Der Thread ist wichtig, weil er ein Indikator dafür ist, wie desolat es aktuell in der Klavierbranche aussieht. Der eine oder andere wird wissen, dass ich eigentlich mit sehr ambitionierten Plänen etwas aufbauen wollte, aber ich habe in letzter Sekunde noch eine komplette Vollbremsung hingelegt und das Projekt komplett abgeblasen.
Unter anderen deshalb, weil ein anderer Händler mit Überschneidung im Sortiment mal eben die Listenpreise um ca. 20% gesenkt hat, wodurch sich - um mithalten zu können - meine eigene Marge auf einen nur noch einstelligen Prozentsatz reduziert hätte.
Deutschland und Österreich als Absatzmarkt für Klaviere im "Normalbereich", also zwischen 0 und 50.000 EUR, ist ziemlich tot; ich weiß von Händlern, die in diesem Jahr im Verkauf von neuen Klavieren genau Null Umsatz gemacht haben. Ich kenne Fischer noch aus den 90ern, weil ich den Kauf meines
yamaha CF über Dieter Fischer abgewickelt habe - und er war noch nie bekannt dafür, dass er sein Geschäft durch heftigste Rabattierung am laufen hielt.
Die Zeichen der Zeit sind klar: Der am meisten von Inflation und Rezession betroffene (gehobene) Mittelstand hält sich im Moment mit allen Ausgaben zurück, die nichts direkt mit den direkten Lebenshaltungskosten zu tun haben. Wer weiß, was der Winter mit den Energiepreisen anstellt, wo der Spritpreis im nächsten Frühjahr stehen wird und welche Indexanpassung der Miete wann mal wieder fällig wird. Da hat dann die Anschaffung eines Flügels oder Klaviers so ziemlich die unterste Priorität.
Aktuell ist es ein Käufermarkt, d.h. jemand mit Geld, der einen
flügel oder ein Klavier kaufen möchte, der kann im Moment mit einem Händler reden wie er will und bekommt dennoch den roten Teppich ausgerollt, wenn der Händler auch nur den Hauch einer Chance sieht, Umsatz zu erzeugen, um sein aktuell totes Inventar zu vermindern und einen Teil der laufenden Kosten zu decken.
Die mir bekannten Reparaturbetriebe hingegen sind aktuell komplett ausgebucht, teilweise weit über das nächste Jahr hinaus.