Avant Grand oder akustisches Klavier mit Silent-Funtion?

raffaello

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Hallo liebes Forum,

ich habe bis zum Ende meiner Schulzeit (1997) regelmäßigen Klavierunterricht genossen und habe mir danach mit einem einfachen E-Piano (Kawai CL 20) mein damaliges Repertoire (Schubert Impromptu 142/2, einfache Chopin-Walzer, Mozart Fantasien d-moll, c-moll, leichte Sätze von Beethoven-Sonaten, Mendelssohn Lieder ohne Worte,...) so einigermaßen erhalten können. Nun ist die Lust auf Klavierunterricht wieder erwacht und ein ordentliches Instrument soll her!

Inzwischen ist die Wohnung etwas größer geworden als seinerzeit zu Studententagen und es wäre wieder Platz für ein entsprechendes Instrument vorhanden. Leider werde ich vornehmlich am Abend und am Wochenende zum Üben kommen, so dass ich unbedingt die Möglichkeit zum lautlosen Spiel haben möchte - vermutlich würde der Kopfhörer-Anteil bei etwa 80% liegen.

Ich bin bereits in verschiedenen Geschäften gewesen und habe mich beraten lassen. Zum einen in klassischen Klavierhäusern, wo einem selbstverständlich zu einem akustischen Klavier mit Silent-Funktion geraten wird, und zum anderen in Läden mit dem Schwerpunkt auf E-Pianos, die einem naturgemäß die Vorteile des Digitalklaviers schmackhaft machen wollen.

Ich bin nun hin- und hergerissen. Beim Spiel über Kopfhörer haben nach meinem Empfinden wirklich die E-Pianos die Nase vorne, für mich vorneweg das Yamaha Avant Grand N2: vom Tastengefühl her ganz nah am Flügel dran, sehr präzise spielbar, hoher Dynamikumfang und als Dreingabe schwingen beim N2 sogar die Tasten mit - es fühlt sich sehr echt an. Wenn ich nur mit Kopfhörern spielen könnte wäre das mein ganz klarer Favorit, trotz des stolzen Preises von fast 11kEUR. Beim Spiel über die eingebauten Lautsprecher gibt es im direkten Vergleich zum Klavier jedoch Licht und Schatten: für ein E-Piano nicht schlecht, aber letztendlich doch deutlich von den akustischen Vorbildern zu unterscheiden. Dafür kann man jedoch die Lautstärke reduzieren und hat auch immer ein perfekt gestimmtes Instrument.

Würde ich das gleiche Geld in ein Klavier stecken - vielleicht ein klein wenig mehr, darauf würde es nun auch nicht mehr unbedingt ankommen - so würde ich hierfür beispielsweise ein Schimmel mit TwinTone Silent System (offenbar von Yamaha) oder ein Sauter mit nachgerüstetem QuietTime von PianoDisc bekommen. Die Instrumente spielen sich alle sehr schön, Sauter liegt bei mir im akustischen Modus in Führung, das QuietTime-System konnte ich nur an anderen Marken testen. Wenn ich keine Nachbarn hätte und keine Freundin, auf die ich Rücksicht nehmen muss, so wäre die Entscheidung klar: ein Konzertklavier von Sauter.

Stand jemand von Euch schon vor einer ähnlichen Entscheidung? Falls ja, welche Lösung ist es bei Euch geworden und warum?
 
In deiner Situation gibt es nicht viel zu überlegen: Yamaha Yus1 Silent lautet meine Antwort.
 
Beim Spiel über Kopfhörer haben nach meinem Empfinden wirklich die E-Pianos die Nase vorne, für mich vorneweg das Yamaha Avant Grand N2

Würde ich das gleiche Geld in ein Klavier stecken - vielleicht ein klein wenig mehr, darauf würde es nun auch nicht mehr unbedingt ankommen - so würde ich hierfür beispielsweise ein Schimmel mit TwinTone Silent System (offenbar von Yamaha) oder ein Sauter mit nachgerüstetem QuietTime von PianoDisc bekommen. Die Instrumente spielen sich alle sehr schön, Sauter liegt bei mir im akustischen Modus in Führung, das QuietTime-System konnte ich nur an anderen Marken testen. Wenn ich keine Nachbarn hätte und keine Freundin, auf die ich Rücksicht nehmen muss, so wäre die Entscheidung klar: ein Konzertklavier von Sauter.

Stand jemand von Euch schon vor einer ähnlichen Entscheidung? Falls ja, welche Lösung ist es bei Euch geworden und warum?


Hallo Raffaello!

Erstmal: Eine ähnliche Frage gab letztens schon mal hier:

https://www.clavio.de/forum/klavier...71-klavier-mit-silent-einrichtung-kaufen.html

Außerdem:

Über Kopfhörer gehört Avant Grand sicher zu den mit Abstand besten Optionen. Aber: 11000 für ein E-Piano... ich denke das akustische wird Dir bei Deiner Vorgeschichte schon fehlen. Die guten Silent-Systeme (Yamaha und Kawai) sind so, dass man gut damit Üben kann, das "Musizieren" über Kopfhörer ist allerdings auf Dauer keine große Freude, wenn auch möglich. Hättest Du Deinen Kopfhörer-Anteil mit >95% beziffert, würde ich Dir zum AG raten, aber 80%... In Mietwohnungen darf man bis 20 oder 21 Uhr abends spielen und am Wochenende gilt tagsüber das gleiche wie Wochentags. Vielleicht sind die Nachbarn toleranter als Du denkst... Trotzdem eine schwierige Frage...

Vorschlag (für den Fall, dass Du hier im Forum nicht auf ganz viele andere gute Ideen gebracht wirst): Nimm ein Silent-Klavier von Schimmel, Yamaha oder Kawai als Mietkauf für ein Jahr. Wenn es das ist, kannst Du es behalten und hast Du kein Geld verloren. Wenn nicht dann hast Du es immerhin ausprobiert und den AG gibt es dann immer noch (Wenn es der gleiche Händler und ein Yamaha Klavier ist, könnte vielleicht die Miete sogar auf den AG angerechnet werden, da müsstest Du mal fragen). Oder etwas ganz anderes, woran Du heute noch gar nicht denkst (Flügel...)

Viel Erfolg!
 
Raffaello, ich würde beides kaufen - ein schönes Klavier (oder Flügel) und ein gut transportables Digitalpiano (Stagepiano, ohne Unterbau, z.B. Yamaha P155, Roland FP7F oder ein Instrument von Clavia Nord). Dann hast du nicht nur das Vergnügen des akustischen Pianos, sondern eine Möglichkeit zum leisen Üben und als Bonus die Möglichkeit, das tragbare Instrument auf Reisen mitzunehmen.
 
Vielen Dank schon eimal für die Anregungen.

Aleko: Die Yamaha Silent-Klaviere konnte ich bisher nicht testen, da müsste ich erst einmal schauen welches Klavierhaus oder Musikgeschäft die führt. Wenn es ein Silent-Piano sein soll, dann werde ich die vorher sicher auch noch testen. Beispielsweise haben mir die AnytimeX-Klaviere von Kawai gar nicht gefallen, an ein Pianissimo war da beim Spielen gar nicht zu denken. Chopin kann ich darauf leider nicht so intonieren wie ich mir das vorstelle.

Tastenjunkie: ein fabrikneues akustisches Klavier verliert ja auch gleich ordentlich an Wert sobald man es gekauft hat. Andererseits sind die AvantGrands auf dem Gebrauchtmark noch gar nicht angekommen, so dass mangels Angebot auch so ein Gerät zumindest in den nächsten Jahren mit vertretbarem Wertverlust wiederverkaufbar sein sollte. Das Vorläufermodell Grantouch von Yamaha ist ja heute auch noch nicht wertlos, und so rasant geht die Entwicklung der E-Pianos ja nun auch nicht mehr weiter. Aber ich denke in deinem letzten Satz ahnst du schon: egal was es wird, es wird wieder eine Zwischenlösung. Aber in einen Flügel würde ich dann, eines fernen(?) Tages, auch kein Silent-System einbauen wollen, so dass das Klavier, dass ich jetzt kaufe, dann nur noch zum stillen Üben verwendet würde, was dann wiederum eher für das AvantGrand sprechen würde. Danke übrigens für den Link auf die andere Diskussion, die hilft mir zumindest bei der Wahl des Silent-Systems - sofern es das wird.

maurus: Die Idee mit dem Stagepiano hatte ich auch schon vor ein paar Jahren, als Platz wirklich noch ein echtes Problem war. Damals ist es dann, wegen der geringen Tiefe, das Kawai CL 20 geworden. Ich wusste, dass ich keine Lust haben würde ein Stagepiano auf- und abzubauen. Außerdem war mir klar, dass es nur eine Verlegenheitslösung sein würde. Wenn ich unterwegs bin, dann übrigens meistens bei meinen Eltern und da steht ein Steinway C-Flügel, ich brauche also wirklich nichts mobiles.
 
Hallo raffaelo,

Hallo,
das YUS1 Silent Yamaha kostet um die 11.000 Euro, hier mal eine alternative Gegenrechnung:

Die eierlegende Wollmilchsau für 9.900.-
3.500.- gebrauchtes Klavier (Yamaha U1/U3)
2.000.- Silent-System (Korg, Pianodisc)
250.- Steinway/Bösendorfer Samples (IvoryII/Steinberg)
1.000.- Subnotebook mit i5 und SSD Festplatte (iOS oder Win7)
250.- Kopfhörer
1.500.- Aktiv-Monitore oder Hifi-Standboxen mit Vollverstärker
1.400.- Stagepiano (Kawai MP6, FP7F, CP50, P155)

Schwerpunkt hierbei natürlich die Silentfunktion wenn man spät abends nur spielen kann oder Nachbarn und Familie schonen möchte.
Gruß
49
 
Hallo. Ich hatte das Avant Grand N1 mal angespielt und fand die Verarbeitung des Gehäuses inkl. Lackierung grottenschlecht und billig. Das Tastendeckel-Scharnier funktionierte auf der linken Seit nicht mehr richtig, so dass im geöffneten Zustand ein Teil des Holzes der Tasten hinter dem weißen/schwarzen Tastenbelag sichtbar war, der ebenfalls schlecht verarbeitet (nicht glatt gehobelt) war. So ein Teil zu dem Preis käme mir nicht ins Haus. Obwohl kein Bedarf für ein Stagepiano besteht, würde ich an Deiner Stelle das Yamaha CP1 oder CP5 anspielen, wenn Dir Yamaha-Sound bei Premium-Holz-Tastatur zusagt. Da stimmt die Verarbeitung und preislich läuft das Ganze auf die Hälfte oder weniger aus. Das Stage-Piano kann man ja auch stehen lassen und braucht es nicht jedes Mal aufzubauen.

Letztendlich würde ich aber, wenn der Preis die geringere Rolle spielt, zum Silent-Klavier oder Flügel raten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich weiß nicht, ob Du das mit dem Mietkauf verstanden hast...
Die meisten Klavierhändler bieten das an. Du bekommst ein Instrument,
zahlst einen monatlichen Betrag über maximal ein Jahr und wenn Du das
Instrument nach dieser Zeit definitiv kaufen willst wird die gezahlte Miete
voll auf den urspünglichen Kaufpreis angerechnet. Wenn Du Dich dagegen
entscheidest ist die gezahlte Miete futsch, aber dafür hattest Du eben
das Instrument. Wenn Du statt dessen ein anderes Instrument vom gleichen
Händler nehmen willst, lassen die evtl. mit sich reden und die gezahlte Miete
wird zum Teil auf ein anderes Instrument verrechnet.

Wenn man die grobe Richtung kennt, sich aber noch nicht auf ein bestimmtes
Klavier festlegen will, ist das möglicherweise eine elegante Lösung. Ob man das mit dem AG genau so machen kann, weiß ich nicht, da musst Du die Händler Fragen.
Am besten testest Du mal die Yamaha Silent-Klaviere.

Ich selbst habe besagtes YUS1 mit Silent und bin hochzufrieden. Akustisch ist es ein klasse Klavier. Das Yamaha-Silent-System (wird auch in Schimmel-Klavieren verbaut) gilt aber als das beste auf dem Markt, das Spielgefühl insbes. bzgl. Dynamik lässt allerdings trotzdem zu wünschen übrig. Man kann das umgehen, indem man eine Klavier-Software auf dem Laptop mit der Tastatur des Silent-Klaviers ansteuert (Was übrigens mit so gut wie jedem Digitalpiano auch geht). Was bei 49 zunächst wie "von hinten durch die Brust ins Auge" klingt, ist zwar eine größere Bastelei, aber eine Möglichkeit aus den aktuellen technischen Gegebenheiten das Optimum herauszuholen. Wenn Du einen zeitgemäßen Laptop hast (mindestens Mittelklasse, nicht älter als 3 Jahre), kannst Du die meisten Softwarelösungen darauf benutzen. Da musst Du Dich aber erstmal reichfuchsen.

Wenn Du von zuhause Steinway-verwöhnt bist, wird es wahrscheinlich eh schwierig...
Aber solange Du nicht selbst Platz und Kapital hast einen tollen Flügel zu stellen, gibt es viele maßgeschneiderte Zwischenlösungen, die Dir trotz "Zwischen-" sehr viel Freude bereiten werden.
 
Man kann das umgehen, indem man eine Klavier-Software auf dem Laptop mit der Tastatur des Silent-Klaviers ansteuert (Was übrigens mit so gut wie jedem Digitalpiano auch geht).

Da wäre ich aber interessiert! Wie genau geht das jetzt? Ich habe ein DP mit Midi-Ausgang und bald kommt der Silent-Flügel. Bin zur Zeit nur an der Kopfhöreroption interessiert. Wie schließt man das Teil an das Notebook, welche Software braucht man, wie ist das mit den Samples, wo kauft man die...
Aber verstehe ich richtig, dass es nur den Klang beeinflüßen kann, nicht aber den Dynamikumfang des Silentsystems?

Gruß
 

Hallo Forty,
das verstehe ich aber nicht, wieviele Abstufungen übertägt denn ein DP an das Notebook? Verstehe ich was nicht? Ist bezweifle, dass mein DP auch 18 Abstufungen pro Taste überträgt, weswegen dann diese Samples nicht zu vollem Potenzial genutzt werden können.
Und wie schließt man ein DP an den Rechner?

Gruß
 

Hallo Aleko,

das ist wirklich ganz einfach, die Verbindung zwischen Keyboard und PC/Notebook übernimmt ein so genanntes MIDI-Interface und wird verbunden mit einem MIDI-USB Kabel für ein paar Euro.

Das Midi-Interface ist in den meisten Keyboards schon eingebaut und Du schließt das MIDI-USB Kabel einfach an den MIDI Ausgang ein. Das andere USB-Ende dann mit Deinem Rechner – fertig.

Die meisten eingebauten Soundkarten haben den passenden MIDI Treiber schon an Board, falls nicht kann man kostenlos den ASIO4ALL Treiber installieren (ist aber bei den meisten Software-Pianos wie IVORY schon dabei und wird gleich mitinstalliert).

Bei Apple ist bereits alles vorinstalliert durch die hauseigene Musik-Software „Garage-Band“ und einer sehr guten Soundkarte mit allen Treibern, also wirklich plug&play.
Du kannst auch Deinen Silentflügel oder auch bei nachgerüsteten Silentsystemen die Software bzw. die Steinway-Samples nutzen. Das ist für mich das ultimative Silentklavier mit echter Tastatur und einer viel besseren Dynamik. Die Dynamikstufen werden von der Software und nicht von der Tastatur vorgegeben, Du steigerst auch so jedes Digi-Piano von der Dynamik her. Beim Silentklavier/Flügel nutzt Du praktisch die Tastatur mit der Sensorleiste als Master-Keyboard.
Ich war wirklich begeistert vom Klang und der einfachen Bedienung.

Du brauchst nur ein wirklich leistungsfähiges Notebook mit 2,0 Dualcore oder den neuen i5 (1,6MHz) Prozessoren. Kritisch bei älteren Rechnern und Software ist die Latenz (Verzögerung Tastendruck/Klang), die aber beim neuen Macbook mit eingebauter Soundkarte nur noch bei 3 ms liegt.

Wenn Du ein relativ neues Notebooks hast, brauchst Du also nur die Samples/Software (Ivory2) und eine MIDI-USB-Kabel (ca. 280.- beim grossen T). Es lohnt sich…
Gruß
49
 
Die Dynamikstufen werden von der Software und nicht von der Tastatur vorgegeben, Du steigerst auch so jedes Digi-Piano von der Dynamik her.

Hi Forty, danke für deine ausführlichen Erklärungen. Was ich immer noch leider nicht verstehe, ist diese Sache mit den Dynamikstufen, wenn ich ja auf dem DP spiele dann entsteht doch die Dynamik auf dem DP und es muss diese Dynamik an den Rechner über Midi übertragen. Woher kann die Software wissen, mit welcher Dynamik ich gespielt habe? Oder ist es generell standart bei Midi, dass da quasi die volle Dynamik übertragen wird, i ndiesem Fall also mindestens 18 Stufen pro Taste??
 
Tastenjunkie: du schreibst "das Spielgefühl insbes. bzgl. Dynamik lässt allerdings trotzdem zu wünschen übrig". Genau aus dem Grund wollte ich ja wissen ob nicht ein Digitalpiano mit Flügelmechanik wie das Yamaha Avant Grand nicht vielleicht doch die sinnvollere Investition ist, wenn sowieso meistens mit Kopfhörern gespielt werden wird.

49: Das mit dem Ivory II werde ich sicher bei Gelegenheit mal ausprobieren, ein guter Hinweis. Aber um beim vorbeigehen am Klavier "eben noch einmal" die letzte Stelle zu üben wäre mir eine passable Lösung "out of the box" schon wichtig.
 
Hallo Aleko,

Du steuerst mit der Tastatur immer nur die Software und je nachdem was pro Taste programmiert ist kannst Du auch nur abrufen.

Ein Beispiel:
Ein Yamaha P155 hat 4 Dynamikstufen pro Taste und ca. 50 MB Samples pro Klang an Bord. Wenn Du jetzt eine Taste drückst, kannst Du maximal nur vier Samples ansteuern, je nach Tastendruck. Wenn Du jetzt mit dem gleichen Digi-Piano/Tastatur über MIDI an die Ivory/Steinberg/etc.-Software gehst, steuerst Du mit der gleichen Taste jetzt 18 Dynamikstufen/Layers an.
Stelle Dir das wie zwei identische Lautstärkeregler vor, beim Einen sind vier Stufen geschaltet und hörbar und beim Anderen 18 Stufen. Deshalb hat die Software pro Klang (Steinway D) auch 25 GB und nicht 50 MB und deshalb benötigt die Software auch einen schnellen Prozessor, der diese Datenflut verarbeiten kann. Die Prozessoren in den Digitalpianos und Silentklavieren würden das nie schaffen und sind deshalb auch mit den reduzierten Samples programmiert.

Die Modelling-Prozesse habe ich jetzt mal nicht erwähnt, um es nicht komplizierter zu machen…
Gruss
49
 
Tastenjunkie: du schreibst "das Spielgefühl insbes. bzgl. Dynamik lässt allerdings trotzdem zu wünschen übrig". Genau aus dem Grund wollte ich ja wissen ob nicht ein Digitalpiano mit Flügelmechanik wie das Yamaha Avant Grand nicht vielleicht doch die sinnvollere Investition ist, wenn sowieso meistens mit Kopfhörern gespielt werden wird.

49: Das mit dem Ivory II werde ich sicher bei Gelegenheit mal ausprobieren, ein guter Hinweis. Aber um beim vorbeigehen am Klavier "eben noch einmal" die letzte Stelle zu üben wäre mir eine passable Lösung "out of the box" schon wichtig.

Raffaello!

Auf dem Avant Grand kannst Du in Wahnsinnsqualität über Kopfhörer spielen, aber nicht akustisch (zumindest nicht real mit Hämmern,Seiten und Holz).
Auf einem Silent-Klavier kannst Du in akzeptabler Qualität über Kopfhörer spielen (mit der Möglichkeit die Qualität mittels der Software-Lösung noch deutlich zu steigern) und zusätzlich noch das ganze akustische Spektrum.

Du kommst vom Klavier, deshalb weißt Du wovon wir hier reden. Meine Situation war Deiner nicht unähnlich: Früher Klavier, dann Jahre lang nur Digi, jetzt Mietwohnung und Geld übrig. Man vergisst mit der Zeit, was ein reales Klavier wirklich ausmacht. Ich habe bis zum letzten Moment vor dem Klavierkauf gezögert und dachte: Mein Stagepiano ist doch wirklich super, eine tolle Flügelsimulation! Soll ich mir wirklich eine Lärmkiste von Klavier zulegen, die gute Nachbarschaft riskieren und dann doch fast nur über Kopfhörer spielen? Meine Erfahrung ist: Selbst, wenn man werktags nur eine halbe Stunde zum (akustisch) spielen kommt und am Wochenende ein bisschen mehr... Es lohnt sich lohnt sich lohnt sich lohnt sich lohnt sich lohnt sich !!! Mein ganzes Repertoire von früher, das auf dem Digitalpiano keinen Spaß gemacht hat, habe ich in kürzester Zeit wieder ausgegraben und ich habe sehr viel Spaß damit. Auf dem Avant Grand habe ich noch nie gespielt, vielleicht ist er ja wirklich so der Hammer, aber wenn es sich irgendwie mit der Wohnsituation vereinbaren lässt, geht mir nichts über Hämmer,Seiten und Holz.

So was wie einen Avant Grand finde ich persönlich nur in einer Situation sinnvoll:
Wenn man einen tollen Flügel hat, den man nicht mit einem Silent-System verschandeln will und trotzdem in vergleichbarer Qualität lautlos üben will. Nur dann!

Natürlich muss das jeder selbst entscheiden, aber überlege es Dir gut! Ohne Klavier/Flügel verpasst Du was. Ich wollte Dir das in meinem Post durch die Blume sagen, aber jetzt ist es eben rausgerutscht ;-)
 
Noch zu deiner Frage mit den Dynamikstufen:

Der Midi-Standart überträgt die Dynamik in 128 Abstufungen. Das Gleiche gilt auch für das Pedal. Diese Abstufunen werden von allen modernen E-Pianos voll ausgenutzt und übertragen. Midi ist eigentlich ein sehr altes und primitives und serielles Protokoll. Es werden einfach die Informationen "Taste XX gedrückt mit Anschlagstärke 0-127" bzw. "Taste XX losgelassen" und einige Controller-Informationen (z.B. Sustain-Pedal, oder für Klavier unwichtigr Mod-Wheel, etc...) übertragen.

Der Sampler in deinem Stagepiano oder auch im PC als Programm empfäng diese Informationen.

Mein Stagepiano (Yamaha P-250) hat z.B. auch nur einen WAV-Rom von 40MB mit 4 verschiedenen Samplestufen pro Ton beim Pianosound. Das heißt aber nicht, dass es nur 4 unterschiedliche Dynamikabstufungen gibt. In der Regel werden die Samples der veschiedenen Anschlagstärken gemischt und moduliert um Zwischenstufen zu erstellen, sodass es zwischen den einzelnen Abstufungen keine aprupten Sprünge gibt. Außerdem sind in einem E-Piano nicht für jede Taste Samples gespeichert, sondern eher für einen Tastenbereich. Das Sample wird je nach benötigter Tonhöhe gepitcht, wobei ich auch hier bei meinem Stagepiano beim Klaviersound noch einige kleine Algorithmen vermute die das verbessen. Bei billigeren Exemplaren (auch von Yamaha) ist dieser Effekt aufgrund einfacherer Agorithmen deutlich zu hören. Bei meinem Piano fällt mir beim Klaviersound diesbezüglich nichts auf, beim Rhodes-Sound jedoch sehr wohl :-)

Bei den Softwaresamplern hat man wie schon von meinen Vorrednern erwähnt nahezu keine Beschränkug des von den Samples benötigten Speicherplatzes. Ein PC mit 4GB Ram ist ja heutzutage Standart. Und so gibt es Samplestes, die wirklich jede Taste in 18 oder noch mehr Abstufungen aufgenommen haben zur Reproduktion. Das Problem dass ich dabei jedoch feststellen konnte ist folgendes: Bei vielen Samplesets zählt Masse statt Klasse. Krasses Beispiel wäre: Man hat zwar 18 verschiedene Anschlagstärken, aber anstatt diese bei 128 Abstufungen des Midisignals zu mischen werden die 18 Stufen einfach gewissen Bereichen zugeordnet

MIDI-Signal Anschlagstäke 0-20 - Sample mit Anschlagstärke 0
MIDI Signal 21-40 - Sample mit Anschlagstärke 1
...

Fazit: Trotz immensem Arbeitsspeicher-Hunger (JA, damit die Töne sofort kommen muss in der Regel ein Großteil der Samples im Arbeitsspeicher liegen da die Latenz der Festplatte oft zu groß ist) klingen viele Sampling-Sets steriler und weniger dynamisch.

Ganz außer Acht gelassen habe ich jetzt auch Halbpedalspiel. Oft ist das auch bei den E-Pianos besser realisiert als bei manchen Samplesets... man muss es einfach ausprobieren.

Ein gutes Sampleset mit dem ich Erfahrungen gemacht habe ist das von Native Intruments (wird aber glaube ich nicht mehr einzeln verkauft.) Dabei sind so weit ich mich erinnere ein Steinway D, ein Bösendorfer (vielleicht Imperial - vielleicht ist auch "nurn" 225 ?!), ein "Studio-Flügel" (könnte ein Yamaha C3 sein) und ein Klavier. Die wahren Herstellernamen haben sie aufgrund der Lizenzrechnte nicht genannt :-) Ich uss aber sagen: Ich spiele auch meinem E-Piano ohne Samplelibrary mit dem eingebauten Soundboard viel lieber. Ich habe das Gefühl das Dynamikverhalten ist besser auf die Tastatur abgesimmt.
Gut sind auch die Sachen von East West. Wobei ich deren Pianos noch nicht probiert habe.

Einen großen Nachteil hat die Saplelösung außerden: Man hat immer eine menge Geraffel rumstehen: Midi-Keyboard bzw. Silent-Piano, Audiointerface, Notebook bzw. PC. Den PC muss noch hochfahren, das Programm starten, es geht eine Minute bis alles läuft und man Üben kann. Unterbewusst würde mich dass dann manchmal vom Proben abhalten. Man überlegt sich immer zwei mal. "Start ich jetzt den ganzen Kram um zu Üben?!". Aber gut, mich hat schon genervt, dass mein P-250 ca. 8 Sek braucht zwischen An-Knopf drücken und den ersten Tönen. Ich bin froh dass das Stage-Piano seit einem halben Jahr nur noch im Bandproberaum zur Bandprobe steht und ich daheim mein rein akustisches Instrument habe, das so leise ist, dass ich es in der Mietwohnung auch nachts um 2 spielen kann. Da lohnt es sich nämlich auch für 5 Minuten sich dranzusetzen :-)

Zu den neuen Yamahas kurz: Ich ging mit großen Erwartungen an das CP1 und CP5 um nach den ersten Tönen bitter enttäuscht zu werden: Ich persönlich finde den Klang für diesen Preis extrem unterirdisch - zu hart, zu dünn. Auch am CP300 (dem Nachfolger von meinem) haben sie dran rumgebastelt. Auch hier sind die Samples auch noch mehr Brillianz und höhen getrimmt worden. Die Avant Grand sind da schon (vielleicht auf wegen der eingebauten Lautsprecher) eine ganze Ecke besser, aber sie haben meiner Meinung nach einen zu stolzen Preis für einen Computer mit Holzgehäuse.

Ich persönlich würde an deiner Stelle auch auf ein YUS1 Silent gehen. Solide Technick und vor 21 Uhr klassischer Klaviergenuss ;)
 
Noch zu deiner Frage mit den Dynamikstufen:

Der Midi-Standart überträgt die Dynamik in 128 Abstufungen. Das Gleiche gilt auch für das Pedal. Diese Abstufunen werden von allen modernen E-Pianos voll ausgenutzt und übertragen. Midi ist eigentlich ein sehr altes und primitives und serielles Protokoll. Es werden einfach die Informationen "Taste XX gedrückt mit Anschlagstärke 0-127" bzw. "Taste XX losgelassen" und einige Controller-Informationen (z.B. Sustain-Pedal, oder für Klavier unwichtigr Mod-Wheel, etc...) übertragen.
Bei vielen Samplesets zählt Masse statt Klasse. Krasses Beispiel wäre: Man hat zwar 18 verschiedene Anschlagstärken, aber anstatt diese bei 128 Abstufungen des Midisignals zu mischen werden die 18 Stufen einfach gewissen Bereichen zugeordnet

MIDI-Signal Anschlagstäke 0-20 - Sample mit Anschlagstärke 0
MIDI Signal 21-40 - Sample mit Anschlagstärke 1
...

Fazit: Trotz immensem Arbeitsspeicher-Hunger (JA, damit die Töne sofort kommen muss in der Regel ein Großteil der Samples im Arbeitsspeicher liegen da die Latenz der Festplatte oft zu groß ist) klingen viele Sampling-Sets steriler und weniger dynamisch.

Hallo Klavier,
ich weiss nicht, ob du hierbei mich meinst, ich habe die Frage mit den Abstufungen gestellt. Egal, jedenfalls habe ich endlich die Antwort auf meine eigentliche Frage bekommen. Mit Forty9 haben wir wohl die ganze Zeit aneinander vorbeigeredet. Wie ich also auch vermutet habe, überträgt Midi eben 128 Abstufungen. Besten Dank also für deine ausführliche Antwort, auch die Details mit dem Nichtmischen von Samples und Zuordnen zu bestimmten Bereichen sind hochinteressant, mich würde mal interessieren ob die Ivory 2 das auch nicht macht.
Im Grunde genommen muss man also 128 Abstufungen jeder Taste aufnehmen, um zumindest das Midiformat komplett abzudecken, das ist jedoch aufgrund von enormem Speicherbedarf zur Zeit noch nicht möglich? Da muss man also abwarten, bis wir 1T SSDs zum vernünftigen Preis bekommen, dann wäre das natürlich die ultimative Lösung für den Silentbereich. 18 Abstufungen erscheint mir jetzt auch nicht besonders viel. Ich finde es ehrlich gesagt etwas bescheuert, viel besser wäre es 128 Abstufungen zu machen und dafür eben mit einem Flügel und nicht mit 4, das wäre doch viel viel besser....

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Stimmt. Der Befehl mit Anschlagstärke 0 wird auch als Note-Off interpretiert. Mein Fehler :-)
 

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