Aufwand/Probleme: Klavier + Orgel

alibiphysiker

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Hi allerseits,

ich hab ein paar kleine Fragen an euch:

Da ich sehr gerne Klavierspiele, und bisher auch immer sehr viel Spass an Kirchenmusik fand (Oefters Geige in der Kirche gespielt an Ostern, Weihnachten, Pfingsten, etc. und auch schon ein paar wenige male in der Kirche und auf dem Schulweihnachtskonzert georgelt), keimte in mir die Idee mal in einer der kleineren Kirchen (weil kleinere Orgeln -> Weniger Register :D ) hier vorbeizuschauen und den Pfarrer/Kantor zu fragen, ob sie Interesse daran haetten, dass jemand OHNE Orgelausbildung vielleicht etwas Orgelunterricht erhalten koennte, und als Ausgleich ab und an (und gern auch oefters) die Gemeinde begleitet. Bevor ich aber meinen Fuss in die naechste Kirche setze zum Zwecke dies zu klaeren, wollte ich euch noch ein paar Fragen stellen:

1. Fuehrt die Parallelexistenz von Orgel und Klavier zu irgendwelchen Problemen (Versauen des Anschlags auf dem Klavier oder aehnliches) ? Ich habe mir mal ziemlich meinen Anschlag versaut, weil ich eine Zeitlang auf einem Stage-Piano uebte, und moechte so etwas nach Moeglichkeit vermeiden

2. Wie aufwendig ist es (schaetzt ihr), als einigermassen routinierter Klavierspieler (uebe mittlerweile eine Stunde taeglich Klavier, habe vor 12 Jahren angefangen, und hatte insgesamt geschaetzt. 10 Jahre Klavierunterricht) nebenbei auf der Orgel Fuss zu fassen (im wahrsten Sinne des Wortes :D)

3. Hat man ueberhaupt eine Chance, ohne C-Schein (o. aehnliches) bei der Gemeindebegleitung "eingesetzt" zuwerden?

Das waeren vorerst meine Fragen, ich freue mich auf eure Antworten,

Beste Gruesse,

Daniel
 
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Dann mach das doch! Man sollte immer seine Ideen verwirklichen, bevor es zu spät ist.

1. Hach ja, auf professionellem Niveau mag das einen Unterschied machen. Solange Du auf beiden Instrumenten übst, ist das Problem wohl zu vernachlässigen.

2. Bei regelmäßiger Übung schätze ich ein gutes halbes Jahr, bis sich das anfängt zu automatisieren. Spielspaß kann man viel früher haben, ein großer Teil der Orgelliteratur kommt ohne Pedal aus.

3. Klar doch, bei Bedarf werden sogar Leute nach einem halben Jahr Keyboard an die Orgel gesetzt. Das klangliche Ergebnis ist dann natürlich entsprechend.

Schöne Grüße
Axel



Ach so: Wenn Du schon die Wahl hast...große Kirche -> mehr Register -> mehr Krach -> mehr Spaß
 
Hallo alibiphysiker,

ich war in einer ähnlichen Situation, habe nach ca. 16 Jahren Klavier mit Orgel angefangen. Da dann "die Finger fit sind" (Zitat meines Orgellehrers) kommt man relativ schnell zu Erfolgen (am Anfang ist natürlich die Fußarbeit etwas ungewohnt, aber daran gewöhnt man sich) . Klavier spielen verlernt man trotzdem nicht, genau wie man mehrere Fremdsprachen lernen kann ohne ständig beide zu verwechseln, dass sind dann eben voneinander im Kopf getrennte Instrumente. Vielerorts werden nebenberufliche Organisten händeringend gesucht, wer spielen kann darf das auch ohne Schein. Der Klang einer guten + großen Orgel ist etwas so überwältigendes - zögere nicht, diese Erfahrung muß man gemacht haben und wird nicht mehr davon loskommen. Viel Vergnügen !
 
Hallo alibiphysiker,

ich spiele auch seit Jahren Klavier und ab und zu auch mal Orgel. Meinem Anschlag oder dem Spielgefühl hat es nicht geschadet. Wie bereits erwähnt, kann man da doch ganz gut unterscheiden, da die Literatur auch anders komponiert ist.
Ich habe auch Jahre lange ohne Orgelschein in der Gemeinde georgelt. Einen C-Schein zu machen ist wirklich nicht schwer, wenn du interessiert bist und fit auf den Instrumenten, kann man das mit ein bisschen üben schaffen. Ich würde wirklich nicht von mir sagen, dass ich ein guter Organist bin, aber den Orgelschein zu machen fand ich wirklich nicht schwer. Da musst du dich wahrscheinlich in der Gemeinde bzw. in deinem Bistum (katholisch?) informieren... gibt ganz nebenbei, auch ein bisschen mehr Geld.
Aber das nur als kleiner Ausblick, geht ja jetzt über deine Frage hinaus.
 
Ich weiß nicht, ob Du katholisch oder evangelisch bist.

Aus dem Bauch heraus, dass der Kirchenmusiker nicht so begeistert sein wird mit Deiner Tauschgeschäftsidee. Er arbeitet umsonst, und die Kirche bekommt Deinen Dienst umsonst....

Bessere Idee: Du zahlst ihm für den Orgelunterricht, und er sorgt dafür, dass Du für Deinen Dienst von der Kirche bezahlt wirst (wird nicht viel sein, aber immerhin), oder wenigstens, dass Du da umsonst üben darfst.

Noch besser: Du meldest Dich für einen C-Kurs an, da ist Orgelunterricht inklusive, und manchmal gibt es diesen Kurs auch gratis, wenn die Kirche dringend Nachwuchs braucht.
Katholisch oder evangelisch? Hier in der Region sind die von den evangelischen Gemeinden angebotenen Konditionen attraktiver, da fällt mir das "Fremdgehen" als Katholik nicht schwer. Übrigens werden Orgeldienste bei Hochzeiten, Beerdigungen oder bei diversen Sonderveranstaltungen anders (oftmals deutlich höher) vergütet als Orgelvertretungen im regulären Wochenplan einer Kirchengemeinde.

Ich selbst habe zunächst auf der Orgel begonnen, dann aber Hochschulstudien als Pianist und Komponist absolviert und abgeschlossen. Parallel und anschließend folgten langjährige Aktivitäten als Arrangeur, Chor- und Orchesterleiter und Musikpädagoge. Seiteneinsteiger sind auch dann gefragt, wenn sie ihre Qualifikationen in anderen Fachrichtungen erworben haben und sich in der Praxis behaupten können. Wer erst mal reingekommen ist und die ersten Aufgaben erfolgreich gemeistert hat, kann mit Folgebuchungen rechnen - und nach langjähriger Berufstätigkeit fragt kaum jemand mehr nach Zeugnissen, was bei einer Übernahme in eine unbefristete Festanstellung anders sein kann. Generell haben gute Kandidaten mit einschlägigen Abschlußnachweisen bessere Perspektiven als ohne entsprechende Papiere; aber im Kirchenmusikbereich herrscht vielerorts Personalmangel. Dennoch erreicht man mit kirchenmusikalischen Aktivitäten schon eine gewisse Öffentlichkeit, da sollte man doch besser versuchen, einen Job in einigermaßen vorzeigbarer Qualität abzuliefern. In der Haut des von Axel erwähnten Keyboardschülers mit sechs Monaten Unterrichtserfahrung möchte wohl keiner stecken, vor allem, wenn sich Gottesdienstbesucher über indiskutable Darbietungen an der Orgel beschweren.

Ansonsten unterscheiden sich die Spielpraktiken von Klavier und Orgel so stark voneinander, dass ich auch nach vielen Jahren nicht zu erkennen vermag, inwieweit diese Bereiche aufeinander schädliche Auswirkungen haben sollen. Ich mache eher die Erfahrung, dass mein Blick für gekonntes Phrasieren, für Klangfarbenreichtum und für Anschlagsdifferenzierung dadurch präziser geworden ist, weil auf dem jeweils anderen Instrument Dinge realisierbar sind, die auf dem einen nicht gehen etc. - was soll daran problematisch sein? Auch die in der Schul- und Studienzeit gehörte Behauptung, mit der Offenheit für Jazz und Popularmusik verderbe man sich sein klassisches "Handwerkszeug", hat sich als unsinnig und grundfalsch erwiesen. Ebenso wie das Erlernen mehrerer Fremdsprachen durchaus realisierbar ist, gehört das Ausspielen unterschiedlicher Fachrichtungen gegeneinander mehr und mehr der Vergangenheit an. Übrigens sind hauptamtliche Kirchenmusiker kraft Amtes absolute Multitalente, die in der Berufspraxis einen ganzen Katalog von Berufsbildern zu einem schlüssigen Ganzen verbinden müssen - und alles auf einem guten Niveau in allen Einzeldisziplinen, da die meisten beruflichen Aktivitäten von Kirchenmusikern im Blickfeld einer mehr oder weniger großen Öffentlichkeit stattfinden. Selbst nebenamtlich tätige Personen agieren ähnlich öffentlich.

Ansonsten gebe ich Axel einmal mehr recht: Mache es ruhig und kontaktiere den Kantor/Kirchenmusiker Deines Vertrauens, der Dir wohl gerne die erforderlichen Informationen zukommen lassen wird, auch wenn sein Privatunterricht wohl nicht zum Nulltarif zu haben sein dürfte.

LG von Rheinkultur
 
Zu Deiner Frage 3: Ich hatte einige Jahre eine halbe Organistenstelle in einer ev. Gemeinde. OHNE irgendeinen Schein.

Ich möchte das um Himmels Willen nicht als Vorbild hinstellen - auf dem Weg zum Schein lernt man natürlich auch viel und profitiert sehr von der Vorbereitung. Ich wollte nur damit sagen, man BRAUCHT es nicht, bekommt allerdings auch weniger Geld. Da nach meiner Erfahrung Gemeinden eher zum Sparen neigen und - zumindest im dörflichen Bereich - auf ausgefeilte künstlerische Darbietungen nicht den allergrößten Wert legen, greifen sie gern auf "unbescheinte" Amateure zurück.

Wichtiger ist denen vor allem, dass man pünktlich und zuverlässig ist und sich nicht zu schade ist, die Glocken zu bedienen.

Dann spielt man ein oder zwei GOttesdienste auf Probe, und wenn es "passt", sind alle zufrieden.
 

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