Analyse Bach Toccata

L

Laroux89

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14. Apr. 2009
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Hallo, ich bin momentan dabei meine Bach Toccata (erste Seite) zu analysieren.
Da ich sowas vorher noch nie gemacht habe und mir parallel die Theorie frisch aneigne habe ich hier und dort gewisse Schwierigkeiten.
Im moment versuche ich die einzelnen Funktionen unter die Harmonien zu schreiben, weis aber nicht ob ich da auf der richtigen Spur liege.
Das Stück ist in E-moll, aber es gibt stellen in der eindeutig die eine Stimme in E-dur auftaucht was mich stutzig macht, da ich jene Klänge auch nicht als nebenharmonie in E-moll gefunden hab und nun nicht weis ob ich einfach Bezeichnungen aus E-Dur darunter schreiben soll/darf.
Ich hab die Noten als Bild hochgeladen.
(Die noten stammen von Imslp hoffe das es da keine Probleme gibt wenn ich das im Forum veröffentliche)

Hier der Link

http://img97.imageshack.us/img97/4517/unbenanntdje.jpg

Ich hoffe das mich hier jemand korrigieren kann und mir vll mit ein par Tipps weiterhelfen kann.
Ps. besonders die letzen 3 Takte haben mich stuzig gemacht da jene ja eindeutig E-Dur sind oder ?

Liebe Grüsse
Laroux
 
Im Barock war es übrigens durchaus üblich, ein Stück (oder wie in diesem Fall einen Abschnitt) auf der Durtonika anstelle der Molltonika enden zu lassen. (Aber Vorsicht: Wenn danach eine Subdominante kommt, handelt es sich weniger um eine verdurte Tonika, als um eine Zwischendominante.)

Im ersten Teil sollte man auch dort D bzw. D7 (und nicht d) sehen, wo die Terz fehlt. Nur später, wo die Mollterz explizit da ist, kann man d ansetzen.

Die zweite Hälfte von Takt 4 lässt sich übrigens als Doppeldominante deuten.

Die Sp, die du irgendwo später gefunden haben willst, ist keine. Wenn du genau schaust: Das ist kein Mollakkord, sondern ein verminderter. Es handelt sich dabei um die Subdominante mit Sexte statt Quinte, geschrieben s6.
 
Moin Laroux

Ps. besonders die letzen 3 Takte haben mich stuzig gemacht da jene ja eindeutig E-Dur sind oder ?

Es gilt in der Regel als unfreundlich, eine Frage mit einer Gegenfrage
zu beantworten - ich kann hoffen, daß Du es jetzt nicht so verstehst:

Was läßt Dich zweifeln, bzw.: was genau macht Dich stutzig?

Weil, wie Du sagst, Du so etwas noch nie gemacht hast, nehme
ich an, daß Du zunächst einmal nicht lediglich das "Handwerk"
der Analyse Dir beibringen möchtest, sondern auch ein Gefühl
dafür entwickeln mußt, wozu Du überhaupt analysierst.

Für den Anfang empfehle ich, daß Du Dir einen groben Überblick
über Bachs harmonisches Denken machst - sehr gut geeignet
hiefür sind die:

Choral-Gesänge
Edition Breitkopf Nr. 3765​

Im Gegensatz zur Ausdehnung der Toccaten findest Du hier
Stücke, die oft nicht mehr als 3 Zeilen umfassen.

Wenn Du diesen Band durchgearbeitet hast, wirst Du
einen sozusagen kondensierten Begriff der Bach'schen
Harmonik (und deren Beziehung zur Musik insgesamt)
haben - den kannst Du dann im Weiteren entfalten.

Viele Grüße

stephan
 
Hallo, ich bin momentan dabei meine Bach Toccata (erste Seite) zu analysieren.
Das finde ich sehr gut, denn nur so bekommt man einen tieferen Einblick in das harmonische Geschehen.

Kleines Cis hat ja schon einiges Aufschlussreiches gesagt.

Das Stück ist in E-moll, aber es gibt stellen in der eindeutig die eine Stimme in E-dur auftaucht was mich stutzig macht, da ich jene Klänge auch nicht als nebenharmonie in E-moll gefunden hab und nun nicht weis ob ich einfach Bezeichnungen aus E-Dur darunter schreiben soll/darf.
Die letzten 3 Takte enden auf der Dur-Tonika. Es handelt sich hierbei um die zu Bachs Zeiten noch weitverbreitete picardische Terz. In der Analyse schreibt man dann ein großes T.
Die von kleines Cis schon erwähnte Zwischendominante im 3. Takt ist nicht sofort zu erkennen, da die Durterz nicht in Erscheinung tritt.

Ich bin Pragmatiker und versuche so ein Stück in meiner vom Jazz geprägten Denkweise unterzubringen, da ich schlußendlich das Stück nur als Improvisationsgrundlage nutzen würde. Es kann daher sein, dass einige Klassiker sich gegen diese Denkweise wenden, vor allem da es zu Bachs Zeiten noch keine Funktionsanalyse in diesem Sinne gab. - Mir egal - :). Hauptsache mir sind die harmonischen Durchgänge klar, so dass ich variieren kann.

Hier mein Versuch in Funktionssymbolen, die ich für mich natürlich durch Akkordsymbole ersetzen würde.
 
Hi, danke für eure Antworten

@pppetc
Es macht mich nicht stutzig im sinne warum er es anwendet sondern wie ich sowas ausnotieren soll.
Ich bin da etwas festgefahren und dachte man könne nur Symbole verwenden die auch in der entsprechenden Tonart vorhanden sind.
Das mit der picardischen Terz aus Freds Beitrag habe ich zum Beispiel vorher noch nicht gekannt.
Zu der Frage warum ich Analysiere nun ja
Ich sitze schon fast ein Jahr an dem ding und hab alles bis auf eine zufriedene Interpretation hervorgebracht.
Der entscheidene Punkt war als mein Klavierlehrer sagte, das ich da nicht zu laut sein darf weil das die subdominante sei und ich noch zur Dominante aufsteige.
Naja und da dacht ich mir eben, jetzt wirds langsam Zeit das du dir das Zeug mal genauer unter die Lupe nimmst und dich vom Klavier mal an den Schreibtisch hockst ^^.

Vielen dank für deinen Literaturtipp, den werd ich mir in kürze zulegen.

@Fred
Danke das du dir die Mühe gemacht hast.
Die Bezeichnungen für die Sextakkorde habe ich nicht miteingefügt, seh ich grad im Vergleich was ich unbedingt noch ergänzen muss.
Ich druck mir deine Lösung mal aus und geh Schritt für Schritt nochmal dran.
Wenn ich mit was nicht weiterkomm melde ich mich.

@Kleines Cis
Danke für die Korrektur für den ersten Teil.

Wenn danach eine Subdominante kommt, handelt es sich weniger um eine verdurte Tonika, als um eine Zwischendominante

Kannst du mir vll ein par Regeln aufsagen im Sinne von wann eine tP ein dG sein sollte und ein tG eine sP ?
 
N'Abend Laroux

Es macht mich nicht stutzig im sinne warum er es anwendet sondern wie ich sowas ausnotieren soll.

Hmmm - ich hatte, das geb ich zu, aufs Gegenteil gehofft:

Du notierst unter den E-Dur Akkord am Ende des 3/2-Praeludiums ein T.
Das ist natürlich rein theoretisch nicht falsch. Allerdings wird
dadurch der architektonische Sinn dieses Dur-Klanges nicht erfaßt:
er bekommt nämlich im Bezug zum folgenden Takt eben durch den
Leitton gis eine dominantische Wirkung nach a-moll.

Auch sollte man Beziehung dieses Klangs zur Entwicklung der Tondichte
- ein komponiertes crescendo - beachten: Er ist zugleich Höhepunkt des
Vorangegangenen und Ankündigung des folgenden - das eigenthümlich
Schwebende ist ja grade der besondere Reiz dieser Stelle.

Auf das Verklingen in die Pause (das Einschwingen in den Taktwechsel) folgt der
hohle Klang - ohne Terz!
Die durch diesen großen Kontrast erzeugte Einsamkeit (man kann auch sagen:
Verlorenheit) hat mich immer tief berührt.

Ich denke - und das war auch ein Sinn der Überlegung, wozu man analysiert -,
man sollte die harmonische Analyse nie abkoppeln von ihrem Bezug auf den
gesamten Rest.


Vielen dank für deinen Literaturtipp, den werd ich mir in kürze zulegen.

Tu das bitte. Du wirst es nicht bereuen!


Viele Grüße

stephan
 
Fred, der S6 scheint mir bissel komisch, ich glaub', da ist eine Doppeldominante gemeint.

Das Vorausweisen auf das (eh nur eher flüchtig gestreifte) a-moll entgeht mir übrigens irgendwie. Die Durtonika ist ja schon seit zwei Takten da und wird auch mit einer Kadenz erreicht; da bin ich sie schon zu sehr gewöhnt. Ich empfinde diese Durtonika daher wirklich als solche - als einen aufgehellten Ruhepunkt, eine Art Lichtung, auf der wir uns erst mal noch ausruhen, bevor danach wieder mit düsteren Klängen eingesetzt wird.
 
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Kannst du mir vll ein par Regeln aufsagen im Sinne von wann eine tP ein dG sein sollte und ein tG eine sP ?
Die Frage ging an kleines Cis, nicht war? :D Spass zur Seite. Entscheidend ist wie' s weiter geht.
Fred, der S6 scheint mir bissel komisch, ich glaub', da ist eine Doppeldominante gemeint.
Und wo ist die Sept dieser DD? Nö, das ist so wie ich geschroben hob.
 

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