Alfred Brendel feiert 80. Geburtstag

Liebe PP,

ich war mein eigener Dimo.

Ich finde Rolfs Sonett so nett -

wollte ihm nicht durch meine Anti-Strophen die Wirkung rauben.

Herzliche Grüße!

Gomez

Lieber Gómez,

Dein Sonett schmälert das Rolfsche in keinster Weise!

Besten Dank, meine Herren, für die amüsanten Beiträge!

Herzlich, PP

PS: Ich bin für die Einführung einer neuen Forumsregel: Streitgespräche dürfen nur noch in Form von Sonetten geführt werden. :D:D:D
 
Für Kurzbeiträge schlage ich "Senryu" vor. (Wie Haiku, jedoch anderes Thema)
Das ist die kürzeste und eine der ältesten Gedichtformen, bestehend aus 17 Silben (5/7/5). Sie stammt aus dem fernen Osten.

Brendel spielt Schubert.
Mancher mag's und mancher nicht.
Ist das den Streit wert?

Grüße
Thomas
 
zumal die Möger und Nichtmöger ohnehin keine Argumente preisgeben wollen....

Lieber Gubu,

auch ich habe mich in den weitgehend argumentfrei
geführten Glaubenskrieg eingemischt - als pppetc-Exeget:

Auf Schubert vs. Brendel bezogen: pppetc kämpft
- völlig zu recht - darum, daß Schubert nicht interpretiert,
dem Notentext also etwas an Intentionen hinzugefügt wird,
sondern daß man diesen Notentext schlicht und ergreifend realisiert.
Das setzt allerdings die genaue Klärung philologischer Fragen voraus,
worauf VPP anhand eines der "Moments musicaux" hingewiesen hat,
ferner die Kenntnis notations- und aufführungspraktischer
Eigentümlichkeiten der Schubert-Zeit.

womit eine Grundfrage zum Thema "Interpretation" angesprochen wird -
unabhängig von Schuberts "Herrn und Meister".

Herzliche Grüße,

Gomez
 
Um die Sache hier mal wieder auf das Thema zu bringen:

Mir gefallen Brendels Einspielungen von Schubert.
Dies besonders aus einem Grund:
Ich bin der Meinung, dass Schuberts irrsinnnig tolle Musik :kuss:nicht allzu viel Agogik verträgt.

Ähnlich wie in der zitierten Aufnahme vom Impromtu sieht es meiner Meinung nach auch aus in diesem Lied aus der schönen Müllerin:

http://www.youtube.com/watch?v=odODjPDRqR8

Würde man da zu viel dehnen, ritardando machen, aussingen/spielen, wäre der ganze schöne Schwung dahin. Die Musik strebt quasi fröhlich vorwärts.

So, da ist nun meine Begründung.
Bin gespannt wie andere wohl ihre negative Haltung gegenüber Brendels Interpretationen begründen werden!

LG
violapiano
 
Ich weiß eigentlich gar nicht genau, warum Brendel als besonderer Schubert-Interpret gilt. Kann es sein, dass es vielleicht nur damit zu tun hat, dass er diesen Komponisten sehr/extrem viel gespielt und so in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt hat?

Meine beiden Klavierstimmer, die oft für Brendel vor Auftritten stimmen mussten, haben von ihm ein extrem schlechtes Bild, weil er bei Konzerten durch seine Intonationsvorgaben etc. die Flügel ihrer Meinung nach vollkommen ruiniert. Einer fluchte sogar: "Den kann man doch nicht Pianist nennen, wenn er auf einem normalen Instrument gar nicht spielen kann."

Ich persönlich finde seine Persönlichkeit und sein Auftreten, seine Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit Musik und Kunst, sehr beeindruckend. Ich finde ihn auch einfach sehr nett, wie er so in Interviews und seinen Büchern redet/schreibt.

Ich habe allerdings mal Leon Fleisher vor zwei Jahren bei einem Meisterkurs erlebt. Und was der bei einer Schubert-Sonate an Klangqualität und Farbnuancen aus einem ganz normalen Flügel herausholt ...... meine Güte!!!!!!

Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion um Schubert, seine Musik und ihre Interpretationen hier noch weiter ginge. Ich würde gern noch mehr darüber lernen. Ich muss z.B. sagen, dass ich natürlich schon Schubert gespielt habe, aber noch nie eine Sonate. Ich trau mich da noch nicht dran, weil ich das Gefühl habe, ich bin noch nicht reif genug dazu. Wenn aber, dann die c-moll-Sonate!

Ich finde es ungeheuer schwer, in Schuberts Sonaten den langen Atem zu haben. Die langen Phrasen, die vielen Schattierungen in Klang und Farbe wie beim Lied ....... .

Auch deine Meinung, pppetc, interessiert mich riesig!!! Es gibt schon noch ein paar Sauen hier, die sich für so was interessieren, öff,öff! :p

Liebe Grüße

chiarina
 
(....)

Meine beiden Klavierstimmer, die oft für Brendel vor Auftritten stimmen mussten, haben von ihm ein extrem schlechtes Bild, weil er bei Konzerten durch seine Intonationsvorgaben etc. die Flügel ihrer Meinung nach vollkommen ruiniert. Einer fluchte sogar: "Den kann man doch nicht Pianist nennen, wenn er auf einem normalen Instrument gar nicht spielen kann."

(...)

Ich habe allerdings mal Leon Fleisher vor zwei Jahren bei einem Meisterkurs erlebt. Und was der bei einer Schubert-Sonate an Klangqualität und Farbnuancen aus einem ganz normalen Flügel herausholt ...... meine Güte!!!!!!

Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion um Schubert, seine Musik und ihre Interpretationen hier noch weiter ginge. Ich würde gern noch mehr darüber lernen.
(...)

Ich finde es ungeheuer schwer, in Schuberts Sonaten den langen Atem zu haben. Die langen Phrasen, die vielen Schattierungen in Klang und Farbe wie beim Lied ....... .
(...)
Liebe Grüße

chiarina

Liebe Chiarina,

erster Absatz:

Einspruch, euer Ehren! Hörensagen!^^:p

Ansonsten stimme ich Dir voll zu.
Schubert wird wohl auch an Musikhochschulen lange nicht so intensiv behandelt wie Schumann zum Bespiel.

LG
VP
 

Da ich mich selber weder mit Schubert noch mit Brendel auskenne und es mich trotzdem interessiert warum Brendel so geschätzt und gleichzeitig so kritisiert wird habe ich zusätzlich zu den Beiträgen von Gomez und Rolf im Internet gelesen und ein paar Dinge gefunden.

Zwei Beispiele:
Auf spiegel.de findet man eine Anpreisung von Brendel-aufnahmen: "Brendel zum Zuschnappen".
Zitat von Kai Luehrs-Kaiser:
[...]
Brendel ist sicherlich der beste lebende Schubert-Spieler. Wenn er in einigen Fällen an Vorgänger wie Svjatoslaw Richter oder Artur Schnabel nicht ganz heranreicht, so mag man sich mit der witzigen Erkenntnis trösten, die von Alfred Brendel überliefert ist: "Man muss viele Platten gemacht haben, um einige sehr gute zu machen." Hier sind sie.

Auf portraits.klassik.com gibt es einen Artikel: "Ein Musiker mit seinem Widerspruch - Der Pianist und Autor Alfred Brendel". Für alle die es interessiert, wäre vielleicht der ganze Artikel lesenswert und nicht nur das kurze Zitat.
Zitat von Daniel Krause:
[...]
Wer überprüfen möchte, wie konsequent der Pianist die Einsichten des Autors zu konterkarieren versteht, der möge die Schubert-Impromptus des Jahres 1988 konsultieren – und zum Vergleich Friedrich Gulda danebenhalten. Wer die Schubert-Aufnahmen nicht zur Verfügung hat, braucht nicht zu verzagen: die große Mehrheit der Platten zeigt sich kaum weniger ‚aufschlussreich’…

Um so ein heikles Thema ernsthaft zu diskutieren, braucht es anscheinend sehr tiefes Wissen über die Materie und vor allem über Schubert und die Interpretationen seiner Kompositionen.

Grüße
Thomas

@gubu: danke (#86)
 
Danke, Thomas. Insbesondere den Artikel von Krause fand ich interessant. Und Du hast recht. Es ist eine sehr tiefe Kenntnis der Materie erforderlich, die den meisten unter uns als Amateure/Anfänger fehlen dürfte.

Ich kann es gut verstehen, wenn jemand, der ein Kunstwerk sehr gut kennt und davon überzeugt ist, den Umgang anderer damit durchaus auch mal mit sehr deftigen Worten geißelt, wenn dieser der eigenen (Er)kenntnis sehr zuwider läuft.

Mir geht das nicht selten z.B. bei Operninszenierungen so. Für vieles, was es da an Pseudokunst zu sehen gibt, habe ich deftigere Bezeichnungen als "unfassbarer Dreck" parat.

Bei der Ansicht des einen oder anderen Gemäldes der "modernen Kunst" geht es mir ähnlich. Es wird nicht selten Originalität und/oder Tiefsinn vorgegauklelt, die aber nicht vorhanden sind. Ich denke, solche Erlebnisse kennt jeder.

Warum herbe -auch ausgesprochene- Kritik ausgerechnet an Klavierinterpretationen nicht zulässig sein soll oder den Leser gar überfordert, erschließt sich mir jedenfalls nicht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und wenn nun Stephan in würziger Kurzform bzw. Christoph als sein Exeget etwas gemäßigterer Weise schreibt: Schuberts (oder sonst irgendwessen) Musik solle gar nicht interpretiert werden, sondern realisiert?

Das finde ich spannend, zumal "Interpretation" ebenso "Auslegung", "Deutung" wie auch "Schöpferische Wiedergabe" bedeuten kann.

Woran hängt sich die vehemente Ablehnung gegen den Begriff "Interpretation" eigentlich auf? Einen Grund sähe ich eigentlich nur dann, wenn mit "realisiert" eine einzig-korrekte Realisierung gemeint ist. Wenn das so gemeint ist, dann kann ich allerdings verstehen, dass die Rufe nach einer Einspielung/Veröffentlichung dieser einzig-korrekten Realisierung laut werden.
 
Nachdem jetzt das wichtigste Thema unserer Zeit erschöpfend (im wahrsten Sinne des Wortes) behandelt wurde, jetzt zu Zweitwichtigsten:

Wie findet Ihr die Interpretation des Volkslieds "Auf der schwäbschen Eisenbahn" meines alten Musik-Lehrers Volker (Achtung jetzt kommts!!!) Schubert?

Man könnte zwar jetzt argumentieren: Was weiss ich, ich kenn die ja gar nicht ... aber darum ging es ja bisher auch nicht ... also???

Gruss

Hyp
 
Ja, manchmal kommts vor -
hiers noch was Untergegangenes:

Oops - o je. Danke für's Retten! :)

Alien Resurrection: na, da bin ich aber froh!!! :p

Außerdem finde ich den Text klasse!!! Auch in der transkribierten Form! :p

Ich befürchte leider, ich muss mir den folgenden Satz hinter die Ohren schreiben:

"solange man gleichzeitig von der verteufelt knappen Präzision,
mit der Schubert zu Werke geht, nicht den blassesten Dunst hat."

Aber ich spüre und höre die Verbindung von Musik und Sprache, Transformation, wie du sie nennst. In deinem Text finde ich das wunderbar ausgedrückt. Ich habe die Winterreise mal gespielt und das ist auch wirklich völlig unfassbar, was dort alles geschrieben steht....... .

Ich glaube, ich muss mich einfach mal mit dem Notentext beschäftigen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Moin

Woran hängt sich die vehemente Ablehnung gegen den Begriff "Interpretation" eigentlich auf?

Die hängt sich eigentlich daran auf, daß das Wort "Interpretation"
viel zu oft von viel zu vielen Leuten als Alibi mißbraucht wird.

Einen Grund sähe ich eigentlich nur dann, wenn mit "realisiert" eine einzig-korrekte Realisierung gemeint ist. Wenn das so gemeint ist, dann kann ich allerdings verstehen, dass die Rufe nach einer Einspielung/Veröffentlichung dieser einzig-korrekten Realisierung laut werden.

Das kann überhaupt nicht so gemeint sein - so gut kennst
Du mich dann doch.

Wenn, dann könnte allenfalls von einer richtigen Haltung
in Bezug auf eine etwaige Realisation die Rede sein.
Aber mal was (hoffentlich) ganz Anderes:

Aber mal etwas ganz anderes: Ich hätte von ppp gerne mal eine eigene Einspielung eines Schubert-Werkes gehört. Damit könnte er wunderbar illustrieren, was er genau damit meint, dessen Notentext zu realisieren. Wäre das nicht eine wertvollere Diskussionsgrundlage?

Sobald Du, Klimperline, den Mut aufbringst, diese Forderung
in einem Kämmerling-Kurs zu stellen (lauthals und öffentlich,
vor allen Anwesenden) - in diesem Moment, und genau dann,
werde ich damit beginnen, mir zu überlegen, ob ich Dir nicht
vielleicht doch mal n bissel Schubert vorspiele.

Topp - die Wette gilt!

gruß

stephan
 

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