[*]ad tertium sind die Fingersätze ausgesprochen pianistisch gedacht. (Bei der "alten" Henle-Ausgabe hatte ich immer den Eindruck, da sei ein Cembalist am Werke gewesen. Die neuen Fingersätze - immerhin von Andras Schiff - kenne ich leider nicht.)
Erstmal vielen Dank für den Hinweis auf diese Ausgabe!
Die Fingersätze hängen ja neben der Handgröße und anderen individuellen Vorlieben auch entscheidend davon ab, wie man die Stücke interpretieren möchte, gerade auch hinsichtlich der bei Barockmusik so wichtigen Artikulation.
Wenn ich lese, dass der eine Fingersatz "pianistisch" aussieht, der andere "cembalistisch", liest es sich für mich so, als wäre der "pianistische" Fingersatz ausgeknobelt für romantisches Dauerlegatospiel statt ausgeknobelt für Artikulation auf den Taktschwerpunkten.
Von daher, zumindest nur für mich, unterscheide ich nicht zwischen "pianistischen" und "cembalistischen" Fingersätzen, sondern eher stilbezogen - romantischer Fingersatz und barocker etwa. Ich sehe keinen Grund (für mich), warum ich für ein Stück von Bach auf dem Cembalo oder Clavichord einen anderen Fingersatz nehmen sollte, als auf dem Klavier (ich gehe hierbei von Cembali /Clavichords mit Normtastatur aus, nicht Stummeltasten - bei Stummeltasten natürlich komplett anderer Fingersatz nötig).
Nur als Beispiel: wenn man in den Taktanfang sowieso nicht binden möchte, ist es keine schlechte Idee, wenn man beim Taktanfang in eine neue Lage wechselt,indem z.B. der gleiche Finger auf die andere Taste wechselt, oder Fingerwechsel an diesen Stellen durchführt. Weil man dann zwangsläufig wie gewünscht artikuliert und es einfacher ist, zwischen den Taktschwerpunkten ruhiger zu spielen. Der Gegensatz wäre ein Fingersatz, der dazu ausgelegt ist, Dauerlegato spielen zu können (ob man das dann tut, ist eine andere Sache).
Eine Ausgabe mit Spiralbindung würde ich niemals für etwas nehmen, was mich mglw. Jahrzehnte beschäftigt. Eine Leinenausgabe ist ihr Geld wert, wenn die Ausgabe ein ganzes Leben halten soll.
Der Fingersatz von Andras Schiff bei der neuen Henle-Ausgabe würde mich sehr interessieren, da mich die WTK-Einspielung von Andras Schiff sehr überzeugt. Danke für den Hinweise auf diese Ausgabe!