Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
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Noten wurden sogar schon viel früher gedruckt. Wie sollte man auch sonst neue Werke studieren - Tonaufzeichnungen gab es ja nicht, und in Konzerten spielte jeder nur sein eigenes Zeug. Wenn überhaupt mal das Werk eines fremden Komponisten gespielt wurde, dann nur mit sehr freien individuellen Abwandlungen.

Neben professionellen Musikern wurden die Noten vom Adel und einer kleinen, reichen Oberschicht (Kaufleute, hohe Beamte) gekauft. Und diese Leute hatten Unterricht bei den besten Musikern ihrer Zeit, z.B. bei Mozart oder Beethoven. Eine bürgerliche Mittelschicht mit dem Klavier als Hausinstrument kam tatsächlich erst im 19. Jahrhundert auf.

Vielen Dank. Ich dachte so wie Steinbock auch sofort ans Notenbüchlein von Bach etc. und auch dafür hast Du eine Begründung.

Nur relativierst Du Deine Aussagen damit nicht etwas? Die lassen ja immer so ein "früher war alles besser" anklingen, "im Durchschnitt waren die Pianisten breiter/besser ausgebildet" interpretiere ich aus Deinen Aussagen heraus.

Nur der Durchschnitt bezog sich halt auf einen kleinen Kreis von Musikern, die von vornherein talentiert oder reich genug gewesen sein muss, um überhaupt in den elitären Kreis aufgenommen zu werden und eine hochqualitative Rundumausbildung zu erhalten.

Genauso gut könnte man ja sagen, früher konnte man nicht nur lesen, sondern "alle" wussten auch über Latein, Philosophie, Geschichte und Religion in großer Breite/Tiefe Bescheid und hatte damit ein viel besseres Literaturverständnis.

Dass sich "alle" nur auf "alle, die lesen konnten" bezieht, und damit dann nur relativ wenige Mönche, Gelehrte etc. gemeint waren, kleine elitäre Zirkel in die man erst mal reinkommen musste - das schränkt die Relevanz solch einer Aussage dann doch kräftig ein.

Dann ist mir das heutige Modell dann doch lieber. Da hat nicht jeder Zeit und Muße, Philosophie oder Harmonielehre zu vertiefen, um Lesen oder Musizieren zu können. Freilich, die Grundlagen können nie schaden.
 
Was verstehst du unter dem "heutigen Modell"?
Dass man einfach nur ein Stück nach dem anderen spielt und keine theoretischen Grundlagen vermittelt bekommt, wie es oft geschieht, kann ja nicht wirklich das Maß der Dinge sein.
Ich merke das in den Laienchören, mit denen ich zu tun habe, immer wieder, dass die Leute zwar manchmal ein Weilchen brauchen, sich auf Erklärungen einzulassen, die über ein "hier müsst ihr so und so singen" hinausgehen, dass sie aber froh sind, wenn man ihnen hilft, ein Werk auch zu verstehen.
Wieso sollte es bei Klavierspielern anders sein?
 
Es gibt unter Nichthistorikern ein profundes Missverständnis über "frühere Zeiten". @mick hat Recht, und Du auch. Man muss sich auf die Gesellschaft früherer Jahrhunderte einlassen, dann versteht man es, und dieses Verständnis ist extrem ernüchternd. ;-)

Ob jeder Schüler diesen perfekten Musikunterricht hatte? Oder doch nur die gutbetuchten, die sich gegenseitig die besten Lehrer als "schau her wen ich hab" herumreichten

"Jeder Schüler" - allein die Formulierung zeugt von diesem Missverständnis. Wer war "jeder Schüler"? Ein Mitglied der unangefochtenen Oberschicht. Es GAB keine Mittelschicht im heutigen Sinn. Oder andersherum: Es gab eine extrem breite Unterschicht. Die lebte vor allem auf dem Land und hatte kein Grundeigentum. Der Rest vegetierte in der Stadt als Tagelöhner, Manufakturarbeiter, Kleinstselbständiger (Schuhputzer, Wasserträger, Wäscherin o.ä.) und kam, ohne regelmäßiges Einkommen, auf unvorstellbar niedrigem Niveau mit Ach und Krach über die Runden. Sie konnten keine Ärzte bezahlen und keine Schulausbildung für die Kinder, die oft genug zum Familienunterhalt einen Beitrag leisten mussten. Diese Art von Unterschicht und existenziellem sozialen Gefälle - es ist mehr ein Hillary Step als ein lineares Gefälle - gibt es in Mitteleuropa nicht mehr. Eine Ahnung davon findet man nur noch in Drittweltländern.

Die Leute, die ein regelmäßiges Einkommen hatten, gehörten allein schon aus diesem Privileg heraus (nicht aufgrund der Höhe ihres Einkommens) zu den etwas besser Gestellten. In der Phase der Verbürgerlichung (18. Jh.) haben diese Leute oft empfindlichste Entbehrungen ertragen, um ihren irre vielen Kindern, zumindest einem davon, eine Ausbildung zu bezahlen. Schau Dir die Gehälter von Ministerial"beamten" oder Gesellen im 18. Jh. an oder die Erbmasse, falls einer verschied (sie verschieden oft, weil Medizin selbst bezahlt werden musste und in aller Regel nichts taugte, auch nicht für die "Reichen") - Du glaubst es nicht!!! Im Vergleich dazu lebt ein heutiger Hartzer in Saus und Braus.

So viel zur "Mittelschicht".

Darüber lagen die Handwerksmeister und Kaufleute. Vor der Aufhebung der Zünfte war es fast unmöglich, in diesen Kreis vorzustoßen. Vor dem HIntergrund eines gleichsam oligopolisieren Markts schafften Mitglieder dieser Gruppen im Zuge der Verbürgerlichung im Laufe des 18. Jh. einen ordentlichen gesellschaftlichen Aufstieg. Gegen Ende des 18. Jh. waren diese Leute TEILWEISE sehr wohlhabend geworden. Manche märchenhaft reich. Reicher als die nachgeborenen 08/15 Adligen jedenfalls. Teilweise kauften sie noblierende Pfründe (eine nicht zu vernachlässigende Einkunftsquelle des späten Absolutismus), pachteten Steuereintreibereien (die quasioffizielle Lizenz zum Gelddrucken). In solchen Aufsteigerhaushalten stand schon Ende des 18. Jh. ein Pianoforte und die (weiblichen) Kinder bekamen Musik- oder Kunstunterricht, während die Jungs studierten. Der Handwerksmeister lebte von jährlichen Kapitalrenditen (Staatsanleihen [Frankreich]) zu 20% und die Kaufleute, solange der Slave Triangle noch funktionierte, von Renditen jenseits der 150% (bei gleichzeitigem Risiko des Totalverlusts, das muss man natürlich zugeben).

Der Abstand "nach unten" war aber bis ins 20. Jh. hinein VIELVIEL größer als wir uns das heutzutage vorstellen können!!! Ereignisse wie die Französische Revolution ermöglichten Angehörigen dieser Gruppe, ihre herausragende Stellung durch günstigen Landerwerb zu konsolidieren (Enteignung der immens reichen Kirche). Die Ergebnisse dieser gesellschaftlichen Umschichtung wurden im 19. Jh. deutlich (fast jeder beliebige Roman von Balzac kennt solche Vertreter). Die Unterschicht war immer noch extrem prekär. Die Kinder der Kinder der im 18. Jh. "Verbürgerlichten" sowie die Abkömmlinge der alten Oberschicht waren diejenigen, die im 19. Jh. von den berühmten Lehrern Klavierunterricht bekamen. Die Kinder der Unterschicht hingegen starben bei der kleinsten Markunebenheit noch Ende des 19. Jh. in erschütternden Größenordnungen (immerhin gab es im Zuge der Industrialisierung ein vergleichsweise "sicheres" regelmäßiges Einkommen; ob dies beim kleinsten grippalen Infekt des Arbeiters wegfiel oder nicht, hing von der Humanität des Industriellen [= in aller Regel Nachkomme der im 18. Jh. verbürgerlichten Handwerker oder gewitzter Kaufleute, die Gewinne aus den zusammenbrechenden Überseehandel zukunftsfähig investierten] ab).

Der Durchschnitt der heutigen Bevölkerung hat leider zu wenig Vergleichswissen, um sich an den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen zu erfreuen. :-(

Dass sich "alle" nur auf "alle, die lesen konnten" bezieht, und damit dann nur relativ wenige Mönche, Gelehrte etc. gemeint waren, kleine elitäre Zirkel in die man erst mal reinkommen musste - das schränkt die Relevanz solch einer Aussage dann doch kräftig ein.

"Lesen/Schreiben können" ist ein weites Feld. In der Frühen Neuzeit wurde die Alphabetisierungsrate immer besser. Was aber ausdrücklich nicht bedeutet, dass die Leute flächendeckend wirklich "lesen und schreiben" konnten. Oft genug war das Lesenkönnen vergleichbar mit dem, wie des Russischen oder Altgriechischen Unkundige (die aber aus Interesse mal das jeweilige Alphabet gelernt haben) sich Buchstabe für Buchstabe zusammenstoppeln. Bedeutend größere Unsicherheiten gab es beim Schreiben, das man in der Regel lieber professionellen Schreibern überließ.

Gleichwohl kann man solche Aussagen nicht grundsätzlich treffen, da es bedeutende regionale und chronologische Unterschiede gab - abhängig vom bon plaisir des jeweiligen Landesfürsten oder vom schlichten Zufall, ob jemand irgendwo in der Pampa oder in einer Stadt lebte (oder von einem Gönner "entdeckt" und gefördert wurde).

Fazit: In den im Vergleich zur Gesamtbevölkerung extrem seltenen Fällen mag die musikalische Ausbildung in der 2. Hälfte des 18. und im 19. Jh bedeutend besser gewesen sein als heutzutage. Allein schon mangels Beschäftigungsalternativen. ;-) "Jeder Schüler" war aber eine Ausnahme, denn das Gros der Bevölkerung hatte vollständig andere Sorgen als Kontrapunktik. Und von den extrem Wenigen, die keine anderen Sorgen hatten, lernte keineswegs "jeder" Klavier.
 
Nur der Durchschnitt bezog sich halt auf einen kleinen Kreis von Musikern, die von vornherein talentiert oder reich genug gewesen sein muss, um überhaupt in den elitären Kreis aufgenommen zu werden und eine hochqualitative Rundumausbildung zu erhalten.
@Andre73 ich glaube, du missverstehst, was @mick geschrieben hat. Es ging ihm nicht darum, irrtümlich zu proklamieren, dass die Gesellschaft als Ganzes im 18. oder frühen 19. Jh. gebildeter und damit (?) "besser" als die heutige gewesen seie (das war sie ganz sicher nicht!) - es ging ihm einzig um die musikalische Ausbildung. Diese war (wo sie stattfand) weitaus umfassender und gründlicher als das, was der heutige Instrumentalschüler zu Schulzeiten mit einer wöchentlichen Unterrichtseinheit von 60min erhält (allerdings beschränkte sie sich nicht auf 60min in einer Woche...)
 
Was verstehst du unter dem "heutigen Modell"?
Dass man einfach nur ein Stück nach dem anderen spielt und keine theoretischen Grundlagen vermittelt bekommt, wie es oft geschieht, kann ja nicht wirklich das Maß der Dinge sein.
Ich merke das in den Laienchören, mit denen ich zu tun habe, immer wieder, dass die Leute zwar manchmal ein Weilchen brauchen, sich auf Erklärungen einzulassen, die über ein "hier müsst ihr so und so singen" hinausgehen, dass sie aber froh sind, wenn man ihnen hilft, ein Werk auch zu verstehen.
Wieso sollte es bei Klavierspielern anders sein?

Mir ging es nur um dieses "Zu Schumanns Zeiten war es noch üblich, dass Klavierspielen nicht als Tastendrücken gelehrt wurde, sondern als umfassende musikalische Ausbildung, die alle wesentlichen Elemente der Musiktheorie beinhaltete"

In so ähnlicher Form habe ich das schon x-fach gelesen und diese Pauschalität habe ich nur hinterfragt. Mehr nicht...ich wollte nirgendwo gegen den Sinn für ein tieferes Verständnis oder eine bessere und breite Musik-Ausbildung argumentieren. Wo liesst Du das raus?
 

Wenn Du schreibst (fett markiert):
Dann ist mir das heutige Modell dann doch lieber. Da hat nicht jeder Zeit und Muße, Philosophie oder Harmonielehre zu vertiefen, um Lesen oder Musizieren zu können. Freilich, die Grundlagen können nie schaden.

dann relativiert das für mich den Folgesatz, dass die Grundlagen nicht schaden können - aus meiner Sicht ist es eher problematisch, wenn die Grundlagen nicht beherrscht werden (auch wenn bestimmt gleich wieder jemand kommt, der sagt, man wolle ja kein Profi werden und so).

Jeder Unterricht, der nur "Tastendrücken" lehrt, verdient seinen Namen nicht.
 
@Andre73 ich glaube, du missverstehst, was @mick geschrieben hat. Es ging ihm nicht darum, irrtümlich zu proklamieren, dass die Gesellschaft als Ganzes im 18. oder frühen 19. Jh. gebildeter und damit (?) "besser" als die heutige gewesen seie (das war sie ganz sicher nicht!) - es ging ihm einzig um die musikalische Ausbildung. Diese war (wo sie stattfand) weitaus umfassender und gründlicher als das, was der heutige Instrumentalschüler zu Schulzeiten mit einer wöchentlichen Unterrichtseinheit von 60min erhält (allerdings beschränkte sie sich nicht auf 60min in einer Woche...)

Das habe ich durchaus so verstanden, ich glaub halt nur man vergleicht Äpfel mit Birnen.
Ich bin durchaus mit dem Gedanken dort eingestiegen, wie Barrat das beschrieben hat.
Es nützt ja nix zu sagen, dass die Musikerausbildung früher viel breiter und fundierter war - ja als was denn? Einige wenige Supereliten hatten eine gute Ausbildung - oder halt supertalentierte Musiker. Die kann man heute auch noch bekommen. Man kann das gar nicht wirklich vergleichen, darum ging es mir.
 
@Organistin, dann habe ich eine Frage zum Schumans 68.4 Chor. Ich war der Meinung, so habe ich es auch gelernt, im einem Choral zuerst die Bassstimmen und die Sopranstimmen anschauen bzw. analysieren. Immerhin sind es die Chefstimmen in einem Chor. Ich habe mir auch notiert, dass z.B. Brahms zuerst die Sopran- und die Basslinie notiert hat und dann erst die restlichen Stimmen eingefügt.

Somit war die erste grobe Analyse des Schumann 68.4 Chorals:

T1-8
1.2.3.2.1.7.6.5 Sopran
5.7.1.7.6.5.2.5 Bass

OK, man kann auch einfach nur Notennamen statt Kadenz aufschreiben. So hat mich auch Mick belehrt. Wie machst du es, sagst der z.B. Soprangruppe …. hei …. bitte jetzt möchte ich F hören oder lieber jetzt möchte ich eine satte Dominante (mit dem Grundton F) hören?
 
Wenn Du schreibst (fett markiert):


dann relativiert das für mich den Folgesatz, dass die Grundlagen nicht schaden können - aus meiner Sicht ist es eher problematisch, wenn die Grundlagen nicht beherrscht werden (auch wenn bestimmt gleich wieder jemand kommt, der sagt, man wolle ja kein Profi werden und so).

Jeder Unterricht, der nur "Tastendrücken" lehrt, verdient seinen Namen nicht.

War gar nicht so gemeint, ein hoch auf guten Unterricht und Schüler, die das zu nutzen wissen. Mir ging es nur um den Vergleich.
Und natürlich haben heute viele Schüler nicht die Zeit und den Fokus eines Schumanns etc. und wollen trotzdem _als Hobby_ Klavier spielen. Man kann letztlich nicht viele Dinge in der Tiefe und Breite lernen. Schön dass wir heute mehrere Hobbies haben können.
 
kam, ohne regelmäßiges Einkommen, auf unvorstellbar niedrigem Niveau mit Ach und Krach über die Runden. Sie konnten keine Ärzte bezahlen und keine Schulausbildung für die Kinder, die oft genug zum Familienunterhalt einen Beitrag leisten mussten.

Hier muss ich noch ergänzen: Lebensmittel sind heutzutage unvorstellbar billig. Seinerzeit ging mehr als die Hälfte des Familieneinkommens für (miserable) Lebensmittel drauf, der Rest für die Miete. Die Miete konnte deshalb oft nicht bezahlt werden. Es gab im 18. Jh. in Paris das Phänomen, dass die Familien alle Vierteljahr umzogen, weil sie wegen Mietrückständen sofort auf die Straße gesetzt wurden.

So strangulierend "auf Kante genäht" lebte die Unterschicht!

Mir ist der Fall eines behaglich-wohlsituierten Bürgerlichen (Larevellière, ehemaliger Direktor von Frankreich) bekannt, der wegen einer Erkrankung seine umfangreiche und wertvolle Bibliothek verkaufen musste. Um die Ärzte zu bezahlen. Ein Beispiel dafür, wie unfassbar prekär das Leben früher war, in der nicht ganz so guten alten Zeit. Wir kennen aus dem Geschichtsunterricht i.w.S. nur die gesellschaftlich extrem seltenen Highlights (und von den besagten Highlights nur die Highlights, sozusagen Highlight in Potenz - denn natürlich war Larevellière "reich" im damaligen Sinn).
 
Zuletzt bearbeitet:

@Organistin, dann habe ich eine Frage zum Schumans 68.4 Chor. Ich war der Meinung, so habe ich es auch gelernt, im einem Choral zuerst die Bassstimmen und die Sopranstimmen anschauen bzw. analysieren. Immerhin sind es die Chefstimmen in einem Chor. Ich habe mir auch notiert, dass z.B. Brahms zuerst die Sopran- und die Basslinie notiert hat und dann erst die restlichen Stimmen eingefügt.

Ich sehe keinen Grund, bei der harmonischen Analyse eines Chorsatzes die Stimmen zu trennen. Zwar bilden die Melodiestimme und der Bass eine Art Grundgerüst, aber manchmal hat der Bass auch einen Durchgangston, oder singt eben nicht den Grundton des zugehörigen Akkords, und ohne zu wissen, was die anderen Stimmen singen, kann ich dann nicht sagen, das ist jetzt Stufe X oder Funktion Y.
Ich hab das auch nicht so gelernt. Wohl gemerkt, wir sprechen von der Analyse.

Von Brahms bin ich weit entfernt, aber das, was Du da schreibst, ist durchaus ein normales Vorgehen, wenn man einen Chorsatz ausnotiert. Man schaut, was die Melodiestimme macht, gibt ihr dann den entsprechenden Unterbau und fügt dann die Mittelstimmen hinzu. Aber wenn jemand anderes dann den fertigen Satz analysiert, wird er die Mittelstimmen bei der Betrachtung nicht weglassen.


Wie machst du es, sagst der z.B. Soprangruppe …. hei …. bitte jetzt möchte ich F hören oder lieber jetzt möchte ich eine satte Dominante (mit dem Grundton F) hören?

Hast Du schon einmal in einem Chor gesungen?
 
Es nützt ja nix zu sagen, dass die Musikerausbildung früher viel breiter und fundierter war - ja als was denn? Einige wenige Supereliten hatten eine gute Ausbildung - oder halt supertalentierte Musiker. Die kann man heute auch noch bekommen. Man kann das gar nicht wirklich vergleichen, darum ging es mir.
@Andre73 ...sagemal, was rechtfertigt eigentlich deine hyperpolemische Ausdrucksweise? Welchen "Supereliten" entstammten Leute wie Beethoven, Schubert, Liszt, Verdi, Schumann?
"Supereliten" gab es im römischen Reich (der Senatorenadel), gab es im 18. und 19. Jh. ebenfalls: das waren Leute wie die Rothschilds, Radziwills, Wittgensteins usw - und für die waren die Kosten für beste mus. Ausbildung, für zahlreiche Dienerschaft, für opulente Küche etc. nicht einmal Peanuts. Diesen "Eliten" entstammt nahezu kein einziger Musiker.
 
@Andre73 ...sagemal, was rechtfertigt eigentlich deine hyperpolemische Ausdrucksweise? Welchen "Supereliten" entstammten Leute wie Beethoven, Schubert, Liszt, Verdi, Schumann?
"Supereliten" gab es im römischen Reich (der Senatorenadel), gab es im 18. und 19. Jh. ebenfalls: das waren Leute wie die Rothschilds, Radziwills, Wittgensteins usw - und für die waren die Kosten für beste mus. Ausbildung, für zahlreiche Dienerschaft, für opulente Küche etc. nicht einmal Peanuts. Diesen "Eliten" entstammt nahezu kein einziger Musiker.

Du hast nur die Hälfte gefettet. Es gab da noch "oder halt supertalentierte Musiker" - oft früh als Ausnahmetalent entdeckt und entsprechend gefördert, richtig? Diese 2 Gruppen hatten früher Musikunterricht, das wollte ich zum Ausdruck bringen.
Und da Du Barrats Beitrag geliked hast, hast Du doch akzeptiert, wie weit die Scheere war ...es gab Superelite (auch wenn die nicht märchenhaft reich im heutigen Sinne waren) und ansonsten >90% Überlebenskünstler.

Diese wenigen Leute, Ausnahmetalente und Supereliten (liess drüber) hatten eine supertolle Musikerausbildung. Schön für sie! Das hat nur gar keine Relevanz für den heutigen Durchschnitt und so eine Ausbildung kann man auch heute noch bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, sonst hätte ich die Frage nicht gestellt.

Okay, hatte ich vermutet. Denn so läuft es zumindest in Laienchören nicht ab. Da geht je nach Kenntnisstand der Sänger (in einem meiner Chöre kann die Mehrheit gar keine Noten lesen) sehr viel über Vorsingen/Vorspielen und Nachsingen. Klar sage ich mal, hey, denkt dran, in Takt 27 müsst Ihr ein F singen und kein E, aber ein "Singt bitte die Dominante zum Grundton des Basses" kommt dann doch eher in der Gehörbildung vor und nicht in der Chorprobe. ;-)
 
Dass sich "alle" nur auf "alle, die lesen konnten" bezieht, und damit dann nur relativ wenige Mönche, Gelehrte etc. gemeint waren,

Andere Zeit. ;-) In der Zeit, zu der es so war wie von Dir skizziert, gab es noch keine Klaviere. :lol:

Zweites großes Missverständnis: Die - ich sag mal: laienhafte - Vorstellung der Epochenmerkmale durchmischt alles. Es gab immer Fortschritt, und das 15. Jahrhundert ist mit dem 18. nicht vergleichbar.

Es nützt ja nix zu sagen, dass die Musikerausbildung früher viel breiter und fundierter war - ja als was denn? Einige wenige Supereliten hatten eine gute Ausbildung

Die Angehörigen der "Supereliten" bekamen Unterricht von großartigen Leuten, die aus der verbürgerlichten "Intellektuellen"schicht stammten und oft aufgrund ihres überragenden Talents von einem Gönner gefördert wurden. Dass aus den "Supereliten" auch bei bestem Unterricht (Chopin & Co) ein bis heute bekannter Musiker entsprang, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich, aber gewiss nicht die Regel. Allein schon, weil zu viele Frauen unter den Eleven waren (die Söhne studierten ja oder wurden in die Geschäfte eingeführt), aber auch, weil es für diese Menschen absurd war, eine Musikerkarriere anzustreben. Wir wissen nicht, wie "gut" diese großbürgerlichen Schüler und vor allem die Schülerinnen wirklich waren. Hat AUCH etwas mit der Situation von Frauen im 19. Jh. zu tun (nicht nur, aber vor allem).

Man kann das gar nicht wirklich vergleichen, darum ging es mir.

Das ist korrekt, man kann es nicht vergleichen.

Aber das Phänomen ist bekannt. Masse und Niveau verhalten sich strikt antiproportional. Was wiederum nicht ausschließlich negativ zu bewerten ist. ;-)
 
[...]
"Supereliten" gab es im römischen Reich (der Senatorenadel), gab es im 18. und 19. Jh. ebenfalls: das waren Leute wie die Rothschilds, Radziwills, Wittgensteins usw - und für die waren die Kosten für beste mus. Ausbildung, für zahlreiche Dienerschaft, für opulente Küche etc. nicht einmal Peanuts. Diesen "Eliten" entstammt nahezu kein einziger Musiker.

Hi @rolf,

ok.."nahezu" klingt gut, denn beim Radziwill hats nat. geklingelt :-):

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Der Anton scheint recht musikinteressiert gewesen zu sein: War wohl ein Cello-Freak:

https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Radziwiłł#Anton_Radziwi.C5.82.C5.82_als_Komponist

Diese Esterhazys und Waldsteins...vielleicht gab es aber bei denen auch ein Paar, die Tasten oder Flöten betätigen konnten. :super:Manch einflussreicher Herrscher spielte gut die Flöt'! :super:

Herzliche Grüße, von R.!
 
@Dorforganistin, OK alles klar, Danke.

PS ich meinte nicht isoliert Bass und Sopran, sondern aufgeteilt Bass zusammen mit Tenor und Sopran zusammen mit Alt.
 
Andere Zeit. ;-) In der Zeit, zu der es so war wie von Dir skizziert, gab es noch keine Klaviere. :lol:

Es war nur ein Beispiel für eine kleine Gruppe von Menschen, die eine besondere Ausbildung erhalten haben um Vergleich zur heutigen Durchschnitts-Ausbildung. Natürlich gabs da keine Klaviere *kopfkratz*
Auch wenn ich permanent so zitiert werde als ob Du da was von mir richtigstellen müsstest, habe ich kaum einen Satz von Dir gelesen, wo ich das anders sehe. Mir ist bewusst wie man früher lebte etc.
Irgendwie ist ein Forum ein kompliziertes Medium...subjektives, verkürztes Lesen etc. Ich glaub meine Message kommt einfach nicht rüber. Nicht schlimm. Weitermachen :)
 

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