Wituk&Manturu (Drei Klavierstücke werden vorgestellt)

Die Seite mit der Mensuralnotation war ja nur eine Übung in Notenkalligraphie. Mir erschien sie trotzdem zuviel des Guten. Deshalb meine Meinung zum guten Papier.
 
Hallo,

ich habe vor 4 Tagen hier meine Musik vorgestellt. In den sehr vielen Antworten waren einige wenige dabei, die sich direkt auf meine Musik bezogen. Auf Grundlage derer und vielen Hinweisen in die gleiche Richtung, teile ich folgende Einschätzung:

Das vorgestellt Werk wird mehreren Ansprüchen nicht gerecht. Als „Ganzheit“ überzeugt es nicht, und weckt keine Neugier, musikalisch ist es mangelhaft. Es ist wenig wahrscheinlich, dass der Autor, auf bisherige Weise fortfahrend, daran etwas grundlegend zu ändern vermag. Es gibt Wege, wie sich die Musik verbessern ließe.

Nun konkret:

Vielleicht wäre es eine Übung für dich, mit dem berüchtigten "Fingerpedal" zu experimentieren. Damit kann man etwas ähnliches, wie den Pedaleffekt erreichen, ohne das Pedal auch nur zu berühren. Man lässt die Finger auf den Tönen liegen, welche weiter klingen sollen.
Anfangs ist das ungewohnt (zumindest ging mir das so), aber dadurch ergeben sich unglaublich viel mehr Möglichkeiten, als dir das "Alles oder nichts" der Pedallerie bietet.

Dieser Satz mit „Das Alles oder Nichts der Pedallerie“ hat mich so überzeugt, dass ich den Pedalstecker gezogen habe und dieses bis auf weiteres nicht mehr benutzen werde. Denn das Pedal ist nicht mein Freund, Klavierspielen ist nicht Autofahren, und beim Saubermachen ist´s so auch einfacher. Natürlich habe ich auch immer mal ohne Pedal gespielt, aber nicht mit Sorgfalt. Eben gedacht: fehlt halt das Pedal. Mit diesem Hinweis von dir denke ich: es fehlt die Sorgfalt. Ich habe ein bisschen probiert und es ist wirklich interessant.


Vielleicht hilft es dir, "Miniaturen" zu komponieren ... also wirklich ganz kurze Stücke, in denen du dich darauf konzentrierst ein Thema klar herauszuarbeiten.
Das mag leicht klingen, aber gerade der darin verlangte Minimalismus birgt Herausforderungen ... gerade wenn man eine Melodie eher "mit großem Orchester" im Kopf hat (ich hoffe du verstehst diese Metapher).

@DerOlf: Also ich spiele auch mit Orchester :) Zum Vorschlag mit den Miniaturen. Ich glaube, hier liegt ein großes Problem. Meine ganze Musik sind im Grunde Miniaturen. Das heißt nicht, dass sie als solche gewollt wären, es ist eben so dass ich nur für ca. ein bis zwei Minuten eine schaffen kann, und nicht für länger. Ich nenne sie jetzt lieber „Einheit“ als Miniaturen. (Für „Einheit“ gibt es sicher ein besseres Wort, Du verstehst mich aber?) Wenn etwas von mir doch länger ist, ist dies zusammengesetzt aus mehreren dieser Einheiten, die nichts weiter miteinander zu tun haben, als dass sie gleichzeitig entstanden, (durchaus auch beim zusammenkitten) und von mir als zusammenpassend empfunden wurden. Das Stück „Wituk“ enthält so 4-5 dieser Einheiten.

Und das alles kann man eben nur mit Hilfe, Interesse auch an der angeblich so trockenen Musiktheorie, mit fachlicher Hilfe und einem "offenen Geist" lernen zu verbessern. Solange Du keine Ahnung von Musiktheorie hast, wirst Du Dich nicht weiter entwickeln. Als Wissenschaftler müsste Dir das eigentlich klar sein.
Es gibt so viel Bücher über Musiktheorie, auch über die wissenschaftliche Seite von Musik (Auswirkung auf Psyche, geschichtliche Entwicklung der Musik, die Mathematik in der Musik uswusf)...

@antje2410 Das ist das große Problem für mich: Wie lässt sich eine größere Einheit erzeugen? Da glaube ich, die Antwort liegt in der Harmonielehre oder in der Formenlehre, oder in beidem. Vorn weder noch habe ich derzeit Kenntnisse. Welche Lektüre würdest Du genau empfehlen?


Wenn ich von "Holperern" schreibe, die mich irritierten, dann meinte ich nicht, oh, da war wohl eine falsche Taste dabei und wurde schnell korrigiert - sowas kann passieren und ist überhaupt kein Problem. Ich meine, dass es zu viele abrupte Übergänge gibt.


- Bei den beabsichtigten "Brüchen" hört es sich so an, als wärst Du selber nicht davon überzeugt, und unsicher, was Du da jetzt spielen möchtest.

- Dein Timing passt oft nicht, es hört sich aber nicht so an, als sei das geplant.

@Dorforganistin und Antje: Erklären sich so die „Holperer“, Brüche und schlechtes Timig? Oder meint ihr noch etwas anderes?


Dann stell doch z.B. mal vom ersten Stück die Noten hier ein. Dann lässt sich auch viel mehr dazu sagen, wo und wie man Übergänge gestalten könnte, wie Phrasierungen entstehen und so weiter.

Ich habe gestern, um zu zeigen, dass ich hier keine Geschichten erzähle, Noten eingestellt. Die sind von einem anderen Stück, zu dem ich weiter unten noch etwas sagen werde. Jetzt aber: das ist so eine „Einheit“, innerhalb derer keine Brüche sind, für mein Empfinden. Was meinst Du? Du findest sie im Beitrag #73.

Als Tipp für die Strukturierung eigener Stücke empfehle ich dir die Beschäftigung mit den verschiedenen Parametern der Musik.
Also Tonhöhe, Lautstärke (Dynamik), Rhythmus (Zeit), und Harmonie. Stelle dir die Frage, was auf diesen Dimensionen passiert (betrachte sie dabei ruhig isoliert). Auch aus Unterschieden auf diesen Dimensionen kann sich eine Struktur ergeben ... eine Form mit verschiedenen teilen.

@DerOlf: Ich habe schon mal ohne Pedal herumprobiert. Es ist wirklich interessant, und ich denke, dass ich da viel entdecken werde. Ich will nicht die Schuld auf das Pedal schieben, ich habe es entfernt, weil ich dabei erstmal nicht brauchen kann.

Aber jetzt mal konstruktiv:
- Jedes Stück dreht sich um einen bestimmten Tonraum, in dem Du Dich sicher fühlst. Du brichst nicht aus. Klar, das ist das Problem der Anfänger: Sie suchen sich das, wo sie sich gut fühlen, weil sie nicht wissen, was möglich ist.
- Das Gleiche gilt für die Art der Musik: Sie ist ohne Ecken und Kanten, ohne Spannung, ohne Dynamik (p/f/cresc. oder oder oder). Sie ist immer in einer Lautstärke, in einem bestimmten Tempo gehalten. Da, wo Du Dich "künstlerisch" eben wohlfühlst: Auf der sicheren, komfortablen Seite.

- Du spielst mehr oder weniger nur mit einem Notenwert, und hast den Drang, jede Sekunde mit einem Ton zu füllen. Aber es gibt auch lang gehaltene Noten, die einem Stück Spannung geben, es gibt schnellere Noten, die eine Dynamik aufbauen, Synkopen, Backbeat-Rhythm, uswusf.
- Man kann Akkorde einsetzen und nicht nur eine Note nach der anderen spielen. Akkorde setzt Du nur spärlich, und dann etwas "unambitioniert", bzw. Arpeggien.

@antje2410 Das sind die Symptome der Eintönigkeit. Jemand hatte auch geschrieben, dass beim Verschieben der Wiedergabeposition man immer nur dasselbe hört. Ich habe diese Beobachtung auch gemacht und sie erfolgreich immer wieder verdrängt. Ist ja auch ärgerlich. Selber sehe ich das so: „Du hast da vielleicht einen kleinen Individualstil kreiert, der da allenfalls eine Single, mit B-Seite, hergibt, und mehr nicht. Wenn es eine EP werden soll, dann muss frischer Wind in die Bude.“

Mein nächster Schritt wird das Suchen eines Klavierlehrers sein. Große Ansprüche muss ich gar nicht stellen. Schon bezüglich Fingersatzes und Akkordgreifen kann ich was lernen. Ich habe nun auch nicht mehr die Furcht, ich könnte meine Musik vergessen, wenn ich mal was anderes spiele, da ich ja die Noten habe. Bis ich ein bisschen weiter bin, wird es erstmal dauern.

Habe ich etwas vergessen oder nicht beachtet, dann weist mich nochmal darauf hin.

Ich danke Euch sehr.

In der Zwischenzeit (ich habe den ganzen Vormittag geschrieben) sehe ich es gab noch mehr Antworten. Dazu später.

Viele Grüße Jan S
 
Ich finde es richtig gut, wie du mit der Kritik umgehst, und welche (zumindest zunächst gedankliche) Entwicklung diese Kritik bei dir hervorruft.
Habe ich etwas vergessen oder nicht beachtet, dann weist mich nochmal darauf hin.
Mich interessiert, was du zu meinem Beitrag (#12) sagst, also zum Thema „Grundprinzipien der Formenlehre“.
Wenn du weiterkommen willst, arbeite unbedingt daran, dich kurz zu fassen und zwischen deinen Ideen einen sinnvollen Zusammenhang zu schaffen. Komprimiere deine musikalischen Gedanken auf das Wesentliche und schaffe Zusammenhänge zwischen den Teilen durch die Grundprinzipien der Formenlehre: Wiederholung, Variation und Kontrast.
In der Auseinandersetzung mit der Formenlehre (neben Harmonielehre) sehe ich das größte Potenzial bei dir.
Du hast ja nach Literaturtipps gefragt: Als Literatur zur Formenlehre empfehle ich übrigens Clemens Kühn: Formenlehre der Musik.
 
Du bist also - im Gegensatz zu anderen Bereichen Deines Lebens - in diesem Metier tatsächlich auf einem kindlichen Entwicklungsstand. Ist ja erstmal völlig OK - ob man das dann aber im World Wide Web allen präsentieren muss, ist eine zweite Frage.
Die Gleichen Gedanken hatte ich auch.
@Jan S Allerdings hat mich schon gerührt, mit welcher Hingabe Du die Noten gemalt hast und das meine ich nicht despektierlich. Mir zeigt es, dass Du Dich liebevoll mit der Materie beschäftigst, allerdings - und da gebe ich @hasenbein recht - ist es dein sehr persönlicher Zugang und von Kunst mag ich in dem Zusammenhang bei Weitem nicht reden. Du entdeckst die verschiedenen Facetten von Musik, das ist wunderbar und ein Anfang.
Bei Kindern, die ihre ersten Bilder malen, redet man ja auch nicht von Kunst, was sich daraus entwickelt, zeigt die Zeit. Und das ist der normale Hergang der Dinge.
 
Nenne es "Einheiten" oder nicht so. Aber bitte nicht "Minuten machen". 60-90 Sekunden reichen dicke, wenn man unbedingt eine Stoppuhr gebrauchen will.

Die ersten Nummern aus "Album für die Jugend" haben oft nur 2-4 Akkoladen und sind schon runde Sachen.

ad Formenlehre: ich würde jetzt nicht 'nen dicken Wälzer zum Durchlesen vorschlagen. Als ich anfing, habe ich viel im Buch von Leichtentritt herumgeschmökert. Uraltes Buch, aber definitiv nicht schlecht.

Im Zweifelsfall bissel im WWW herumlesen und eigene Schlussfolgerungen ziehen.

Wenn gar nichts geht: dtv-Atlas zur Musik, Bd. 1. (Bd. 2 ist nicht ganz so gut, aber braucht man zum Komponieren auch nicht.)

(Die Bücher von de la Motte sind für Fortgeschrittene gedacht, die mit der Detailfülle besser klar kommen können.)
 
Dieser Satz mit „Das Alles oder Nichts der Pedallerie“ hat mich so überzeugt, dass ich den Pedalstecker gezogen habe und dieses bis auf weiteres nicht mehr benutzen werde.
Ganz so krass hatte ich das nicht gemeint ... das Pedal bietet Möglichkeiten, die nur das Pedal bietet (z.B. die Resonanz aller Saiten der Töne C, E und G wenn du einen C-Dur-Akkord bei getretenem Pedal anschlägst), auf die ich ungern verzichten möchte.
Durch die Entfernung des Pedals hast du diese Klangmöglichkeit nicht mehr ... aber manchmal muss man sich eine Möglichkeit auch verbieten, um auf andere Ideen zu kommen.
Da ich bis vor wenigen Jahren nur an akustischen Klavieren spielen konnte, habe ich nicht dran gedacht, dass man bei einem Digi die Pedallerie ja auch einfach abstöpseln kann (bei akustischen Klavieren kann man die auch kastrieren, aber das ist komplizierter, als einen Stecker zu ziehen).

Wie dem auch sei, ich glaube, dass es sich für dich lohnen wird, eine Weile bewusst auf's Pedal zu verzichten ... wahrscheinlich bemerkst du als erstes, dass es Dinge gibt, die nur mit Pedal funktionieren (technisch und vom Gehör her), und andere Dinge, die auch gut ohne Pedal gehen, die dann aber nicht mehr ganz so voll klingen (wegen der fehlenden Resonanz nicht angeschlagener Saiten).

Was ich dir eigentlich empfehlen wollte (Unterschiede zwischen "mit" und "ohne "Pedal" hörend erleben) wird allerdings nur funktionieren, wenn du das Pedal wieder anschließt ... aber das drängt nicht.

Ich wollte eigentlich nur, dass du dich bewusst mit deinen Füßen und der Rolle, die sie in Klaviermusik spielen können, beschäftigst.
Ich nenne sie jetzt lieber „Einheit“ als Miniaturen. (Für „Einheit“ gibt es sicher ein besseres Wort, Du verstehst mich aber?)
Ich habe eine wage Vorstellung.
Der Name ist (mir) am Ende relativ egal.

Ich habe durch das Auskomponieren kleiner Stücke (4, 8, 16 Takte) gelernt, eine Melodie auf verschiedene art auszukomponieren ... hätte ich das systematischer gemacht, könnte man es wohl "Stilstudien" nennen.
Es waren sozusagen "Kompositionsübungen" für mich ... nicht, dass mir das immer gelungen wäre, aber wenn ich eine Melodie habe, dann versuche ich sie durchaus mal "ala Brahms" oder "ala Mozart" auszuführen

Es begann wohl in einem Kurs über den Zwei- bis Vierstimmigen Satz. Da gab es vom Dozenten oft kurze Melodien (meist Solmisationsübungen), welche nach und nach mit einer oder mehreren Gegenstimmen ("Kontrapunkt" möchte ich das auf dem Level nicht nennen) zu versehen waren.
Wir haben uns die Ergebnisse aller Kursteilnehmer dann am Klavier angehört ... und bei genau dieser Reflexion habe ich für mich gelernt, dass mein Weg nicht der einzig mögliche ist ... obwohl ich an einigen Stellen zuvor tatsächlich dachte "das geht doch garnicht anders".

Daraus hat sich eine Gewohnheit entwickelt ... ich teste mit Noten rum (mittlerweile nicht mehr nur mit meinen eigenen) ... und ich denke, dass das meiner eigenen Komponierarbeit durchaus gut getan hat, nicht nur im eigenen Saft zu gahren, sondern auch mit den "großen Melodien für Millionen" einfach mal Schindluder zu treiben, und zu sehen, was dabei am Ohr ankommt.

Um die Ergebnisse geht es dabei nichtmal ... es geht um die Beschäftigung mit einer Melodie, einem Hamonierahmen, verschiedenen Rhythmiken. Warum nicht mal die "Ode an die Freude" in "Swing" oder "HipHop"-Style ausprobieren? ... wenns scheiße klingt, dann wirds vielleicht trotzdem ein Spass, und wenn man denkt, dass das Ergebnis nichts mehr mit der "Ode an die Freude" zu tun hat, dann hat man doch immerhin einiges über "Swing-" oder "HipHop-Style gelernt ... und vielleicht gefällt es einem ja trotzdem.
Der Weg ist dabei im wahrsten Sinne bereits das Ziel, denn die Beschäftigung mit Musik wird dich immer irgendwie auch ein Stück weiter bringen.
Das Stück „Wituk“ enthält so 4-5 dieser Einheiten.
Ich habe oft Ideen, mit denen ich dann herumexperimentiere (in Improvisationen).
Am Anfang ist es oft ein komplettes "Ding", mit einer Melodie und ausformulierter Begleitung (so ausformuliert, dass mir das notieren manchmal zu mühsam ist).
Bei der Improvisation verlasse ich dann (mehr oder weniger bewusst) das Begleitschema ... ich breche die Rhythmik auf oder reduziere sie auf die Vorstellung der Harmoniefolge (manchmal bleiben dabei nur wenige Töne übrig).
Und schon sind es im Grunde mehrere Parts ... einmal mit lose vorgestellten Harmonien und einmal mit komplexem Begleitmuster.
Am Übergang zwischen den Parts wird die Musk ganz automatisch dynamischer, und es entsteht eine hörbare Entwicklung aus der sich nach und nach der Grundgedanke verdichtet.
Aus so manchem auf diese Weise generierten "Intros" oder Übergängen ist schon ein 2. oder 3. Thema entstanden, mit denen ich dann ähnlich verfahren bin ... und einige Jahre später wird daraus dann vielleicht sogar ein mehrteiliges Stück.

Meine Arbeitsweise ist natürlich nicht die schnellste und auf ein "Werkeverzeichnis" von über 1.000 Werken (wie bei J.S.Bach) werde ich so nicht kommen. Aber wenn ich auf die letzten 25 Jahre zurückblicke, dann erfüllt es mich mit Stolz, zu sehen, dass gut 50% der Stücke einer meiner Bands aus meiner Feder stammen und ich mehrere Bücher voller musikalischer Skizzen und Fragmente mein eigen nennen kann ... aus all dem kann sich was entwckeln ... und das fühlt sich einfach gut an.


Was anderes ... du hattest hier irgendwo geschrieben, du würdest in Brasilien leben (oder hab ich das falsch verstanden?).
Mich interessiert, wo ungefähr (Antwort gerne auch per PN).

Ich spiele seit Jahren Cavaquinho und Gitarre in einer kleinen Bossa Kombo.
Wir bespielen relativ regelmäßig Veranstaltungen verschiedener brasilianischer Gemeinden in Deutschland (z.B. zu Sao Joao ... oder einfach zu Weihnachten). Ich werde immer sehr zweifelnd angeschaut, wenn ich den Leuten erzähle, dass meine ethnischen Wurzeln doch eher im heutigen Russland liegen (Ostpreußen), als in Südamerika oder Portugal. Ich werde oft gefragt, ob es da nicht doch irgendwo brasilianische Wurzeln gibt, weil die sich irgendwie schlecht vorstellen können, dass drei Deutsche und eine Brasilianerin die alten Hits aus den 1960er und 70ern in einem so authentischen Feeling rüberbringen können ... dabei ist das Geheimnis so einfach ... Spass an der Musik ... und Spass an der Gemeinschaft mit dem Publikum (wenn du deine eigene Band vor brasilianischem Publikum nicht mehr hörst, dann weißt du, dass du gut bist ... sonst würden die nicht begeistert mitsingen und tanzen).

Unsere Sängerin ist die einzige Brasilianerin (kommt aus Sao Paolo), und hat selbst einmal zu uns gesagt, dass sie diese Band als unglaublichen Glücksgriff empfindet. Die drei Deutschen (Gitarre, Cavaquinho, Percussion) kennen sich schon seit Kindesbeinen an, machen seit 30 Jahren miteinander Musik und sind daher eine Formation, mit der sie improvisieren kann ... sie kann sich spontan bei einem Auftritt überlegen, die Form heute mal anders zu gestalten (also die Parts anders zu kombinieren, als im Original). Die Band macht das mit ... und dadurch kann sie auf Publikum reagieren und sich spontan entscheiden "wir spielen jetzt Choro ... die Leute wollen tanzen".
Diesen Luxus hat sie wohl in keinem ihrer anderen Projekte ... da gibt es dann immer Stunk, wenn sie die Form live über den Haufen wirft (ich kann das verstehen).
Bei "Sambaloca" klappt das ... und sie genießt das ganz offensichtlich.
 
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Genau das ist ja das Ding, das ich meine!

Der Fragesteller weiß ja gar nicht, wen er vor sich hat und wie qualifiziert dieser überhaupt ist. Daher kann er der Aussage des Antwortenden, würde er ruhig und rational reagieren, bestenfalls begrenzten Wert beimessen. Aufgrund der Aussage aber total niedergeschmettert und/oder demotiviert zu sein, zeigt jedoch, dass er genau diese realistische Einschätzung/Abwägung nicht vorzunehmen imstande war und rein emotional-impulsiv reagiert hat.

Habe mal willkürlich einen Beitrag zum Kommentieren rausgegriffen, einen, der einfach kompletter Quatsch ist und dessen Autor ein Freund der klaren und einfachen Sprache ist. Wenn man sich die Mühe (Aufnahme) macht und ins Internet bzw. in ein Klavierforum ein Stück von sich einstellt (und das ist für einen Anfänger Mühe), kann man anhand der Antworten sehr wohl unterscheiden, ob jmd. einen hilfreichen, weiterführenden Kommentar gibt, mit Aspekten, die man als Anfänger z.B. erst mal nachschlagen oder -googlen muss, um die Antwort zu begreifen oder einen inhaltslosen Beitrag a la "Super gelungen" oder eben auch "Lass es doch gleich bleiben" etc., der einem nicht viel bringt, postet.
Zum Thema "niedergeschmettert/demotiviert": Das ist doch ebenfalls nur eine Mutmaßung und Interpretation. Haha, den möchte ich sehen, der von einer Kritik von einem Clavio im echten Leben nachhaltig niedergeschmettert ist.
Das einzige, was nervt, ist, wenn Kritik nicht in sachlichem Ton rübergebracht wird, sondern polemisch, beleidigend, vorauseilend interpretierend, unterstellend, pauschal, etc. pp....
 
Wenn eine Replik einen gar nicht wirklich niederschmettert/demotiviert, sondern nur kurzzeitig aufregt, dann gibt es doch umso weniger Grund, darum ein Bohei zu machen.

Meiner Ansicht nach wollen manche Leute einfach ihre Mitmenschen so steuern, dass sie ihnen jegliche negative Emotion (und beispielsweise auch Selbstkritik) ersparen. Dafür ist Shaming stets ein probates Mittel.
 
Ich finde, die Welt wäre schöner, wenn einem UNNÖTIGE negative Emotionen erspart blieben. Es gibt genug nötige bzw. unvermeidliche. Das wäre elementare Höflichkeit und hat noch lange nichts mit "safe spaces", "Schneeflocken", etc. zu tun. Auch nichts mit der Vermeidung von Selbstkritik.
 

Es gibt genug nötige bzw. unvermeidliche.
Für mich schließt sich da direkt die Frage an, in welche Kategorie du das beliebte "nach oben buckeln, nach unten treten" einsortieren würdest.
Ich halte das für unnötig ... aber ich bin mir sicher, dass andere das vielleicht nicht für wichtig halten, aber ohne eventuell einfach durchdrehen würden.
Also wirds gemacht und teufel wie legitimiert ... zum Beispiel durch ein pseudopädagogisches Märchen ...

Negative Psychologie? ... für mich ist das ein ganz billiger Selektionsmechanismus mit dem Lehrer das uralte und längst überwundene Konzept des "Unterrichtes für den Mittelkopf" ermöglichen wollen, weil es ihren Arbeitsalltag erleichtert, wenn sie alle entfernen, die mit ihren Methoden nicht funktionieren.
 
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Für mich schließt sich da direkt die Frage an, in welche Kategorie du das beliebte "nach oben buckeln, nach unten treten" einsortieren würdest.
Ganz klar "unnötig". Das nach unten Treten ist ja nicht einmal der Karriere förderlich, sondern Machtmissbrauch und Frustabbau.

Aber hier im Forum sind wir ja nicht einmal in so einer Hierarchie.
 
Aber hier im Forum sind wir ja nicht einmal in so einer Hierarchie.
Hier gibts nur keine Karriere, der das irgendwie förderlich wäre.
Aber das bedeutet doch nicht, dass man im Arbeitsalltag antrainierte Verhaltensweisen beim LogIn ablegt.

Wenn es hier so etwas wie eine Hierarchie gibt, dann ist das eine Hierarchie des Wissens und Könnens.
Viele hier wissen mehr als Ich ... und das weiß ich (ich merke es an den Beiträgen), also werde ich automatisch hellhörig, wenn ein @rolf oder @chiarina in einem Faden etwas posten.
Ich lese das in der Hoffnung, was zu lernen ... und ich stolpere aber immer wieder über Kommentare (anderer User), bei denen ich mich einfach nur frage, ob das denn nun wirklich nötig war.

Wenn jemand um konstruktive Kritik bittet (was @Jan S getan hat), dann ist es einfach unnötig zu schreiben, dass die Musik unreif sei und nichtmal ausreiche, um dem Poster Talent zu bescheinigen.
Ein solcher Post ist NUR unnötig und sehr weit von konstruktiver Kritik entfernt ... zumindest, wenn der Poster seine Motivation nicht im Ansatz zu erklären versucht ... obwohl er drauf hingewiesen wurde, dass solche Posts dem TE und den Lesern wenig bringen.
 
Ich bin da ganz bei dir. Du scheinst zu glauben, dass ich anderer Meinung bin. Oder wieso schreibst du mir das?
 
Ach so, verstehe. Online kommt fast immer ein Widerspruch, wenn man zitiert wurde. Deswegen war ich nicht sicher, wie es gemeint ist...
Welche Ehre, hier mit "Athen" bezeichnet zu werden! ;-)
 
Ich wollte nur drauf hinweisen, dass auch nicht jeder wichtige Verhaltensweisen aus seinem Alltag einfach ablegt, nur weil er nun im Netz schreibt ... oft ist es sogar genau andersrum ... viele sehen in der Anonymität des Internets eine Chance, mal richtig die Sau raus zu lassen oder sich neu zu erfinden.
Welche Ehre, hier mit "Athen" bezeichnet zu werden!
Ich verwende das als Platzhalter für "Ich muss Niemandem Wissen vermitteln, welches der schon hat".

"ich muss keine Eulen nach Athen tragen" ist einfach etwas kürzer und wird auch verstanden:lol:
 
Mittlerweile geht es auf 4 von 5 Seiten nicht mehr um das Thema.
Ich mach mal zu....
 

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