Wie wichtig sind Akkorde?

Als Winzling waren meine ersten Begegnungen mit dem Klavier, dass ich herausfand, dass wenn ich zwischen zwei Fingern eine Taste Platz lasse, dass sich das dann schön anhört. Also habe ich etliche Terzspaziergänge auf dem Klavier vollzogen und mich daran gefreut.
Später bekam ich den Valse von Poulenc zwischen die Finger und sollte ihn üben. Fand ich schwierig, weil die Klänge mir fremd waren, das Notenbild für mich schwer lesbar. Dann ertappte ich mich dabei, wie ich im Stile dieses Walzers voll Freude irgendwelche Tasten griff und mich nur an Struktur und Takt herumgehangelt habe. Auch das Wesen des Themas habe ich irgendwie kopiert, aber nicht gespielt, was da steht.
Will sagen:
Auch mit komplett keiner Ahnung kann man und soll man auch improvisieren. Wichtig ist alleine, dass man es tut!
Jeder Mensch fängt die Sprache im heimischen Stubenwagen mit Röhröhröh an, so lange, bis andere Laute klappen.
Imrpovisation ist freies Sprechen.
Dass wir am Anfang nicht reden können wie der gute alte Geheimrat, versteht sich von selbst.
Wenn wir zu früh zu verkopft an die Sache herangehen, dann machen wir genau das kaputt:
Das Freie.
Ein guter Lehrer wird verstehen, das vorsichtig zu führen. Und ja, Harmonielehre zu kennen, ist von unbedingtem Vorteil, wenn man über einfache Strukturen hinaus will, auch das Spielen von guter Musik.
 
Andererseits neigt auch mein KL dazu, meine Impulse höflich zu übergehen. Improvisieren? Dazu müsste man den Quintenzirkel auswendig können, also alle "Sektoren" Dur und Moll und ihre leitereigenen Akkorde auf Zuruf wie "Non-Sept-Tritonussubstitut von Fisis-Moll, fünfte Umkehrung" wie aus der Pistole geschossen um drei Uhr nachts mit zwei abgehackten Händen ... abgeprüft hat er es seitdem nie. Muss ich zu Hasenbein wechseln?

Und das ist in dieser Form wiederum Quatsch. Schon mit ein oder zwei Dreiklängen im Gepäck kann man anfangen zu improvisieren. Ich würde Dir dringend empfehlen, zu Hasenbein zu wechseln.

Im Ernst:
Ich weiß ich weder, ob Dein Klavierlehrer das tatsächlich in dieser Form gesagt hat noch weiß ich, in welcher Form Du Deine "Impulse" geäußert hast.

(Einem Schüler, der mich fragt "Verrätst du mir heute endlich den Trick, wie man es macht, im Stil von Franz Liszt zu improvisieren", würde ich vielleicht auch so eine ähnliche Antwort geben.)
 
Daher will ich lieber keine Musik verstehen, sondern klimpere nur ein bisschen vor mich hin und verstehe immer mal wieder häppchenweise etwas mehr, parallel eben.
Geht das auch anders?
Bei mir war das doch ganz genauso ... vielleicht waren es andere Häppchen ... einfach mehr oder über einen längeren Zeitraum bisher.
Ich habe auch einfach mit herumklimpern angefangen. Ich habe in einer Schülerband Gitarre gespielt, und im Proberaum stand eben auch ein biliges May-KLavier (Typ Sperrholzkasten). Da habe ich mich dran gesetzt, und natürlich erstmal nach Akkorden gesucht, weil ich die von der Gitarre kannte. Das war mehr Trial & Error, als irgendwas mit musikalischem Verständnis.
Am Anfang wollte ich Musik auch garnicht verstehen ... ich wollte "Stück XY von Z" spielen können. Es hat gut 3 Jahre gedauert, bis ich langsam anfing zu verstehen (da saß ich schon im Musik-LK).
(Einem Schüler, der mich fragt "Verrätst du mir heute endlich den Trick, wie man es macht, im Stil von Franz Liszt zu improvisieren", würde ich vielleicht auch so eine ähnliche Antwort geben.)
Ich hoffe doch schwer, dass du danach dann (altersgerecht) deine Gründe darlegst ... z.B. "dafür bist du noch zu jung/nicht weit genug" oder "das kriegen wir später ... mal sehen".
:-D
Es gibt einfach keinen Trick, durch den man klingen kann, wie XY ... es gibt ja auch keinen Trick, durch den ICH klingen kann wie DU (oder andersrum).
Bei Improvisationen schon gleich garnicht. Man kann einen Stil imitieren ... aber dafür muss man ihn einigermaßen gut kennen.
 
Und das ist in dieser Form wiederum Quatsch. Schon mit ein oder zwei Dreiklängen im Gepäck kann man anfangen zu improvisieren. Ich würde Dir dringend empfehlen, zu Hasenbein zu wechseln.
Empfiehl mir lieber, mehr Smilies zu verwenden. Ah! *begeisterungskreisch*, hast du aber auch ein Glück, in diesem Augenblick klingelt der Osterhase mit der Nachlieferung, kann ich gleich ein paar weiterreichen: ;-) ;-)

Also, eigentlich hab ich ihn - ernsthaft - nur gefragt, wann in meiner raketoiden Karriere zum ersten Weltklasse-Pianisten, der als Späteinsteiger gestartet ist ... + ;-) (nun aber genug, sind schon wieder fast alle) ... es Sinn macht mit der Improvisation anzufangen. Da hat er mir die Kursvoraussetzungen genannt: Aus dem Stegreif die leitereigenen Akkorde, Drei- oder Vierklänge, von X-Dur oder -Moll greifen können, ohne weiteres Überlegen.

Ob ich das mittlerweile kann, keine Ahnung, bin vorsichtig zuversichtlich. Müsste halt jemand Interesse haben, das gegenzuprüfen, mir einbilden kann ich mir ja viel, wenn der Tag lang ist. Andererseits kann es ja sein, dass die genannten Kursvoraussetzungen eher als Abwehrangebot zu verstehen waren. Schon aus anderen Gründen erwäge ich mittlerweile schwer die Beendigung des Unterrichts bei ihm.
 
Aus dem Stegreif die leitereigenen Akkorde, Drei- oder Vierklänge, von X-Dur oder -Moll greifen können, ohne weiteres Überlegen.
Da könnte man ja als Übung zum Beispiel eine (Quintfall-)Sequenz aus Akkorden auf folgenden Leiterstufen spielen/einüben: I - IV - VII - III - VI - II - V - I. Natürlich nacheinander durch alle Tonarten…:007:
 
Also, eigentlich hab ich ihn - ernsthaft - nur gefragt, wann in meiner raketoiden Karriere zum ersten Weltklasse-Pianisten, der als Späteinsteiger gestartet ist ... + ;-) (nun aber genug, sind schon wieder fast alle) ... es Sinn macht mit der Improvisation anzufangen.

Meine Antwort wäre gewesen: In der allerersten Unterrichtsstunde.
Kann es sein, daß Dein Lehrer für Improunterricht mit Anfängern schlecht ausgerüstet ist?
 
In den MEISTEN Musikkulturen gibt es keine Harmonik in unserem Sinne. Das muss man sich immer klar machen.

Rhythmus (Platz 1) und Melodie (Platz 2) sind die Ausgangspunkte für musikalische Aktivität.

Dementsprechend ist eine sinnvolle Anfängerausbildung angelegt.

Akkorde als Voraussetzung für Improvisation zu sehen, zeugt von sehr großer musikalischer und didaktischer Unkenntnis.
 
Ohne meinen Lehrer in Schutz zu nehmen, aber ich halte es gut möglich, dass er den ziemlich akkord- wie improvisationslastigen Jazz unter meinem Wunsch nach mehr Improanteil im Unterricht versteht. Das müsste ich mit ihm mal klären, haderte ich nicht wie gesagt aus anderen Gründen mit dem Unterricht. Aber legen wir es ad acta, so lange mir die Mängel in der Spielmotorik ständig das Rhythmusgefühl aus dem Takt werfen.
 
Ohne meinen Lehrer in Schutz zu nehmen, aber ich halte es gut möglich, dass er den ziemlich akkord- wie improvisationslastigen Jazz unter meinem Wunsch nach mehr Improanteil im Unterricht versteht.

Ich weiß schon, warum ich geschrieben habe:
... noch weiß ich, in welcher Form Du Deine "Impulse" geäußert hast.

Wenn Du jetzt Vermutungen darüber anstellst, wie Dein Lehrer Deinen Wunsch versteht, dann zeigt das, daß Du Deinen Wunsch wohl nicht klar genug kommuniziert hast.
(Den "Franz Liszt" habe ich als Beispiel aus der Luft gegriffen, als Beispiel für den Wunsch, in einem bestimmten Stil improvisieren zu können. )

Unabhängig davon bin ich davon überzeugt, daß man auch mit Jazz-Impro starten kann, bevor alle leitereigenen Drei- und Vierklänge in allen Tonarten beherrscht werden. Ist nicht meine Fachrichtung, da kann @hasenbein Kompetenteres beisteuern. In diesem Sinne:

Ich würde Dir dringend empfehlen, zu Hasenbein zu wechseln.
 

Gerade habe ich angefangen, mich strukturiert mit dem Üben von Akkorden zu beschäftigen. Dazu habe ich einen speziellen Kurs gekauft, denn meine Klavierlehrerin erklärt mir zwar einzelne Akkorde, wenn sie vorkommen, aber sie scheint das nicht so besonders wichtig zu finden. Als ich sie einmal nach der Bestimmung eines für mich kompliziert erscheinenden Akkords fragte, meinte sie, ich sollte mich nicht zu sehr damit beschäftigen, sondern eher auf die Melodieführung bzw. die Stimmenführung, auch auf Intervalle, wie z.B. jetzt kommt eine Sexte usw. achten. Was ich auch tue und sinnvoll finde, aber sind Akkorde deshalb nicht nützlich oder sinnvoll?
Wann immer Anfänger hier von Schwierigkeiten berichten, auswendig zu lernen oder Stücke im Gedächtnis zu behalten, wird das meist auf mangelnde musiktheoretische Kenntnisse zurückgeführt, man könne das Stück nur aus dem Fingergedächtnis, habe es aber nicht verstanden. Ich glaube, es ist absolut sinnvoll, sich so früh wie möglich mit allem zu beschäftigen, was die Theorie da hergibt und in dem Sinne finde ich die Antwort der KL da echt schlecht. Was spricht dagegen, dem Thema mal kurz eine Minute zu widmen. Sollte sich ein KL nicht freuen, wenn die Schülerin in die Richtung Interesse zeigt? Aber das ist wohl nicht jedem gegeben, mein KL ist da auch immer nur murmelnd drüber hinweg gegangen. "Was macht er (der Komponist) da... ah, ja, Septakkord, da vermindert, murmel murmel, Umkehrung, Dominante murmel murmel, Wechsel in die Paralleltonart ah, ja..." Was er da konkret erkannt hat, hat er mir nur schwerfällig auf wiederholtes Nachfragen einzeln je Akkord mitgeteilt, ich hab dann auch angefangen, mir sowas eher selber anzulesen.
 
"Was macht er (der Komponist) da... ah, ja, Septakkord, da vermindert, murmel murmel, Umkehrung, Dominante murmel murmel, Wechsel in die Paralleltonart ah, ja..." Was er da konkret erkannt hat, hat er mir nur schwerfällig auf wiederholtes Nachfragen einzeln je Akkord mitgeteilt, ich hab dann auch angefangen, mir sowas eher selber anzulesen.

Zu solchen Themen gibt es YouTube-Tutorials. (, Erich Ruf ist zwar Gitarrist, aber er kann einfach super erklären.

Mein Lehrer gibt sich sichtlich Mühe, mir das im Unterricht nahe zu bringen, aber ich habe Probleme, im Kopf die Infos zu ordnen, die ich Im Unterricht anhand der Stücke und also häppchenweise bekomme.
 
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