Chopin - Berceuse

D

Dommm3E

Dabei seit
24. Juli 2017
Beiträge
144
Reaktionen
149
Liebe Community,
aktuell übe ich an der Berceuse. Ich habe heute spontan eine "Probeaufnahme" erstellt, was heißen soll, dass ich noch eine Weile daran üben werde. Da ich zu den Klavierspielern ohne KL gehöre (momentan), bin ich über Kritik und Anregungen jeglicher Art dankbar (bis auf falsche Töne, die sind mir natürlich selbst bewusst ;-) ).

https://soundcloud.com/user-81556588/berceuse-probeaufnahme/s-yLYq6

Gruß
Dominik
 
Technisch hast Du das Stück sehr gut drauf:super:. Aber Berceuse ist doch ein Wiegenlied, wie soll die/der Kleine denn bei dem Tempo einschlafen:angst:;-).
Ernsthaft: Ist mir zu schnell gespielt, der gleichbleibenden Rhythmus der linken Hand über das gesamte Stück, über den sich die wunderbare Melodie und Kantilenen der rechten Hand erheben, kommt für meinen Geschmack metronomisch zu genau und gleichzeitig zu undeutlich rüber. Mir fehlt da die Liebe und Sinnlichkeit, die dieses Stück zu etwas besonderem machen. Lass Dir mehr Zeit und hier und da ein Rubato an den richtigen Stellen wäre nach meinem Empfinden auch nicht verkehrt.

Auf jeden Fall danke, dass Du uns wieder an einer Aufnahme von Dir teilhaben lässt.

Viele Grüße
Christian
 
Ja das stimmt. Ich sollte es langsamer spielen. Komischerweise habe ich während dem Spielen nicht das Gefühl, es zu schnell zu spielen, denke es aber immer wieder danach, wenn ich es aufgezeichnet habe und anschließend anhöre. Fällt mir irgendwie noch schwer, das abzustellen. Beim Rubato habe ich ein ähnliches Empfinden. Während dem Spielen denke ich an den betroffenen Stellen, dass ich mehr als genug Rubato (hier meist rit.) mache, beim Anhören anschließend denke ich wiederum, dass es zu wenig war. Auch hieran sollte ich noch arbeiten.
Nur eine Anmerkung: Gerade bei der Berceuse habe ich das Problem, dass ich - wenn ich mir zu viel Rubato erlaube - die technischen Schwierigkeiten durch ein sehr starkes Ritardando umgehe, wenn vielleicht ein mäßiges angebracht wäre, ich denke dabei vor Allem an 1:08 und 1:49 u. Ä. Daher versuche ich zunächst, die Stellen mehr oder weniger im metronomischen Tempo draufzukriegen, um erst anschließend wieder etwas mehr Rubato einzubauen. Ist diese Vorgehensweise sinnvoll? Oder besteht die Gefahr, dass ich mir dieses metronomische Spiel nicht mehr abgewöhne? :denken:
 
Nur eine Anmerkung: Gerade bei der Berceuse habe ich das Problem, dass ich - wenn ich mir zu viel Rubato erlaube - die technischen Schwierigkeiten durch ein sehr starkes Ritardando umgehe, wenn vielleicht ein mäßiges angebracht wäre,

Dieses Argument kann ich nicht nachvollziehen. Es geht hier ja nicht um eine Etüde, die bestimmte Spieltechniken trainieren soll. Dass man heikle Stellen in höherem Tempo bewältigen können möchte, als es für das Stück nötig wäre, verstehe ich natürlich schon, aber für die eigentliche Ausführen sollte dann der intendierte Charakter des Stücks im Vordergrund stehen. Und in der Hinsicht teile ich @pianochris66 Kritik. Für ein Wiegenlied ist das etwas zu flott.

Langsamere Tempi bringen nicht zwangsläufig weniger Probleme. Es kann dann zum Beispiel schwieriger werden, die Phrasen hörbar zu halten. Gerade am Kalvier, bei dem der einmal erzeugte Ton immer nur abnehmen kann, sind langsame Phrasen meiner Meinung nach schwieriger zu gestalten als z.B. auf Streichinstrumenten. Polyrhythmische Stellen z.B. werden auch nicht unbedingt leichter, wenn man sie langsam spielt. Bei der Gestaltung von Rubati geht es ja auch immer darum, dass der Gesamtfluss nicht gestört wird, dass das Verlangsamen und Beschleunigen "natürlich" klingt. Ist der Gesamtpuls langsamer stechen Details möglicherweise stärker heraus, als wenn etwas schnell vorbeihuscht. Es gibt vielleicht Virtuosenliteratur, bei deren Kompisition der primäre Zweck in der Herausforderung liegt. Ich glaube aber, dass den Komponisten und Komponistinnen der Aspekt der spieltechnischen Schwierigkeit ziemlich wurscht ist. Sie haben klangiliche, strukturelle und andere musikalische Visionen, die es umzusetzen gilt. Ich habe dieses Stück selbst nicht gespielt, bin auch nur Amateur, halte es aber für möglich, dass Du die eigentliche Schwierigkeit des Stücks (wenn es denn darum gehen soll) durch das höhere Tempo umspielst.

Was Du über die Eigenwahrnehmung während des Spielen schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Geht mir genauso. Ich denke mir, ich mache eh so starke Kontraste und die KL reagiert so, als hätte ich gar nichts getan. Und wenn ich mal eine Aufnahme mache, merke ich dann auch, dass das meiste ziemlich flach klingt. Mir selbst kritisch zuzuhören ist eine Aufgabe, an der ich noch lange zu kiefeln haben werde.

Danke für's Teilen und weiter frohes Schaffen an diesem schönen Stück!
liebe Grüße
Gernot
 
Hmm, liegt weniger am Tempo selbst als an einer gewissen "Atemlosigkeit". Es klingt ein klein wenig "festgezurrt", aber ich mag ewig langsame Tempi nicht. Was soll ich raten? Lasz es liegen, arbeite dann noch einmal mit einem guten Lehrer daran. Lege den Fokus noch einmal auf den Aufbau langer Phrasen. Die Begleitung musz diese mitmachen. Ich beneide Dich um Deinen sehr guten Ausgangspunkt fuer eine gelungene Interpretation! Nelson Freire aber auch Rubinstein z.B. haben etwa Dein Tempo - und es funktioniert gut.
Jannis
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich beneide Dich um Deinen sehr guten Ausgangspunkt fuer eine gelungene Interpretation! Nelson Freire aber auch Rubinstein z.B. haben etwa Dein Tempo - und es funktioniert gut.
Jannis

Aufgrund Deines Beitrages habe ich mir mal unterschiedliche Interpretationen dieses Stückes, das ich schon sehr lange immer mal wieder spiele aber mir nie mehr angehört habe, bei YT angehört. Dabei musste ich feststellen, dass sehr viele, wenn nicht gar die meisten der großen Pianisten so ein relativ flottes Tempo haben. Anscheinend habe ich da ein vollkommen anderes und wohl falsches Verständnis dieses Wiegenliedes:konfus::-(.
 
Ich finde es auch schwierig. Die Interpretationen auf YouTube waren auch in etwa meine Inspiration. Ich experimentiere momentan mit dem Tempo und muss feststellen, dass ein langsameres Tempo zwar für mehr "Ruhe" sorgt, andererseits klingt das Stück dann sehr schnell steif und stockend, wie als würde die Wiege immer wieder stehen bleiben. Ich habe mittlerweile den Eindruck, der unruhige Charakter bei mir kommt eher durch zu wenig Rubato, sowie generell eine etwas zu hohe Lautstärke.
 
Ich habe eure Ratschläge beherzigt und noch einmal eine zweite "Probeaufnahme" gemacht. Eigentlich bin ich damit so zufrieden, dass ich es schade finde, nicht gleich ein YT-Video daraus gemacht zu haben.
Diesmal auf mixcloud, soundcloud hat es gesperrt, weil es angeblich Urheberrechte verletzt.
https://www.mixcloud.com/Dom3E/berceuse-take-2/
Ich bin nach wie vor empfänglich für weitere Kritik ;-)
 
Hi Dominik.
Ich finde die Berceuse wirklich hervorragend gespielt. Super und weiter so.
 

Komischerweise habe ich während dem Spielen nicht das Gefühl, es zu schnell zu spielen, denke es aber immer wieder danach, wenn ich es aufgezeichnet habe und anschließend anhöre.
Das geht mir manchmal auch so ähnlich. Deswegen mache ich immer Probeaufnahmen, und höre die ab, wenn ich eine richtige Aufnahme machen will.

Die Korrekturen fliessen dann in die nächste Aufnahme mit ein.

Viele Grüße.
 
Die zweite Aufnahme ist wirklich gut und musikalisch eine enorme Verbesserung zur ersten. Die Quintessenz ist bei dieser einwandfreien technischen Beherrschung, den 6/8 Takt im Charakter des Wiegenlieds atmen zu lassen - kein extremes Rubato, sondern eine gewisse Durchlässigkeit, was Dir wunderbar gelungen ist!

Edit: Nur der Digitalpiano Sound schmälert leider den Genuss.
 
Bei Beethoven gibt es in diesem Zusammenhang eine "Therese Malfatti". Echt lustig. :-D
 

Zurück
Top Bottom