Zwei Extreme in der Pedaltechnik

Werschtfried

Werschtfried

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Hallo Leute, ich habe mal eine Frage an die Experten: Mir fällt öfter auf, wie stark die Unterschiede in Sitz- und Fußhaltung beim Orgelpedalspiel selbst bei absoluten Profis ist. Nach meiner Beobachtung gibt zwei starke Gegensätze:
1. Knie und Fersen zusammen, Unterkörper dreht sich beim Spielen immer mit (oder Drehpukte werden genau geplant, siehe auch die Orgelschule von Barbara Kraus), es wird außer beim Gleiten des Fußes nach innen (diese Technik wird nur im Notfall gebraucht) immer mit der Innenkante gespielt, z.B.:
View: https://youtu.be/AYLSD1EVVuM?t=1487

2. Der rechte Fuß ist für die höheren und und der linke für die tieferen Töne gedacht, man sitzt immer in der Mitte, und sollte der rechte Fuß doch mal tiefe Töne spielen, darf auch ruhig die Außenkante benutzt werden, es wird häufiger von Taste zu Taste geglitten, weder Knie noch Fersen berühren einander, z.B.:
View: https://youtu.be/gcxMIah-7u0?t=87

Mich würde mal interessieren, warum das so ist. Ist das eine idiologische Frage oder hat es etwas damit zu tun, nach welcher Tradition man Orgel gelernt hat (z.B. sitzen französische Pianisten ja oft tiefer und russische höher) oder wie ist das?
 
Es gibt eher Unterschiede, wenn es um historisches Repertoire geht. Bei Barockmusik eben eher Spitze als Absatz. Das exzessive Absatzspiel geht eher auf Germani und Dupré zurück, die ja ein konsequentes Legato erzielen wollten. Für romantisches Repertoire sicher notwendig. Trotzdem kann man feststellen, dass bei Straube dann doch eher Spitze gespielt wird, während Dupré eben auch Absatz benutzt, wo es problemlos anders ginge.
Aber das trifft alles deine Frage nicht. Nein, ich denke, das ist im ersten Video sauber erklärt. So mache ich das auch im Unterricht. Ich habe oft bei routinieren Spielern sehr schlampige Technik gesehen. Wenn sie trotzdem treffen, passt es ja. Für einen Anfänger taugt das nicht als Vorbild. Und man muss natürlich auch sagen: Das zweite ist eine Impro, das ist natürlich nicht geplant und bis ins Detail geübt.
 
Es ist von Vorteil, wenn flüssiges Pedalspiel beherrscht wird. Mir haben da die drei Bände der Flor Peeters-Schule geholfen.
Auf der Grundlage dieser dort zu erlernenden Fähigkeiten ist es einfacher, andere ('barocke') Spielweisen zu praktizieren.
Jemand der nur 'Spitze/Spitze' lernt, kommt bei romantischer (Legato)Literatur, gerade wenn dann auch noch Schweller benötigt wird, sehr schnell an Grenzen.
 
Bei "barocker Spielweise" reicht es mir eigentlich mittlerweile, wie wenn es "nur mit Spitze" gespielt klingt- und überwiegend gespielt ist. Auch Innenkante muss nicht immer sein, kann manchmal gar nicht.
Eine gute Pedalübung für "Barockes" war bzw. bleibt die Kunst der Fuge in der Walcha-Fassung, am besten auf kleiner Orgel und gut regulierter Traktur. Ohne Absatz kommt man da nicht weit. Ja, unhistorisch, aber interessant. Dabei habe ich definitiv den Anspruch, mehr, bzw. "aktueller" zu artikulieren, als er es tut (die "Artikulationskeile" sind trotzdem hilfreich).

PS Als Pedalübungen einfach auch Tonleitern hoch und runter, punktiert gegen die Manuale, so lernt man "Impulse". Gibts bei Germani IIRC und in der Schweizer-Orgelschule,
 
Schmidt spielt ja oben auch akustik-/ und stilistisch-passenderweise recht aufgelockert. Ich denke, da macht man automatisch mehr, auch "unnötige" Bewegungen...
 

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