altes englisches Oberdämpferklavier

Ich scheitere leider gerade schon an so einfachen Fragen, wie z.B. der, einen passenden Stimmhammer zu bekommen. Häufig steht die Größe überhaupt nicht im Shop explizit dabei und der kürzlich bestellte K + M Hammer drehte völlig frei und war gefühlt viel zu groß. Ich suche aber noch nach meinem Messschieber/Schieblehre, um die Stimmwirbel mal korrekt ausmessen zu können.

Die Feststellung von @jensen1 trifft wohl völlig zu, weil sich manche Wirbel tatsächlich etwas plattgeklopft anfühlen, als hätte ihnen mal jemand mit einem Schlosserhammer ein paar Schläge verpasst. Und manche Seiten liegen eher als andere fast auf dem Stimmstockblech auf.

Welches Protek besorge ich mir denn sinnvollerweise? Das gibt es ja in der Variante CLP zur Reinigung, Pflege und Schmierung, sowie als MPL ausschließlich zur Schmierung wohl auch hauptsächlich in Dosen in einer Art pastösen Masse?

Viele Grüße

Sascha

Also...wo fang ich an wo hör ich auf......?
Es sind offensichtlich noch die Originalwirbel, also so zwischen 6,65 und 6,90 mm. Hier braucht es einen sehr kleinen Aufsatz - entsprechende Stimmkrücke könnt ich Dir besorgen (allerdings ned für umsonst). Jedoch solltest Du erst einmal sicher gehen, daß die alten Wirbel die Stimmung noch halten - des ist bei diesem Alter koa Selbstverständlichkeit ned und Deiner Beschreibung nach zu urteilen scheinen die Wirbel auch schon mal eingeschlagen geworden zu sein....eine Schnellreparatur welche ein paar Jahre anhält aber die nicht von Dauer ist. Vermutlich müßten größere Wirbel rein, wo ein kleiner Stimmhammeraufsatz nimmer geeignet ist. Des Neubewirbeln ist koa Kleinigkeit ned, Klavierbauer braucht da ungefähr n Tag zu (wenn er ned gerade zwischendurch seine Bierchen zischt :005: ). Bei einem Klavier mit "losen Wirbeln" (man redet da von wenn sie nimmer recht die Saitenspannung halten) kann es Dir passieren daß Du 5 mal am Tag stimmen kannst ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.
Bei Protec verwende ich immer Mc Lube (flüssig) zum Achsen "fetten". Ist allerdings recht teuer. Gibt Kollegen welche Ballistol Waffenöl verwenden, ist zwar billig bringt auch für kurze Zeit was, ist aber nicht nachhaltig - ich rate da von ab.

LG
Henry
 
Also...wo fang ich an wo hör ich auf......?
Es sind offensichtlich noch die Originalwirbel, also so zwischen 6,65 und 6,90 mm. Hier braucht es einen sehr kleinen Aufsatz - entsprechende Stimmkrücke könnt ich Dir besorgen (allerdings ned für umsonst). Jedoch solltest Du erst einmal sicher gehen, daß die alten Wirbel die Stimmung noch halten - des ist bei diesem Alter koa Selbstverständlichkeit ned und Deiner Beschreibung nach zu urteilen scheinen die Wirbel auch schon mal eingeschlagen geworden zu sein....eine Schnellreparatur welche ein paar Jahre anhält aber die nicht von Dauer ist. Vermutlich müßten größere Wirbel rein, wo ein kleiner Stimmhammeraufsatz nimmer geeignet ist. Des Neubewirbeln ist koa Kleinigkeit ned, Klavierbauer braucht da ungefähr n Tag zu (wenn er ned gerade zwischendurch seine Bierchen zischt :005: ). Bei einem Klavier mit "losen Wirbeln" (man redet da von wenn sie nimmer recht die Saitenspannung halten) kann es Dir passieren daß Du 5 mal am Tag stimmen kannst ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.
Bei Protec verwende ich immer Mc Lube (flüssig) zum Achsen "fetten". Ist allerdings recht teuer. Gibt Kollegen welche Ballistol Waffenöl verwenden, ist zwar billig bringt auch für kurze Zeit was, ist aber nicht nachhaltig - ich rate da von ab.

LG
Henry

Gauf,

wäre dieses Klavier nicht besser versorgt, wenn es @Blend-a-med betreut? :021:
Das kostet nix und wird toll.
Du @Henry willst eine Krücke versorgen. :017:

Gauf!
 
Also, ich konnte die Wirbel, oder einen Wirbel mal ausmessen, der ist an der Spitze tatsächlich über die flachen Seiten gemessen 5,4mm im Durchmesser und im Bereich der Saiten ca. 6,5mm.
Wer oder was ist denn @Blend-a-med?
@Henry Ich nehme einen Stimmhammer gerne, wenn er passt und stabil ist, ich wollte aber tatsächlich nicht hunderte von Euros dafür investieren, das geben ja schon die ganzen vorherigen Beiträge her. Ich wollte zunächst mal möglichst günstig prüfen, inwiefern oder wie sehr die Wirbel lose im Holz sitzen.

Viele Grüße

Sascha
 
Also, ich konnte die Wirbel, oder einen Wirbel mal ausmessen, der ist an der Spitze tatsächlich über die flachen Seiten gemessen 5,4mm im Durchmesser und im Bereich der Saiten ca. 6,5mm.
Wer oder was ist denn @Blend-a-med?
@Henry Ich nehme einen Stimmhammer gerne, wenn er passt und stabil ist, ich wollte aber tatsächlich nicht hunderte von Euros dafür investieren, das geben ja schon die ganzen vorherigen Beiträge her. Ich wollte zunächst mal möglichst günstig prüfen, inwiefern oder wie sehr die Wirbel lose im Holz sitzen.

Viele Grüße

Sascha

Gauf,

Blend-a-med stimmt mit der Wasserpumpenzange. Da ist die Stimmkrücke von Henry schon ein bisschen besser.
Das war ein Scherz zur Nacht. Morgen kommen brauchbarere Beiträge.

Gauf!
 
Ich bin aber trotz alledem nicht bereit, das Klavier, das in meiner Sicht auch ein hübsches Möbelstück darstellt, nach meinem Geschmack hübscher als alle modernen und schlichten Modelle, entsorgen zu lassen, weil es nicht mehr richtig funktioniert oder eben nie richtig funktionieren konnte.

OK. Mal andersherum gefragt: Was ist das Ziel? Möchte einer von Euch auch auf dem Klavier spielen? Ist es für Euch in erster Linie
  1. ein Instrument (um Musik drauf zu machen)
  2. oder mehr Deko?
Falls 1: Eine Ertüchtigung zu einem uneingeschränkt bespielbaren Instrument ist, vorsichtig formuliert, unwirtschaftlich. Aufwand enorm, Resultat ungewiss. Dass ein paar Tasten nicht mehr zurückkommen, dürfte das geringste der Probleme sein.
Falls 2: Innenleben rauszuoperieren und z. B. eine Bar oder ein Schränkchen draus zu machen wäre keine Option?
 
Zuletzt bearbeitet:
Falls 1: Eine Ertüchtigung zu einem uneingeschränkt bespielbaren Instrument ist, vorsichtig formuliert, unwirtschaftlich. Aufwand enorm, Resultat ungewiss. Dass ein paar Tasten nicht mehr zurückkommen, dürfte das geringste der Probleme sein.
Falls 2: Innenleben rauszuoperieren und z. B. eine Bar oder ein Schränkchen draus zu machen wäre keine Option?[/QUOTE]

Gauf,

das sollte man mit jeder Drahtkommode machen. Dann kehrt endlich Ruhe ein im Haus. :017:

Gauf!
 
Mir scheint es so zu sein:

Viele Klaviere haben einen Wert von 0 oder nahe 0.

Aber unter denen mit einem Wert von 0 gibt es solche, bei denen man X Euro investiert und dann ein Klavier hat, das etwa X Euro wert ist.

Und dann gibt es andere mit einem Wert von 0, bei denen man X Euro investiert und dann ein Klavier hat, das nur 0.3 * X Euro (oder halt: deutlich weniger als X Euro) wert ist.

Bei diesem Klavier scheint es sich um den zweiten Fall zu handeln.

Und was das selber reparieren als Laie angeht: Ich habe mich auch schon mal ein bisschen an sowas versucht. Wenn man Spass daran hat, ist das eine Super-Sache, aber man sollte nicht erwarten, dass irgendetwas herauskommt was mit einem brauchbaren Klavier zu tun hat.
 
Ganz in diesem Kontext: Steingräber bietet Einbauten in historische Klavier in der aktuellen Preisliste unter dem Motto "Aus Alt mach Neu" an.

122cm Konstruktion ab 28.620 EUR
138cm Konstruktion ab 37.370 EUR

Dass das Liebhaberstücke sein werden, versteht sich wohl von selbst, denn die Preise liegen oberhalb der jeweiligen Modelle mit Gehäuse...
 
@Henry Ich nehme einen Stimmhammer gerne, wenn er passt und stabil ist, ich wollte aber tatsächlich nicht hunderte von Euros dafür investieren, das geben ja schon die ganzen vorherigen Beiträge her. Ich wollte zunächst mal möglichst günstig prüfen, inwiefern oder wie sehr die Wirbel lose im Holz sitzen.

Naja, des wär so einer mit verstärkter Ecke, so wie die alten früher waren. Der läßt sich vom Griff abschrauben - ist also 2 Teilig, also koa Profistimmhammer wo man nach Herzenslust die Köpfe wechseln kann aber jetzt auch koa Billigstimmkrücke. So 120 € hätt ich scho gern dafür - aber wie gesagt, der ist nur für sehr kleine Wirbel geeignet...wenn die lose sind, brauchst eh größere und dann nutzt Dir die Krücke nix mehr.....es sei denn Du hast vor so "alte Perlen" gewerblich zu stimmen. Ein Holzstimmkeil für Oberdämpfer könnt ich Dir gern noch da zu packen - den wirst auf jeden Fall zu stimmen brauchen.
Wennst des haben magst, gern per PN.

Ach ja, es gibt so Uhren oder Schlittschuhschlüssel, 4 Kant, die kosten recht wenig, mit diesen könntst prüfen ob die Wirbel noch die nötige Festigkeit haben, kannst die Wirbel mit solchen Schlüsseln drehen, ist es mit der Wirbelhaltbarkeit vorbei.

LG
Henry
 

@Henry besten Dank für die Angebote, aber kann ich denn theoretisch auch folgendes Teil nehmen, das gleich über drei Köpfe verfügt, oder ist die Verbindung dann immer ein klein wenig zu labberig?
https://www.thomann.de/de/km_167_stimmhammergarnitur.htm
Und ich dachte immer, dass Protek CLP/MPL und Protec Prolube zwei ganz verschiedene Produkte seien, das eine ist ja wohl eine pastöse Mischung aus verschiedenen Polymeren.
Soweit ich das sehe, hat die Mechanik tatsächlich auch noch einige Macken, schon der Blick auf die Dämpferdrähte offenbart, dass einige davon in der Mitte einen deutlichen Knick haben, während andere recht gerade verlaufen.
Ich frage mich auch, ob ich den Filz der Dämpfer und Hämmer vorsichtig abgeschält und neu beklebt bekomme. Passende Hämmer und Dämpfer für ein solches Klavier wird es ja voraussichtlich eh nicht geben...

Viele Grüße

Sascha
 
Mir scheint es so zu sein:
Bei diesem Klavier scheint es sich um den zweiten Fall zu handeln.
ja, davon gehe ich auch aus...

Und was das selber reparieren als Laie angeht: Ich habe mich auch schon mal ein bisschen an sowas versucht. Wenn man Spass daran hat, ist das eine Super-Sache, aber man sollte nicht erwarten, dass irgendetwas herauskommt was mit einem brauchbaren Klavier zu tun hat.
an diesem Punkt bin ich vielleicht bescheidener oder, sagen wir, genügsamer. Die Frage ist ja schließlich was ein "brauchbares Klavier" ist. Ich muss darauf jetzt nicht im Kreis der Familie hochwertige Hausmusik abliefern oder stelle anderweitige Ansprüche an den Klang. Wenn es etwas wie ein Klavier klingt, reicht es allemal und das tut es für mich schon, wenn es nicht noch heftig verstimmt wäre. Aber darüber diskutieren wir ja hier. Wie hat doch mal jemand in den Wikipedia Artikel zur Klaviermechanik geschrieben:
"[...] Dass Oberdämpfer-Klaviere generell jedoch völlig untauglich seien, wie man oft behauptet findet, kann man nicht sagen. Ein gut reguliertes Oberdämpferklavier ist wegen seines deutlichen Nachklingens das prädestinierte Instrument für frühen Jazz und vor allem für den Ragtime."
 
Gauf,

das sollte man mit jeder Drahtkommode machen. Dann kehrt endlich Ruhe ein im Haus. :017:

Gauf![/QUOTE]
Naja, wir wohnen in einem freistehenden Einfamilienhaus, da ist die Wahrscheinlichkeit klein, dass ich andere mit dem Geklimper nerve...
 
Ja, stimmt, der passt wunderbar und ich habe jetzt schon meine ersten Erfahrungen damit gesammelt. Manche Wirbel lassen sich tatsächlich relativ leicht drehen, aber der Stimmhammer ist auch ziemlich lang und die Hebelwirkung daher groß.

Mit dem Entropy Piano Tuner und Stimmkeilen aus Gummi konnte ich nun so langsam ein paar Hauptprobleme identifizieren. Unter den mehrchörigen Saiten gibt es immer wieder Ausreißer, die tatsächlich um zahlreiche Hertz verstimmt sind. Die bekomme ich mit viel Geduld und Feingefühl beisammen, muss zum Teil aber auch mit der Saitenspannung etwas nach oben gehen. Immerhin dreht sich der Wirbel mit samt Stimmhammer nicht wieder zurück, wenn ich ihn aufgesetzt lasse, wie es aber schon mal hier im Forum über defekte Stimmstöcke beschrieben wurde.

Leider sind die Dämpfer zum Teil so runter, gerade im Bassbereich, dass sie beim Aufsetzen auf den Saiten noch einen weiteren, völlig falschen Ton erzeugen. Da werde ich wohl die Dämpfer im Satz austauschen müssen. Ich habe gesehen, von Abel gibt es einen Oberdämpfer-Satz, der passen sollte. Mal schauen, ob die mich beliefern.

Ansonsten habe ich mal einen Hammer beispielhaft aus dem Diskant ausgebaut und poste später noch Bilder dazu. An diesem sind alle Achsen ziemlich schwergängig und müssten mal instand gesetzt werden. Reicht es Eurer Meinung nach die Achsen mit einer Düse oder eine Spritze vorsichtig zu behandeln oder sollte die komplette Mechanik möglichst zerlegt und neu zusammengebaut werden? Ich frage mich aber ehrlich gesagt, wie ich die Drahtachsen gewartet bekommen soll.

Viele Grüße

Sascha
 
Hier die Bilder des Diskant-Hammers.

Viele Grüße

Sascha
 

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Ich mache die Bilder heute Abend nochmal auf weißem Hintergrund (Papier), dann sollten sie besser zu erkennen sein, aber es gibt offenbar eh nicht mehr viele Kommentare hier im Thread.
 
Ich konnte übrigens mit Hilfe von Bill Kibby aus England herausfinden, dass dieses Klavier ursprünglich wohl von Joseph Wallis & Sons Ltd. gebaut wurde, er schätzt das Baujahr aufgrund der Seriennummer so um das Jahr 1902. Er schreibt weiterhin, dass die Mechaniken wohl in der Zeit bis zum Beginn des ersten Weltkriegs aus Deutschland importiert wurden und es sich um eine sogenannte billige "Costa-Mechanik" handelt.
Erstes Hobbyprojekt ist und bleibt aber zunächst mal das Gängigmachen der Mechanik und anschließend die Politur und vorsichtige Behandlung der Tastenstifte. Ein Job, der mir von ihm ans Herz gelegt wurde.
Wer sich also für die Geschichte eines Instruments interessiert, dem sei die Seite von Bill Kibby sehr empfohlen:
http://www.pianohistory.info

Viele Grüße

Sascha

PS: Ich habe dank seiner Abbildung bemerkt, dass ich die Mechanik hier auf den Photos völlig falsch zusammengelegt hatte. Ich wunderte mich schon über die nicht verwendete Feder im Bewegungsablauf des Hammers. Jetzt macht es wieder alles einen Sinn und Photos vor weißem Hintergrund folgen.
 

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