Altes Klavier sei nicht mehr stimmbar, Zweitmeinung?

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Ein Klavierstimmer hat gemeint, mein Klavier sei alt und lasse sich nicht mehr ganz rein stimmen. Er hat gemeint er habe es einigermassen hingekriegt, aber es sei halt kein «Konzertklavier» mehr.

Es handelt sich um ein Wohlfahrt Mod. III aus Nidau / Schweiz. Das Ding ist ungefähr 100-jährig.

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Meine Fragen an euch:
- Kann es sein, dass es plötzlich nicht mehr rein stimmbar ist? Bisher war das nie das Thema (ich lasse es jährlich stimmen).
- Gibt es eine Möglichkeit es zu «reparieren», sodass es wieder stimmbar wird?
- Empfiehlt ihr, einen anderen Stimmer zu holen für ein nächstes Mal?

Ich danke für eure Hinweise.
 
Hat er begründet, warum es nicht mehr stimmbar sein soll? Sind z.B. die Wirbel locker o.ä.?
 
Eben nicht. Hmm, ich hätte nachfragen sollen.
 
"Nicht mehr ganz rein stimmen können" hat bei alten Klavieren meist weniger mit der Stimmhaltung (also Festigkeit der Wirbel im Stimmstock) zu tun, als mit der Reinheit, mit der die einzelnen Saiten schwingen. In der Mittellage und im Diskant hat man ja immer drei Saiten pro Ton, diese müssen exakt auf derselben Tonhöhe klingen, damit der Ton rein klingt. Bei alten Saiten hat man häufig das Phänomen, dass sie nicht genau auf einer Tonhöhe schwingen, sondern etwas um die Tonhöhe herum pendeln. Manchmal liegt das auch an den Auflagepunkten, wo sich über die Jahre tiefe Rillen ins Material gegraben haben. Dort wird die Saite dann nicht mehr sicher terminiert und dies verursacht Probleme beim Schwingen.

Ein solches Problem tritt nie abrupt auf, sondern es ist ein schleichender Prozess. Der Klavierstimmer hört hier womöglich feine Imperfektionen, die beim Spielen nicht unbedingt stören müssen.

Von der Thematik abzugrenzen ist, dass alte Klaviere nicht mehr stimmbar sein können, weil die Wirbel zu locker sind. Hierzu passt aber nicht die Aussage des Klavierstimmers, dass er es hinbekommen habe und dass es nur nicht ganz rein klinge. Wenn die Wirbel zu locker sind, kann man es gar nicht mehr stimmen.

Reparieren lässt sich das Problem durch Neubesaitung und Überarbeitung der Auflagepunkte. Hier muss man jedoch immer das ganze Instrument betrachten, ob so eine Reparatur Sinn ergibt.
 
Kann es sein, dass es plötzlich nicht mehr rein stimmbar ist?
Wie Jensen1 schon schrieb, kommen eiernde Saiten/Chöre nicht von jetzt auf sofort. Bei mir eiern auch ein paar Saiten (1879er Bechstein). Die Stimmer bringt´s immer zum Fluchen, mich stört es nicht. :-)
Empfiehlt ihr, einen anderen Stimmer zu holen für ein nächstes Mal?
Nö, eher bessere Kommunikation Deinerseits. Frag das nächste mal doch gleich den Stimmer wenn Dir seine Aussagen nicht ganz klar sind. Er kennt das Instrument besser als jeder hier im Forum. Und frage Dich: Hörst Du denn die Unreinheiten?
 
Ein Wechsel des Sommers kann schon helfen. Bei mir hat es erst der 7. Stimmer geschafft, eine Stimmung zu legen, die länger als 6 Monate hält.
 
Hallo, ich möchte das Thema gerne nochmal aufgreifen. Ich habe letztes Jahr ein Klavier geschenkt bekommen (wegen Umzug, wollte es nicht mitnehmen u. A.)
Das Klavier (Georg Hoffmann Berlin) war als er es kaufte in so schlechtem Zustand, dass es gar nicht spielbar war, viele Trommler, lockere Wirbel etc. sodass der Klavierstimmer (auch Orgelbauer) es eigentlich gar nicht erst anfangen wollte, hat es aber nach Überredung doch gemacht.
Als ich es dann bekam waren ein paar Töne schief ansonsten war es annehmbar. Jetzt sind mittlerweile 54 Wirbel getauscht (die aber alle fest sind) aber da ich mir das zur Zeit nicht leisten kann dass die anderen dann alle nach und nach locker werden habe ich jetzt ein zwar kleines aber gutes Seiler gekauft. Sie stehen jetzt nebeneinander.

Das alte Hoffmann ist zur Zeit noch gestimmt aber das wird vermutlich nicht so bleiben, aber da es sich schön anhört und wie ich finde einen tollen Charakter hat würde ich es auch gerne retten.
Ich weiß nicht genau wie alt es ist aber vermutlich von um 1900 rum...
Es ist kein Riss im Resonanzboden o. Ä. aber der Stimmer sagte zuletzt der Stimmstock wäre mürbe weil alt. Wir hatten gehofft, dass das Klima hier dem Klavier gut bekommt (altes Fachwerkhaus) aber das reicht wohl nicht aus.
Es sind durchgängig 7,25er Wirbel drin, d. h. sie wurden wohl schon mal komplett getauscht.
Jetzt ist die Frage was man nun tun soll. Immerhin ist es ja in viel besserem Zustand als noch vor 2 Jahren und man könnte denken dass wenn dann alle Wirbel getauscht wären alles gut ist. Andererseits ist der Stimmer wie er sagte froh, wenn diese "Belastung der Dauerbaustelle" ein Ende hat.
Hat jemand Erfahrungen dazu die er teilen möchte?
Liebe Grüße
Johanna
 
Ich vermute, dass die Stimmwirbel nur die Spitze des Eisbergs sind. Für eine Restaurierung müsste man die Klanganglage und die Mechanik erneuern. Da bist du mit 6 - 8000 Euro dabei. Man muss nicht alles gleich machen, aber ich würde mir zumindest vorher Gedanken machen, ob ich das Klavier erhalten will oder nicht. Lohnt die Substanz des Instruments eine Restaurierung? Wirtschaftlich sinnvoll ist es in den wenigsten Fällen.
Bei einem "nein" oder "weiß nicht" würde ich erst mal gar nichts machen. Zumal du das Klavier nicht brauchst.
 

Ich vermute, dass die Stimmwirbel nur die Spitze des Eisbergs sind. Für eine Restaurierung müsste man die Klanganglage und die Mechanik erneuern. Da bist du mit 6 - 8000 Euro dabei. Man muss nicht alles gleich machen, aber ich würde mir zumindest vorher Gedanken machen, ob ich das Klavier erhalten will oder nicht. Lohnt die Substanz des Instruments eine Restaurierung? Wirtschaftlich sinnvoll ist es in den wenigsten Fällen.
Bei einem "nein" oder "weiß nicht" würde ich erst mal gar nichts machen. Zumal du das Klavier nicht brauchst.

Natürlich weiß ich jetzt nicht, was du für die 54 ausgetauschten Wirbel berappt hast und wieder haben möchtest?
Ich würde es weiter verschenken oder für wenig Geld anbieten, oft findet sich ein dankbarer Abnehmer.

Beispiel: Ich hatte um die letzte Weihnachtszeit ein Klavier geschenkt bekommen, das in relativ gutem Zustand war.
Stimmhaltung gut, Mechanik in Ordnung nach ein kleiner Regulierung.
Corona-bedingt konnte ich erst im Januar meinen Favoriten anschauen und kaufen - in Feurich-Klavier für 200€.
Das Gleiche für Regulierung und Stimmung investiert und ich bin sehr zufrieden damit.
Das Andere habe ich einem Kollegen für seine Kinder weiter geschenkt, die bisher nur ein Keyboard hatten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Was kostet es denn ca den Stimmstock tauschen zu lassen?
 

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