Wie viel kostet euer Klavierunterricht?

Mein Unterricht kostet 100 Euro pro Monat - für wöchentlich 45 Minuten bei einem Pianisten und Kammermusiker, der auch Musikdidaktik an einer Hochschule unterrichtet. In den Ferien findet kein Unterricht statt. Ich habe einen langfristigen Vertrag. Das sind Preise aus der Provinz. Ich weiß nicht, wie es in den Metropolen wie München oder Hamburg aussieht.
 
Oder Berlin: Hier wird zu wenig verlangt.
 
Du meinst, im Vergleich zu dem was hier so aufgezählt wurde ist Klavierunterricht in Berlin günstiger? Wow, woran liegt das? Gibt's da so viele Klavierlehrer, dass sie sich die Preise kaputt machen?
 
Jain, hier tauchen ähnliche Preise auf und es gibt in Berlin sehr viele Klavierlehrer und Klavierlehrer.
100 € für 4 Stunden ist ein Witz. Fast so viel bekommt heute schon ein Student, wenn er auf dem Bau aushilft, ohne die geringste Qualifizierung.
Dass Musikschulen bezuschusst werden und dadurch für Kinder und Jugendliche preiswerter Unterricht ermöglicht wird, ist ne gute Sache. Aber dass sich das auf den allgemeinen Markt niederschlägt ist scheisse. Hier sollte wie überall die Qualität den Markt regeln. Tut es aber leider nicht. Allerdings: Schuld sind auch die (guten!) KLs selber.
 
Hä? Sry, kapier den Zusammenhang nicht.
 
Dann versuch ichs nochmal : du schreibst, dass die guten KL selber schuld sind, dass sich die öffentliche Subventionierung auf ihre eigenen Preise negativ auswirkt und dass nicht die Qualität des Unterrichts den PReis regelt. Damit liegst du richtig, die Qualität des Unterrichts ist für die wenigsten Kunden zu beurteilen, deshalb nehmen sie den Preis als Kriterium. Und da möcht ich wissen, wieso die KL auch noch selber schuld sein sollen an dieser Misere?
 
die Qualität des Unterrichts ist für die wenigsten Kunden zu beurteilen, deshalb nehmen sie den Preis als Kriterium.

Das könnte man so lesen als würdest Du sagen wollen: Die Kunden glauben, je teuerer der Unterricht, desto besser ist auch der Unterricht. Aber ich vermute, Du willst darauf hinaus, dass die Kunden meinen, den Unterricht nicht beurteilen zu können, also suchen sie sich den günstigsten Unterricht?
 
Und da möcht ich wissen, wieso die KL auch noch selber schuld sein sollen an dieser Misere?
Weil sie sich eben nicht entsprechend ihrer Qualifikation und der Qualität ihres Unterrichts honorieren lassen. Sie machen einfach bei dem Preisdumping mit. Selbst ein guter KL kann bei 25 € / Std. keinen guten Unterricht inkl. guter Vor- und Nachbereitung mehr machen (ich kann es mir zumindest nicht vorstellen).
 
Das könnte man so lesen als würdest Du sagen wollen: Die Kunden glauben, je teuerer der Unterricht, desto besser ist auch der Unterricht. Aber ich vermute, Du willst darauf hinaus, dass die Kunden meinen, den Unterricht nicht beurteilen zu können, also suchen sie sich den günstigsten Unterricht?
Viele Kunden denken ganz unkompliziert: was ist die Leistung (KLavierunterricht in dem Fall) und was ist der Preis, fertig. Dass es bei der Leistung Unterschiede geben könnte, machen sich viele Leute nicht klar, bzw sie erkennen den Unterschied nicht. Und da nützen auch die Hinweise auf Handwerkerlöhne oder KFZ-Mechaniker nicht. Den Handwerker braucht man einmal, zum Klavierunterricht geht man jahrelang, da summiert sich der Unterschied von Lehrer A zu Lehrer B halt.
 

Sie machen einfach bei dem Preisdumping mit.
Einfach macht das bestimmt niemand und gerne auch nicht.
Es gibt, zumindestens in manchen Regionen, wirklich Legionen von Leuten, die Klavierunterricht anbieten. Da ist alles dabei, sehr guter Unterricht, normaler und der von Leuten, die das vollständig ahnungslos und fachfremd machen, wenns hoch kommt mit rudimentären Kenntnissen in einem anderen Instrument. Dann hast du ein Überangebot, und ich nehme an, dass auch auf dem Bau in so einer Situation die Preise in den Keller gehen.
Man muss halt auch bedenken, dass Klavier bei praktisch jedem Musikstudium als Nebenfach Pflicht ist. Da kommt pianistisch meist nicht viel bei raus, trotzdem unterrichten diese Leute nach Studienabschluss Klavier.
 
Sprichst du aus Erfahrung? Von welcher Seite? Klingt irgendwie nach Resignation...
 
Dann hast du ein Überangebot, und ich nehme an, dass auch auf dem Bau in so einer Situation die Preise in den Keller gehen.
Richtig! In Berlin gab es vor ca. 10 Jahren diese Situation und man musste sich entscheiden: Will ich mit in den Keller oder nicht?
Viele, die sich dafür entschieden haben und unter Wert verkauft haben, gibt es heute nicht mehr. Der Grund: Nicht der Preis sondern die Qualität regelt den Markt im Handwerk. Das geht aber nur, wenn die Handwerker sich ihres Wertes bewusst sind. Das ist nicht einfach (da hast Du Recht!), erfordert einen langen Atem, aber es ist allemal besser als für zu wenig seine Dienste anzubieten. Kundschaft, Durststrecke, Überangebot hin oder her: Wenn es zu wenig ist, ist es einfach zu wenig. Ich verstehe auch nicht, warum hier in Berlin Hunz und Kunz für 60 Euro eine qualitativ gute Klavierstimmung anbietet (und ich rede hier nicht von Mischkalkulation, manche leben nur vom Stimmen).
 
Mich machen niedrige Preise misstrauisch. Wo ich herkomme, sagt man: "Was nix kost´, taugt nix".
 
Berlin, Konzertpianistin, Einzelstunde 50 Euro, "Zehnerkarte" 40 Euro (für jeweils 60 Minuten), Termine werden einzeln vereinbart und demnach wird auch nur bezahlt, wenn es Unterricht gab. Alternativ das Jahresabo 12 x 120 Euro, dann ist in den Ferien kein Unterricht. Sie nimmt übrigens keine Schüler mehr auf ...
 
Übrigens beweist die Stiftung Warentest regelmäßig, wie dumm der zitierte Spruch ist
Genau, die Stiftung Warentest benotet die Produkte kompetent danach, ob sie ökologisch hergestellt, ohne Kunstoffe verpackt und mit wasserlöslichen Farben bedruckt sind. Sehr löblich das alles. Wenn ich Ein Produkt für eine projektierte Lebensdauer von 10 Jahren erwerben möchte, ist die Stiftung Warentest so ziemlich der letzte Input, den ich berücksichtigen würde.
 
Der Grund: Nicht der Preis sondern die Qualität regelt den Markt im Handwerk. Das geht aber nur, wenn die Handwerker sich ihres Wertes bewusst sind.
Ja, aber nur solange, wie es in Berlin keine öffentliche Einrichtung gibt, die aus Steuergeldern massiv subventionierte Bauhandwerkerleistung zum Dumpingpreis anbietet. Was nützt dir das "Bewusstsein deines Wertes", wenn an der örtlichen Musikschule derselbe Unterricht für die Hälfte angeboten wird? An der Musikschule sind doch auch fähige Kollegen, die machen das nicht automatisch schlecht, bloss weil ihr Unterricht subventioniert verkauft wird.
 
Mich machen niedrige Preise misstrauisch. Wo ich herkomme, sagt man: "Was nix kost´, taugt nix".

Nun ja, nicht immer!

Als mir letztes Jahr von einer Teilnehmerin dieses Forums eine KL empfohlen wurde, flatterten mir nach Durchsicht ihrer Homepage mit Lebenslauf, selbst eingespielten Stücken sowie Auflistung der Erfolge ihrer Schüler die Nerven, ob sie mich Hobbyspielerin nach der Probestunde nehmen würde und wenn ja, ob ich mir den Unterricht bei ihr überhaupt leisten könne. Nach der Probestunde, von der ich total begeistert war, nahm sie mich nicht nur auf, sondern nannte mir ihren Preis von 30 Euro pro Einzelstunde, die sie zudem noch regelmäßig überzieht.

Bei diesem Mißverhältnis von Preis und Leistung habe ich bei jeder Stunde ein schlechtes Gewissen, aber es gelingt mir nur ca. jedes zweite Mal, ihr entsprechend mehr zu geben, weil sie sich ausgiebigst ziert.
 
Mich machen niedrige Preise misstrauisch. Wo ich herkomme, sagt man: "Was nix kost´, taugt nix".
Ja, das ist so ein wohlfeiler Spruch. Mach mal die Probe aufs Exempel, dann wirst du vielleicht feststellen , dass vielen Kunden das Geld im Ernstfall doch nicht locker genug für eine anständige Bezahlung des KL sitzt. Wir reden hier von einem Hobby, das ja in der Mehrheit der Fälle das Kind der Familie ausüben will. Dann liegt auch der Vergleich zum Sport nahe, da gehts ja schließlich auch völlig ohne Kosten :-D
 

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