin in dieser Hinsicht eher pessimistisch oder was meinst du?
Dazu kann ich nichts sagen. Ich spiele praktisch nie auf Digis.

Zu deiner anderen Kritik (die kleinen Töne), da meinst du vermutlich insb. den leiseren Mittelteil (dort wo piano vorgeschrieben ist), oder?
Ich meinte grundsätzlich alle kleingestochenen Noten (die Sextolen).

Diskutieren könnte man stattdessen vielleicht noch über den Anschlag, mick schreibt non-legato, meines Wissen ist die Etüde aber gerade dafür gemacht, legato zu üben.:konfus:

Eine Legato-Studie ist das sicher nicht in dem Sinne, dass man eineTaste immer so lange unten hält, bis die nächste Taste angeschlagen wird. Legato ist in erster Linie eine Klangidee; es soll der Eindruck entstehen dass die Töne einander ablösen. Das hat sehr oft nichts mit der tatsächlichen Tastenbewegung zu tun, und genau das zeigt sich auch in dieser Etüde: was hier legato erklingen soll, ist die Melodie - und ausgerechnet die Melodietöne kann man mit den Fingern gar nicht festhalten. Wenn diese Etüde also dazu dient, legato zu üben, dann in dem Sinne, dass man einen Legato-Eindruck erzeugt, obwohl die Tasten nur kurz angeschlagen werden! Diesen Eindruck erreicht man nicht allein mit dem Pedal - dazu gehört auch, dass man den Klang jeder losgelassenen Melodienote mit dem Ohr sehr genau verfolgt und die nächste Note in genau der richtigen Lautstärke und im richtigen Timing anschlägt. Bei Amateuren (und leider manchmal auch bei Profis) hört man oft keine ordentliche Gesangslinie mehr, sobald Töne nicht mit den Fingern gebunden werden können. Man muss lernen, ein Legato ohne diese "Bewegungskrücke" zu spielen. Genau das kann man an dieser Etüde.

Was die Mittelstimmen angeht, ist ein Fingerlegato hier kontraprouktiv. Auch mit Pedal ist der klangliche Unterschied zwischen Legato-Anschlag und Leggiero-Anschlag deutlich hörbar. Ein "passives" Legato führt zu einem undurchsichtigen, mulmigen Klang, nur ein "aktives" Leggiero erzeugt das Glitzern, was diese Etüde benötigt.

Doch bin ich, aber nicht zu allem. Einfach aus dem Grund, dass ich der Meinung bin, dass gerade ein Amateur das Tempo spielen darf, das ihm gefällt bzw. worauf er Lust hat.
Sicher. Aber ein Amateur mit dieser Haltung hat eigentlich nicht verdient, dass man sich mit seinen Aufnahmen ernsthaft auseinandersetzt. Das werde ich in Zukunft auch nicht mehr tun.
 
(...)Das werde ich in Zukunft auch nicht mehr tun.
@mick na na, nur kein Echauffement - liest du diesen Faden aufmerksam durch, wirst du die Behauptung finden, dass Amateure "frei interpretieren dürfen" woraus natürlich logisch folgt, dass die Interpretation eines Profis unfrei sein muss :-D;-):-D ist doch schön, dass man nun endlich weiß, wie´s inne Musicke läuft.
 
@mick

Vielen Dank für Deine mal wieder sehr fundierten Erläuterungen, die nfs möglicherweise nicht sonderlich interessieren, dafür aber viele andere hier lesende Klavierspieler.

Seit wie vielen Jahrzehnten arbeitest Du eigentlich schon als Musikprofessor?:-D
 
Doch bin ich, aber nicht zu allem. Einfach aus dem Grund, dass ich der Meinung bin, dass gerade ein Amateur das Tempo spielen darf, das ihm gefällt bzw. worauf er Lust hat. Der Amateur muss vor keiner Wettbewerbs-Jury bestehen und darf daher auch frei interpretieren. Wem die Interpretation dann gefällt, dem gefällt sie, wem nicht, dem eben nicht.
Der entscheidende Unterschied zwischen Amateur und Profi ist allerdings ein ganz anderer: Der Amateur muss sich mit der Vermarktung seiner künstlerischen und/oder pädagogischen Leistungen nicht seinen Lebensunterhalt verdienen, der Profi hingegen schon, da die Beurteiler seiner Dienstleistungen über Förderungswürdigkeit und Angemessenheit seiner Honorierung direkt und/oder indirekt zumindest mit entscheiden. Beim Amateur bezeichnet das Prädikat "Thema verfehlt" daher nicht automatisch sein Schicksal. Aber in künstlerischer Hinsicht sind die Beurteilungskriterien die gleichen - ob die Interpretation der kompositorischen Vorgabe gerecht wird, ist unabhängig vom Amateur- oder Profistatus zu beurteilen.

Es gibt einen Unterschied zwischen Amateuren und Amateuren...
Dieser ergibt sich aus dem vorab Geschriebenen: Die einen werden den künstlerischen Vorgaben und Aufgabenstellungen gerecht, die anderen eben nicht. Zwischen diesen Extremen gibt es natürlich Zwischenstufen, die man hier in einem solchen Faden ausloten kann oder auch nicht.

LG von Rheinkultur
 

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