Das habe ich kürzlich in einem Interview mit Helène Grimaud gefunden:
"...Am Tag vor der Prüfung wuþte ich noch nicht einmal die Noten. Nachdem ich drei Stunden vergeblich daran geübt hatte, versuchte ich etwas Neues. Ich machte das Licht aus, setzte mich aufs Bett und ging den Anfang in Gedanken durch. Wenn ich an einen Punkt kam, wo ich nicht weiterwusste, machte ich das Licht an, schaute mir die Stelle gründlich in den Noten an und spielte sie einige Male, um das physische Gefühl für die Stelle zu bekommen. Dann machte ich das Licht wieder aus und fing von vorne an. Nach fünf Stunden konnte ich das Stück besser als alles andere in meinem Programm. Diese Entdeckung war sehr zentral für mich, und ich entwickelte sie weiter. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man neben den musikalischen Ideen, die man bezüglich Phrasierung oder Architektur der Musik entwickelt, seine Fähigkeit verbessert, die Musik physisch zu produzieren, indem man sich den Prozess des Spielens in Gedanken vorstellt. Man hört die Musik in ihrer größtmöglichen Perfektion, und die Finger und der ganze Körper spüren, wie es sich anfühlen würde, die Musik in diesem Moment auf diese ideale Weise zu spielen. Es ist ein Zustand hoher Konzentration, in dem man das ganze Ereignis des Spielens in Gedanken in die Zukunft projiziert. Man lässt ein ideales Szenario ablaufen. Und wenn man dann auf die Bühne tritt, kann man diesem Muster folgen, weil es im Kopf vorprogrammiert ist."