Wie lange übt man eigentlich an einem Stück?

Ja, momentan habe ich irgendwie das Gefühl ich laufe auf der Stelle. Ich übe das Stück jeden Tag ca. 30-60 Minuten, aber es wird nicht merklich besser oder geht leichter von der Hand.

Ich muss mich wahnsinnig konzentrieren und wirklich jeden Wechsel genau überlegen. Mein Lehrer war mit dem Ergebniss nach 1 Woche sehr zufrieden, ich überhaupt nicht.

Finde es aber beruhigend, dass man einfach mehrere Wochen an einem Stück sitzt.
 
IEs hängt natürlich auch sehr vom Anspruch ab, den der Lehrer und man selbst hat.

Nicht zu vergessen: Dem Schwierigkeitsgrad. Es wird, weil wohl fast alle hier so spielen, immer davon ausgegangen, dass man immer schwerere Stücke nimmt. Dabei vergisst man schnell, dass die Stücke leichteren Schwierigkeitsgrad einem immer leichter fallen werden. Wenn man erstmal "gut" spielt, ist man aber auch gut genug, um interessante einfachere Stücke schneller zu lernen.
 
Es wird, weil wohl fast alle hier so spielen, immer davon ausgegangen, dass man immer schwerere Stücke nimmt. Dabei vergisst man schnell, dass die Stücke leichteren Schwierigkeitsgrad einem immer leichter fallen werden.
Das ist eben der Knackpunkt bei uns Spätanfängern: die Liebe und Begeisterung ist über uns gekommen und nun wollen wir nur noch nachholen. Wir trauen uns immer einen Schritt voraus mit dem Gedanken: Es muß gehen.
Aber nein - wir sind wieder Kinder: Paß auf! Gaaannz laaaangsam. Weine nicht! Es wird. Du schaffst es. Was denkst du denn, Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut.

Damit wollen wir uns aber nicht abfinden. Schließlich sind wir keine Kinder mehr. Und doch, denn die Lebenserfahrung hat uns nicht gelehrt, geduldig zu sein. Und wenn wir es doch wissen, ignorieren wir sie bewußt.

Guendola: Ich habe festgestellt, daß das Üben immer länger pro Stück wird. Anfänglich eine Woche oder auch viel weniger, später zwei, dann drei Wochen. Aber das sind alles kurze Stücke von ein oder maximal zwei Seiten - samt Wiederholungen und das Ergebnis ist meistens nicht optimal. Im Moment brauche ich ungefähr eine Woche pro Seite (ca. 7 x 30 Minuten nur für dieses Stück) und dann manchmal noch mal so viel, bis es so klingt, wie ich es möchte. Für ein ganzes Stück kann das dann schon mal mehrere Monate dauern. Es hängt natürlich auch sehr vom Anspruch ab, den der Lehrer und man selbst hat. Die zweite Woche lasse ich oft aus und vertage das ganze Stück dann um ein paar Monate. Das Gute ist ja, daß einen auch halbfertige Stücke weiterbringen. Und wenn man die dann später fertigstellt, geht es oft viel leichter.
Das Gute ist ja, daß einen auch halbfertige Stücke weiterbringen. Danke, Guendola!
 
Meiner Meinung nach lernt man ein Stück nicht einfach so und man kann es . Zumindest nicht , wenn man die ein Stück nahezu perfekt spielen will.
Um lange Sonaten zu spielen brauche ich etwa 4-6 Monate. Hierbei geht es auch darum die Sonate sich analytisch zu verstehen

D.h, sich die Sonatenhauptsatzform zu erschließen in welche Tonarten entfernt der Komponist sich und wie moduliert er dort hin ?

Da Sonaten ja eigentlich Sinfonien für Klavier sind sollte man sich darum im Klaren werden welche Anschlagsarten man wählt. Welche Instrumente hätte z.B Mozart ausgewählt für die gewählten stellen.

Eine Freundin von mir hat mal zu mir gesagt, dass wenn man Musikstücke lernt ist das nicht ein einmaliger Prozess, sondern man muss Stücke immer wieder aufwärmen um sie zu lernen. Stellt euch vor ihr kocht und gefriert das Essen ein und wenn ihr hungrig seid wärmt ihr es wieder auf und verfeinert es mit neuen Gewürzen oder so ^^.
 
Mein Senf:

@mos: Du brauchst Dich ja gar nicht ärgern, wenn es nicht so schnell zur Zufriedenheit wird, Du bist einfach viel zu frisch dabei.
Ich denke mal, man braucht doch auch viele, viele (leichte) Stücke am Anfang, um wirklich vorwärts zu kommen. Ich hatte ja von meiner KL auch viel zu schweres Zeug auf gekriegt am Anfang, da ich ja schon Noten kannte und von der Geige her "vorbelastet" war. Ich konnte die Stücke dann auch nach einer Woche, aber es war nur Stress. Nun bin ich froh, dass wir die Kurve noch gekriegt haben. Phasenweise ist immer mal wieder das Gefühl da, es geht nicht vorwärts. Das wechselt sich aber ab mit dem Bewusstsein, wieder mal "einen Sprung" gemacht zu haben.
Übrigens: kannst Du auch hier irgendwo nachlesen: wenn Du wieder mal denkst, es stagniert, bist Du kurz vor einem "Sprung"!

Mach weiter so,

Klavirus
 
Eine Freundin von mir hat mal zu mir gesagt, dass wenn man Musikstücke lernt ist das nicht ein einmaliger Prozess, sondern man muss Stücke immer wieder aufwärmen um sie zu lernen. Stellt euch vor ihr kocht und gefriert das Essen ein und wenn ihr hungrig seid wärmt ihr es wieder auf und verfeinert es mit neuen Gewürzen oder so ^^.
Na lecker^^ Also ich teile ja deine Meinung vom immer neuen Entdecken der Stücke, aber der Vergleich ist einfach nur schlecht^^
Frisches Essen schmeckt doch immer besser als aufgetautes^^
 
Naja profis machen das so. Sie lernen ein Stück, lassen es für ein Jahr liegen, lernen es erneut und dann nehmen sie es auf. Villeicht war das Beispiel nicht so ganz treffend aber ich bin mir sicher, dass du kapiert hast was ich meine, nicht wahr ?
 
Ich bin mir sicher dass die Schnelligkeit beim Lernen sehr viel mit Erfahrung und Übung zu tun hat. Eine große Rolle spielt sicher auch die subjektive Schwierigkeit des Stückes.

Ich brauche zum Lernen meiner Klavierstücke immer ziemlich lange, da ich nur 1/2-1 Std. täglich übe. Machmal, wenn ich vorher recht faul war und mich das schlechte Gewissen packt, übe ich auch bis zu 4 Stunden.
Im Schnitt schaffe ich etwa 1 Seite pro Woche die Noten zu lernen, dazu übe ich aber immer noch an den älteren Stücken wo ich die Noten schon kann. Je nachdem wie lang ein Stück ist, kann das Noten lernen auch mal 12 Wochen brauchen. Dann brauche ich noch einmal die gleiche Zeit um das Stück zu "polieren" und vorspielreif zu bekommen. Nach dieser Zeit kann ich das Stück problemlos auswendig spielen.
Jemand der Klavier als Erstinstrument spielt, länger Unterricht hat und mehr übt wird sicher schneller als ich seine Stücke lernen.
 
Ja, momentan habe ich irgendwie das Gefühl ich laufe auf der Stelle. Ich übe das Stück jeden Tag ca. 30-60 Minuten, aber es wird nicht merklich besser oder geht leichter von der Hand.
Ich muss mich wahnsinnig konzentrieren und wirklich jeden Wechsel genau überlegen. Mein Lehrer war mit dem Ergebniss nach 1 Woche sehr zufrieden, ich überhaupt nicht.
Finde es aber beruhigend, dass man einfach mehrere Wochen an einem Stück sitzt.
Wort für Wort empfinde ich dir nach. Mir geht es ebenso, doch
nimm Dir Zeit. Das Gras wächst nicht schneller, wenn Du daran ziehst.I
 
Naja profis machen das so. Sie lernen ein Stück, lassen es für ein Jahr liegen, lernen es erneut und dann nehmen sie es auf.
Mir hilft es oft, Stücke auch mal nur 1-2 Tage liegen zu lassen, damit sie 'sich setzen' können. Gerade nach besonders mühsamem Üben mit frustrierendem Stagnationsgefühl habe ich damit positive Erfahrungen gemacht. Wenn ich mich beim Üben durchbeiße und dranbleibe und dann das Stück ein paar Tage nicht spiele, geht es danach oft unerwartet gut.
 

Das ist eben der Knackpunkt bei uns Spätanfängern: die Liebe und Begeisterung ist über uns gekommen und nun wollen wir nur noch nachholen. Wir trauen uns immer einen Schritt voraus mit dem Gedanken: Es muß gehen.
Aber nein - wir sind wieder Kinder: Paß auf! Gaaannz laaaangsam. Weine nicht! Es wird. Du schaffst es. Was denkst du denn, Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut.

Damit wollen wir uns aber nicht abfinden. Schließlich sind wir keine Kinder mehr. Und doch, denn die Lebenserfahrung hat uns nicht gelehrt, geduldig zu sein. Und wenn wir es doch wissen, ignorieren wir sie bewußt.

Mir geht es genauso. Sehr motivierend finde ich es aber, nicht nur zu schauen, was noch vor einem liegt, sondern was sich mit der Zeit schon für ein Raum an Möglichkeiten ergeben hat und ergeben wird. Beispielsweise habe ich nach ca. 2 Monaten Klavierspiel mit einem einfachen Menuett von Bach angefangen und ein paar Wochen gebraucht, bis ich es spielen konnte. Heute könnte ich ein vergleichbar schweres Stück in ca. 2 Tagen lernen. Genauso wird es sich irgendwann mit den aktuellen Stücken (Inventionen, Sonatinen) verhalten und wenn ich mir vorstelle, Stücke wie Inventionen irgendwann nach so kurzer Zeit spielen zu können, freue ich mich drauf. Klar ist meins und das Ziel der wohl meisten Hobbyspieler schwierige, virtuose Stücke spielen zu können, aber es gibt eben auch auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden interessante Musik, die man dann nebenher spielen kann und bei der man nicht für jedes Stück Wochen und Monate brauchen wird.
 
Hi,

Mir hilft es oft, Stücke auch mal nur 1-2 Tage liegen zu lassen, damit sie 'sich setzen' können. Gerade nach besonders mühsamem Üben mit frustrierendem Stagnationsgefühl habe ich damit positive Erfahrungen gemacht. Wenn ich mich beim Üben durchbeiße und dranbleibe und dann das Stück ein paar Tage nicht spiele, geht es danach oft unerwartet gut.

diese Erfahrung hat wohl jeder schon gemacht und man sollte sich klar machen woher das kommt:

Beim Üben von neuen Bewegungen wird das Gehirn stimuliert neue neuronale Verbindungen (Strukturen) anzulegen. Diese neuronalen Strukturen bestehen im Gegensatz zum Computer aus "echter Hardware", wie z. B. Nervenzellen.

Um diese Strukturen im Gehirn aufzubauen braucht es Zeit und auch die richtige Ernährung (hauptsächlich Obst, Gemüse und Fisch ;-) ).

Gruß

PS: Beim Online Chang ist ein Teilaspekt gut beschrieben. Dort heisst es PPI (Post Practice Improvement).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Da habt ihr ja schon fleißig viele Beiträge geschrieben, die allesamt klasse sind. In vielem kann ich mich auch selbst wieder finden.

Um nochmal den Bogen zu schlagen:
Für die ersten Monate des Klavierspiels ist es sicher sinnvoll, viele kurze Stücke zu üben, die man nach ca 1 Woche, also meist bis zur nächsten Klavierstunde, fertig hat. Solche Erfolgserlebnisse sind ungeheuer wichtig und spornen zu fleißigem Üben an.

Die Anforderungen an die Stücke werden dann nach und nach höher, somit verlängert sich natürlich auch die Übezeit - und sicher manchmal auch der persönliche Frust. Dann nämlich, wenn man aufgrund des größeren Zeitaufwands sein Können in Frage stellt.

Ich denke mir manchmal, man müsste als Klavierschüler seinem KL mehr Vertrauen schenken. Dieser kann nämlich sehr wohl sachgerecht urteilen, da er Vergleichsmöglichkeiten im Leistungsbereich hat. Und wenn er mehr als einmal betont, dass das entsprechende Stück sehr gut gespielt war, dann muss man es halt einfach glauben - basta!
Ich muss mich hier selbst ganz fest an meiner eigenen Nase halten!

Das war mein Senf dazu.
Grüßle von Madita
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Übezeit pro Stück verlängert sich eigentlich vor allem durch die Länge der Stücke und durch den eigenen Anspruch. Allerdings gibt es natürlich auch mal Stellen, die einfach viel komplexer sind als Anfängerstücke, da braucht man dann zusätzliche Zeit, um diese Stellen zu meistern, muß vielleicht sogar diverse Fingersätze und Spielweisen ausprobieren um den gewünschten Klang hinzubekommen und dann entdeckt man plötzlich eine ganz andere Interpretationsmöglichkeit und muß wieder von vorne anfangen.

Aber um den reinen Notentext zu lernen - und das ist ja so ziemlich die Hauptaufgabe für Anfänger - braucht man meistens auch nicht länger als zu Anfang. Vielleicht wäre es richtiger, die durchschnittliche Zeit pro Note zu bestimmen ;)
 
Hi,

Beim Üben von neuen Bewegungen wird das Gehirn stimuliert neue neuronale Verbindungen (Strukturen) anzulegen. Diese neuronalen Strukturen bestehen im Gegensatz zum Computer aus "echter Hardware", wie z. B. Nervenzellen.
Für mich hat das noch einen interessanten Aspekt:

Es lohnt sich Übeabschnitte unfertig zu lassen, auch wenns mir schwerfällt.
Ich übe eine bestimmte Zeit daran und gehe dann zum nächsten. Wenn ich das nächste mal übe, geht der unfertige Abschnitt schon von selbst ein wenig besser. Auf diese Weise kann ich an mehreren Abschnitten arbeiten und komme schneller voran.

Gruss LA
 
Hallo an Alle

Ich greife das Thema nochmal auf mit meinem aktuellen Beispiel:

Hintergrund (als Wiederholung): "später Wiedereinsteiger" - vor 35 Jahren mal 5 Jahre Klavierunterricht. Seither kaum gespielt, eigentlich nie regelmäßig.
Letzen November mit stage-piano wieder regelmäßig. Anfang März mit Unterricht begonnen.

die ersten beiden Stücke, die mir meine KL nach meinem Vorspiel aufgab war die Schuhmannsche Träumerei und die Op49 Nr.1-Sonatine vom Meister Beethoven. Für den ersten Satz der Beethoven-S hab ich jetzt ziemlich genau 5 Wochen gebraucht zum "flüssig durchspielen". Die Träumerei braucht noch eine Woche länger (obwohl deutlich kürzer-hab mich mehr auf den Beethoven konzentriert). So "ganz fehlerfrei und ohne kleine Patzer" gehts noch nicht - schätze das dauert nochmal 2 Wochen.

Hab am letzten Wochenende von Charles Valentin Alkan die op 65, nr. 6 Barcarole aus dem ersten Heft "PIANiST" zum Spaß angefangen. Für die erste Seite hab ich nur 3 Tage gebraucht, obwohl da als Schwierigkeitsgrad "MITTEL" steht.

Ich kann aus dem Notenbild aktuell schlecht erkennen "wie schwer" ein Stück tatsächlich ist. Da bin ich ziemlich auf meine KLin angewiesen.

Grüße vom Martin
 
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