Capriccio

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rappy

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Diese sauschwere Klavierstück wird man vielleicht bald noch mal in Karlsruhe live hören können, bis dahin habe ich leider nur eine unvollständige Aufnahme.

http://www.bernardynet.de/capriccio.pdf


Die Aufnahme beginnt auf Seite 3 (vorher war mir das Gerät runtergefallen...) und es gibt einen Schnitt (S. 8–10).

Es spielte Enhyuang Lee.


Wer Interesse hat, das folgende Ensemblestück in einer wirklich sehr guten Aufnahme zu hören: PN an mich.

Raivota: http://www.dgsp-rheinland-pfalz.de/raivota.pdf
 
Sag mal ist das ein illegaler Mitschnitt? Wenn ja, bitte sofort den Link wieder entfernen, wenn nein, entschuldige ich mich schon jetzt für den Verdacht.
 
Wieso illegal? Das Stück ist von mir...
 
Oha! Respekt. Entschuldigt hatte ich mich ja schon. :)
Mich hat "Es spielte Enhyuang Lee" in Verbindung mit "vorher war mir das Gerät runtergefallen..." wohl verwirrt. Kann ja nicht ahnen, dass Du der Herr Lee und/oder der Komponist bist. Sorry noch mal. :)
 
Wie wär's, und Du schreibst nächstes Mal ein Stück zur Abwechslung nicht, damit es "sauschwer" ist (die Erwähnung dieser Tatsache gleich zu Anfang spricht Bände...), sondern damit es schöne Musik ist??

Ich bin ganz gewiß kein ultrakonservativer Knochen und weiß Schönberg, Webern, Ligeti, Dutilleux, Messiaen etc. sehr zu schätzen. Aber Deine Musik ist einfach nur nervig und ohne "Herz" geschrieben.
 
Oha! Respekt. Entschuldigt hatte ich mich ja schon. :)
Mich hat "Es spielte Enhyuang Lee" in Verbindung mit "vorher war mir das Gerät runtergefallen..." wohl verwirrt. Kann ja nicht ahnen, dass Du der Herr Lee und/oder der Komponist bist. Sorry noch mal. :)
Über Umwege (Veranstaltungsdaten, Interpretennamen, Links) ist mitunter zu ermitteln, wie der bürgerliche Name eines Forenteilnehmers lautet. Viele posten hier auch ganz offiziell mit ihrem Namen, allerdings kann es gute Gründe geben, ein Pseudonym zu wählen. Die Entscheidung, ob anonym oder nicht anonym, ist freilich jedem selbst überlassen. In diesem Falle verweist der Komponist auf seine eigene Homepage und stellt seine eigenen Kompositionen vor in Aufnahmen, die wohl künstlerischen und nicht kommerziellen Zwecken dienen. Ob es daran etwas zu beanstanden gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, kann ich mir aber auch nicht vorstellen.

LG von Rheinkultur
 
Wie wär's, und Du schreibst nächstes Mal ein Stück zur Abwechslung nicht, damit es "sauschwer" ist (die Erwähnung dieser Tatsache gleich zu Anfang spricht Bände...), sondern damit es schöne Musik ist??
In meiner Studienzeit (Schwerpunkt Komposition) habe ich an einem Meisterkurs in Berlin teilgenommen, dessen renommierter Kursleiter einmal von der Uraufführung eines Streichquartetts erzählt hat. Es handelte sich nicht um ein eigenes Stück, sondern um das Werk eines Fachkollegen, der bei dem Konzert sinnigerweise neben ihm im Publikum saß und ihn bis zur Penetranz mit der rhetorischen Frage in vielfältig abgewandelter Form nervte: "Echt schweres Stück, nicht wahr?", "Mensch, hör' mal, wie schwer das ist!", "Kannst Du Dir vorstellen, dass man so schwere Musik überhaupt noch spielen kann?" und so weiter. Ich nenne bewusst keine Namen, da diese Anekdote schon groteske Züge an sich hat. Dabei waren die Schöpfungen des Kursleiters selbst zum Teil exorbitant schwer zu spielen, betone ich mal als jemand, der selbst viele eigene und fremde Werke als Interpret uraufgeführt hat. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts scheint es unter vielen (Nachwuchs-)Komponisten einen inoffiziellen Wettbewerb gegeben zu haben, wer im postseriellen Zeitalter den komplexesten, abstraktesten und "schwärzesten" Notentext vorlegen kann - überladen mit kleinen Notenwerten, geteilten Notenwerten, dynamischen Extremen, Riesen-Intervallsprüngen und unzähligen hyperdeterminierenden Spielanweisungen. Mit Ferneyhough und einigen weiteren kam es sogar zu einer "New Complexity" als stilistischem Programm: Den Interpreten durch übergenaue Vorgaben in eine permanente Extremanspannung zwingen. Irgendwann führt der Drang zum Höher - Schneller - Weiter leider zur Austauschbarkeit entsprechender Werke, weil überall die gleichen spröden und dissonanzbehafteten Sonoritäten dominieren. Kennt man eine dieser Partituren, kann man davon ausgehen, dass es tausende ähnlicher (Er-)Schöpfungen gibt.

Aber Deine Musik ist einfach nur nervig und ohne "Herz" geschrieben.
Es handelt sich um die in den vergangenen Jahrzehnten oft anzutreffende strukturorientierte Schreibweise dodekaphonischer und spätserieller Prägung. Wenn die Bezeichnung als "Capriccio" für einen kapriziösen Tonfall steht, der überwiegend an der Oberfläche bleibt und sich nicht nachhaltig einprägt, hat man ein "gut gemachtes" Stück vorliegen, dass sich allerdings in eine Phalanx vieler ähnlicher Stücke einreiht, ohne aus dem Gewohnten herauszufallen.

Wenn hasenbein das als "nervig" empfindet, geht es ihm wie mit vielen Free-Jazz-Ereignissen: Viel Action, viel Aufwand - und doch hinterlässt das Gehörte und Miterlebte kaum nachhaltige Spuren beim Hörer, weil man das schon unzählige Male so miterlebt hat. Und bei den von ihm genannten Komponisten klingt mitnichten ein Stück wie das andere.

LG von Rheinkultur
 
Ich hätte besser die Schwierigkeit nicht erwähnt. Ich wollte damit nur meine Bewunderung gegenüber der Interpretation und der Pianisten kundgeben. Dass das Stück letztendlich so schwer geworden ist, war keine Ausgangsüberlegung sondern hat sich aus dem, was ich musikalisch machen wollte, so ergeben.
Dass du, Rheinkultur, das stück als stukturorientiert mit dodekaphonischer und spätserieller Prägung empfindest, überrascht mich sehr. So viel Struktur gibt es in dem Stück eigentlich nicht. Dass meiste ist sehr spontan und frei erfunden (Capriccio also in dreierlei Bedeutung: 1. in Bezug auf den sehr sprunghaften Formablauf, 2. in Bezug auf die spontane Kompositionsweise, 3. in Bezug auf den von dir erwähnten kapriziösen Tonfall – wobei natürlich alle drei Punkte verwandt sind und einander bedingen). Als seriell geprägt empfinde ich meine Musik überhaupt nicht.
Sollte die Musik wirklich so viele ähnliche Vorgängerstücke haben, wäre es ja aufschlussreich, wenn du ein paar davon nennen würdest.

Im übrigen interessiert mich das ständige Berufen auf große Namen nicht viel mehr als Hasenbeins Kommentare, die ich getrost ignoriere.
 
Nicht meine Musik.

Musst Du dem Pianisten etwas für ´s Einstudieren bezahlen oder macht der das freiwillig? Und wenn ja, warum?

CW

Zusatzfrage: Kannst Du es denn selber spielen?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
1. Es ist eine Pianistin.
2. Ich habe sie nicht bezahlt.
3. Sie machte es freiwillig und wird es auch in ihrer Prüfung spielen.
4. Warum? Weil es ihr sehr gut gefallen hat.
5. Nein, ich kann es nicht selber spielen. Muss ich?
 

5. Nein, ich kann es nicht selber spielen. Muss ich?
nein, musst du nicht: Mozart konnte seine Königin der Nacht nicht singen, und hätte er das probiert, oh oh... :D:D

das Stück ist klasse, effektvoll, allerdings teilweise wirklich schlimm schwierig zu spielen - ich frage mich, ob der eher harmlose Titel (der ja auch eine Art Gattungsbezeichnung ist) wirklich dazu passt... auf jeden Fall ist mindestens manuell so anspruchsvoll wie feu d´artifice, allerdings rhythmisch widerborstiger.
 
Hallo rappy,

Danke für das interessante Stück. Es gefällt mir, aber ich finde auch, leicht machst Du es mir als Hörer nicht gerade, es ist alles ziemlich komprimiert.
Ich meine, eine gekonnte Verarbeitung des Materials/Fragmenten des aufwärtsstrebenden Anfangsmotivs zu erkennen. Falls das nun so gar nicht ist, kannst Du Dich hoffentlich über die "Fehlinterpretation" amüsieren.
Ich hätte gerne das ganze Stück gehört, vielleicht kriegst Du ja noch eine komplette Aufnahme?

Viele Grüße, Gaston
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Jetzt habe ich eine komplette Aufnahme! Unter dem gleichen Link. Also die Seiten 8–10 fehlen natürlich immer noch, die spielt sie wahrscheinlich am 3. Juli.
Du bist mit deiner Interpretation gar nicht falsch, das Material hängt zu einem großen Teil auf eher hintergründige Weise zusammen.

Danke für die Kommentare!
 
Morgen Abend gibt es wieder eine Aufführung, dieses Mal des kompletten Stücks. Auf iTunes U (unter HfM Karlsruhe) gibt es übrigens jetzt bereits einen Live-Videomitschnitt, allerdings nicht von der kompletten Fassung.
 

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