Ich frage mich gerade, was passiert, wenn ein - wie du schreibst - perlender Anschlag auf ein recht einfaches Digitalpiano trifft, auf dem ich ja spiele (CLP 575). Bin in dieser Hinsicht eher pessimistisch oder was meinst du?
Dazu kann ich nichts sagen. Ich spiele praktisch nie auf Digis.
Zu deiner anderen Kritik (die kleinen Töne), da meinst du vermutlich insb. den leiseren Mittelteil (dort wo piano vorgeschrieben ist), oder?
Ich meinte grundsätzlich alle kleingestochenen Noten (die Sextolen).
Diskutieren könnte man stattdessen vielleicht noch über den Anschlag, mick schreibt non-legato, meines Wissen ist die Etüde aber gerade dafür gemacht, legato zu üben.
Eine Legato-Studie ist das sicher nicht in dem Sinne, dass man eineTaste immer so lange unten hält, bis die nächste Taste angeschlagen wird. Legato ist in erster Linie eine Klangidee; es soll der Eindruck entstehen dass die Töne einander ablösen. Das hat sehr oft nichts mit der tatsächlichen Tastenbewegung zu tun, und genau das zeigt sich auch in dieser Etüde: was hier legato erklingen soll, ist die Melodie - und ausgerechnet die Melodietöne kann man mit den Fingern gar nicht festhalten. Wenn diese Etüde also dazu dient, legato zu üben, dann in dem Sinne, dass man einen Legato-Eindruck erzeugt,
obwohl die Tasten nur kurz angeschlagen werden! Diesen Eindruck erreicht man nicht allein mit dem Pedal - dazu gehört auch, dass man den Klang jeder losgelassenen Melodienote mit dem Ohr sehr genau verfolgt und die nächste Note in genau der richtigen Lautstärke und im richtigen Timing anschlägt. Bei Amateuren (und leider manchmal auch bei Profis) hört man oft keine ordentliche Gesangslinie mehr, sobald Töne nicht mit den Fingern gebunden werden können. Man muss lernen, ein Legato ohne diese "Bewegungskrücke" zu spielen. Genau das kann man an dieser Etüde.
Was die Mittelstimmen angeht, ist ein Fingerlegato hier kontraprouktiv. Auch mit Pedal ist der klangliche Unterschied zwischen Legato-Anschlag und Leggiero-Anschlag deutlich hörbar. Ein "passives" Legato führt zu einem undurchsichtigen, mulmigen Klang, nur ein "aktives" Leggiero erzeugt das Glitzern, was diese Etüde benötigt.
Doch bin ich, aber nicht zu allem. Einfach aus dem Grund, dass ich der Meinung bin, dass gerade ein Amateur das Tempo spielen darf, das ihm gefällt bzw. worauf er Lust hat.
Sicher. Aber ein Amateur mit dieser Haltung hat eigentlich nicht verdient, dass man sich mit seinen Aufnahmen ernsthaft auseinandersetzt. Das werde ich in Zukunft auch nicht mehr tun.