Wie oft üben?

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Dommm3E

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Liebe Leute,
ich beschäftige mich momentan mit der Frage, wie oft man üben sollte. Ich beziehe mich nicht darauf, wie oft man generell übt (als Amateur: So oft wie man Zeit und Lust hat ;-)), sondern beziehe mich auf ein einzelnes Stück. Erfahrungsgemäß braucht man ja am Anfang eine ganze Weile, um ein Stück erstmal flüssig spielen zu können. In dieser Phase übe ich dieses Stück dann beispielsweise 30-45 Minuten pro Tag, nach einer Weile nimmt die tägliche Übezeit dann etwas ab (alles natürlich vorausgesetzt, man hat jeden Tag Zeit). Man übt plötzlich nur noch schwierigere Passagen und diese dafür intensiver. Ich frage mich, ob es ab einem gewissen Level nicht reicht, das Stück nur alle paar Tage, sagen wir alle 3-4 Tage zu üben, und dafür wieder intensiver. Früher habe ich das nie ausprobiert, weil ich es nicht in Frage gestellt habe, dass tägliches Üben am besten ist. Inzwischen denke ich aber, dass man bei gleicher Gesamtzeit (sagen wir 7 Stunden pro Woche) mehr erreichen kann, wenn man die Zeit besser einteilt.

Wie handhabt ihr das?
 
Seltsame Frage. Irgendwann kommt man nicht mehr auf einen höheren Level, schon gar nicht, wenn man nur alle paar Tage " intensiver " übt.
Dann wendet man sich einem neuen Stück zu, oder spielt das alte bis zum Ende aller Tage. Grundsätzlich spielt die Zeit der Beschäftigung eine große Rolle bei der Erreichung eines Qualitätslevels. Und der baut leider auch wieder ab. Wie lange man üben muss, um ein Stück zu verbessern, ist von so vielen verschiedenen Faktoren abhängig, dass man diese Frage nicht ernsthaft beantworten kann.
LG
 
Mal ein Beispiel, aus dem Du garantiert nichts lernen kannst :-D :

Am Anfang eines neuen Stückes übe ich max. 10-20 min. Dann habe ich keine Lust mehr drauf. Das mache ich alle paar Tage. Irgend wann kommt die Lust auf mehr. Dann übe ich auch mal ne Stunde dran. Wenn es zu 70% sitzt, höre ich auf zu üben und spiele nur noch. Manchmal wird es dann noch etwas besser, meist aber schlechter.
 
Gut geübte Stücke ein paar Monate abzulegen und dann wieder frisch üben / lernen bringt bei mir eine neue Qualität in das Stück.
Durch konstantes Spielen ohne ernsthaftes, bewußtes Üben wird ein Stück eher schlechter.
 
Ich frage mich, ob es ab einem gewissen Level nicht reicht, das Stück nur alle paar Tage, sagen wir alle 3-4 Tage zu üben, und dafür wieder intensiver.

So hat sich das bei mir seit einiger Zeit eingespielt. Ich kann nicht jeden Tag jedes Stück gleich intensiv üben, also lasse ich einige bewusst liegen. Nach meiner Erfahrung klappt es dann sogar besser, als wenn ich sie täglich übe. Die müssen halt zwischendurch ein bisschen sacken.

Und es macht auch mehr Sinn, intensiver zu üben, also nicht einfach nur durchspielen, sondern an einigen Stellen gründlich zu arbeiten und mehrfach unter verschiedenen Schwerpunkten.
 
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kurze aber regelmäßige Einheiten von 20 bis 30 min mehr bringen, als lange Einheiten mit größeren Pausen. Es ist wie beim Sport.
 
Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Ich habe nämlich auch den Eindruck, dass ich insbesondere dann besser werde, wenn ich das Stück einige Tage intensiver übe und dann wieder wenige Tage (2-3) weglege.
@Tyr da würde ich dir jetzt ein bisschen widersprechen. Zumindest beim Ausdauersport wäre alle 2 Tage 40-60 Minuten besser als jeden Tag 20-30.
 
Länger als 30 Minuten konstante Konzentration ist schwer aufrecht zu erhalten beim Instrument lernen. Gerade dann wenn die Konzentration nachlässt, schleichen sich Fehler ein die man anfängt unbewusst mit zu üben.
 
Das stimmt allerdings, ich kann auch fast die Uhr danach stellen, denn wenn ich richtig konzentriert übe, schweifen etwa nach 40 Minuten die Gedanken ab.
Die Frage ist ja aber jetzt, ob es effizienter ist, jeden Tag je 15 Minuten Stück A und Stück B zu üben, oder - ab einem gewissen Level - nur noch abwechselnd jeden zweiten Tag je 30 Minuten. Gerade hier frage ich nach Erfahrungen, sofern es welche gibt.
 
Die Frage ist ja aber jetzt, ob es effizienter ist, jeden Tag je 15 Minuten Stück A und Stück B zu üben, oder - ab einem gewissen Level - nur noch abwechselnd jeden zweiten Tag je 30 Minuten.
Das ist egal, denn beides ergibt nach 10 Tagen als Summe gerade mal 5 Stunden Übungszeit. (angenommen, man übt ein Stück, dessen Aufführungsdauer im Tempo bei ca. 20min liegt... jetzt laufen die Taschenrechner, Pardon die Rechner-Apps heiß) ;-)
 

@rolf: Ja klar. Aber das war auch nur ein exemplarisches Beispiel und ist beliebig skalierbar...
Konkret: Ich habe etwa 3 Wochen an der Berceuse geübt, bis ich sie hier im Forum eingestellt habe. Ich habe es nicht genau dokumentiert, würde aber sagen, dass ich bis dato auf insgesamt 10 Stunden komme, da ich ca. 30 Minuten am Tag damit verbracht habe. Jetzt merke ich, dass ich mich nicht mehr 30 Minuten pro Tag damit beschäftigen kann. Es gibt zwar immernoch Stellen, die technisch nicht perfekt sitzen und auch musikalisch gibt es noch einiges zu tun, aber bereits nach kurzer Zeit schweift die Konzentration ab. Jetzt ist die Frage, ob es noch so sinnvoll ist, täglich an dem Stück zu arbeiten, und eben wirklich nur so kurz daran zu üben (sagen wir 15 Minuten für einige Stellen, da kommt man schon recht weit), oder es eben immer wieder ein paar Tage ruhen zu lassen, und dann wieder etwas länger zu üben.
 
Es gibt zwar immernoch Stellen, die technisch nicht perfekt sitzen und auch musikalisch gibt es noch einiges zu tun, aber bereits nach kurzer Zeit schweift die Konzentration ab. Jetzt ist die Frage, ob es noch so sinnvoll ist, täglich an dem Stück zu arbeiten, und eben wirklich nur so kurz daran zu üben (sagen wir 15 Minuten für einige Stellen, da kommt man schon recht weit), oder es eben immer wieder ein paar Tage ruhen zu lassen, und dann wieder etwas länger zu üben.
Das hängt davon ab, was du insgesamt schon alles spielen kannst - wenn du technisch schwierigere Sachen längst kannst, dann genügt es, die paar noch unsicheren Stellen gezielt zu üben und ansonsten das Stück nur alle paar Tage mal zu proben (das ist was anderes als üben!) - - - wenn die Berceuse allerdings an deiner derzeitigen Leistungsgrenze angesiedelt sein sollte (also mit das schwierigste, was du bisher gemacht hast), dann ist deutlich mehr üben angesagt.
 
Länger als 30 Minuten konstante Konzentration ist schwer aufrecht zu erhalten beim Instrument lernen. Gerade dann wenn die Konzentration nachlässt, schleichen sich Fehler ein die man anfängt unbewusst mit zu üben.

Wenn das stimmen würde, wäre jedes Klavier-Recital sowas wie ein 8. Weltwunder. Und die Vorbereitung auf so ein Recital erst recht.
 
Excelliste führen! Mit allen Stücken und persönlicher Bewertung, wie gut man dieses Werk spielen kann und wann man es zuletzt geübt hat!
 
Wenn das stimmen würde, wäre jedes Klavier-Recital sowas wie ein 8. Weltwunder. Und die Vorbereitung auf so ein Recital erst recht.

Es geht doch ums üben neuer Figuren und Muster und nicht ums spielen oder proben. Ich kenne zumindest keinen Musiklehrer und keine Literatur die sagt, dass stundenlanges kontinuierliches wiederholen der Weg zum Erfolg ist. Es geht darum die Zeit der maximalen Geistesschärfe sinnvoll auszunutzen. Das kann mehrfach am Tag sein, aber eben nicht durchgehend weil die Konzentration durch die Monotonie nachlässt. Ich selbst spiele auch mehr als eine Stunde am Tag, aber diese Zeit verteile ich über verschiedene Stunden.
 
dass stundenlanges kontinuierliches wiederholen der Weg zum Erfolg ist. Es geht darum die Zeit der maximalen Geistesschärfe sinnvoll auszunutzen.
...autofahren kann für den Fahrer selbst sowie für andere Verkehrsteilnehmer tödlich sein... klavierspielen nicht (oder nur sehr sehr selten) - - du siehst, die hohe Kunst des brumm-brumm-gasgeb (Lichthupe, überholen, geblitzt werden verdammte Scheiße, kann der Idiot da vorne nicht schneller machen, jebem ti boga kurac schon wieder überholt ein Laster den anderen usw usw) ist viel gefährlicher als die Klimperei: macht jeder alle 15-30min eine längere Pause, wenn er per Auto auf dem Weg zum Urlaubsziel ist?
...erstaunlich...

wer nicht fähig ist, paar Stunden konzentriert zu üben (auch und gerade technische Probleme!), der wird kaum ein längeres und anspruchsvolleres Stück ordentlich hinkriegen - und "stundenlang" ist nun wahrlich keine Monstrosität (siehe autofahren - gerne auch andere Beispiele*)...)

______________-
*) ok Schatz, zieh dich wieder an, die 15min sind um und die Konzentration auf die traute Zweisamkeit ist vorerst perdu, wir machen dann in einer Stunde weiter... ;-):-D:-D:-D
 
@rolf: nein, das Stück ist absolut nicht an der Grenze für mich, es ist technisch für mich eher einfach (sollte nicht arrogant sein).

Interessante Diskussion jetzt, ich gebe allerdings zu bedenken, dass das durchschnittliche Konzentrationslevel beim Autofahren vermutlich deutlich niedriger ist als beim Erlernen eines neuen Werkes. Ich denke es geht eher um diese obligatorischen 45 Minuten. Gerade wenn es um das Lernen von neuen Dingen geht, ist es (glaube ich) mehr oder weniger erwiesen, dass hier nach 45 Minuten die Konzentration deutlich nachlässt. Daher gehen ja auch Schulstunden 45 Minuten, auch in meinem Studium war es üblich, dass 90-minütige Vorlesungen in der Mitte eine Pause hatten. Dieser Effekt spielt aber meiner Erfahrung nach wirklich nur dann eine Rolle, wenn man noch in den Noten eines neuen Stückes steckt, es also noch nicht mal flüssig spielen kann. Schon eine Pause von 5-10 Minuten, in der man etwas völlig anderes tut, reicht meistens. Steckt man aber mehr im "technischen Üben", kann man gut auch länger üben.
 
Dieser Effekt spielt aber meiner Erfahrung nach wirklich nur dann eine Rolle, wenn man noch in den Noten eines neuen Stückes steckt, es also noch nicht mal flüssig spielen kann.
na ja, aber wer von denen, die schon einige Spielerfahrung haben (relativ fortgeschrittenes technisches und musikalisches Niveau), stochert angestrengt konzentriert in neuen Noten herum?? Normalerweise für ein entsprechendes Niveau befasst man sich mit den Noten ausgiebig, bevor man drin rumstochert, und zwar um das herumstochern zu vermeiden - irgendwo hat @mick das doch instruktiv beschrieben.
 
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