Wie üben wenn man noch nicht viele Stücke kann?

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Anoulie

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31. Jan. 2011
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Hallo ihr Lieben,

ich nehme seit drei Wochen Klavierstunden (wöchentlich 45 Minuten Einzelunterricht) und habe mir vor zwei Wochen ein Digitalpiano (Casio Privia PX-130) angeschafft und mir vorgenommen, zusätzlich zum Klavierunterricht sechs Tage in der Woche jeweils mindestens eine Stunde zu üben. Das haben ich auch durchgezogen und teilweise auch etwas länger gespielt. Jetzt stoße ich aber an einen Punkt, wo ich nicht mehr weiterkomme...
Das Problem ist, dass ich bis auf ein Stück (mit "Stück" meine ich jetzt übrigens so Stücke von sechs bis 20 Takten) eigentlich alle Stücke kann - im Sinne von "Ich drücke auswendig die richtigen Tasten in der richtigen Reihenfolge und mit der richtigen Dauer" (das eine Stück, bei dem ich mich manchmal noch verspiele, klappt bei hoher Konzentration und langsamem Tempo aber auch meistens). Es klingt aber alles trotzdem nicht besonders toll.
Außerdem kann ich alle "Stücke", die meine KL mir bisher gezeigt hat, in unübertrieben acht Minuten durchspielen. Soll ich das dann siebeneinhalb Mal machen und das war dann meine Stunde üben? Das ist doch ineffektiv!
Außerdem habe ich Probleme, mich zu konzentrieren. Das erste oder zweite Mal spielen ist eigentlich am besten, wenn ich zu üben anfange, danach mache ich blöde Flüchtigkeitsfehler. Und ich langweile mich, ständig diese paar "Stücke" spielen zu müssen. Heute morgen habe ich nach 30 Minuten frustriert aufgehört. :(

Tipps?

Viele Grüße und vielen Dank,
Kathi
 
Hallo, Kathi.
Schön, dass Du mit Klavierunterricht angefangen hast. Ich denke, eine Stunde pro Tag ist für den Anfang ein ganz ordentliches Pensum.
Mein Vorschlag wäre: Hör genau hin, was Du spielst. Du schreibst ja schon "Es klingt aber alles trotzdem nicht besonders toll".
Spiele es langsam, eventuell nur einzelne Teile, Takte oder nur eine Stimme und höre genau hin:
Was klingt nicht so toll? Wie könnte es klingen? Ist ein Melodiebogen drin, der hervorgehoben werden wollte? Braucht's Ryhtmische Schwerpunkte? Wo legato, wo absetzen?
Und dann spiel ein bisschen rum, versuche Dein Spiel den Vorstellungen anzupassen. Variiere; was passt eher zu der Passage?
Ruhig auch mal vom Notentext abweichen und spielen, was Dir in den Sinn kommt. Ein bisschen improvisieren. Und immer genau hinhören, was dabei rauskommt.

Viel Spaß noch.
 
Lerne Geduld. Das ist es, was Dir fehlt und was die Konzentration raubt.
Es klingt aber alles trotzdem nicht besonders toll.
Solange Du das sagen kannst/musst, sollten Die aktuellen Stücke Dir genug Übestoff bieten. Du willst aber weiter, bist gelangweilt und gefrustet. Sorry, aber ohne die Geduld mit Dir selbst kommst Du am Klavier nicht weiter. Ziel muss sein, dass DU mit dem Ergebnis zufrieden bist! Vielleicht sind aber auch die Anfängerstückchen einfach "zu blöde". Keine Angst, das sollte sich schnell ändern (lassen). Rede mal mit dem KL darüber (aber bitte erst in ein paar Wochen).

Ansonsten hat HoeHue schon etliche gute Anregungen gegeben.
 
Solange Du das sagen kannst/musst, sollten Die aktuellen Stücke Dir genug Übestoff bieten. Du willst aber weiter, bist gelangweilt und gefrustet. Sorry, aber ohne die Geduld mit Dir selbst kommst Du am Klavier nicht weiter. Ziel muss sein, dass DU mit dem Ergebnis zufrieden bist!

Das weiß ich ja, aber wie komme ich dahin? Wie übe ich das? Wenn ich immer und immer wieder Happy Birthday to You spiele, klingt es dann ja nicht automatisch besser - im Gegenteil (siehe oben). Wenn es sich durch wiederholtes Spielen besser anhören würde, hätte ich auch nichts dagegen, 20 x Ten Little Indians zu spielen, aber dem ist ja nicht so - wiederum siehe oben. Ich wollte jetzt auch kein "Spiele folgende schwerere Stücke: " hören, sondern Tipps zum effektiv... Stückauswahl, die man notenmäßig schon kann.
 
[...] Happy Birthday to You[...] Ten Little Indians[...]

Bei dem "Repertoire" wundert mich das nicht - die Stücke sind ja schon zu Tode gespielt, bevor man noch richtig ins Üben gekommen ist. Schau dir mal die ersten Stücke aus Mikrokosmos Band 1 an - vielleicht ist das was für dich. So einfach die Stücke auch zu Beginn sind, sind sie doch schon richtig schöne Musik, die man allerdings erst herauskitzeln muß, da ist das Gestalten von vornherein eine Herausforderung und man fadisiert sich nicht so schnell.

LG, PP
 
Tipps zum effektiveren Üben bei begrenzter Stückauswahl, die man notenmäßig schon kann.

Du könntest mal folgendes probieren: Nimm dir, wenn du dich das nächste Mal vor das Klavier setzt das deiner Stücke vor, dass dir am besten gefällt. Jetzt nimmst du dir einen kleinen Teil von diesem Stück (max. vier Takte, es reicht aber auch schon ein einziger oder eine bestimmte Phrase) vor und überlegst dir ganz genau, wie dieser Teil deiner Meinung nach klingen muss. Jetzt sollte dein Ziel sein, diesen kleinen Teil so schön wie möglich zu spielen und vorher nicht das Klavier zu verlassen. ;) Spiel den Teil zunächst nur mit jeweils einer Hand (beginnend mit der Melodie) bis es gut klingt, wenn es sein muss gehe langsam Ton für Ton durch. Da du dir ja nur einen kleinen Teil vorgenommen hast, ist das Überschaubar. Erst wenn du mit jeder einzelnen Hand 100%ig zufrieden bist, spielst du beide zusammen. Spiele langsam und höre ganz bewusst hin, was du da spielst. Du wirst sehen, dass man sich mit so einem kleinen Teil eines Stückes sehr lange beschäftigen kann, bis man zufrieden ist. Nimm dir zum Anfang wirklich immer nur wenig Stellen vor da man sonst dazu neigt schneller weiterzugehen, als man es eigentlich sollte.

Wenn du bei der ersten Übeeinheit nicht über eine oder zwei Stellen hinaus kommst, ist das kein Problem. Während den nächsten Einheiten kannst du dann zum Beispiel so vorgehen, dass du in der ersten Hälfte "neue" (also noch nicht perfekte Sachen) durchgehst und in der zweiten Hälfte die Sachen durchgehst, die du schon kannst.

Viele Grüße!

P.S.: PianoPuppy kann ich übrigens nur 100% zustimmen!
 
Hallo Kathi, prinzipell gebe ich PP recht - aber vergiss nicht, dass Du erst 3 WOCHEN (nicht Monate, nicht Jahre) spielst. Wichtig ist, dass Du eine Vorstellung hast, wie ein Stück klingen sollte, und das geht auch mit dem "kleinen Pony" (Das war mein Stückchen nach drei Wochen). Zudem kannst Du es "verfremden" - das bringt Dich auch weiter! Also: Rhythmisch variieren, bis es fast wie ein Ragtime klingt, romantisieren und weich machen, ganz spitz und knallig spielen usw. usf. Auch über das Erkennen, was "nicht geht", kommst Du zum Ziel.

Zurück zu Deinem "Repertoire": Happy Birthday - wie sollte das für Dich klingen? So, wie es Marilyn Monroe gehaucht hat? Dann versuche, es so zu spielen. Das geht auch mit einzelnen Tönen. Arbeite am Ausdruck. Variiere! Das macht Spass und hält die Stückchen lebendig! Spiel es als Schlaflied. Spiel es rockig. Spiel es so, dass es möglichst keiner mehr erkennt (obwohl alle Töne stimmen!). All das bringt Dich voran und macht Dich sicherer.

Zugegeben: Mit den allerersten Anfängerstücken ist das schon ein Kreuz. Sprich mit Deinem KL darüber! Und im Faden "Von Anfängern für Anfänger" findest Du Anregungen. Ich empfehle (aus eigenem Erleben) als erstes "richtiges" Stück die "Morgenstimmung" in der Terzebatzisch-Bearbeitung. Mikrokosmos ist natürlich "wertvoller", aber Bartok mag nicht jeder. Und gerade die ersten "richtigen" Stücke sollten einem schon zusagen - aber bitte keine Wünsche in Richtung Pop/Rock. Gerade dieses Genre erfordert auf dem Klavier wirkliches Können, sonst klingt es einfach sch...

Troubadix war schneller ;-). Und: Ich schreibe nur aus der "Erfahrung" des Leidensgenossen - ansonsten habe ich keinerlei Reputation!
 
Du könntest auch mal versuchen, eines deiner Stücke zu transponieren (weißt du, was das ist?)

Das ist eine spannende Sache, in einer anderen Tonlage hat es eine ganz andere Klangfarbe und das Thema Intervalle wird dir so auch bewusst.

Viele Grüße,
Manha
 
Hey, danke, das hilft mir schon mal weiter. Mit der KL sprechen ist aus sprachlichen Gründen schwierig bis unmöglich, aber ich werde jetzt mal versuchen, die Stücke (die ersten zwei Zeilen von Old MacDonald had a Farm, zum Beispiel :D ) ein bisschen zu variieren. Wünscht mir Glück ;)

EDIT: Ja, ich weiß, was transponieren ist -- können ist dann aber eine andere Sache. Ich kann ja noch nicht mal den Bassschlüssel ohne Abzählen lesen.
 
Sie spricht Bulgarisch und ein wenig Deutsch, ich spreche Deutsch und noch weniger Bulgarisch. Der Unterricht klappt aber bisher ganz gut. Ich lerne ja auch Bulgarisch. Also wir können schon miteinander sprechen, aber nicht über so komplexe Dinge. Für Terminabsprachen und so reicht es, und das andere (Handhaltung usw.) zeigt sie mir halt bzw. mach es vor.
 

Wenn ein Stück am Klavier nicht so gut klingt, wie man es gerne hätte, hilft es auch, beim Spielen mitzusingen, entweder den Text, falls vorhanden, oder einfache Silben dazu singen. Wenn man mitsingt phrasiert man automatisch auch am Klavier.

Eine weitere gute Übung, die man mal zwischendurch machen kann, ist es mehrsilbrige Wörter zu spielen - der Sinn dahinter ist, die Betonung der Wörter auf das Instrument zu übertragen - später kann man das auch mit ganzen Sätzen machen, bzw. musikalische Frage- und Antwortspiele erfinden.

Sinnvoll ist es auch, von Anfang an das Spielen nach Gehör zu trainieren. Versuch eine leichte Melodie (Kinderlieder eignen sich hier bestens) nachzuspielen - am Anfang ist es mehr ein Intervallraten, aber mit der Zeit wird es immer besser und du schulst damit ganz nebenbei das Gehör. Wenn du ein Lied nach Gehör spielen kannst, einfach mal bei einer anderen Note anfangen und wieder nach Gehör spielen - wichtig ist es, nicht die Intervalle abzuzählen, sondern sich dabei wirklich nur auf die Ohren zu verlassen.

Viel Spaß noch an den Tasten!

LG, PP
 
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Und wenn Du unbedingt zusätzlich Übestoff absolvieren willst:

1.) Besorg Dir die Noten vom C-Dur Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier von Bach (mit Fingersätzen). Das ist im Grunde genommen eine Folge von gebrochenen Akkorden - aber wunderschön.

2.) Übe das Ding von vornherein beidhändig, alles piano.

3.) Wenn Du das gut drauf hast (bei etwa 110 bpm) dann achte mal auf die Dynamik (dazu gibt es Angaben in der Czerny-Version, bekommst Du als free Download in IMSLP oder so ähnlich)

4.) Wenn es dann perfekt klingt, versuchst Du das Präludium in einer anderen Tonart ... zuerst mal in G-Dur und dann den Quintenzirkel rauf und runter.

Vorteile: An dem Stück kannst Du die nächsten 10 Jahre arbeiten, es ist eine gute Übung auch für Harmonielehre und Verständnis. Du kannst hier wenig versauen durch mangelnde Anleitung. Du kannst das Stück immer wieder hervorholen, wenn dich Dein normale Aufgabenpensum unterfordert.

Gruss

Hyp
 
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