Bach: Invention oder kleines Präludium

Es gibt Leute, die studieren die Noten und spielen dann auswendig. Die Glücklichen !
 
Hi FM,

Es gibt Leute, die studieren die Noten und spielen dann auswendig. Die Glücklichen !

mal ernsthaft, ich bin mir sicher das kannst du auch.
Nimm zB die Noten von "Alle meine Entchen", das würdest du garantiert schaffen auch ohne Spielen auswendig zu lernen. ;-)

Was ich damit sagen will, jeder hat diese Fertigkeit, nur die Güte oder Ausbildung ist unterschiedlich und die Güte dieser Fertigkeit nimmt nur dann zu, wenn man die Fertigkeit übt.

Aber bei komplexeren Stücken finde ich es mental sehr anstrengend und meine Zeit und mentale Energie ist begrenzt, also spiele ich lieber vom Blatt.
Aber was ich mir beim ersten Studieren eines Stückes angewöhnt habe ist, die Einteilung und Erarbeitung in einzelnen sinnvollen musikalischen Abschnitten und dabei durch das notwendige Wiederholen versuchen sich möglichst bald vom Notentext zu lösen und den Abschnitt dann auch ohne Noten zu üben.
Da man sich ja dementsprechend intensiv mit dem Abschnitt beschäftigt, funktioniert das mM eigentlich fast immer.

Gruß
 
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Aber bei komplexeren Stücken finde ich es mental sehr anstrengend und meine Zeit und mentale Energie ist begrenzt, also spiele ich lieber vom Blatt.

Hallo,

Ich denke, die Anstrengung, die es kostet, Noten auswendig zu lernen, ist sehr stark davon abhängig, wie gut man Noten lesen kann.

Wenn man in diesem Sinn Noten lesen kann:

Noten lesen: ohne Instrument beim lesen der Noten alles notierte hören können und begreifen.

ist es sicher auch relativ einfach den Notentext auswendig zu lernen. Die Musik entsteht im Kopf durch das Lesen der Noten, ganz direkt ohne Umwege - man muss sich nicht erst bewußt machen, welche Noten oder welche Intervallfolgen das sind, denn dieses Wissen ist bereits so fest verankert, dass allein die Ansicht der Noten schon eine Klangvorstellung auslöst.

Erreicht man gar dieses Level

Die nächste Stufe wäre, dass man bei diesem hören schon fühlt, wie sich das Gelesen/Gehörte in Bewegungen umsetzt.

müsste es eigentlich auch möglich sein ein Stück ohne das Instrument spielen zu lernen, solange man nicht mit motorischen Problemen konfrontiert wird, die man erst durch manuelles Üben überwinden muss.

Ich würde gern nach und nach die erste Stufe erreichen. Ich denke auch, daß das realistisch ist, solange es um das Verfolgen einer Melodielinie geht - ob auch das polyphone und akkordische Denken im Rahmen des Möglichen liegt, bzw. mit viel Übung und Erfahrung von jedem erlernt werden kann, weiß ich nicht. Nun ich hoffe dennoch, daß ich es schaffe dorthin zu kommen. :D

LG, PP
 
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Hi PP,

hab' mich unkorrekt ausgedrückt. Das Notenlesen ist natürlich mental nicht anstrengend, das ist ja wie ein Buch lesen. Hängt natürlich auch von der Komplexität des Stückes ab und ob man jetzt sozusagen nur den Notentext analysiert oder auch noch intensiv den Klang vorstellt. Aus Noten, die ich nicht kenne, kann ich mir den Klang nur ungefähr vorstellen. Beim Spielen merke ich dann allerdings am erzeugten Klang, wenn etwas nicht stimmt (falscher Ton, falscher Akkord, falscher Rhythmus).

Das was ich als mental sehr anstrengend empfinde, ist das komplette Vorstellen des Spielens eines Stückes mit Bewegung und Klang ohne Noten. Bei Stücken die ich intensiv und oft übe, mache ich das automatisch (meistens im Bett, vor dem Schlafen ;-) ).
Am Anfang konnte ich das nur für eine Hand, inzwischen kann ich das auch mit beiden Händen (natürlich nur in der Vorstellung ;-) ). Man muss das einfach öfters probieren, irgendwann wird das immer besser. Bei polyphonen Stücken mit mehr als 2 Stimmen wird's bei mir aber schwierig, das klappt nur eingeschränkt. Homophone Stücke dagegen finde ich meistens nicht schwierig.

Was auch interessant ist, ich spiele das Stück mental ohne Noten durch und manchmal wird die Vorstellung irgendwie unscharf. Ich versuche dann diese Stelle im Geiste genauer nachzuvollziehen und stelle dann meistens fest, dass die Noten unklar sind.
Das sind dann genau die Stellen, wo ich in der Realität wohl hauptsächlich über das Bewegungsgedächtnis spiele. Wenn man das also konzentriert macht, kann man damit genau diese kritischen Stellen ermitteln.

Gruß
 
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Aus Noten, die ich nicht kenne, kann ich mir den Klang nur ungefähr vorstellen.

Hallo Bachopin,

Ich glaube, daß da der Hase im Pfeffer liegt. Was ich mit meinem Beitrag sagen wollte ist, daß, wenn man erst einmal die Fähigkeit erworben hat, sich aus den Noten, die man nicht kennt, heraus eine klare Klangvorstellung zu machen, nämlich ganz unangestrengt, dann ist das auswendig lernen nicht wirklich schwer. Das ist ja als würde man sozusagen eine Melodie, die man hört, lernen.

Ich habe das bei mir einmal erlebt, natürlich nur linear mit einer Melodielinie. Ich habe in Noten herumgeblättert, bin auf die Clementi Sonatine gestoßen, habe eher abwesend auf die Noten gestarrt und auf einmal war die Melodie der ersten Takte im Kopf. Ich habe mich dann sofort hinter die Tasten geklemmt, weil ich nicht glauben konnte, dass ich die Noten wirklich korrekt gelesen habe, aber es hat gepasst. Das war ähnlich, als würde man im Vorübergehen irgendwo ein Schild lesen, die Information über das Gelesene kommt aber erst an, wenn man schon vorbei ist, weil man eben nicht bewusst gelesen hat. Ob das dann auch bei komplexeren Stücken geht, wenn man diese Fähigkeit ausbaut, weiß ich nicht. Ich weiß nur, das funktioniert nicht, wenn man eine Note nach der anderen anschaut, hm ok, hier ist eine Terz, danach eine Sekund, das ist dann wie runterbuchstabieren und hat ja mit lesen an und für sich noch nicht wirklich zu tun.

LG, PP
 
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Genau das ist die Fähigkeit, die ich meine: Jemand schaut auf das Notenblatt und weiß, wie das Stück zu spielen ist. Ich hingegen sehe einen Haufen Punkte mit Strichen, aus denen ich mir am Instrument erstmal das Stück zusammenklaube, selbst wenn, wie es häufig vorkommt, ich das Stück an sich vom Hören her gut kenne. Z.B. ging mir das neulich mit dem Italienischen Konzert so: Ich hab mir die Noten geholt und war erstmal überrascht, wie das auf dem Papier aussieht, was man hunderte Male gehört hat. Obwohl ich das Stück also "kenne", kann ich nicht einfach aufs Papier schauen und es dann mal eben spielen, sondern das ist ein mühevoller Transformationsakt. Vielleicht wird es ja mit der Zeit besser, wenn man mehr Noten liest...

Gruß,
Cem.
 

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