Auf der Suche nach *meinem* Klavier - oder Flügel :)

  • Ersteller Ersteller Coda
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Von dem oben von Dir genannten Steinway K Klavier würde ich Abstand nehmen und gar nicht mehr hinfahren.
Das ist ein Instrument, in dem einmal ein Welte-Mignon Reproduktionsselbstspielmechanismus eingebaut war. Also so ein Teil, welchen mit Papierlochstreifen von selbst spielen konnte und den "Vortrag der Künstler in allen Nuancirungen" wiedergeben konnte.
Das System gab es von 1904 - ca. 1930.
Wäre der Welte-Einbau noch vorhanden und ein paar Notenrollen dabei, wäre es für den Preis vielleicht für Sammler gerade noch so attraktiv. (Der VK hat mit 10 mille angefangen zu annoncieren)
So jedoch nicht, weil Dir das Instrument im Vergleich zu einem normalen K ähnlichen Baujahres eigentlich nur Nachteile bietet:

-Das Gehäuse ist tiefer und braucht dadurch mehr Platz (wenn es nicht kürzer gesägt wurde, was hier aber nicht der Fall ist, ich aber auch schon gesehen habe). Auch ist das Klavier höher als die normalen Ks aus der Zeit.
-Die Tasten sind insgesamt länger, weil zwischen Gehäusefront und Mechanik noch der Welte Obereinbau stand. Dadurch entstehen ungünstigere Hebelverhältnisse. Die Tasten sind meist träger und nicht so direkt.
-Aufgrund des Einbaus ist die Mechanik mit Abstrakten und nicht mit den sonst bei Steinway üblichen Piloten gebaut. Die ganze Mechanik und auch die komplette Gussplatte sitzt höher, damit der Einbau reinpasste. Dadurch ist das Klavier auch höher. Wie oben schon geschrieben.
-oftmals, jedoch nicht immer, ist das Pedalgestänge anders, nämlich indirekter verlegt, um dem Welte Untereinbau auszuweichen. Das Pedalspiel fühlt sich also auch anders an.

Cool finde ich allerdings, daß sich die Vorderfront nach vorne aufstellen lassen kann, ähnlich wie bei den ganz teuren Yamaha Klavieren heutzutage, ich denke, die haben das dort angeschaut)und auch den Deckel. Das haben die normalen Steinway Klaviere nicht. Okay, Deckel vielleicht, weiß ich gerade nicht.
Dort, wo jetzt an der Front die Schiebeklappe ist, legte man ursprünglich die Papierrolle ein. Ohne Einbau macht die aber auch keinen Sinn mehr.

Bei Flügeln gibt's das übrigens auch, also aufpassen! Phonola, Pianola, Duo Art etc...

Zu den Vorkriegs 0s, naja, ich denke, mit denen wirst Du nicht glücklich. Aber da mögen andere mehr zu sagen. Auch was die sogenannten Restaurierungen dieser Instrumente betrifft. Für mich hat so ein Instrument nur historischen Reiz, aber dafür muss er eben auch original erhalten sein. Die findet man in Deutschland aber immer seltener bis gar nicht mehr. (Als nicht Klavierbauer)
Man kann aber durchaus von privat schon gute original erhaltene Steinways finden. Ich würde da aber eher nach Nachkriegsinstrumenten Ausschau halten, genauer so ab Baujahr 1965. Wir haben unseren so gefunden.
Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.
 
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Bechstein Klaviere habe ich auch noch nicht gespielt und stehen auf jeden Fall auf der Liste.
Flügel aus dem gesamten letzten Jahrhundert mit evtl. Ausnahme der Nachkriegszeit bis ca. 1970 würde ich auch empfehlen.
Würde ich sehr weit unten in der Priorität einsortieren. So durcheinander wie bei der Mechanik die Fänger stehen, ist es wahrscheinlich im Moment keine Freude, darauf zu spielen.
Maiwald macht oft Klangproben seiner Instrumente.
Mein Eindruck ist: So richtig abgeholt hat dich das Instrument nicht. Es ist derzeit vlt nicht in perfektem, aber gutem technischen Zustand. Du hast genug Erfahrung, dass dich das Instrument auch so in irgendeiner Form beim Spielen begeistert hätte.
Wenn der Preis der Optik geschuldet ist, könnte er viel Spaß machen.
Sehe ich genauso. Du könntest ihn sogar komplett neu besaiten lassen und wärst immer noch bei deutlich unter 10.000 €.
 
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Zu den Vorkriegs 0s, naja, ich denke, mit denen wirst Du nicht glücklich. Aber da mögen andere mehr zu sagen.
Da gehen die Meinungen sehr auseinander. Manche sagen, dass in der Zeit die besten Instrumente überhaupt gebaut wurden. Ich finde: sehr gute, aber die modernen müssen sich auch nicht verstecken. Bei den Geigen ist es mit den Stradivari ähnlich. Ein Mix aus tatsächlicher Qualität und Verklärung. Im Endeffekt kommt es auf das konkrete Instrument an, pauschale Aussagen sind nicht treffsicher.

Ich würde also nicht ausschließen, dass man mit einem Vorkriegs-O glücklich werden kann. Aber ich habe auch schon sehr klapprige Instrumente aus der Zeit gesehen. Bei dem Preis in Kombination mit dem Namen Steinway bin ich nicht optimistisch. Aber ohne hingehen weiß man es nicht.
Farblich gefällt mir der dritte verlinkte O sehr gut.
 
Da möchte ich widersprechen: Ein Instrument kann auch nach 50 Jahren noch top sein. Alles darüber ist meist schon mal renoviert - und das ist nicht immer zum besten.


55 Jahre alt, neue Baßsaiten, frisch reguliert und intoniert. Der wird die nächsten 20-30 Jahre locker ohne Werkstattaufenthalt auskommen.
 
Zwischen Werkstattaufenthalt und nichts außer höchsten einmal im Jahr stimmen gibt es aber noch ein paar Abstufungen.

Und? Alles was man ambulant erledigen kann, sind Wartungsarbeiten, die je nach Benutzungsart und -dauer notwendig sind, so wie eine Inspektion beim Auto nach 20.000 km, wobei meine letzte Inspektion am ollen B dann wohl in die 80.000 km Kategorie fällt.

Säubern der Mechanik, Nachregulieren, Hammerköpfe abziehen, evtl. Teflon{puder|spray|whatever} auf die Röllchen und checken, ob alle Hämmer gleichmäßig gängig sind und den einen oder anderen Ton nachintonieren. Je nach Techniker ca. 3-6 Stunden Aufwand, der sich lohnt, den sich aber die wenigsten leisten. Und wenn man es sich nicht leistet, dann spielt sich halt der Flügel nach 5 Jahren wie, nunja, such Dir ein passendes Wort aus.

Habe ich da was vergessen?
 
Ja, klar, solche Berichte sind immer wieder interessant.
:-)

Jedesmal schmunzele ich beim Lesen, denn das alles habe ich nicht erlebt. Damals hatte ich das unglaubliche Glück, dass der erste angespielte Flügel (@Coda, ein 121 Jahre alter Bechstein V200) mich so umgehauen hat, dass ich ihn spontan gekauft habe. Es ist ein wundervolles Instrument, das mich außer den jährlichen Stimmungen bisher nur 990,00 gekostet hat (für Arbeiten an einem Tag vor 12 Jahren). Hammerköpfe abziehen war noch nicht dabei, weil es der Klavierstimmer und -bauer bisher nicht für erforderlich gehalten hat.

Ein altes Instrument muss also nicht unbedingt hohe Wartungskosten verursachen.
 
Eine komplette Mechaniküberholung kann man auch machen, ohne dass das gesamte Instrument in die Werkstatt muss (bitte nicht als Unterstellung verstehen).

Nö, ich sehe da keine Unterstellung.

Von kompletten Mechaniküberholungen (die aber dennoch sinnvollerweise in einer Werkstattt durchgeführt werden), weiß ich ein bißchen was (Such nach 60103), weil es bei meinem ollen, 140 Jahre alten B, einfach notwendig war. Da wurde aber auch alles mögliche ersetzt, vor allem, weil der letzte an diesem Flügel werkelnde "Klavierbauer" einfach viel Scheiße gebaut hat. Neue Hebeglieder, Piloten, Fänger, Neuverleimung von 42 Hämmern, Klaviatur ausbessern, Hämmer verjüngen und noch einiges mehr, plus die Arbeit, die neu aufgebaute Mechanik wieder in den Flügel zu passen - das war viel Arbeit und hat natürlich richtig Geld gekostet.

Ich bin mal so kühn und behaupte, dass bei besagtem 55 Jahre alten B eine aufwändige Überholung der Mechanik in den nächsten 10 Jahren nicht ansteht.

Alle vorgenannten Arbeiten dienen der Spiel- und Werterhaltung und sollten einfach gemacht werden, weil ein derartig hochwertiges Instrument es verdient.

Eine aufwändige Mechaniküberholung ist eher ein guter Indikator dafür, dass da vorher einiges schiefgelaufen ist, also die genannten Wartungen nicht durchgeführt wurden. Einmal im Jahr den Flügel stimmen und jeden Tag drauf spielen - das Ergebnis ist vorprogrammiert.
 

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