Wie weit geht die künstlerische Freiheit?

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Hallo,
ich wollte man fragen:

ich spiel noch an einem Walzer, da ist ein Akkord, den ich vllt gerne brechen/arpeggieren würde, die Frage ist: darf man das bei Chopin, wenn es nicht dran steht? Oder ist das zu viel der künstlerischen Freiheit?:confused:

Mit dem berüchtigten "zu viel" macht man ja oft die schönsten Stücke kaputt....:rolleyes:.

Manch ein Klavierlehrer ist auch völlig gegen leichtes und gezielt eingesetztes Nachklappern, für andere ist es eine Geschmackssache.
Zimerman kultiviert das in einem sehr geschmackvollen Maß, wie ich finde.

Ist es eine Frage der Dosierung, des Geschmacks, oder manchmal völlig unangebracht?

Wie weit geht die künstlerische Freiheit?

Freu mich auf eure Meinungen!

LG
violapiano
 
:D
der eine mag etwas mehr, der andere etwas weniger Gorgonzola auf der "Pizza quatro fromagi" - aber wehe es sind statt vier nur drei Käsesorten drauf!
:D

Also ich finde: besser kann man es nicht ausdrücken! Und soo anschaulich:)
aber wenn dir eine besonders gute Bearbeitung gelingt, dann musst du sie unbedingt absichern lassen, so dass keiner deine Idee klauen kann und evtl. vermarkten, also solange man die Melodie noch heraushören kann und es originell gemacht ist - warum nicht? Mit den sog. Urheberrechten kenne ich mich nicht ganz so aus, keine Ahnung ob man ein urheberrechtlich geschütztes Stück inwieweit verändern darf und bis zu welcher Grenze, keinen Schimmer. Aber ich denke, sofern man keine CD damit produzieren möchte?
 
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Hm.....

ja, also, ich mag quattro formaggi durchaus.
Aber was will uns das Gleichnis sagen?:confused::confused:

Oft kann man auch die vier Käsesorten gar nicht rausschmecken..... oder waren es nur drei? *seufz*

Ob es auch ein Käse ist, wenn ich mich nun noch frage, ob man wohl den Walzer auch zweitaktig denken darf/kann/sollte?:floet: Oder läuft der Motor eher auf vier Pötten?
 
Ein großer Koch wird bei "quattro formaggi" vielleicht sogar mit vier Emmentalern unterschiedlicher Provenienz noch Erfolg haben, ein unbekanntes kleines Licht sollte besser darauf achten, daß sich die Käsesorten nicht nur geschmacklich sondern am besten schon farblich deutlichst voneinander unterscheiden. Am Ende entscheidet immer das Publikum und das kann recht zickig sein, wenn etwas nicht so ist, wie erwartet, was nicht heißen soll, daß es Unerwartetes automatisch schlecht finden muß.

Die Frage ist ungefähr so einfach, wie die nach der Anzahl von Sandkörnern, die mindestens benötigt werden, um einen Sandhaufen zu bilden. Aber ganz grob gesagt: Es ist immer ein Risiko, vom allgemein Üblichen abzuweichen, aber es kann sich auch lohnen.
 
ja- Risiko- aber warum immer so wie alle spielen? äh- kochen/backen?

Es ist eben wie mit vielen Gewürzen- zu viel schmeckt nicht, zu wenig auch nicht, exotisch kann aber durchaus lecker sein.


Nun ist die Frage, welche Gewürze passen zum Gericht, und wieviel davon darf man kombinieren?
 
Hallo VP,

ich würde es wie Guendola halten: spielst du den Walzer nur für dich oder willst du ihn irgendwo vorspielen? Wenn letzteres: wem? Was würde das Publikum erwarten?

Mein Vorschlag: nimm doch mal beide Varianten - die Original-Spielweise und deine Version bzw. Vorstellung - auf und stell sie dem geneigten Clavio-Publikum vor, deinen Perfektionsanspruch ungeachtet, die Clavianer werden dich schon nicht gleich zerpflücken :cool::cool:.

Beste Grüße,
8f2d
 
tstststs.....

"Geschwätz, gehauen nicht und nicht gestochen!"......:D:D

Amazone

Hast Du auch einen brauchbaren Tipp für mich, sachdienliche Hinweise sind mir immer willkommen.:)

marcus, es handelt sich um op. 64 Nr. 2 Takt 109, dort hab ich überlegt, ob man den leeren Akkord a-d-a brechen sollte oder nicht, vllt gibts auch zu viel Unruhe wegen des Laufs in der rechten Hand.

Ansonsten hab ich mir gedacht, man könnte mancherorts gerade diesen Walzer auch zweitaktig lesen und spielen.

(kleiner Anreiz für eine sachliche Antwort ;) )
 
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Erlaubt ist, was gefällt.
 
Da würde ich eher andersrum fragen. Wenn du etwas machen willst, was nicht üblich ist, dann solltest du doch deine Gründe dafür haben. Und entweder sind die nachvollziehbar oder nicht ;)

Ich könnte mir schon vorstellen, dass das Arpeggio dem Lauf noch etwas Schwung geben könnte und gleichzeitig das Abbrechen der Begleitung schön rund macht.

lg marcus
 
Also, ich würde einfach sagen, der künstlerischen (sic!) Freiheit sind keinerlei Grenzen gesetzt... :)

Da man dem aber wohl kaum widersprechen kann, hier noch ein paar Zeilen: Ob man einen bestimmten Akkord nun arpeggieren "darf" oder nicht, kann man, isoliert betrachtet, nicht beantworten. Es gibt da immer Gründe, die dafür dagegen sprechen. Zum einen haben wir hier ja schon des Öfteren festgestellt, dass es eine noten- oder werkgetreue Wiedergabe nicht möglich ist und dass man deswegen stets interpretiert, auch, wenn man versucht, objektiv zu spielen. Vor diesem Hintergrund ist es sicher unsinnig, jeden einzelnen Strich in den Noten auf die Goldwaage zu legen, damit auch ja die Absicht des Komponisten nicht verfälscht wird. Wichtiger ist da, dass jedes einzelne Element in die Interpretation als Ganzes passt, und da ist es sogar denkbar, dass die "notengetreue", "richtige" Spielweise u.U. in Wahrheit die falsche ist.

Zum anderen besteht aber auch die Gefahr, dass man den Eindruck erweckt, dass man um jeden Preis originell sein will. Wenn man einfach von Takt zu Takt aus reinem Selbstzweck alles anders spielt und sich so als ach so großartiger Musiker fühlt, kann das zumindest von einem Publikum von Liebhabern leicht durchschaut werden. Oder man wird als das nächste Klaviergenie gefeiert... ;)
 
Tja... keiner weiß ja wirklich, wie Chopin gespielt hat.... Zeitzeugen können wir nicht mehr befragen....;)

Häufig ist ja weniger mehr, Stücke mit Gewürzen überfrachten tut selten gut. :confused:Da ist der gute Gescmack gefragt und das Gefühl für die Dosierung.
Vor allem muss es sich selbstverständlich in das Ganze einfügen und darf nicht "gestelzt" klingen.

Ich werde probieren und sehen, wie es mir gefällt, wenn ich es mal aufgenommen habe.

LG
violapiano
 
Vielleicht kennt ja irgendjemand Adresse und Telefonnummer des Gerichts, das über die Zulässigkeit von (nicht notierten) Arpeggien entscheidet. Dort kan man dann auch sicher erfahren, ob es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit, oder gar um ein Schwerverbrechen handelt 8)
 
Hallo VP,

habe deine Idee gerade ausprobiert und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: der Akkord in Arpeggioform gefällt mir nicht so gut, weil er die Rhythmusunterbrechung in der linken Hand verschleiert. Die Pause auf den 2. Schlag muss man hören (naja, man sollte;-)), wenn danach das Arpeggio kommt, stört das das Empfinden dieses Rhythmus"lochs". Die Pause ist für mich wie eine (gefühlte) Synkope. Insofern würde ich stur bleiben und den Akkord ungebrochen spielen. Ich weiß schon, dass du das Arpeggio nicht in die Pause vorziehen würdest, aber trotzdem, der Klangeindruck schmälert die Pause. Das Aussetzen links unterstreicht für mich den Lauf rechts in seinem Fluss, sozusagen ergänzen sich links und rechts hier durch ihre Gegensätzlichkeit: links stockt, dafür läuft rechts umso flüssiger.
Aber ich bin gespannt auf eine Einspielung, dann werde ich vielleicht doch positiv überrascht von der arpeggierten Variante.

LG, Sesam
 
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Ich hab Dir virtuell gegen das Schienbein getreten. Hoffentlich hats wehgetan.:p

:D

und danach erwartest Du sachdienliche Hinweise? In diesem sehr speziellen Fall gibt´s von mir nur "immer feste druff" als Rat, und das möglichst gepanzert, wie eins die Amazonen oder wikingischen Heroinen :p

dass sich freilich so streitbar-kampfeslüsterne Wesen ausgerechnet auf einen feinsinnig-sensiblen Chopinwalzer stürzen... merkwürdig
 
Naja, gibt ja die ignore-Funktion.....:confused: schade eigentlich, dass man die manchmal da anwenden möchte, wo eigentlich sehr sinnvolle Inspiration möglich wäre.:rolleyes:
Ich tret zum Abschluss mit Amazonenschrei noch mal virtuell gegen das Scheinbein. So!:D

Schade, man möchte gerne Anregung aus dem Forum, stattdessen kommt garantiert irgendjemand, der den Fragenden mit seinem Anliegen veralbert.

Sesam: "wenn danach das Arpeggio kommt, stört das das Empfinden dieses Rhythmuslochs": das war auch mein Gedanke, bin etwas hin und hergerissen zwischen beiden Möglichkeiten.

Ich mache aber gerne Experimente. Und bin immer für Innovation zu haben, nichts ist langweiliger, als ein Stück so zu spielen, wie es alle anderen tun.
Ich finde auch, mit dem Kopieren einer guten Einspielung ist man zwar auf der sicheren Seite, wird aber nie das gleiche gute Resultat erzielen. Für mich ist die eigene Interpretation die Seele des Musizierens.
 
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Ich mache aber gerne Experimente. und bin immer für Innovation zu haben, nichts in langweiliger als ein Stück so zu spielen, wie es alle anderen tun.
Ich finde auch, mit dem Kopieren einer guten Einspielung ist man zwar auf der sicheren Seite, wird aber nie das gleiche gute Resultat erzielen. Für mich ist die eigene Interpretation die Seele des Musizierens.


Violapiano, ich fürchte, es hilft nichts, wenn du hier über deine Interpretation eines Stückes sprechen möchtest, dann kommst du um eine Einspielung nicht herum. Vor allem dann nicht, wenn du eine konkrete Frage zur Interpretation und zur künstlerischen Freiheit hast. Ohne Klangprobe tappen wir im Dunklen und du kannst viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Gerade was diesen Walzer betrifft, wäre ich schon froh, wenn ich ihn so spielen könnte, wie alle anderen ((mit wenigen Ausnahmen)). Ohne Einspielung deinerseits hört sich die Klage über "Langeweile" ein kleines bißerle albern an ;)

LG, Sesam
 

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