1. Invention Bachs interpretieren

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Janik

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Hallo Leute ;)
Ich habe beschlossen, mich in den Ferien mal mit Bachs zweistimmigen Inventionen zu beschäftigen.
Mit der 1. in C-Dur habe ich angefangen und jetzt frage ich mich, wie ich sie anständig interpretieren kann.
Dynamik- und Tempoangaben sind nicht ja nicht angegeben :( und wenn man sie einfach so runterleiert, dann hört sich das nicht gerade toll an.
In youtube habe ich mir auch schon einiges angesehen, jedoch nichts, dass die Invention 'interessant' machen könnte.
Habt ihr für mich irgendwelche Vorschläge? Kann man irgendwo ein schön crescendo einbauen? Ist ein rit. am Ende sinnvoll?
Bitte Taktangaben machen!
Normalerweise frag' ich meine KL, aber sie hat ja Urlaub :/

Auf eure Ideen freue ich mich,
Lg Janik!
 
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Dynamik- und Tempoangaben sind nicht ja nicht angegeben :( und wenn man sie einfach so runterleiert, dann hört sich das nicht gerade toll an.

hallo,

die Nr.1 ist ein wunderschönes Stück, tänzerisch & charmant.

eine (nur eine von vielen) Möglichkeiten, was man sich da vorstellen kann, wäre folgende Balletszene:
- stell Dir Barockkostüme (weisse Zopfperücken usw) vor.
- - die Oberstimme kommt beinahe gravitätisch und gewichtig daher, schreitet mit Würde, gibt sich wichtig
- - die (leisere) Unterstimme parodiert das, imitiert den würdevollen Gang, ist bissle lockerer, hüpfiger

beide Stimmen sind wie Tänzer, die diese imaginäre Szene aufführen - Du wärst dann der Choreograph und der Bühnenbildner, der das alles leitet und arrangiert, auch mit den Tänzern übt.

wie gesagt, das ist nur ein Möglichkeit.

bissle ritardando am Schluss wirkt schön: beide verbeugen sich qausi :)

Gruß, Rolf
 
Hallo Janik,

ich versuche mich ja auch gerade an der C-Dur Invention. Folgende Tipps habe ich von meinem KL erhalten:

- es gibt bei Bach grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, ihn zu spielen -bei der C-Dur Invention würde er aber vorschlagen, die 16tel legato und die Viertel Portato zu spielen

- insgesamt gleichmäßig, was das Tempo betrifft

- nichts übertreiben, aber die Struktur beachten. z.B. in Aufwärtsbewegungen leicht steigern und abwärts wieder senken. Rel. Piano beginnen, aber bereits im ersten Takt leicht steigern (leichtes Cresc.)

- an bestimmten Stellen absetzen -an anderen eher legato

- Höhepunkt ist Takt 14

- beide Stimmen gleich gewichten

Weitere Tipps erhalte ich später -wenn ich sie schon besser kann
 
Wow, Rolf!
Vielen Dank, das ist ne unglaublich gute Idee!
Ich probiers dann gleich mal aus. :D
:keyboard:

Klimperline, danke auch ^^ ich hab das eine Minute nach dir geschrieben mir Rolf, sry ^^
 
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Hallo Janik

Wär doch mal interessant, deine Interpretation hier reinzustellen - vielleicht sogar mit der von Klimperline zu vergleichen.

Ich schau mal, ob ich die Noten finde, vielleicht mach ich mich auch mal ran.
Vom Johann Sebastian üb ich momentan das g-Dur Präludium (15) aus dem ersten wohltemperierten. Hatte eigentlich im Anschluß die dazugehörige Fuge vor. Aber vielleicht schieb ich mal ne Invention ein ??

Grüßle
Hebi
 
Zitat von Hebi 19:
Aber vielleicht schieb ich mal ne Invention ein ??

Oh ja, Hebi, das wäre sehr hilfreich. Vielleicht schaffst Dus ja, die Invention noch vor dem Treffen am 10. Oktober hier reinzustellen.

Ich selbst befinde mich momentan noch in der Experimentierphase, wodurch sich meine Invention jedesmal ein wenig anders anhört.
Übrigens habe ich Rolfs "Verbeugung" mittlerweile aufgenommen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ab welchem Takt ich sie beginnen darf/sollte. Ich bin gespannt, was der KL am Montag dazu sagt.

Eine Einspielung meines Versuches einer "Interpretation" könnt ihr nach dem Mainzer Clavio-Treffen hören, weil ich befürchte, dass dort einige Kameras lauern werden. ;)
 
Übrigens habe ich Rolfs "Verbeugung" mittlerweile aufgenommen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ab welchem Takt ich sie beginnen darf/sollte.

...ui...langsam & behutsam, die bildhafte Vorstellung von der Ballettszene mit abschließender Verbeugung der Akteure soll man nicht missverstehen oder überziehen... ritardando nur im letzten Viertel (r.H. d-c-f-h) des vorletzten Takts!! und das auch nicht übertrieben!!

da liegt eine versteckte Zweistimmigkeit vor: die Töne c und h der letzten 16tel-Gruppe kann man wie eine eigene Stimme auffassen, die zum höchsten Ton des Schlussakkords führt - um das zu zeigen (verbeugungsartig) kann man etwas retardieren und diese Tölne melodisch hervorholen (sodass d und f leiser sind) --- kann man, muss man nicht!

Gruß, Rolf
 
Johann Sebastian erklärt seine Invention

Na seht mal, was ich gefunden habe:

Bach Invention 1

mit "Originalerklärungen vom Meister" - :rolleyes: zumindest originell......

Hab mal zum üben angefangen. :klavier: Hebi
 
Hi, danke für den Link :D, Hebi
Ich stell die Invention mal rein, ja. Aber jetzt noch nicht.
Ich bin mir einfach noch zu unsicher und möchte die Tips hier noch genauer umsetzen.
 
Sorry, wenn ich etwas dumm frage: aber wie spielt ihr die Verzierungen (bin nicht merh so drin) Ausserdem hab ich in 2 Ausdrucken einmal einen Triller, einmal ein Mordent - beides von pianostreet

wärs so richtig??:

Takt 1- h: mit c beginnen also chch (als 32tel) c (achtel) dann d im neuen Takt (Takt 2)

Takt 2- f: entsprechend gfgf (32tel) g (achtel)

oder ists tatsächlich ein Mordent und geht nach unten?
 

Hebi, wenn ich richtig informiert bin, wurden die Verzierungen ursprünglich gar nicht mit angegeben, der Pianist hat sie selbst eingefügt -dort wo er meinte, dass sie gut passen. Die Art der Verzierung war freigestellt.

Du kannst also u.a. einen Triller oder ein Mordent spielen oder die Verzierung auch ganz weglassen -wie es dir gefällt.

Ich spiele die ersten beiden Verzierungen an den gleichen Stellen wie Du und zwar aufwärts, also hch (Fingersatz 132) bzw. fgf (132). Deine Version ist aber ebenso möglich und klingt vielleicht sogar besser. Ich werde sie nachher mal testen.

Ich habe mir vorhin mal die youtube-Einspielung von Glenn Gould angehört -er hat ganz viele verschiedene Verzierungen in seiner Invention -auch an anderen Stellen als in meinen Noten notiert.
 
Hallo Janik,

für mich persönlich ist die Referenz für J.S. Bach-Interpretationen immer die gleiche: Glen Gould. Ich finde seine Art der Interpretation der Inventionen und Fugen immer wieder beeindruckend. Ich glaube in youtube.com finden sich auch Aufnahmen von Gould. Bin mir fast sicher. :-)

Grüße,

Rainer

P.S.: Gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=xzU7xQmmXGE
 
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danke, Paderblues!

Klimperline, in der Henle ausgabe steht vorne, dass Bach die Verzierungen größtenteils selbst reingeschrieben hat, um seinen Schülern eine 'cantabile' Art beizubringen. Deshalb sollten die (laut Bach) auch eingehalten werden.


Hebi, das, was du geschrieben hast stimmt!

LG!
 
Hallo Janik,

ich habe gestern vom KL weitere Tipps zur Gestaltung erhalten:

1. Die Invention hat 5 Abschnitte:

a) Takt 1-6 (plus g in Takt 7)
b) Takt 7-10
c) Takt 11-14 (plus d in Takt 15)
d) Takt 15-18
e) Takt 19 bis Ende

Abschnitte b und d sind eher ruhig, bei den anderen gibt es jeweils eine Steigerung zum Abschnittsende hin. Der Höhepunkt des Stückes befindet sich in Abschnitt c, dem einzigen Abschnitt, in dem beide Hände 16tel haben.

Innerhalb der Abschnitte gibt es musikalische Bögen, die ich als Einheit sehen soll -dazwischen dann kurz absetzen
Beispiel: Takt 3 rechte Hand -es gehören zusammen a-g, dann f-ersten Ton in Takt 4 (e)
Anderes Beispiel: Höhepunkt ist beendet im ersten Ton in Takt 15 (rechte Hand a) -dann kurz absetzen und den nächsten Ton piano und weich beginnen (wie Atempause)

Die "Verbeugung" war an der richtigen Stelle.
 
danke, Paderblues!

Klimperline, in der Henle ausgabe steht vorne, dass Bach die Verzierungen größtenteils selbst reingeschrieben hat, um seinen Schülern eine 'cantabile' Art beizubringen. Deshalb sollten die (laut Bach) auch eingehalten werden.


Hebi, das, was du geschrieben hast stimmt!

LG!
Hallo Janik, ich glaube Bachs Anweisung, "cantabile" zu spielen ist eher grundsätzlich gemeint, eine gesangliche Ausführung der Linien war ihm immer sehr wichtig. Die Verzierungen bleiben Verzierungen, wenn Du sie weg lässt zugunsten eines flüssigen und gesanglichen Spiels sollte das erste Wahl sein.

Was viele nicht wissen, Bach hat zwei Versionen geschrieben, und in der früheren Version hat er bei dieser Invention einen Triolen-Rhythmus eingebaut. Diese Version hat die Nummer 772a (anstatt 772), Gould hat die Versionen gemischt und spielt gegen Ende diese Triolen, A.Schiff spielt komplett diese Triolenversion 772a, sie ist etwas schwieriger aber ich finde sie knackiger.

Wenn Du mal eine 3/4-Stunde Zeit und Muße hast und gut Englisch vestehst, hör dir mal diese Sendung an, SEHR inspirierend für das Inventionen-Studium.

(falls der link nicht klappt geh auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Inventionen_und_Sinfonien
und klicke ganz unten auf den link unter HÖRBEISPIELE.)



Weiterhin viel Spaß,
S
 
jedoch nichts, dass die Invention 'interessant' machen könnte.

also ich übe mich auch gerade an der ersten, ich hab sie noch längst nicht technisch ganz drauf, aber wie ich es sehr schön bisher finde ist, angelehnt an ein vorbild glen gould, die achtel legato und die 16 ganz hartes staccato zu spielen. das passt vielleicht nicht unbedingt auf den geist ds stückes, aber macht es auf jedenfall interessant, weil umgedreht wie es üblich ist, hört es sich für mich runtergenudelt an.
will jetzt hier niemanden kritisieren der die 16 legato spielt, aber ich dneke dann hört es sich , sofern das bei bach möglich ist, nach einem allerwelts stückchen an.

hoffe du probierst es wenn auch nur zum spaß mal aus.



jetzt hätte ich wenns recht ist eine frage zu den trillern, wie schnell spielt ihr die? das überleg ich shcon die ganze zeit beim spielen....
 
Ich stelle mal meinen ersten Versuch zur Invention hier ein, auch als Motivation für mich, das Ding weiterhin zu üben um verbesserte Versionen nachliefern zu können.
Die Aufnahmequalität ist natürlich nicht die Beste, da der Sound nur aus einem von meinem Camcorder aufgenommenen Video extrahiert wurde. Gespielt wurde die Invention auf einem Sauter, das sich in einer Sporthalle befindet. Es könnte also sein, dass es ein wenig schallt.

Beim Anhören ist mir selbst aufgefallen, dass alles noch ein wenig gehetzt wirkt, das Tempo ist wegen der allgemeinen Unsicherheit noch ungleichmäßig, es verschwimmen immer mal wieder einige Töne miteinander und ausgerechnet an der einfachsten Stelle wäre ich fast 'rausgekommen -was man leider auch hört :p Aber: ich bin (fast) ohne echte Verspieler durchgekommen. Ist ja auch schon mal was. ;)


[mp3="https://www.clavio.de/org/47-okt09BachInventionCDur.MP3"]123456[/mp3]


Janik, traust Du Dich jetzt ebenfalls???
 
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klimperline, das ist schon sehr schön:) ich würde noch versuchen die hände gleicherzustellen, so hört sich die linke hand doch noch sehr nach begleitung and und vielleicht ein paar fingerübungen um die triller zu meistern :) sonst super .)
 
Hi Klimperline, schön daß du dein vorläufiges Ergebnis (darf man so sagen?) gepostet hast. Ich würde 2 Dinge versuchen: 1. die linke Hand mitsingen, wenn das nicht geht, sie beim separat Links-Üben mitsingen, so intensiv dass du die Stimme streckenweise auswendig kannst. 2. Übe mal mit Viertel klopfendem Fuß, um den tänzerischen Charakter zu spüren, dann verschwinden die rhythmischen Ungleichmäßigkeiten vielleicht von alleine.
Gruß, S.
 

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