Alle Tonleitern üben

R

Rodrigo

Dabei seit
28. Dez. 2007
Beiträge
174
Reaktionen
0
Hallo,

ich verfasse mal wieder einen Beitrag zu dem eigentlich abgekauten Thema Tonleitern. (Fast) Jeder spielt sie, übt sie, aber die Frage bleibt wie.

Ich habe festgestellt dass ich Tonleitern verstärkt üben muss, warum ich gleich begonnen habe. Mein Ziel ist es alle 24 Dur und Moll Tonleitern "während des Zeitungslesens" spielen zu können, völlig aus dem Stehgreif und in einem flüssigen Tempo.

Das Problem ist nur das zu viel Zeit benötigt wird um jeden Tag alle Tonleitern zu spielen. Es würde mich interessieren wie ihr das angehen würdet. Welche übemethode sich bei euch bewährt hat. Wer einen alten Faden dazu hat kann ihr auch mit dazu posten.

Thx & MFG
Rodrigo
 
ich verfasse mal wieder einen Beitrag zu dem eigentlich abgekauten Thema Tonleitern.
(1)
(Fast) Jeder spielt sie, übt sie, aber die Frage bleibt wie.
(2)
Ich habe festgestellt dass ich Tonleitern verstärkt üben muss, warum ich gleich begonnen habe. Mein Ziel ist es alle 24 Dur und Moll Tonleitern "während des Zeitungslesens" spielen zu können, völlig aus dem Stehgreif und in einem flüssigen Tempo.
(3)
Das Problem ist nur das zu viel Zeit benötigt wird um jeden Tag alle Tonleitern zu spielen. Es würde mich interessieren wie ihr das angehen würdet. Welche übemethode sich bei euch bewährt hat.

hallo,

also ganz so abgekaut ist das Thema nicht, auch nicht auf sehr hohem Niveau (Chopin Polonaise op.53, Tschaikowski Kadenzen aus dem Klavierkonzert in G-Dur usw.)
zu (1)
ich weiss nicht, ob fast jeder sie übt - ich beobachte aber bei meinen Studenten/innen, dass es auch hier Defizite gibt (besonders bei beidhändigen raschen Skalen, insbesondere dann, wenn diese im Terzen-, Sexten- oder Dezimenabstand gefordert sind) - aber viel krasser noch: ich weiss auch nicht, ob es sinnvoll ist, sie eigens und isoliert zu "üben"!
zu (2)
das ist ein recht abstraktes Ziel - ich würde es nicht so sehr in den Vordergrund stellen. "alle Tonleitern spielen können" ist wie alle Buchstaben ausagen können, also rein quantitativ. Eigentlich genügt es, eine Tonleiter mit beiden Händen sehr schnell und sehr gleichmäßig zu können (z.B. H-Dur, Des-Dur oder Fis-Dur)
zu (3)
was ich Dir jetzt empfehle, wird Dir womöglich unsinnig erscheinen:
- - Bachs kleines d-Moll Menuet (aus dem Notenbüchlein) und/oder den 1. Satz der Mondscheinsonate in allen 12 Moll-Tonarten spielen können
- - das Thema der Variationen aus Beethovens Appassionata in allen 12 Dur-Tonarten spielen können
warum? es schärft den Blick für das Gelände!!
dann schwieriger:
- - die erste Seite (Thema) vom 1. Satz der Waldsteinsonate in allen 12 Durtonleitern
- - das Thema (die ersten 8 Takte) der Etüde op.25 Nr.12 von Chopin in allen Moll-Tonarten
ok, das waren Beispiele für einfaches bis hohes manuelles Niveau (ich weiss ja nicht, wo Du Dich einordnest), man könnte auch Kadenzen in allen Tonarten spielen.
Auf jeden Fall sieht man sie dann besser auf den Tasten, und zur Kontrolle könnte man in jeder Dur- und Moll-Tonleiter alle Sextakkorde rauf und runter spielen.
Sobald man die Skalen als Tasten"gelände" auf diese Weise verinnerlicht hat, kann man anfangen, mit natürlichen Fingersätzen zu spielen: am angenehmsten ist, wenn beide Daumen gleichzeitig spielen (deshalb eingangs H-, Des- & Fis-Dur), vgl. Neuhaus & Georgii.

ich bin als Schüler mit den offiziellen Fingersätzen geplagt worden, und wenn ich lieber von alleine natürliche genommen hatte, bekam ich Schelte - bis ich mit 12 das c-Moll Konzert von Beethoven lernte, und dort (endlich hatte ich bei einer sehr guten russischen Klavierprofessorin Untericht) die Daumen in den Anfangsskalen gleichzeitig mehnen durfte.

Ich bin davon überzeugt: Tonleitern üben ist sinnlos - Tonleitern sehen (als Gelände) und begreifen/verstehen ist nicht sinnlos. --- exakt das erkläre ich auch meinen Studenten. Ist ulkig: da können manche vieles aus der schwierigen Polonaise op.53 spielen, aber die raschen b-Moll Skalen wollen nicht so recht...

ich weiss nicht, ob Dir das exotisch oder esoterisch oder sinnvoll vorkommt - wenn Du magst, probiers aus (auch Chopins Regentropfen-Prelude für Dur oder das c-Moll Prelude für Moll wäre machbar)

sowie man verschiedene Sachen in allen Tonleitern kann, hat man mit den Tonleitern selber keine Probleme mehr.

Gruß, Rolf
 
Ich stehe dem Tonleiterüben auch skeptisch gegenüber. Sicherlich ist es nicht falsch, alle Fingersätze zu kennen und das begegnet einem ja auch gelegentlich in der echten Musik. Aber als Umkehrschluß gilt dann auch, daß man die gerade vorkommende Tonleiter spätestens dann übt, wenn man sie tatsächlich braucht. Tonleitern so automatisch zu spielen, daß man dabei Zeitung lesen kann, halte ich für reine Akrobatik, die dem Musizieren nicht hilft. Es gibt eine Anekdote über einen bekannen Pianisten, der das täglich gemacht haben soll, aber vielleicht hat er ja auch nur ein Band laufen lassen.

Tonleitern, Appreggien und diverse andere Fingerübungen haben aber den unbestreitbaren Vorteil, daß man hier bewußt Technik übt. Das steht wohl nur selten im Vordergrund, wenn man Stücke einübt, wo solche Fähigkeiten gefragt sind. Ich denke, dieses Bewußtsein macht einen tatsächlich technisch besser, wenn man die Übungen auch in geeigneter Weise durchführt, man beobachtet vielleicht, wie die Hände ruhiger werden, Bewegungen ökonomischer ausgeführt werden, beide Hände besser zusammenspielen und so weiter und so fort - halt das, was man gerade im Auge hat.

Aber ganz egal, ob man nun an Stücken oder an Fingerübungen arbeitet, man muß immer daran denken, daß es um die musikalische Qualität geht und nicht um motorische Höchstleistungen. Es hat überhaupt keinen Wert, die As-Dur Tonleiter mit 240 bps spielen zu können, wenn es schlecht klingt. Wenn man das beim Zeitungslesen auch noch gewährleisten kann, ist es OK, aber das bezweifle ich ernsthaft.

Noch eine Frage: Warum glaubst, du, verstärkt Tonleitern üben zu müssen?
 
(1)
Ich stehe dem Tonleiterüben auch skeptisch gegenüber. Sicherlich ist es nicht falsch, alle Fingersätze zu kennen und das begegnet einem ja auch gelegentlich in der echten Musik.
(...)
(2)
Aber ganz egal, ob man nun an Stücken oder an Fingerübungen arbeitet, man muß immer daran denken, daß es um die musikalische Qualität geht und nicht um motorische Höchstleistungen. Es hat überhaupt keinen Wert, die As-Dur Tonleiter mit 240 bps spielen zu können, wenn es schlecht klingt. Wenn man das beim Zeitungslesen auch noch gewährleisten kann, ist es OK, aber das bezweifle ich ernsthaft.
(3)
Noch eine Frage: Warum glaubst, du, verstärkt Tonleitern üben zu müssen?

hallo,
zu (1)
also ganz so viele Fingersätze sind es ja nicht, es genügt eigentlich völlig, den von H-Dur (die "leichteste" Tonleiter) zu kennen:
1-2-3-1-2-3-4-1 rechts aufwärts
1-3-2-1-4-3-2-1 links aufwärts
und abwärts halt rückwärts.
das kann man auf jede Tonleiter anwenden, wenn man will.
ansonsten gibt es 12 Dur- und 12 Moll-Tonleitern (letztere freilich "verdreifacht": harmonisch, melodisch und rein) - um das zu sehen hilft es, schon bekanntes transponiert zu spielen (hatte ich zu erklären versucht)
zu (2)
von motorischen Höchstleistungen war hier nirgends die Rede, insofern verstehe ich nicht, warum Du solche erwähnst.
zu (3)
das kann ich nicht wissen, da muss Rodrigo antworten; wenn aber gemeint sein sollte "wenn ich alle kann, dann muss mir auch diese hier in Srück XY gelingen": das halte ich für sinnlos.

Gruß, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@ Rolf:
Im Prinzip pflichte ich Dir bei, zumal die "Standard"-Fingersätze in 90% aller Fälle für den spezifischen Kontext des Stückes unbrauchbar sind. Dennoch: Um das "Gelände" kennenzulernen, erscheint mir das Studium der Tonleitern durchaus sinnvoll - nicht im stupiden stundenlangen Rauf und Runter, sondern mit Blick auf die jeweiligen topographischen Besonderheiten.

Appassionata 2. Satz, op. 25,12 oder Mondscheinsonate zu transponieren, ist unter topographischen Gesichtspunkten für Akkorde und Arpeggien sicherlich von Nutzen, bringt aber für Skalen meiner Ansicht nach nicht viel. (Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.)

hallo,

genau um die "topographischen Besonderheiten", um das Gelände geht es mir: man muss dieses sehen und spüren können - egal, was auf diesem Gelände zu spielen ist. Deshalb mein Tipp, in einer Tonleiter (egal welche! am besten alle, das kommt von allein) alle Sextakkorde raufspielen können etc. (((sieht man das Gelände, werden z.B. die Akkordmassen in Rachmaninovs beliebtem cis-Moll Prelude ganz leicht und selbstverständlich). Insofern ist für das begreifende und sehende Skalenspielen auch "Harmonik" relevant (man lernt ja beim wie von mir vorgeschlagenen transponierten spielen die Intervalle besser zu "begreifen"). da prinzipiell der H-Dur Fingersatz genügt, geht es - nachdem man ohne Macken H-Dur spielen kann!! - nur noch um das begreifende Sehen des Geländes - - und da hilft das, was ich erklärt hatte. allerdings will ich niemanden überreden, das so zu tun.

prekär ist natürlich das jeweilige "Gelände": die Bewegungen, das Greifen und Berühren, müssen sich dem Gelände anpassen - auch das wird durch den begreifenden Umgang damit (etwa die erwähnten Sachen in Transposition zu spielen) gefördert.

Gruß, Rolf
 
Ich habe das was Rodrigo vor hat schon hinter mir. Als ich nach langer Pause mit ca. 40 wieder bei einem Studenten mit Klavierspielen anfing, mußte ich Tonleitern spielen. Alle Tonarten, in jedem Abstand parallel und gegenläufig. Ich habe das als sportliche Herausforderung aufgefasst und konnte das dann auch nach relativ kurzer Zeit sozusagen "beim Zeitungslesen". Danach habe ich das aber nie wieder geübt. Nur kann ich nicht feststellen, daß mir das langfristig etwas genutzt hat. Wenn heute in einem Stück eine Skala im schnellen Tempo vorkommt, habe ich das eben nicht automatisch drauf. Ich habe wohl eher versäumt einhändige Skalen auf ein möglichst hohes Tempo bringen zu können. Ich kann jedenfalls keine wirklich schnellen Sachen spielen, nicht mal einen schönen Triller.

Gruss
Moderato
 
Eigentlich genügt es, eine Tonleiter mit beiden Händen sehr schnell und sehr gleichmäßig zu können (z.B. H-Dur, Des-Dur oder Fis-Dur)

Gruß, Rolf

Hallo Rolf,

Kannst Du einem Anfänger vielleicht noch mal Deine obige Aussage erklären?
Tue mich auch sehr schwer damit, Tonleitern außerhalb von Stücken zu üben!

Gruß
Gerd

Anlage: Zusammenstellung der 12 Durtonleitern
 

Anhänge

  • Finale PrintMusic 2008 - [Tonleitern von H-Dur bis B-Dur.pdf
    34 KB · Aufrufe: 58
  • Tonleitern von H-Dur bis B-Dur.MUS
    35,2 KB · Aufrufe: 30
Hallo Rolf,

Kannst Du einem Anfänger vielleicht noch mal Deine obige Aussage erklären?

hallo,

für das parallele Zusammenspiel sind die Tonleitern mit allen 5 schwarzen Tasten am besten: da ergibt sich der Fingersatz von allein (es bleiben ja nur 2 weisse Tasten übrig).

für das gegenläufige Spielen (also auseinander) ist E-Dur am angenehmsten, weil hier im auseinander laufen beide Hände sehr ähnliche Tastenanordnungen finden und wiederum beide Daumen gleichzeitig spielen.

in Klavierstücken kommen gegenläufige Skalen nicht so oft vor wie parallele.

oft ist es so, dass die Tonleitern selber nicht gleich gesehen und gefühlt (als Gelände) werden - da halte ich es für hilfreich, wenn man eine (nämlich H-Dur aus den genannten Gründen) erst mal kann.

für das spielen selber sollte man ruckartige Bewegungen vermeiden, stattdessen den Arm gleichmäßig und ruhig seitwärts bewegen.

C-Dur / a-Moll sind vielleicht nicht die "schwierigsten" Skalen, aber man muss halt das "engere" Gelände berücksichtigen: ohne schwarze Tasten hat man halt weniger Platz (also rundere Finger)

Gruß, Rolf
 
Um dieses sehr interessante Thema auch einmal von der Seite des neuschaffenden Musikers zu beleuchten muss der Übungsansatz zunächst theoretisch erarbeitet werden.
Eine Skala ist von Natur aus wie ein Wechselspiel der beiden Polaritäten Spannung - Entspannung.
Man kann also eine Skala zunächst in kleinen Häppchen à 2 Töne verstehen. Spannung - Entspannung.
Da im Alltag beim Skalenspiel fast immer Heptatonie unterlegt wird, geht die Kiste nicht auf. 7 ist eben mal ungerade.
Um beim Üben von Skalen nun die Polarität im Bezug auf das Metrums nicht zu drehen kann man zweierlei machen:

1.) eine Ton entfernen ---> Hexatonik
2.) einen Ton hinzufügen ---> Oktatonik.

Beides ist im Jazz wie auch anderen neuschaffenden Stilen gebräuchlich.

Durch dieses Vorgehen, wird dem Skalenüben die Sinnlosigkeit genommen. Wir machen Musik! Auch beim technischen Üben!

Zunächst beschränkt man sich auf Modales, d.h. man wechselt nicht in einen konträren Funktionsbereich. Man bekommt nun eine vom Spannungsgefälle her betrachtete sehr ausgeglichene melodische Linie. Zu beachten sind dabei zusätzlich die Einsätze auf Up- oder Downbeat, da die Charaktere der zeitlichen Positionen bei Übereinstimmung mit den Klanglichen den Effekt der Polarität erhöhen.

Viel Spaß beim Üben!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich hätte garnicht gedacht das so viele Antworten :kuss:
Warum das ganze???

1.) Ein Kooreppetitor hat zu mir gesagt wenn du alle 24 Tonleitern beim Zeitunglesen spielen kannst, dann wirst du auch besser im Blattspiel.

2.) Um freier im gesammten Klavierspielen zu werden. Ich finde, mir fehlt oft die Souveränität insgesammt. (z.b. über einen Fehler einfach "drüber zu improvisieren").

3.) Ich bleibe in irgendwelchen Stücken oft an Tonleitern stecken. Ich dachte wenn ich alle Tonleitern kann wird das wohl besser werden.

4.) In einem Buch steht drin, wenn man Tonleitern sicher kann, dann gehen Appregien auch besser.

Ich habe vor einiger Zeit das Prelude von Rachmaninoff op 23/5 geübt. Der Mittelteil klang so unüberzeugend, dass ich Anfangs dachte mit der Zeit wird es besser (das sich alles "flach spielt") aber das ist nicht eingetreten. Ich hab es erstmal bei Seite gelegt.
Ich würde eben auch gerne solche sachen wie Chopin "Fantasie" Impromptu spielen nur würde das bestimmt auch so unausgewogen klingen.

Allerdings muss ich sagen dass das Frühlingsrauschen, welches größtenteils aus Appregien besteht mit rolfs Hilfe doch schon schön klingt (wenn mein Klavier gestimmt wird es auch eine Aufnahme geben).

Das sind meine Beweggründe Tonleitern zu üben. Ich habe parallel auch angefangen Akkorde zu üben. Gebrochen, über alle Oktaven,....

Ich bin gerade schon drauf und dran auszuprobieren was du geschrieben hast rolf. Gerade ist mir wieder eingefallen wo das Bachbüchlein steckt :)

Danke für eure Antworten

Rodrigo
 
Mir macht es eig. Spaß, auch Tonleitern zu üben. Ich finde es entspannend, die Finger laufen und der Kopf relaxt.

Und: Meiner Meinung nach bekommt man ein gutes Gefühl für das Tastenrelief in den verschiedenen Tonarten. Man lernt das Klaiver kennen und scheut Tonartenwechsel nicht so sehr. Mich beeindrucken viele Vorzeichen nur noch halb so sehr wie vor dem Skalenüben.
 

Ich habe noch eine Frage an rolf:

Warum hast du gerade das Stück aus dem Bachbüchlein etc. angegeben? Sind diese Stücke in irgendeiner Weise etwas besonderes?

MFG
Rodi
 
1.) Ein Kooreppetitor hat zu mir gesagt wenn du alle 24 Tonleitern beim Zeitunglesen spielen kannst, dann wirst du auch besser im Blattspiel.

Ich weiß ja nicht, wie der da drauf kommt. Aber um besser Blattspielen zu lernen, muß man einfach sehr Blattspielen. Das Gehirn gewöhnt sich dann im Lauf der Zeit daran.

2.) Um freier im gesammten Klavierspielen zu werden. Ich finde, mir fehlt oft die Souveränität insgesammt. (z.b. über einen Fehler einfach "drüber zu improvisieren").

Das ist wieder etwas anderes. Wenn man beim Spielen unfrei ist, dann ist das meist eine Folge von zu sturem, gedankenlosen, wiederholendem Üben. Wenn du fantasievoll übst, wirst du auch insgesamt freier beim Klavierspielen.

3.) Ich bleibe in irgendwelchen Stücken oft an Tonleitern stecken. Ich dachte wenn ich alle Tonleitern kann wird das wohl besser werden.

Wenn man sich in Tonleitern verheddert, ist das meist ein Fingersatzproblem.

4.) In einem Buch steht drin, wenn man Tonleitern sicher kann, dann gehen Appregien auch besser.

So nach dem Motto: wer gut Tischtennis spielen kann kann auch gut rechnen? ;)

Ich habe vor einiger Zeit das Prelude von Rachmaninoff op 23/5 geübt. Der Mittelteil klang so unüberzeugend, dass ich Anfangs dachte mit der Zeit wird es besser (das sich alles "flach spielt") aber das ist nicht eingetreten.

Das ist es, was ich oben meinte. Wenn man darauf hofft, durch ständiges wiederholtes (gedankenloses) Spielen würde sich das Klavierspiel verbessern, dann ist man völlig auf dem Holzweg. Es gibt auch ein Üben, bei dem sich das Spiel ständig verschlechtert.

Nicht durch das Üben an sich verbessert sich das Spiel, sondern durch das bessere Verstehen der Musik. Darum muß man sich aber auch aktiv bemühen, indem man verschiedene Spielweisen ausprobiert, bezogen auf die musikalische Gestaltung, die Spielbewegungen, den Fingersatz etc..

Ich hab es erstmal bei Seite gelegt.
Ich würde eben auch gerne solche sachen wie Chopin "Fantasie" Impromptu spielen nur würde das bestimmt auch so unausgewogen klingen.

Jedes Stück braucht eine ihm angemessene Spielweise. Wenn du die Sonata facile von Mozart sauber und schön spielen kannst, ist damit noch lange nicht gesagt, daß du auch das Fantasie-Impromptu gut spielen wirst. Genausowenig wie umgekehrt. Du mußt dich also um jedes Stück individuell kümmern und die passende Spielweise herausfinden.
 
Und über die gekrümmten Finger müssen wir nochmal reden ;)

;) man könnte natürlich die weissen Tasten mit flach gehaltenen gestreckten Fingern betätigen, nur fürchte ich, dass dann der Daumen nicht an die Tasten kommt... wie auch immer, man hat halt in C-Dur weniger Platz (es sei denn, man will d, g, a zwischen den schwarzen Tasten anschlagen...

ich finde die Skalen auf den weissen Tasten (Beethoven op.53, Mozart KV 330 etc.) nicht schwieriger als andere, auch der lange a-Moll Lauf am Ende der Etüde op.25 Nr.11 ist nicht allzu schwierig.

aber das führt wohl zu weit weg :)

ich empfehle nach wie vor, manches (was man schon kann) in allerlei Tonarten zu spielen, die Gründe hatte ich ja genannt.

Gruß, Rolf
 
@ Haydnspaß

Danke für den Beitrag. Wie kann ich zu "sinnvollem Üben" gelangen und wie finde ich die angemessene Spielweise?

(ich weiß nicht ob es besser ist eine PN oder einen neuen Faden zu eröffnen um diesen Faden hier nicht von dem eigentlichen Thema Tonleitern zu entfernen:confused:)

MFG
 
Hi,

"sinvoll Üben" ist meiner Meinung einen neuen Thread wert.
Wobei es dazu auch schon einige Threads gab. Vielleicht mal' die Suche benützen.

OnT: Wurde ja schon vieles (alles?) gesagt. Ich würde das Üben von Tonleitern auch nicht überbewerten.

Was lernst du, wenn du reine Tonleitern übst?
Du lernst reine Tonleitern zu spielen. Aber das wird selten benötigt. Das ist also eigentlich sehr ineffektiv.
Und erst recht sollte man nicht so nebenher beim Zeitung lesen spielen/üben, dadurch wird die Musikalität verschlechtert, zumindestens nicht verbessert.

Wie Haydnspaß (kann seinen Post, wie immer nur unterstreichen, natürlich auch die von Rolf und den anderen ;-) ) andeutete, jedes Stück benötigt seine eigene intensive Behandlung auf möglichst musikalischer Ebene.

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Um an schwachen Stellen Fehler durch Improvisation zu überspielen, helfen Tonleitern wohl auch nicht, denn man hat im Ernstfall keine Zeit, sich zu überlegen, in welcher Tonart man sich gerade befindet. Und wenn ein Stück in B-Moll geschrieben ist, heißt das noch lange nicht, daß man sich die ganze Zeit auf der B-Moll Skala befindet und welche Art von Moll es ist, muß man ja auch noch berücksichtigen.

Da finde ich Rolfs Vorschlag, Stücke mal in unterschiedlichen Tonarten zu spielen besser. Man sollte nicht gerade mit der Waldstein-Sonate anfangen, es muß ja nicht mal ein komplettes Stück sein, und Originaltempo ist erstmal auch nicht wichtig. Hauptsache, man bekommt ein Gefühl dafür, wo der nächste Ton ist, ganz egal, in welcher Tonart man sich gerade befindet.
 
@ Haydnspaß

Danke für den Beitrag. Wie kann ich zu "sinnvollem Üben" gelangen und wie finde ich die angemessene Spielweise?

(ich weiß nicht ob es besser ist eine PN oder einen neuen Faden zu eröffnen um diesen Faden hier nicht von dem eigentlichen Thema Tonleitern zu entfernen:confused:)

MFG


Nun, ich hatte es ja schon angedeutet: es ist wichtig, daß man mit seiner Aufmerksamkeit ganz bei der Sache ist und daß man das Üben als etwas Produktives und Kreatives betrachtet, nicht als Wiederholung von im Grunde sinnlosen Floskeln und Bewegungen. Eine halbe Stunde konzentriert geübt ist viel mehr wert als zwei Stunden sinnlosen Gehämmers. Das soll aber nicht heißen, daß man nicht auch mehrere Stunden am Stück sinnvoll und konzentriert üben kann - wenn man es will und kann.

Wenn man selbst das Gefühl hat, das Üben ödet einen an, dann sollte man sofort eine Pause einlegen und sich erstmal Gedanken machen darüber, wie man übt.

Zur Frage "wie finde ich die angemessene Spielweise?": das gibts nur einen Weg: alles mögliche und unmögliche ausprobieren, bis ich der Klang richtig anhört und die Spielbewegungen natürlich und ungezwungen anfühlen. Das kann manchmal Wochen oder Monate dauern, aber das lohnt sich!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Haydnspaß
Ich respektiere dein pädagogischen Ansatz durchaus! Aber die Realität sieht u.U. oft anders aus. Da stehen Vorspiele, Prüfungen oder einfach nur die Klavierstunde an und um da gut zu sein, musst du, ab einem gewissen Level, konsequent beim Üben über die Schmerzgrenze gehen und dich schinden auch wenn dir schon alles wehtut. Am Schluß fragt keiner, wie du's hingekriegt hast. Aber ich stimme dir auch zu, dass man zumindest versuchen sollte nach pädagogischen Erkenntnissen zu üben.
Ich beobachte auch vermehrt, dass die Leute über aller Didaktik und Technik das eigentliche Üben vergessen.

Wenn ich mir so manche Aufnahmen auf Youtube anhöre, komme ich zu dem Schluß, daß man es auf die Haydnspass'sche Methode ebensogut und genau so schnell hinbekommen kann, wenn man einfach früher aufhört, zu üben. Ich habe mal die Brachialmethode benutzt, um ein Stück für eine Prüfung einzuüben. Es hat auch funktioniert aber das Ergebnis war wirklich auf den Punkt gerade gut genug um durchzukommen. Hätte ich mir aber die eine oder andere Stelle etwas genauer angesehen, anstatt sie einfach stur einzuüben, wie es auf den ersten Blick richtig schien, hätte ich vermutlich eine Menge Zeit gespart und wäre zu einem besseren Ergebnis gekommen. Es ist aber immer das selbe - und so geht es mir auch häufig - daß man sich einfach nicht die Zeit nimmt, Zeit zu sparen.
 

Zurück
Top Bottom