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Musicus
- Dabei seit
- 23. Jan. 2010
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Momentan plage ich mich ja immer noch mit einem Klaviersimulator, auch Digitalpiano genannt, herum. Nach wie vor mag und brauche ich den Vorteil des Spielens über Kopfhörer zu nachbarschaftsunfreundlichen Zeiten.
Aber der Mangel an Klangfarbe und Seele, die fehlenden Artikulationsspielräume und die nervigen, immer gleich klingenden Töne bringen mich derzeit doch dramatisch in den roten Bereich der Frustrationstoleranz.
Seit längerer Zeit probiere ich nun schon akustische Instrumente aus, vor allem Klaviere. Ich muss jedoch gestehen, dass mich die aufrechten Varianten irgendwie überhaupt nicht angesprochen haben.
Keine Klaviermarke hat mich überzeugt, die ganzen Asiaten (egal ob in Reinform oder als Billigableger bei den großen Marken) klingen in meinen Ohren einfach nur grausig, Schimmel ist mir zu schwammig, Bechstein zu laut etc. pp
Einzig Sauter hat hier, vor allem was Preis-Leistung angeht, noch positiv hervorgestochen.
Eines Tages saß ich dann vor einem Steingräber Klavier (130 PS): Wow! Ich habe noch kein Klavier unter den Fingern gehabt, was sich so differenziert spielen lässt, welches selbst im ppppp noch klingt und erstaunlich präzise reagiert.
Der Klavierhändler, bei dem ich dieses Instrument spielen durfte, vertreibt u.a. auch Steinway.
Bis vor ein paar Wochen war ich immer der Meinung, ich könnte daheim keinen Flügel stellen. In den Irrungen und Wirrungen meiner Suche nach einem echten Instrument also nochmal nachgemessen und zum Entschluß gekommen: Wird eng, ist aber machbar, bzw. 1,80-1,90 Flügel passen eigentlich sogar recht gut. Ich war erstaunt, dass sooo viel Platz ein Flügel nun auch nicht braucht...
Im Gespräch mit diesem Händler kommen wir von alten Blüthner Flügeln zu den goldenen Zeiten des Klavierbaus in den 20er/30er des 20. Jahrhunderts...lange Rede, kurzer Sinn: Ich fand mich vor einem Steinway O, Baujahr 1930 wieder.
Das Steingräber Klavier war schon toll, aber dieser Flügel hat mir dann doch nochmal ganz andere Dimensionen gezeigt, mich in eine andere Welt gezogen.
Natürlich hat er mich als Klavieranfänger der ich nunmal bin, vor die Wand laufen lassen, hat Töne verweigert wenn ich beim Druckpunkt nicht mehr genug Geschwindigkeit hatte (wo jedes Klavier und vor allem jedes Digitalpiano noch klingt).
Aber es irritierte und verunsicherte mich in keinster Weise, im Gegenteil, es war vielmehr ein Gespräch, in dem mir der Flügel sagte: "Nein so nicht mein Freund! Gib dir mehr Mühe und ich gebe dir was auch immer ausdrücken willst!"
Und was er dann gab!
Ich habe den Eindruck gehabt, dass dieser Flügel es genauso ausdrückte wie ich es gerade wollte und fühlte. Ich hatte das Gefühl dass es den einen Klang gar nicht hatte, er konnte Wärme, Distanz, Lebendigkeit, Melancholie, Freude, Sehnsucht, Wucht, Stolz und noch so vieles mehr, es war als wenn verschiedener Gesichter und Stimmungen an mir vorbeigezogen wären.
Immer noch kam es mir gefühlt wie ein Gespräch zwischen mir und diesem Flügel vor in dem wir uns gegenseitig (wohl aber eher der Flügel mich als andersrum...) in klangliche Welten geführt haben die mir bisher unbekannt waren (und ich habe durchaus auch schon einige Flügel gespielt). Immer wenn ich dachte "na das wird wohl so nicht klappen und klingen können" kam ein "warte mal ab und vertraue mir!" zurück, gefolgt von Klängen deren Wandelbarkeit ich schon geschildert habe...
Die Zeit, meine technischen und musikalischen Unzulänglichkeiten wurden nebensächlich, es war ein einziges Fließen...
Jetzt stehe ich da und frage mich voller Verzweiflung, was ich nur tun soll...
Eigentlich hatte ich in die nähere Auswahl gezogen:
- Sauter Konzertklavier (sicher die ökonomisch sinnvollste Variante, exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem tollen, spritzigen, lebendigen Klang)
- Steingräber Konzertklavier (hinsichtlich Artikulationsmöglichkeiten eigentlich schon ein halber Flügel)
Schon das Steingräber ist für mich als Klavieranfänger, der gerade mal seit anderhalb Jahren dabei ist, ja schon nahezu vermessen...
Aber benötigt ein Anfänger wirklich ein Steinway???
Ja darf ich es überhaupt wagen, mich zu erdreisten darüber nachzudenken???
Einen Steinway Flügel?? Hallo, gehts noch?!?!
Leide ich an Größenwahn oder Realitätsverlust??
Von dieser Majestätsbeleidigung einmal abgesehen:
Was ist eure Meinung über Steinway O, bzw. Salonflügel im Allgemeinen und denen aus den 1910-1930er Jahren im Speziellen?
Es würde mich wahnsinnig erleichtern, von euch hierbei Unterstützung zu bekommen.
Das artet so langsam schon in eine Belastung aus, die nicht mehr schön ist und mich sogar in Gedanken treibt, wie z.B. einfach nichts von alledem zu nehmen und mich mit dem Digitalpiano weiter zu treiben bis hin zum gänzlich verzweifelten "Hänge ich doch einfach das ganze Klavierspiel an den Nagel, dann muss ich mich mit solchen Entscheidungen nicht rumplagen und spare eine Menge Geld"...
Verwirrte Grüße
Musicus
Aber der Mangel an Klangfarbe und Seele, die fehlenden Artikulationsspielräume und die nervigen, immer gleich klingenden Töne bringen mich derzeit doch dramatisch in den roten Bereich der Frustrationstoleranz.
Seit längerer Zeit probiere ich nun schon akustische Instrumente aus, vor allem Klaviere. Ich muss jedoch gestehen, dass mich die aufrechten Varianten irgendwie überhaupt nicht angesprochen haben.
Keine Klaviermarke hat mich überzeugt, die ganzen Asiaten (egal ob in Reinform oder als Billigableger bei den großen Marken) klingen in meinen Ohren einfach nur grausig, Schimmel ist mir zu schwammig, Bechstein zu laut etc. pp
Einzig Sauter hat hier, vor allem was Preis-Leistung angeht, noch positiv hervorgestochen.
Eines Tages saß ich dann vor einem Steingräber Klavier (130 PS): Wow! Ich habe noch kein Klavier unter den Fingern gehabt, was sich so differenziert spielen lässt, welches selbst im ppppp noch klingt und erstaunlich präzise reagiert.
Der Klavierhändler, bei dem ich dieses Instrument spielen durfte, vertreibt u.a. auch Steinway.
Bis vor ein paar Wochen war ich immer der Meinung, ich könnte daheim keinen Flügel stellen. In den Irrungen und Wirrungen meiner Suche nach einem echten Instrument also nochmal nachgemessen und zum Entschluß gekommen: Wird eng, ist aber machbar, bzw. 1,80-1,90 Flügel passen eigentlich sogar recht gut. Ich war erstaunt, dass sooo viel Platz ein Flügel nun auch nicht braucht...
Im Gespräch mit diesem Händler kommen wir von alten Blüthner Flügeln zu den goldenen Zeiten des Klavierbaus in den 20er/30er des 20. Jahrhunderts...lange Rede, kurzer Sinn: Ich fand mich vor einem Steinway O, Baujahr 1930 wieder.
Das Steingräber Klavier war schon toll, aber dieser Flügel hat mir dann doch nochmal ganz andere Dimensionen gezeigt, mich in eine andere Welt gezogen.
Natürlich hat er mich als Klavieranfänger der ich nunmal bin, vor die Wand laufen lassen, hat Töne verweigert wenn ich beim Druckpunkt nicht mehr genug Geschwindigkeit hatte (wo jedes Klavier und vor allem jedes Digitalpiano noch klingt).
Aber es irritierte und verunsicherte mich in keinster Weise, im Gegenteil, es war vielmehr ein Gespräch, in dem mir der Flügel sagte: "Nein so nicht mein Freund! Gib dir mehr Mühe und ich gebe dir was auch immer ausdrücken willst!"
Und was er dann gab!
Ich habe den Eindruck gehabt, dass dieser Flügel es genauso ausdrückte wie ich es gerade wollte und fühlte. Ich hatte das Gefühl dass es den einen Klang gar nicht hatte, er konnte Wärme, Distanz, Lebendigkeit, Melancholie, Freude, Sehnsucht, Wucht, Stolz und noch so vieles mehr, es war als wenn verschiedener Gesichter und Stimmungen an mir vorbeigezogen wären.
Immer noch kam es mir gefühlt wie ein Gespräch zwischen mir und diesem Flügel vor in dem wir uns gegenseitig (wohl aber eher der Flügel mich als andersrum...) in klangliche Welten geführt haben die mir bisher unbekannt waren (und ich habe durchaus auch schon einige Flügel gespielt). Immer wenn ich dachte "na das wird wohl so nicht klappen und klingen können" kam ein "warte mal ab und vertraue mir!" zurück, gefolgt von Klängen deren Wandelbarkeit ich schon geschildert habe...
Die Zeit, meine technischen und musikalischen Unzulänglichkeiten wurden nebensächlich, es war ein einziges Fließen...
Jetzt stehe ich da und frage mich voller Verzweiflung, was ich nur tun soll...
Eigentlich hatte ich in die nähere Auswahl gezogen:
- Sauter Konzertklavier (sicher die ökonomisch sinnvollste Variante, exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem tollen, spritzigen, lebendigen Klang)
- Steingräber Konzertklavier (hinsichtlich Artikulationsmöglichkeiten eigentlich schon ein halber Flügel)
Schon das Steingräber ist für mich als Klavieranfänger, der gerade mal seit anderhalb Jahren dabei ist, ja schon nahezu vermessen...
Aber benötigt ein Anfänger wirklich ein Steinway???
Ja darf ich es überhaupt wagen, mich zu erdreisten darüber nachzudenken???
Einen Steinway Flügel?? Hallo, gehts noch?!?!
Leide ich an Größenwahn oder Realitätsverlust??
Von dieser Majestätsbeleidigung einmal abgesehen:
Was ist eure Meinung über Steinway O, bzw. Salonflügel im Allgemeinen und denen aus den 1910-1930er Jahren im Speziellen?
Es würde mich wahnsinnig erleichtern, von euch hierbei Unterstützung zu bekommen.
Das artet so langsam schon in eine Belastung aus, die nicht mehr schön ist und mich sogar in Gedanken treibt, wie z.B. einfach nichts von alledem zu nehmen und mich mit dem Digitalpiano weiter zu treiben bis hin zum gänzlich verzweifelten "Hänge ich doch einfach das ganze Klavierspiel an den Nagel, dann muss ich mich mit solchen Entscheidungen nicht rumplagen und spare eine Menge Geld"...
Verwirrte Grüße
Musicus