Interessanter Faden,danke an alle.
Das meiste ist ja schon gesagt,berufsbedingte Probleme mit dem Bewegungsapparat sind ein hochspezifisches Fachgebiet,in dem sich leider nur sehr wenige auskennen,in D gibt es wenigstens Ärzte für Physiotherapie in Ö gibt's so eine Ausbildung gar nicht!
Die Standard Therapien von Bewegungsapparat-Störungen sind für Berufsmusiker mit Sicherheit völlig insuffizient,Taubmann/Feldenkrais/Alexander etc daher herzlich willkommen,das Argument,dass Medizin ja nur Syptome behandelt,trifft für die 0-8-15 Basisversorgung zu,jedoch gibt es einige Mediziner,die sich schon auf solche Sachen spezialisiert haben,sind aber selten.Ich hatte mal einige sehr interessante Feldenkrais Ausbildungssitzungen bei so einem Kollegen,leider sind solche Spezialisten in der Medizin aber rar,in der Gesellschaft ist die Häufigkeit dieser Probleme ja auch überschaubar,im Alltag machen uns die massivsten Überlastung in der Industrie weit mehr zu schaffen und erklär' mal einem 55 jährigen Zementsack-Schlepper wie er seine kaputten Bandscheiben bei so einem Beruf entlasten soll,oder der Fließbandarbeiterin ,wie sie ihren Tennisarm losbekommen soll,da hilft kein Feldenkrais und kein Alexander,DAS ist eben leider unser Hauptklientel im Berufsalltag.
Symptomatische Therapie (primär entzündungshemmend) ist oK für den Beginn ,jedoch völlig sinnlos,wenn die auslösende falsche Bewegung nicht ergründet und konsequent vermieden wird,100% Zustimmung zu jeder Anregung in dieser Richtung.
Golfer/Tennisarm/Beinhautentzündungen also die ganze Gruppe der Epicondylitiden entstehen immer durch eine Über/Fehlbelastung der langen Flexoren,Dehnung ist da oft sinnvoller als Ruhigstellung.
Ein CTS scheint mir durch Klavier-Üben ein wenig schwer erklärlich(schließlich drückt man normalerweise ja nicht mit der Hohlhand auf die Klaviatur) ,da ist die PC Maus viel gefährlicher.
Sehnenscheidenentzündungen sind Klassiker,noch häufiger die Paratendinits am Handrücken,wo bekanntlich keine Sehnenscheiden sind.Da hilft nur Bewegungsanalyse und zwar sofort bei Beginn der Beschwerden und maßvoller Einsatz von NSARs,primär lokal,um Schmerz-Unterdrückung und damit Chronifizierung zu vermeiden.
Unser Axenorgan ist natürlich ein weniger spektakuläres Problem als die Dystonie,aber umso häufigerer Quell von Beschwerden:
Brendel kroch einmal die Stiegen runter und sagte zum Journalisten,"alle Pianisten haben ständig Kreuzschmerzen,nur redet keiner darüber",
T.Berhard läßt den Ich-Erzähler in seinem "Untergeher" sagen,er hätte immer unter quälenden Kreuzschmerzen gelitten bis zum Meisterkurs gemeinsam mit Gould bei Horowitz in Salzburg...das lange Sitzen beim Üben ist die Ursache,jede Hilfe,sei es Feldenkrais,Alexander,Taubmann ist hier goldeswert.Goulds berüchtigte Haltung ist ein genaueres Studium wert:er war völlig entspannt,jedes Gelenk schwingt frei im Raum,lockerer kann man nicht mehr musizieren,ABER man sehe mal auf seine Halswirbelsäule:wegen des Pygmäenstuhls mußte er sie ständig in Hyperextension also zurück gebeugt halten,und das auch ohne Noten am Pult,mit selbigen musste er eine geradezu akrobatische Verrenkung seiner Halswirbel durchführen (übrigens sind Pianinos hier physiologisch günstiger als das hohe Notenpult am
flügel,jeder der mal einen Bandscheibenvofall der HWS hatte, kann davon ein Liedchen singen) , die Folge war seine bekannte und hier ja schon erwähnte Schulter-Geschichte mit Krach bei
steinway etc.
Rachmaninows Beschreibung gibt mir leider ein diagnostisches Rätsel auf,"hands lost feeling/pain/bruises forming (!!?) ",kann mir keinen Reim drauf machen,Kapillarrupturen duch exzessives Üben und Konzertieren vielleicht,dazu passt aber das Taubheitsgefühl nicht,auch sollten die Fingerkuppen bei einem durchtrainierten Pianisten wie ihm eine etwas verdickte Coriumschicht als Schutz gebildet haben, vielleicht doch auch zusätzlich ein CTS (das aber kaum vom Klavierspielen kommen konnte)... ehrlich gesagt,keine Ahnung was er hatte.
Tja,spannendes Kapitel.