Zugang zum Jazz

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tapirnase

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Ich glaube meine Ohren sind wirklcih sehr stark Dur und Moll verseucht, und verwende beim Improvisieren immer nur klassische / barocke Harmoniewendungen, was denke ich mal von der C Schein Ausbildung an der Orgel kommt.
Zwar probiere ich ab und an ein paar "andere" Harmonie nach Gehör aus, aber die sind nicht jazzig, und ich würde auch gerne wissen, was ich mache, und nicht nur, dass ich was mache.
Also: Wie bekommt man Zugang zum Jazz? Denn häufi habe ich das Gefühl auch beim Zuhören von Komplexität erschlagen zu werden! Selbst, wenn ich diese Musik sehr gerne mag, komme ich mit reilweise noch nict reif genug dafür vor.
Oder andere Frage: Wie kommt MAN nicht nur zum Jazz, sondern wie seid IHR dazu gekommen?
euer fragender Tobi mit der tapirnase
 
Warum wollen Leute immer wissen, wie sie Zugang zu etwas bekommen? Warum nicht mal fragen, was einen davon abhält?

Ich bin ziemlich jazzfrei aufgewachsen. Meine Eltern hörten andere Musik und in der Schule war sowieso anderes angesagt. Dazu kamen Vorurteile wie "langweilig", "veraltet" und sogar "Hirnwichserei" in bezug auf manche Stile (vielleicht nicht ganz unberechtigt - aber dafür gibt es auch in anderen Musikrichtungen Beispiele).

Um zum Punkt zu kommen: Ich würde nie auf die Idee kommen, Jazz zu selbst zu spielen, weil es Jazz ist, dafür fehlt mir einfach das Interesse. Deswegen werde ich auch keinen Zugang dazu finden, solange ich daran nichts ändere.
 
Warum wollen Leute immer wissen, wie sie Zugang zu etwas bekommen? Warum nicht mal fragen, was einen davon abhält?
Was mich davon abhält? Nennen wir das kINd beim Namen und rufen es "Komplexität", "Untransparenz", "mangelnde Verständnis" etc [dieses Kind hat recht viele Namen]
Es geht hierbei jetz weniger ums Hören, als ums Umsetzen. Im Prinzip haste gesagt du spielst kein Jazz, weil du es nicht kanst, weil du dafür kein Interesse hast. Bei mir ist es vorhanden ;) Also wie würdeste daran gehen?
 

Musik hören, analysieren, Bücher kaufen, viel Zeit am Klavier verbringen und mich fragen, warum es nicht so klingt wie erhofft, etc. Vielleicht erstmal mit Blues anfangen und z.b. Fred nach guten Büchern fragen. Wenn du Leute kennst, die Jazz spielen, versuch, mit denen zu jammen. Muß ja nicht gleich öffentlich sein.

Oder einfacher: Fang einfach an, Jazz zu spielen und versuche auf alle Fragen, die auftreten, Antworten zu bekommen.

Auf diese Weise habe ich jedenfalls gelernt, recht passabel Rock und ein paar andere Richtungen zu spielen - auf der Gitarre allerdings.
 
Ich glaube meine Ohren sind wirklcih sehr stark Dur und Moll verseucht, und verwende beim Improvisieren immer nur klassische / barocke Harmoniewendungen, was denke ich mal von der C Schein Ausbildung an der Orgel kommt.
Die harmonischen Wendungen im Jazz sind eigentlich die selben. Der größte Unterschied sind die Voicings und die Rhythmik.

Im Jazz werden die Vierklänge als Grundklang angesehen. Wenn du z.B. in der Quintfallkadenz (Vollkadenz) jedem Akkord die leitereigene Septime hinzufügst, klingt es schon jazziger.

Der Vierstimmige Grundklang wird aber wiederum selten unverändert verwendet. Es wird je nach persönlichem Geschmack z.B. die Oktave gegen die None und/oder die Quinte gegen die Sexte ausgetauscht.

Gruß
 
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Ich bin nun wirklich kein guter Pianist und kein guter Theoretiker. Aber das wohl wichtigste für mich im Jazz ist: bleibt flexibel und experimentiere.

Ausserdem verwendet man gerade im Bebop viel Chromatik. Spiel zum Beispiel mal einen Cmaj7 und verwende die Blue-Notes über diesen Akkord. Wieso nicht? Wenn du nämlich das Es - Ges - B mehr als Durchgang benutzt, klingt es nicht wirklich falsch.

Oftmals spielt man die Blue-Notes über einen Cmaj7 auch nur an. Also bevor du den Cmaj7-Akkord erklingen lässt, wie auch immer, einen abrutscher von Es nach E oder D. Das klingt gleich nach mehr, verwischt jedoch stark das Tongeschlecht. Wenn man das so sagen darf oder kann.

Wenn man nun zuerst einen Es spielt und das B des Cmaj7 betrachtet, könnt man da natürlich auch eine Sequenz daraus basteln: B7 nach CMaj7

Ich hab mir dabei gedacht: über den B7 und Cmaj7 beidesmal ein C im Bass. An irgendwas muss man sich halten.

Wenn man nun auch noch die verschiedenen alterationen für B7 ins Auge fasst, hat man doch mehr als genug Möglichkeiten daraus was zu machen?

Was das B7 nach Cmaj7 harmonisch genau ist, darüber denkt man beim Improviseren sowieso nicht nach. Ich zumindest selten. Höchsten wenn man bewusst Jazz komponiert. Was auch erlaubt ist. Bei mir kommt dann sowas wie im Anhang raus. Für B7 nach Cmaj7.

Ob das jetzt die Substitution von F7 ist oder die Dominante aus E-Moll oder eine Zwischendominante oder sonst was (???), kommt doch auf den Kontext drauf an und den kann man sich immer zurecht legen.
 

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Schon wieder Fred. :shock:

Tobi, wieviel Musik kannst Du mit drei Tönen machen ?

Ich stelle diese Frage bewußt, da ich es gerade im Jazz für sehr wichtig erachte das richtige Körpergefühl und damit auch den richtigen Swing beim Spielen zu spüren, bzw. zu erzeugen.
Dazu braucht es zunächst kein grosses Theorie Wissens. Allein 3 Töne genügen.

Wie kannst Du mit so etwas umgehen?
Macht es Dich an damit zu "spielen"?
Juckt es in den Fingern wenn Du einen geilen Rhythmus hörst?
Kannst Du Dich verbal rhythmisch artikulieren?
Kannst Du zeitliche Strukturen hörbar machen?
Wie differenziert kannst Du einen Ton anschlagen?
Wie gut ist Deine ternaere Phrasierung?

Wenn Du all diese sehr rudimentären Fragen anhand von 3 Tönen abgeklärt hast, tust Du aber ganz schleunigst das lernen, was MaBa sagte! ;)
 
Die Idee mit den drei Tönen bringt es ziemlich auf den Punkt. Du hast ja schliesslich nicht umsonst zwei Hände, um damit zu improvisieren. Da ist auch ein Stückweit kreativität gefragt. Wie arrangiere ich mein Tonmaterial, dass es interssant klingt. Intervalle umkehren, in verschiedenen Intervallen spielen: Sekunden, Terzen, Quarten, Quinten ..., wenn du einen Cmaj7 siehst, dann solltest du wissen, dass du auch die folgende Line in Quarten darüber spielen kannst: E - A - D - G - C ..., ohne das dies falsch klingt oder deplaziert, rhythmisch kann man sowieso viel rausholen, die ganze Ornamentik alleine bringt schon ein riesen Material mitsich, und und und
Du könntest einfach in die rechte Hand ein cooles rythmisches Pattern legen und in der Linken eine einfache Line setzen. Dafür braucht es, denke ich auch, zuerst einmal keine grosse Theorie.

Dieses Hüpfende-Feeling mit den Synkopen ist genau das, was man im Jazz macht. Ich Summe oft Bass-Linien dazu, um mich einzustimmen. bum-bum-da-bi-dum-di-di-dum... mit einer Schlagzeug-Begleitung kommst du übrigens auch automatisch in dieses Feeling. ;-)
 
Tobi, wieviel Musik kannst Du mit drei Tönen machen ?

Ich stelle diese Frage bewußt, da ich es gerade im Jazz für sehr wichtig erachte das richtige Körpergefühl und damit auch den richtigen Swing beim Spielen zu spüren, bzw. zu erzeugen.
Dazu braucht es zunächst kein grosses Theorie Wissens. Allein 3 Töne genügen.

Das erinnert mich an meine Anfänge :)

Mir hat das Arbeitsbuch von Philipp Moerkhe "Improvisations Concepts" bei der typischen Jazz-Phrasierung sehr geholfen. Eigentlich sind das eher CDs mit Übungsanleitungen.

Philipp arbeitet nach dem Prinzip Hören und Nachspielen. Die Begleitband auf den CDs spielt das Backing. Das Piano spielt kurze Motive vor, ich spiele sie nach. Ich finde diese Methode sehr effizient. Wie anders will man sonst die typische Jazz-Phrasierung lernen, wenn nicht durch nachspielen.



Er empfiehlt, zur Kontrolle diese Übungen aufzunehmen und sich hinterher anzuhören. Theorie enthält das Buch nicht, nur soviel Infos, wie man für die Übungen braucht.

Es geht mit ganz einfachen Motiven los (nur ein Ton) und steigert sich dann. Das wichtigste für mich war, daß jede Übung eine neue Tonart verwendet. Es gibt entsprechend 12 Pentatonik-Übungen, 12 Blues-Übungen und 12-Approach-Übungen. Und zu jeder Übung gibt es noch ein kurzes Solo, welches transkribiert werden soll.

Diese Übungen haben mich zum einen dazu gebracht, alle Tonarten kennenzulernen, zum anderen waren sie sehr gutes Gehörtraining.

Gruß
 
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Denn häufi habe ich das Gefühl auch beim Zuhören von Komplexität erschlagen zu werden! Selbst, wenn ich diese Musik sehr gerne mag, komme ich mit reilweise noch nict reif genug dafür vor.

Klingt irgendwie, als ob Du Dir noch nicht darüber im Klaren bist, ob es Dir irgendwann Spaß machen wird, Jazz zu spielen (die grundlegende Fähigkeit und der Wille zur Improvisation, sind bei Dir als Organisten ja gegeben). Der natürliche Weg, das zu ergründen ist in erster Linie viel Jazz zu hören (Treffendes Zitat von Fred: "Juckt es Dich dabei in den Fingern?"). Dann würde ich mir mal einige Originaltranskriptionen beschaffen und diese mit der dazugehörigen Aufnahme üben. Versuche, sie möglichst exakt nachzuspielen (-empfinden) und achte vor allem auf Sound, Phrasierung, Akzentuierung (Ternäre Phrasierung beinhaltet verschiedene Facetten).
Für den Einstieg in die Jazz-Improvisation würde ich auch Fred´s Dreiton-Übung unbedingt miteinbeziehen.
Wenn Du irgendwann sagen kannst „Mit dieser Musik fühl ich mich wohl! Ich will mehr!“, ist es an der Zeit, sich (mithilfe eines Lehrers) in den Bereich der Jazztheorie zu begeben.
Wenn nicht, ist es entweder wirklich noch zu früh, oder es ist einfach nicht Deines…
 
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