Begleitung improvisieren oder notengetreu?

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killmymatrix

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Huhu,

ich mache mir einige Gedanken, weil mein Klavierlehrer diesem Thema gegenüber relativ streng gegenübersteht. Ein Freund von mir, ein Sänger, würde gerne für einen Konzertabend (allerdings keinen streng klassischen) eine Arie aus einer Operette singen und bat mich, ihn zu begleiten.

Jetzt ist das ganze doch relativ kurzfristig und ich müsste (gerade weil auch schultechnisch momentan viel ansteht) doch mit dem restlichen Klavierüben etwas zurücktreten und mich stark darauf konzentrieren, wenn ich die Begleitung wirklich notengetreu spielen will. Meinem Klavierlehrer wäre das wohl am liebsten.

Mir geht es nicht darum, die Noten komplett über Bord zu werfen, sondern einfach die Stimme allgemein zu vereinfachen und einen pikanteren Mittelteil relativ frei anhand der Harmonien und nicht der Noten zu begleiten. Ich fände das absolut in Ordnung, der Abend ist kein streng klassischer Konzertabend, es macht uns Spaß und der Gesang kommt trotzdem voll zur Geltung.

Mich würde interessieren, was ihr hier so denkt (vielleicht gerade die Lehrer). Ich möchte mich zum einen ausprobieren, zum anderen sehe ich das ganze aber tatsächlich weniger streng an. Bei genügend Zeit sähe das anders aus, es wäre durchaus schön, die Begleitung normal spielen zu können, aber wie erwähnt ist es mir der Einfachheit halber lieber, den Part zu vereinfachen.

Außerdem ist die Klavierstimme sowieso nur eine Transkription, wobei meinem Lehrer der "orchestrale" Klang dennoch wichtig ist, ich versuche mich durch das Anhören des Stückes natürlich auch, dem anzunähern, aber ein notengetreues Spiel halte ich persönlich nicht für absolut nötig. Ich schätze, das ist ein großer Einfluss meiner Popmusikerfahrung bis hierhin, außerdem begleite ich auch in der Schule relativ viel und bin dadurch wohl so langsam etwas geprägt.

Wie gesagt, würde gerne einfach mal die Meinung dazu hören.
 
Huhu killmymatrix,

ganz klares ja. (wie war eigentlich die Frage? ;-) )

Musik ist etwas lebendiges und die Begleitung einer Operette zu improvisieren ist doch klasse. Bin mir auch ziemlich sicher, dass die Herren Komponisten das auch gut fänden. Eine Operette ist ja eigentlich die Pop Musik der klassischen Periode.

Im Barock gab es ja auch den Generalbass, der wurde auch "improvisiert".
Allerdings sollte die Begleitung eine "ähem" angemessene Qualität haben. ;-)

Gruß
 
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Hallo killmymatrix,

natürlich ist das eine Veränderung, wobei die Aufführung (aufführungspraktisch)/ nach Regeln der Wektreue falsch ist. Wenn man also sehr streng ist darfst du es nicht vereinfachen.

Auf der anderen Seite haben selbst große Komponisten ihre Werke nie immer Notengertreu und jedes mal gleich aufgeführt. Weshalb KLEINE Veränderungen (= Improvisationen) gerechtfertigt wären. Wie der von Bachopin erwähnte Generalbass, ist er ebenso ein Zeichen wie Kadenzen in den Klavierkonzerten.

Gerade bei der professionellen Begleitung von Sängern wird oft getrixt. Wenn z.b. ein Sänger plötzlich "waklig" wird, führt dann ein guter Korepetitor beispielsweise die Melodie in einer Quinte mit, damit sich der Sänger wieder "fängt".

Wenn ihr also nur aus reinem Spaß etwas machen wollt und die Zeit knapp ist, würde ich es vereinfachen, anstatt das du dich laufend verspielt und ihr dann rauskommt.

Du kannst vllt die Vereinfachung einstellen, sodass man etwas genauer sagen kann ob es ok ist oder nicht.

MFG
Rodrigo
 
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Danke für die Antworten! Ich habe mich heute beim Unterricht mit meinem Lehrer besprochen, ich schaue jetzt erst mal, dass ich die Begleitung schon notengetreut erarbeite. Aber ihr habt recht, gerade weil es mehr aus Spaß ist, sind zumindest kleine Vereinfachungen (vielleicht die Vorschläge an einigen Akkorden weglassen) bestimmt kein Problem.

Eine wirkliche Operettenbegleitung im entsprechenden Stil improvisieren zu können wäre natürlich klasse, aber bei mir würde die entsprechende Stelle eher nach Popmusikbegleitung klingen, weshalb ich's eh hauptsächlich auf einen kleineren Teil beschränkt hätte. Aber wer weiß, dank euren aufmunternden Worten würde ich sowas auf jeden Fall gerne mal probieren, sobald ich mich dazu erfahren genug fühle (Korrepetition interessiert mich eh, nur fehlt mir da vor allem die Stilerfahrung ;)).

Also nochmals danke! :)
 
Da es sich um eine Transkription handelt, kann von Werkstreue sowieso nicht die Rede sein. Außerdem ist das ganze Projekt hinfällig, wenn du die Begleitung nicht hin bekommst.

Natürlich ist es heikel, eine Vereinfachung weiter zu vereinfachen und daß ausgerechnet der Mittelteil schwerer ist, liegt möglicherweise daran, daß hier viel auf einmal abläuft und man sehr darauf achten muß, daß es trotz aller Vereinfachungen stimmig bleibt. Muß aber nicht so sein...

Wenn sich eine Möglichkeit absehen läßt, denn Vortrag zu wiederholen, kannst du ja mit deinem Klavierlehrer abmachen, es bis dahin komplett einzustudieren. Aber im Moment könnte er dir doch helfen, deine Bearbeitung so zu gestalten, daß sie einerseits gut klingt und andererseits leicht zu spielen ist.

Ich mag prinzipiell keine light-Versionen von auskomponierter Musik und lasse ein Stück lieber liegen als es vereinfacht zu spielen. Aber ich habe auch keine konkreten Anlässe, zu denen ein bestimmtes Stück fertig sein muß, das ist eine ganz andere Situation! Aber einigermaßen stilecht sollte es doch sein, also bitte keine Pop-Begleitung ;) Wenn schon poppig, dann bitte das ganze Lied, aber wehe, du berufst dich dabei auf mich!
 
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Hi killmymatrix,

Guendolas Argumentation ist einleuchtend.

Kannst Du das Stück harmonisch erfassen? Dann schreibe Dir die Changes über den Score. So hast Du eine Richtlinie. Halte Dich an die Stilistik und versuche Dir die harmonischen Durchgänge zu verinnerlichen. Zu Übungszwecken ist es ratsam sich das Stück zu Portionieren. Denke in 8-Taktern etc..
 

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