Wie sitzt man "richtig" ?

ich habe schon mehrere klavierlehrer gefragt (unter anderem dozenten) die meinten meist alle was anderes aber haben immer betont, dass es jeder so maches sollte wie es für ihn bequem ist.
der einzige grund für eine vorgeschriebene sitzhaltung ist doch, dass der pianist ordentlich spielen kann. es kommt wohl niemand mit nem zollstock mitte´n im konzert nach vorn gerannt und überprüft ;)
man kann es auch von stück abhangig machen. aber am besten ist man macht sich garkeine gedanken drm, dann kann man immer ordentlich spielen. das hat bei mir jahre so funktioniert und manchmal komm ich mir mittlerweile echt blöd vor, wenn ich mitte im stück meinen sitzplatz wechsle weils grad unbequem ist
 
Wenn man die Füße vor die Pedale stellt, sieht man, wo die Mitte ist, man muß also nicht drüber nachdenken, welcher Ton "genau" in der Mitte ist. In den meisten Stücken dürfte wahrscheinlich die Rechte öfter bis zum c1 und darunter spielen als die Linke darüber; es ist also nichts dagegen zu sagen, sich ein wenig weiter nach links zu setzen, zumal es wohl in keinem Stück einen bestimmten Fixpunkt gibt. Gerald Moore berichtete einst, daß er bei der "Müllerin" immer weiter links als gewöhnlich gesessen habe, weil im gesamten Zyklus die Klavierbegleitung recht tief liegt.

Der zweckmäßigste Abstand ist der, der zwischen zwei Extremen die Mitte einhält: Nicht so dicht dran, daß die Ellbogen an den Rippen kleben würden, und nicht so weit weg, daß die Arme durchgestreckt wären, sondern so, daß man zwischen beiden Ellbogen noch ein Band spannen könnte, das vor dem Bauch verliefe (ich nehme an, hier gibt's nur junge Leute ohne ausgeprägten Bierbauch). Bei durchschnittlichem Körperbau ergibt sich diese Entfernung, wenn man sich so vor das Klavier stellt, daß die Oberschenkel dieses berühren, und sich dann hinsetzt (Hocker so weit nach hinten schieben, daß nur der Po, nicht die Oberschenkel darauf sitzen).

Und für die Höhe gilt: Je mehr man zu hoch sitzt, umso schlechtere dynamische Kontrolle über den Anschlag hat man und umso eher spannt man die Rückenmuskulatur an; je mehr man zu tief sitzt, umso träger wird der Spielapparat. Zweckmäßig ist das, was andere hier schon gesagt haben, nämlich daß die Arme samt Handrücken ungefähr waagerecht bleiben, die Ellbogen also auf Tastenhöhe sind.

Was die "gerade" Haltung angeht, scheint mir richtig zu sein, worauf Wu Wei hinwies. Natürlich sitzt man aufrecht, aber nicht stocksteif gerade, sondern so, daß man vor allem die Schulterblätter nicht militärisch nach hinten drückt, sondern ganz entspannt fallen läßt. Nette Übung dafür: Beide Schultern extrem hochziehen und dann entspannen und vollständig fallen lassen. Das führt, wenn der Oberkörper dabei nicht mit zusammensackt, zu einer aufrechten, aber keineswegs militärisch geraden Haltung.

(Für diese kostenlose Klavierstunde erbitte ich einen Obulus für den "Verein wider alleinseligmachende Sitzweisen und für ein paar hilfreiche Faustregeln".)
 
Und dann würde ich noch hinzufügen wollen, bzw. ich tus jetzt einfach :p , daß das Sitzen an sich nicht das Problem ist, sondern das sich richtig Bewegen beim Spielen. Wenn die Angst vor falschen Noten zu übermächtig wird, verkrampfen sich alle Muskeln, und ein angenehmes, lockeres Klavierspiel wird so gut wie unmöglich. Daher lieber mal ein paar falsche Noten riskieren und dafür die richtigen Noten nicht nur richtig, sondern auch mit Ausdruck spielen. Sonst hört man vor lauter Tonleitern die Musik garnicht mehr.
 
Danke für die Antworten. Ich hab mit dem Sitzen auch grundsätzlich keine Probleme (klappt alles schon ganz passabel und ich will auch kein Konzertpianist mehr werden); wollt das aber mal geklärt haben.
 

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