Ich bin seit über 10 Jahren in der Mailing List der PTG und muss mich auch immer wieder darüber wundern, worüber sich die Kollegen dort unterhalten. Ich meine den Zustand und die Qualität der NY Instrumente. Und da frage ich mich schon, woran das liegt. Ich glaube, das ist nicht nur das Management, sondern auch (oder in erster Linie?) die Ausbildung in den USA. Die haben dort zwar auch ihre Guild und offizielle Prüfungen, aber das scheint mir doch eher Schmalspur zu sein. Umso wichtiger wäre es tatsächlich, Instrumente die in den USA ausgeliefert werden, nicht dem (Un)Vermögen der Händler zu überlassen, sondern von Werk aus das bestmögliche auszuliefern. Was das angeht, sind wir hier in Deutschland schon ganz schön verwöhnt. Und die meisten Händler in den USA sind keine Techniker, sondern halt Händler, die den technischen Service extern hinzu kaufen. Von Leuten, deren Ausbildung und/oder Können ebenfalls zweifelhaft ist. Nicht, dass es da keine guten Techniker gäbe, aber das ist nicht zu vergleichen mit dem hohen Standard, der hier selbstverständlich ist. Und dass dann ausgerechnet eine High End Firma wie Steinway nicht selber sorgt für die gleichbleibende Qualität, die beim Kunden ankommt, ist schon wirklich befremdlich. Und das wiederum ist eine Management(fehl)entscheidung.
Von daher: ein Hoch auf unser Duales System.
Wohl wahr, Tastenscherge.
Allerdings muss man neuerdings Steinway zugute halten, dass sie da einiges anscheinend begriffen und dann auch in die Tat umgesetzt haben sollen. Vor einiger Zeit ging mal durch die Branche (PianoWorld), dass es ein Programm von ca. 30 Verbesserungspunkten gegben habe, das die neue New Yorker Fertigungsleitung, i.w. Jungs aus Hamburg, nun in die Wege brachte. Die Steinway-Flügel seit ca. 2011/12 sollen nun um Längen besser sein im Vegleich mit früher.
Das mit dem Austausch, Fisherman, hin & her, stimmt insoweit, als man schon früher in New Yorker Flügeln auch deutsche Klaviaturen hatte haben können, und um gekehrt auch – New Yorker Mechaniken MIT „accelerated action“, und meines Wissens war damals auch die Hämmerwahl frei, ob man New Yorker "pre-gejuicte" Hämmer hätte haben wollen oder von Renner für Steinway HH gefertigte, Saftfreie..
Nunmehr sollen sämtliche Klaviaturen allerdings - auch die in New York verbauten - von Kluge, Remscheid, kommen - Steinway-Tochter. Wie es um die Hämmer bestellt ist, weiß ich nicht. Ob also Hammerköpfe in New York gar nicht mehr gebaut würden.
Das könnten hier Experten wie der Count de Money verlauten, die es als Steinway-Händler wissen müssten, auch wenn sie in der Regel keine US-Flügel verkaufen, sondern Hamburger. Wenn ich heute einen Hamburger Flügel will, aber mit einer „accelerated action“ aus New York, gibt's die überhaupt noch? Haben die Kluges das Anfasen am Wagebalken adaptiert? Sind dann Hämmer von Renner für Hamburg drauf, oder New Yorker, oder kann ich das wählen? Hier könnte sich der Count mal nützlich machen. Statt einem Steinway-Promotion-Material reinzusemmeln oder gegen die Klavierhalle zu stänkern.
Nicht richtig wäre anzunehmen, dass man ein New Yorker GEHÄUSE mit einer KLANGANLAGE aus Hamburg hätte kombinieren können. Das ist niemals Option gewesen. Die Bellymen haben sowohl in Hamburg als auch in New York die vornehme Aufgabe, den Einbau von Klangboden und Harfe ins Gehäuse so zu machen, dass die Höhenproportionen, die Abmaße des Soundboards etc. zum Gehäuse passig sind und später nach Besaitung dann der Stegdruck stimmen wird.
Wenn ein New Yorker Bellyman eine Hamburger Klanganlage einbauen würde, hätte er auch nichts anderes in der Hand als ein (dann in Hamburg zusammengeleimtes) Sitka-Spruce-Soundboard, und die bei O.S. Kelly in Ohio vakuumgeformt gegossene Harfe. Das Ergebnis der Präzision seiner Arbeit wäre eben New Yorker, oder aber Hamburger Qualitätsarbeit..
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Betreffs PTG etc: man sollte differenzieren. Die Leute "draußen" im Feld sind auch angelernte Tachniker. Allerdings ist deren Ausbildungsstand noch wieder sehr viel mehr von den Befähigungen örlticher Klavierhändler und deren Technik-Crew abhängig. Lerne ich prestolieren, lackiern und polieren? Oder erlene ich wirklich das klangerzeugende Innere eines Klavieres, Flügels fit zu machen?? E s gibt exzellente Firmen und Techniker in den USA, wie Larry Buck in Lowell, Mass., oder Rich Galassinis Team in Philadelphia bei Cunningham, auch etliche Steinway-Vertretungen wie die in Los Angeles müssen es draufhaben, sonst hätten sie nicht Jahrzehnte bzw. seit bereits mehr als 100 Jahren an der Seite Steinways überlebt.
Aber das Leben als Techniker im Feld, geprüft von der Gilde PTG Piano Technicians Guild, ist was anderes als eine hoch spezifisch auf den einzelnen Job in der Fabrik Queens gepolte Ausbildung.
Da lobe ich mir doch ganz entschieden Fachmänner wie den Klaviermacher Michael, der als Kind Sängerknabe in Wien war, der mit 14 beim Bösendorfer begann, Klaviere zu machen, bis in die Endfertigung, der seit 40 Jahren nichts anderes macht als Klaviere, und dem man aus allen Poren anmerkt, dass diese Arbeit sein Ein und Alles ist. Aber solch Leute sind auch, Lehre hin oder her, hierzulande selten. Ich tippe, dass es nicht einer von zehn Klavierbauern so drauf hat wie er. Auch so mancher nicht, der da mit der dicken Meisterpappe winken möchte.
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Was in Indonesien abläuft betreffs der Yamaha-Flügelchen Klasse Babygrand, möchte ich so ganz genau doch lieber nicht wissen. Ich hörte mal in Berlin die Bechstein-Managerin Berenice Küpper referieren, dass man sich von Fertigungsaktivitäten in Asien (spez. Indonesien) (früher Euterpe??) komplett verabschiedet habe, denn trotz jahrelanger intensiver Bemühungen sei es einfach in keiner Weise gelungen, von dort verlässliche Arbeit zu erhalten. (OK, mag so drastisch Marketing-Sprech gewesen sein.)
Ich kann es nachvollziehen, habe in Asien gearbeitet, mit Malaien und Chinesen. Tolle Menschen, hoch interessante Leute. Aber Klaviere von dort, von braven Reisfeld-Malaien? Japaner, Chinesen, Koreaner (Süd.., Nord..), Vietnamesen, Malaien, essind alles sehr unterschiedliche Menschen..
..uuhhhmm.. Klaviere von Malaien? Inschallah, ähm, nee, wenn ich will und nicht Allah, dann doch lieber nicht..