Zählen

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Nils

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17. Mai 2009
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Moin,

ich spiele seit 10 Jahren Klavier mittlerweile und bin daher auch - zumindest auf freiwilliger Basis (im Klavierunterricht noch lange nicht) - bei schöneren Stücken angelangt, die ich mittlerweile abgesehen von der Toccata von Debussy gut spielen kann, hier einfach mal die wichtigsten, damit ihr eine Vorstellung bekommt: Debussy: Valse Romantique, Reverie, Clair De Lune, Pour Le Piano (Prelude, Toccata - in Arbeit) und Beethoven: Klaviersonate Nr. 17 d-Moll, Chopin: Nocturne Opus 9 Nr. 1. Der letzte Satz wirkt vielleicht blöd (Angeberei mit etwas womit man gar nicht angeben kann, weil es viel schwierigere Stücke gibt), aber er ist nötig, denn es geht um ein riesiges Problem das sich im Laufe der ungefähr letzten zwei Jahre entwickelt hat: Der Rythmus von den oben genannten ist so wie er ist in Ordnung. Aber ich habe das Gefühl als hätte ich in den letzten zwei Jahren mal gerade das Klavierspielen aufgegeben, ich zähle nicht mehr. Ich schätze die Notenlängen fast immer richtig ab, auch wenn eine Note bis zum Taktende durchhält (punktiert) krieg ich das hin. Nur irgendwie weiß ich nicht. Das ist kein Klavierspielen. Im Klavierunterricht spiele ich einfachere Stücke die rythmisch dafür gezielter anspruchsvoller sind, also so Stücke bei denen beispielsweise der erste Teile richtig schön breit ist und der zweite komplett in Staccato notiert ist oder eben gezielte 16tel gegen 8tel usw. Mein Klavierlehrer nimmt mich natürlich rythmisch sehr streng auseinander und findet immer Kleinigkeiten, aber wir kommen in einem guten Tempo voran meint er und zufrieden ist er auch. Zusammengefasst: Ich bringe mir regelmäßig größere Stücke bei, komme im Klavierunttericht auch weiter, aber ich habe irgendwie Angst vor der Zukunft, Angst dass irgendwie der Zug abgefahren ist und ich mir gerade jetzt Stücke beibringe für nichts. Es fühlt sich wie Auswendiglernerei an, aber im anderen Sinne: Ich kann nur wenige Stücke auswendig, ich meine eher rythmisch betrachtet. Das passt auch nicht zu mir, meine Leistungskurse in der Schule sind Informatik und Physik - da kommt man mit auswendig nicht weit, Verständnis ist wichtig. Ich habe auch schon probiert die Zählerei wieder reinzubekommen, aber das klappt nicht so gut. Nur bei einfachen Stücken, bei der Sturmsonate klappt das zum Beispiel überhaupt nicht. Bei neuen Stücken kriege ich es auch nicht auf Dauer hin, höchstens am Anfang, irgendwann weiß ich wieder wie lang die Töne an welcher Stelle sind und dann hör ich auf zu zählen - aber ich glaube das ist normal. Ich bin bald 18, es ist klar, dass ich wenn überhaupt jetzt den Kram wieder reinkriegen sollte, das letzte Mal wird im Hirn glaube ich mit 25 oder so umgebaut, bis dahin muss das wieder locker in Ordnung sein. Das ganze möglichst ohne von vorne anzufangen, früher konnte ich es ja aber ich krieg es einfach nicht mehr wieder rein.
Wäre halt sehr schade, denn das einzige was mir so stinkt ist die Zählerei, dieses stupide Einüben, was offensichtlich wenigstens gut klappt. Notenlesen und Tonarten, Dynamik kriege ich gut hin, ansonsten könnte ich Stücke von Debussy oder Beethoven auch vergessen.

Gruß
Nils
 
ich hab keine ahung was du sagen möchtest :-/ oder wissen :D
 
Ich habe einfach aufgehört zu zählen und will das aber unbedingt wieder anfangen, weil ich einfach denke dass das so nichts wird, aber weiß nicht wie. Und zählen heißt viertel oder Achtel usw. im Kopf zählen um rythmisch exakt zu spielen, beim 4/4-Takt also 1 2 3 4 1 2 3 4 usw.
 
ich zähle nicht mehr. Ich schätze die Notenlängen fast immer richtig ab, auch wenn eine Note bis zum Taktende durchhält (punktiert) krieg ich das hin. Nur irgendwie weiß ich nicht. Das ist kein Klavierspielen.

Hallo Nils,

also ich bin zwar ein großer Verfechter des Zählens beim Klavierspielen, aber so wie du es schilderst, scheint sich da so eine manisch-depressive Zählphobie bzw. ein Zählzwang bei dir entwickelt zu haben ;)

Es klingt so, als seist du im Klavierunterricht ziemlich mit pingeliger Zählerei getriezt worden.


Ich habe auch schon probiert die Zählerei wieder reinzubekommen, aber das klappt nicht so gut. Nur bei einfachen Stücken, bei der Sturmsonate klappt das zum Beispiel überhaupt nicht.

Er eine sehr wichtige Entdeckung!!!

Das ist aber kein Problem. Und schon garnicht ein Problem von dir.

Es gibt verschiedene Art des Zählens. Und bei der Sturmsonate kommst du mit deiner gewohnten Zählweise nicht zurecht. Wenn der musikalische Ausdruck kein sehr rhythmischer, sondern ein melodisch/emotionaler ist, ist es völlig unsinnig, in einer pseudo-exakten metronomischen Weise zu zählen. Der Rhythmus geht mit dem musikalischen Auf und Ab parallel, manche Töne benötigen mehr Zeit, andere weniger als der mathematisch notierte Wert der Note angibt. Es geht also darum, das Zählen dem Ausdruck anzupassen - nicht umgekehrt!

Bei neuen Stücken kriege ich es auch nicht auf Dauer hin, höchstens am Anfang, irgendwann weiß ich wieder wie lang die Töne an welcher Stelle sind und dann hör ich auf zu zählen - aber ich glaube das ist normal.

Man muß ja nicht ständig zählen, wenn man den Rhythmus eines Stückes bereits erfaßt hat.

Aber man sollte es natürlich können - bei jeder Stelle.

Ich bin bald 18, es ist klar, dass ich wenn überhaupt jetzt den Kram wieder reinkriegen sollte, das letzte Mal wird im Hirn glaube ich mit 25 oder so umgebaut,

Wo hast du das mit dem Hirnumbau denn her? :D

Das Gehirn ist in ständiger Entwicklung - da gibts keine Altersgrenze : )
 
Wenn nun eine Stelle mit längeren Tönen kommt (die man logischerweise nicht so leicht abschätzen kann wie die "Standardnotenwerte") dann hab ich keni Problem mal kurz zu zählen und danach wieder weiter freier zu spielen. Irgendein Klavierstück im Unterricht gab es mal, da musste man immer in regelmäßigen Abständen rythmisch tierisch aufpassen, dass man nicht einen Ton zu kurz spielt (war recht flott, ist schnell passiert), also eben dort gezählt. Jo, stimmt eigentlich, metronomisch genau spielen macht nicht mal unbedingt Sinn. Hier läuft gerade nebenher die Hammerklaviersonate, ich glaube kaum dass das exakt gespielt (wer den vierten Satz überhaupt so exakt hinbekommt...) gut klänge.
Das mit der Phobie stimmt, ich habe oft genug gestöhnt als ich die Standardworte "Genau zählen" gehört habe. Liegt vielleicht daran dass ich insgesamt bei drei Klavierlehrern war. Der erste war etwas naja, der zweite war gut. Und genau der zweite war es wohl, er hat immer ein Stück angefangen mit mir, nächste Woche sollte ich es vorspielen, es durfte maximal ein Fehler drinnen sein, dann hat er es abgehakt.

Und zurück zur Biologie: Das Hirn entwickelt sich immer, vorwärts oder zurück :D, nur es gibt zwei Phasen im Leben in denen man die weiteren Fähigkeiten und Stärken ob man will oder nicht ziemlich festlegt. Wer schon als Kind Klavier gespielt hat hat ein ganz anderes Spielgefühl, dank der Pubertät, da das dort mit in die Entwicklung geflossen ist. Das macht auch Sinn, denn was mich als Kind begeistert hat beschäftigt mich heute immer noch, nicht nur das Klavier. Ich weiß leider nicht mehr woher ich das hab, was ich hier sage ist nicht meine Idee, ich meine es wäre so etwas wie Spektrum der Wissenschaft gewesen. Und macht ja auch Sinn würde ich sagen. Es hängt natürlich nicht alles von diesen Phasen im Hirn ab, mein Klavierlehrer fing auch erst irgendwann in den 20ern an mit Klavier und man sieht ja was draus geworden ist.
 

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