WTK - Gut editierte Ausgabe?

Niedy

Niedy

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18. Mai 2009
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Hi!

Ich weiß, dass Henle und Bärenreiter gute Urtext Editionen haben (zumindestens schwärmen Engländer und Amerikaner davon), aber gibt es im deutschsprachigen Raum auch eine gut recherchierte, editierte Edition? Mit Fingersätzen, Dynamik und Verzierungen? Ansonsten würde ich mir nämlich eine (englische) von hier mitnehmen... :)

Vielen Dank!

LG Julia
 
Hi,
soweit ich weiß sind Henle und Bärenreiter deutsch^^ und Urtextausgaben immer ohne Dynamikangaben. Bach kannte keine Dynamik!
Mit Henle und Bärenreiter bist du sicher gut beraten. Gibte aber noch Wiener Urtext, Peterson etc etc - such dir was Schönes aus;)
 
Hi,
soweit ich weiß sind Henle und Bärenreiter deutsch^^ und Urtextausgaben immer ohne Dynamikangaben. Bach kannte keine Dynamik!
Mit Henle und Bärenreiter bist du sicher gut beraten. Gibte aber noch Wiener Urtext, Peterson etc etc - such dir was Schönes aus;)

Mir war schon klar das Henle und Bärenreiter deutsch sind... aber ich suche eben KEINE Urtextausgabe sondern was editiertes... Ich will mir nicht die Fingersätze selber suchen müssen (nur anpassen, falls mir was besser gefällt) und ein guter Interpretationsvorschlag ist eine feine Sache... bin icht sonderlich darauf erpicht mich durch was weiß ich wieviele Bücher zu schufften um eine Ahnung zu kriegen, wie Bach das gemeint haben könnte... es gibt Leute, die sich diese Arbeit schon angetan haben ;) (daher der Wunsch nach Dynamikmarkierungen)... aber wenns auf deutsch nix Brauchbares gibt, hol ich mir die Alfred Masterworks Ausgabe... :)
 
Fingersätze und Urtextausgaben widersprecheneinander allerdings nicht, das möchte ich anmerken.
 
Die Ausgabe von W. Palmer aus dem Alfred-Verlag halte ich für eine sehr gute instruktive Ausgabe.
  • Ad primum bietet sie sehr differenziert die unterschiedlichen Lesarten der verschiedenen Urtext-Quellen (Manuskripte, Abschriften etc.),
  • ad secundum gibt sie (durch hellgraue Schraffur deutlich abgesetzt) Interpretationshinweise zu Artikulation und Dynamik,
  • ad tertium sind die Fingersätze ausgesprochen pianistisch gedacht. (Bei der "alten" Henle-Ausgabe hatte ich immer den Eindruck, da sei ein Cembalist am Werke gewesen. Die neuen Fingersätze - immerhin von Andras Schiff - kenne ich leider nicht.)
  • Ad quartum ist das Vorwort wirklich informativ und lesenswert!
Fazit: Die pragmatischen Amerikaner sind den kulturtragenden deutschen Verlagen um etliche Nasenlängen voraus.

Nachteil: Ich kenne die Alfred-Ausgabe nur als Ausgabe mit Spiralbindung, was leider einen "billigen" Eindruck macht.

Danke für die ausführliche Antwort... das war auch in etwa, was ich aus englischen Beurteilungen entnommen habe... Bestätigung ist immer gut :)

und Spiralbindung ist eigentlich ganz praktisch... bleibt gut offen... und zum 'Herzeigen' kann man sich ja immer noch eine Urtext-Ausgabe kaufen... :cool:

Volume II kann man sich übrigens auf googlebooks anschauen (http://books.google.co.uk/books?id=8w_z4H_syH8C)

@kleines Cis: Urtext Ausgaben beinhalten normalerweise nur was der Komponist wirklich selbst geschrieben hat... ergo gibt's nur Fingersätze, wenn der Komponist welche vermerkt hat, oder? Ich hab zumindestens das Original vom Präludium in C (liebe, liebe, liebe es... jetzt müsst ich's nur noch spielen können ;)) und das hat keine Fingersätze... (mühsam!)
 
Ich würde von editierten Ausgaben abraten, da die Bögen meist total falsch gesetzt sind und somit du eigentlich 100% davon ausgehen kannst, dass du schlicht weg falsch spielst.
 
Urtext Ausgaben beinhalten normalerweise nur was der Komponist wirklich selbst geschrieben hat... ergo gibt's nur Fingersätze, wenn der Komponist welche vermerkt hat, oder?

Es ist recht üblich, scheint mir, dass neben den Fingersätzen vom Komponisten noch Vorschläge vom Herausgeber (natürlich davon unterscheidbar) drinstehen.
 
[*]ad tertium sind die Fingersätze ausgesprochen pianistisch gedacht. (Bei der "alten" Henle-Ausgabe hatte ich immer den Eindruck, da sei ein Cembalist am Werke gewesen. Die neuen Fingersätze - immerhin von Andras Schiff - kenne ich leider nicht.)

Erstmal vielen Dank für den Hinweis auf diese Ausgabe!

Die Fingersätze hängen ja neben der Handgröße und anderen individuellen Vorlieben auch entscheidend davon ab, wie man die Stücke interpretieren möchte, gerade auch hinsichtlich der bei Barockmusik so wichtigen Artikulation.
Wenn ich lese, dass der eine Fingersatz "pianistisch" aussieht, der andere "cembalistisch", liest es sich für mich so, als wäre der "pianistische" Fingersatz ausgeknobelt für romantisches Dauerlegatospiel statt ausgeknobelt für Artikulation auf den Taktschwerpunkten.

Von daher, zumindest nur für mich, unterscheide ich nicht zwischen "pianistischen" und "cembalistischen" Fingersätzen, sondern eher stilbezogen - romantischer Fingersatz und barocker etwa. Ich sehe keinen Grund (für mich), warum ich für ein Stück von Bach auf dem Cembalo oder Clavichord einen anderen Fingersatz nehmen sollte, als auf dem Klavier (ich gehe hierbei von Cembali /Clavichords mit Normtastatur aus, nicht Stummeltasten - bei Stummeltasten natürlich komplett anderer Fingersatz nötig).

Nur als Beispiel: wenn man in den Taktanfang sowieso nicht binden möchte, ist es keine schlechte Idee, wenn man beim Taktanfang in eine neue Lage wechselt,indem z.B. der gleiche Finger auf die andere Taste wechselt, oder Fingerwechsel an diesen Stellen durchführt. Weil man dann zwangsläufig wie gewünscht artikuliert und es einfacher ist, zwischen den Taktschwerpunkten ruhiger zu spielen. Der Gegensatz wäre ein Fingersatz, der dazu ausgelegt ist, Dauerlegato spielen zu können (ob man das dann tut, ist eine andere Sache).

Eine Ausgabe mit Spiralbindung würde ich niemals für etwas nehmen, was mich mglw. Jahrzehnte beschäftigt. Eine Leinenausgabe ist ihr Geld wert, wenn die Ausgabe ein ganzes Leben halten soll.

Der Fingersatz von Andras Schiff bei der neuen Henle-Ausgabe würde mich sehr interessieren, da mich die WTK-Einspielung von Andras Schiff sehr überzeugt. Danke für den Hinweise auf diese Ausgabe!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es gibt übrigens von Henle auch eine Ausgabe ohne Fingersatz!

Das wäre dann die, die ich letztlich präferieren würde.

Will jetzt wirkliche keinen Streit vom Zaun brechen, den hatten wir schon bei dem Thema, aber:

wenn die Ausgabe dann noch das Cis-Dur-P&F statt dessen alternativ in Des-Dur anbieten würde, dann würde ich die mir fehlende Fuge (das Präludium habe ich mir schon mühsam in Cis-Dur reingezogen) lieber in Des-Dur lesen. Und wahrscheinlich auch lieber Ges-Dur statt Fis-Dur, wenn es da Wahlmöglichkeit gibt.
Als Chopin-Geschädigter liegt mir eben Des-Dur besser als Cis-Dur. Chopin war ja so gnädig, bei seinen cis-moll-Stücken wie Fantasie Impromptus oder Walzer op. 64/2 in dem Part, wo er in Dur wechselt, Des-Dur zu notieren statt Cis-Dur. Warum auch unbedingt 7 Kreuze, wenn es 5 Bs auch tun.

Wie gesagt, es liegt mir fern, eine weitere Diskussion darüber anzuzetteln, ob Des-Dur einen anderen Charakter hat als Cis-Dur. Nur eben anmerken, dass es WTK-Ausgaben gib, die Alternativen anbieten, wie eine neuere Peters-Ausgabe.

Aber mich würde interessieren, ob Henle da auch Alternativen hat und ein Einsehen mit solchen Weicheiern wie mich hat, denen eben 5 Bs mehr liegen als 7 Kreuze. :D
 

Nicht einmal Czerny und Bartok, die ja sonst vor nichts zurückschreckt sind, haben ein Einsehen mit Chopin-geschädigten Pianisten gehabt. :mad:

Dafür aber Peters, zumindest habe ich eine ältere DDR-Ausgabe bei jemandem gesehen, bei dem das Cis-Dur P&F im Anhang zusätzlich in Des-Dur ausgegeben war. Zusätzlich zu Fis-Dur alternativ in Ges-Dur ist es auch in meiner Peters-Ausgabe.

Wobei Cis-Dur eignetlich harmlos ist: Jede Note liegt einen Halton höher - man braucht sich keine Ausnahmen zu merken.

Stimmt, und in den Erläuterungen von Hermann Keller zum WTK habe ich gelesen, dass offenbar die Kreuze nachträglich in die Noten geschrieben wurden - Bach brauchte ja lediglich die 7 Kreuze reinschreiben und die Kreuze im Notentext durch Doppelkreuze ersetzen, und schon war die Cis-Dur-Lücke in der Sammlung geschlossen.
 
hallo,

bzgl des vermeintlichen handicap "Chopin-geschädigt": Chopin war wohl zeitweilig damit befasst (so in seinen Briefen), eine WTK Ausgabe zu redigieren - schade dass er dieses Projekt nicht fertig gestellt hat! Er hat es ja geliebt, das WTK und viel und oft daraus gespielt.

Gruß, Rolf

(ach nebenbei noch: von V. Margulis gibt es eine Publikation über religiöse Motive/Symbole im Bachschen Klavierwerk, evtl nicht uninteressant)
 
Man kann die Erarbeitung eines Cis-Dur Werkes auch mal aus der Perspektive sehen, dass man dadurch seine Lesefähigkeit von Notentexten mit vielen Vorzeichen verbessert.
Vermutlich wird man dann allgemein besser mit vielen Vorzeichen zurecht kommen :)

Im Sinne von H.Neuhaus Gedankengang, dass ein Streichquartett, das die große Fuge Beethovens erarbeitet hat, überhaupt alle anderen Quartette dann besser spielen wird. (Es ist wohl ein abartig schwieriges Werk für ein Streichquartett) :D

lg marcus
 
...aber ich suche eben KEINE Urtextausgabe sondern was editiertes... Ich will mir nicht die Fingersätze selber suchen müssen (nur anpassen, falls mir was besser gefällt) und ein guter Interpretationsvorschlag ist eine feine Sache...

Mal ne ganz klugscheißrige Anmerkung: Auch Urtextausgaben sind ediert (=von jemandem herausgegeben). Das Gegenteil von Urtext, mit Phrasierungsbögen, Dynamik- und Tempobezeichnungen usw. vom Herausgeber, sind interpretierte (oder interpretierende?) Ausgaben.
 
Vielleicht hat ja jemand die Fuge als CAPELLA-, Finale- oder Sibelius-Datei und kann sie auf bequemem Weg enharmonisch tauschen.

Solche Dateien fänd´ich klasse, auch wenn man ein Stück flink transponiert spielen will.Denn ohne Noten geht das bei mit ein bischen zäh...
Wenn jemand weiß wo man dergleichen kaufen oder herunterladen kann, würde mich sehr freuen.

Und zum Topic:Ich kann mit der von Schiff editierten Ausgabe wenig anfangen :(
(Diese Fingersätze erlauben mir jedenfalls kein legato..)
Greetings,
classican
 
Und zum Topic:Ich kann mit der von Schiff editierten Ausgabe wenig anfangen :(
(Diese Fingersätze erlauben mir jedenfalls kein legato..)

... Womit wir wieder beim Thema sind, dass Fingersätze nicht getrennt von der musikalischen Gestaltung zu sehen sind.
A. Schiff ist eben wie die überwiegende Mehrheit der Interpreten barocker Musik der Auffassung, dass man nicht auf Biegen und Brechen unbedingt das WTK von vorne bis hinten legatomäßig glattbügeln muß.
 

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