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Liebe Clavios!
In diesem Faden möchte ich ein Problem schildern, das für mich in den letzten Monaten entstanden ist: Ich erwäge aus verschiedenen Gründen meine Klavier-Aktivitäten drastisch einzuschränken oder sogar (zumindest zeitweise) ganz aufzugeben/auszusetzen.
Die Ausgangslage: Ich spiele seit 30 Jahren Klavier! Mit voller Überzeugung, vollem Engagement und vollem Ehrgeiz war ich in den 5 Jahren vor meinem Abitur (damals überwiegend klassisch) und in den vergangenen 6 Jahren (überwiegend Jazz) dabei (soweit das neben Vollzeitjob und Familie eben möglich ist). In der Zeit dazwischen habe ich ohne Qualitätsanspruch und ohne regelmäßiges Üben "nur" Keyboard in Rock-/Pop-Bands gespielt.
Vor 6 Jahren habe ich dann wieder angefangen und mich ernsthafter in den Jazz eingearbeitet.
Damals habe ich dann wieder tgl. im Schnitt 2 Stunden geübt, seit vor 3 Jahren das erste Kind kam "nur" noch 1 bis 1 1/2 Stunden, sicherlich über weite Strecken unzweckmäßig, aber immer strukturiert und systematisch. Mit den Lehrern lief es nicht optimal, ich hatte 3 verschiedene, beim ersten habe ich mich nicht so gut versorgt gefühlt, beim zweiten stimmte alles, er hatte dann aber schnell keine Zeit mehr für mich, beim aktuellen Lehrer fühle ich mich nicht falsch aufgehoben, aber nach dem großen Volltreffer fühlt es sich nicht an. Ich hatte mit 2 verschiedenen Jazzbands immer mal wieder sporadisch Auftritte in den lokalen kleinen Clubs, die normalsterblichen Amateur-Bands eben so zugänglich sind. Seit ich 2011 ein Klavier gekauft habe (davor hatte ich 16 Jahre lang nur Digis) habe mich auch im Solo-Jazz-Piano versucht und konnte relativ bald auch kleine Bar-Piano-Auftritte an Land ziehen. Nichts davon hat irgendwo Begeisterungsstürme ausgelöst, aber die Resonanz war immer wohlwollend. Ich habe auch immer wieder mal Aufnahmen hier bei Clavio gepostet und aus Euren Rückmeldungen viele Lehren gezogen (hier seien ausdrücklich Hasenbein, cwtoons und pianochris hervorgehoben !!!).
Das alles erzähle ich jetzt nicht um anzugeben, sondern: Obwohl weder meine Band-Aktivitäten noch mein Solospiel mehr als amateurhaft sind (semiprofessionell wäre schon deutlich übertrieben) habe ich subjektiv gefühlt im Rahmen meiner Möglichkeiten einiges erreicht und bin mit den vergangenen Jahren klaviermäßig ziemlich zufrieden. Ich war mit Bands unterwegs, habe solo vorgespielt, habe vorzeigbare Aufnahmen gesammelt. Natürlich habe ich immer noch das Gefühl Fortschritte zu machen auch wenn das naturgemäß in immer langsamerem Tempo passiert. Wenn ich einen neuen Aspekt für mich entdeckt habe und mich hineinarbeite denke ich sogar oft, dass es eigentlich jetzt erst richtig losgeht.
Das Problem: Das erreichte Niveau zu halten oder sogar noch zu steigern ist nur möglich, wenn ich auch weiterhin mindestens so viel Zeit wie bisher investiere. Und genau da wird es eng. Zum einen liegt das daran, das demnächst das zweite Kind kommt. Außerdem verspüre ich seit ca. einem Jahr schleichend immer mehr das Bedürfnis mal wieder mehr zu lesen, Freunde zu treffen, abends keine Hektik zu machen, damit ich noch üben kann, usw.
Das Üben/Spielen macht mir unverändert Riesenspass, wenn ich erstmal dabei bin, aber davor fällt es mir zunehmend schwer bzw. ich habe häufig einfach keine Lust wieder den größten Teil des Abends auf der Klavierbank zu verbringen. Meine Frau ist bisher erfreulichst tolerant und hat deshalb nie wirklich gemeckert.
So weiter zu machen wie bisher ist mir in der jetzt kommenden Lebensphase (Vollzeitjob und wachsende Familie) schlicht nicht möglich bzw. nur unter einem Zeit-/Kraft-Aufwand und Stresslevel, den ich mir und meiner Familie nicht dauerhaft zumuten möchte.
Was tun?
Möglichkeit a: Erstmal ganz aufhören.
Da ich mit meinem Tun der letzten Jahre zufrieden bin ist der Ansporn etwas auf die Beine zu stellen erstmal raus. Soweit so gut! Da kann man sich doch erstmal auf den gefühlten Loorbeeren ausruhen und anderen Dingen im Leben Priorität einräumen. Diese Situation habe ich schon mal erlebt, als ich nach dem Abitur mit dem regelmäßigen Üben erstmal aufgehört habe. Mein Lehrer hat mir damals gesagt: "Du musst wissen, wenn du jetzt zurückschaltest, dann kannst Du zwar Dein altes Niveau wieder erreichen, es noch zu steigern wird Dir aber nach einer längeren Pause nahezu unmöglich sein." Genau hier habe ich Bedenken. Mir ist natürlich klar, dass mir, auch wenn ich jetzt weitermache wie bisher, keine großen sondern bestenfalls überschaubare Niveau-Sprünge möglich sind. Andererseits ist die Aussicht abschreckend, dass ich nach einer 1 bis 5-jährigen Pause auch mit vollem Einsatz mein jetziges Niveau nur nach sehr langer Zeit wieder erreichen kann oder sogar deutlich darunter bleibe.
Möglichkeit b: Auf Sparflamme weitermachen.
Der Vorteil: Weil Ohren und Finger dann nicht ganz einschlafen, lässt sich vielleicht die Ausgangslage für ein späteres Wiedereinsteigen optimieren.
Der Nachteil: Ich würde täglich darunter leiden, wenn ich merke, dass alles nur noch schlechter geht als vorher. Muss ich mir das antun?
Möglichkeit c: Nicht verkrampfen, dran bleiben und einfach irgendwie weiter machen, auch wenn phasenweise nur wenig oder keine Übezeit vom Tag übrigbleibt.
Das hätte aber den gleichen Nachteil wie Möglichkeit b.
Hat hier jemand Erfahrungen? Insbesondere damit, wie schnell und weit die Improvisationsfähigkeiten bei einer längeren Pause den Bach runter gehen?
Miles Davis soll nach seiner Drogenauszeit 3 Jahre gebraucht haben und seinem früheren Ton nahezukommen. Ronnie Mathews soll sich nach einer jahrelangen Pause sehr gequält haben zur alten Fingerfertigkeit zurück zu finden.
Ich bin für jeden Tip, jeden Erfahrungsbericht, jedes Wachrütteln dankbar!
LG
TJ
In diesem Faden möchte ich ein Problem schildern, das für mich in den letzten Monaten entstanden ist: Ich erwäge aus verschiedenen Gründen meine Klavier-Aktivitäten drastisch einzuschränken oder sogar (zumindest zeitweise) ganz aufzugeben/auszusetzen.
Die Ausgangslage: Ich spiele seit 30 Jahren Klavier! Mit voller Überzeugung, vollem Engagement und vollem Ehrgeiz war ich in den 5 Jahren vor meinem Abitur (damals überwiegend klassisch) und in den vergangenen 6 Jahren (überwiegend Jazz) dabei (soweit das neben Vollzeitjob und Familie eben möglich ist). In der Zeit dazwischen habe ich ohne Qualitätsanspruch und ohne regelmäßiges Üben "nur" Keyboard in Rock-/Pop-Bands gespielt.
Vor 6 Jahren habe ich dann wieder angefangen und mich ernsthafter in den Jazz eingearbeitet.
Damals habe ich dann wieder tgl. im Schnitt 2 Stunden geübt, seit vor 3 Jahren das erste Kind kam "nur" noch 1 bis 1 1/2 Stunden, sicherlich über weite Strecken unzweckmäßig, aber immer strukturiert und systematisch. Mit den Lehrern lief es nicht optimal, ich hatte 3 verschiedene, beim ersten habe ich mich nicht so gut versorgt gefühlt, beim zweiten stimmte alles, er hatte dann aber schnell keine Zeit mehr für mich, beim aktuellen Lehrer fühle ich mich nicht falsch aufgehoben, aber nach dem großen Volltreffer fühlt es sich nicht an. Ich hatte mit 2 verschiedenen Jazzbands immer mal wieder sporadisch Auftritte in den lokalen kleinen Clubs, die normalsterblichen Amateur-Bands eben so zugänglich sind. Seit ich 2011 ein Klavier gekauft habe (davor hatte ich 16 Jahre lang nur Digis) habe mich auch im Solo-Jazz-Piano versucht und konnte relativ bald auch kleine Bar-Piano-Auftritte an Land ziehen. Nichts davon hat irgendwo Begeisterungsstürme ausgelöst, aber die Resonanz war immer wohlwollend. Ich habe auch immer wieder mal Aufnahmen hier bei Clavio gepostet und aus Euren Rückmeldungen viele Lehren gezogen (hier seien ausdrücklich Hasenbein, cwtoons und pianochris hervorgehoben !!!).
Das alles erzähle ich jetzt nicht um anzugeben, sondern: Obwohl weder meine Band-Aktivitäten noch mein Solospiel mehr als amateurhaft sind (semiprofessionell wäre schon deutlich übertrieben) habe ich subjektiv gefühlt im Rahmen meiner Möglichkeiten einiges erreicht und bin mit den vergangenen Jahren klaviermäßig ziemlich zufrieden. Ich war mit Bands unterwegs, habe solo vorgespielt, habe vorzeigbare Aufnahmen gesammelt. Natürlich habe ich immer noch das Gefühl Fortschritte zu machen auch wenn das naturgemäß in immer langsamerem Tempo passiert. Wenn ich einen neuen Aspekt für mich entdeckt habe und mich hineinarbeite denke ich sogar oft, dass es eigentlich jetzt erst richtig losgeht.
Das Problem: Das erreichte Niveau zu halten oder sogar noch zu steigern ist nur möglich, wenn ich auch weiterhin mindestens so viel Zeit wie bisher investiere. Und genau da wird es eng. Zum einen liegt das daran, das demnächst das zweite Kind kommt. Außerdem verspüre ich seit ca. einem Jahr schleichend immer mehr das Bedürfnis mal wieder mehr zu lesen, Freunde zu treffen, abends keine Hektik zu machen, damit ich noch üben kann, usw.
Das Üben/Spielen macht mir unverändert Riesenspass, wenn ich erstmal dabei bin, aber davor fällt es mir zunehmend schwer bzw. ich habe häufig einfach keine Lust wieder den größten Teil des Abends auf der Klavierbank zu verbringen. Meine Frau ist bisher erfreulichst tolerant und hat deshalb nie wirklich gemeckert.
So weiter zu machen wie bisher ist mir in der jetzt kommenden Lebensphase (Vollzeitjob und wachsende Familie) schlicht nicht möglich bzw. nur unter einem Zeit-/Kraft-Aufwand und Stresslevel, den ich mir und meiner Familie nicht dauerhaft zumuten möchte.
Was tun?
Möglichkeit a: Erstmal ganz aufhören.
Da ich mit meinem Tun der letzten Jahre zufrieden bin ist der Ansporn etwas auf die Beine zu stellen erstmal raus. Soweit so gut! Da kann man sich doch erstmal auf den gefühlten Loorbeeren ausruhen und anderen Dingen im Leben Priorität einräumen. Diese Situation habe ich schon mal erlebt, als ich nach dem Abitur mit dem regelmäßigen Üben erstmal aufgehört habe. Mein Lehrer hat mir damals gesagt: "Du musst wissen, wenn du jetzt zurückschaltest, dann kannst Du zwar Dein altes Niveau wieder erreichen, es noch zu steigern wird Dir aber nach einer längeren Pause nahezu unmöglich sein." Genau hier habe ich Bedenken. Mir ist natürlich klar, dass mir, auch wenn ich jetzt weitermache wie bisher, keine großen sondern bestenfalls überschaubare Niveau-Sprünge möglich sind. Andererseits ist die Aussicht abschreckend, dass ich nach einer 1 bis 5-jährigen Pause auch mit vollem Einsatz mein jetziges Niveau nur nach sehr langer Zeit wieder erreichen kann oder sogar deutlich darunter bleibe.
Möglichkeit b: Auf Sparflamme weitermachen.
Der Vorteil: Weil Ohren und Finger dann nicht ganz einschlafen, lässt sich vielleicht die Ausgangslage für ein späteres Wiedereinsteigen optimieren.
Der Nachteil: Ich würde täglich darunter leiden, wenn ich merke, dass alles nur noch schlechter geht als vorher. Muss ich mir das antun?
Möglichkeit c: Nicht verkrampfen, dran bleiben und einfach irgendwie weiter machen, auch wenn phasenweise nur wenig oder keine Übezeit vom Tag übrigbleibt.
Das hätte aber den gleichen Nachteil wie Möglichkeit b.
Hat hier jemand Erfahrungen? Insbesondere damit, wie schnell und weit die Improvisationsfähigkeiten bei einer längeren Pause den Bach runter gehen?
Miles Davis soll nach seiner Drogenauszeit 3 Jahre gebraucht haben und seinem früheren Ton nahezukommen. Ronnie Mathews soll sich nach einer jahrelangen Pause sehr gequält haben zur alten Fingerfertigkeit zurück zu finden.
Ich bin für jeden Tip, jeden Erfahrungsbericht, jedes Wachrütteln dankbar!
LG
TJ