Wie kann ein Blüthner-Flügel so wenig kosten?

Das ist aus Deutschland wirklich schwierig nachzuvollziehen... Budget und Möglichkeiten für einen Flügel, aber nicht für dichte Fenster und Türen. Aber ich kann nachvollziehen dass man da durchaus auch andere Prioritäten setzen kann im Leben 👍
Das ist keine Frage des Budgets, sondern eine Frage der Verfügbarkeit. :001: Und auch des handwerklichen Wissens und Könnens. Es ist hier nicht üblich, Häuser mit Isolation oder mit mehr als Einfachglas in einem Fensterrahmen zu bauen, der aussieht, als wäre er noch von vor 100 Jahren übrig geblieben. So werden diese Fensterrahmen hier immer noch produziert, und so werden auch neue Häuser gebaut. Wenn du hier jemandem sagst, er soll dir Isolation in dein Haus einbauen, wissen die gar nicht, wie das geht. Die gucken dich nur mit großen Augen an. Und wenn du hier doppelverglaste Fenster wolltest, müsstest du die selbst aus Europa importieren. So etwas gibt es hier einfach nicht.

Und eine Ausbildung für Handwerker auch nicht. Hier gibt es nur Hobbyhandwerker, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Und keinerlei Tradition für eine handwerkliche Ausbildung. Hier lebt man von der Hand in den Mund. Schulausbildung oder Berufsausbildung sind sekundär. Zudem kostet eine Schulausbildung viel Geld, das viele Leute nicht haben. Man setzt sich an die Straße und wartet auf jemanden, der vorbeikommt und einem für ein paar Stunden einen Job gibt. Und wenn es keinen gibt, geht man eben ohne Geld wieder nach Hause. Ich sage ja, das kann man sich in Deutschland nicht vorstellen.

Dinge zu importieren ist auch sehr schwierig. Was ich mich da schon mit dem Zoll herumgeschlagen habe ... Das ist alles nicht so einfach. Wir sind nicht EU. :005: Ja, es gibt ein paar hier eingewanderte deutsche Handwerker, die ihr Handwerk in Deutschland gelernt haben. Aber die sind für Jahre im Voraus ausgebucht. Weil es so wenige gibt, können die sich ihre Aufträge aussuchen. Und dann nehmen sie lieber Aufträge von Großauftraggebern an, die ganze Stadtviertel bauen, als zu einem Privatmenschen ins Haus zu kommen. Es ist eben alles anders hier. Man kann entscheiden, dass man dieses oder jenes möchte. Aber ob man das überhaupt bekommen kann, das ist eine ganz andere Frage.
 
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Wurden bei Schimmel und anderen Hersteller nicht einige Instrumente extra mit der Eigenschaft "tropentauglich" beworben?
Vielleicht, weil sie aus Tropenholz waren. Allerdings sind wir hier nicht in den Tropen. Wir sind in der Wüste. Das ist wieder etwas ganz anderes. Die Trockenheit hält kaum ein Holz aus. Wir haben hier auch keine einheimischen Bäume. Alles, was wir haben, sind Sträucher. Und auch davon nur sehr wenige. Das meiste ist dürres Gras und Sand. Kein Grün, alles ist Braun und Gelb, je nachdem, ob es geregnet hat oder nicht. Und wenn wie jedes Jahr am Ende der Trockenzeit die Buschbrände übers Land brausen, haben wir nur noch verbrannte Sträucher, verkohlte Strünke, die in den Himmel ragen. Also wirklich alles ganz anders als in Deutschland. Das kann man nicht vergleichen.

Ich finde unsere Landschaft und die Weite und Freiheit und die wilden Tiere allerdings wunderschön.
 
Bei Steigräber gibt es Flügel mit Carbon Resonanzboden… Kawai hat Carbon Mechanik, eventuell gibts auch die Kombination?
 
Steingräber mit Carbon-Resonanzboden dürften besonders robust sein - zum Ausprobieren aber wohl etwas sehr teuer...
 
Im Gegenteil. Die meiste Zeit des Jahres ist die Luftfeuchtigkeit so zwischen 0-10 Prozent. Wir haben Wüstenklima.

Ui, das ist definitiv zu trocken für ein akustisches Instrument.

Ich hatte einen ehemaligen Arbeitskollegen im Hinterkopf, er hat ein halbes Jahr in Kapstadt gearbeitet und über das "Treibhausklima" geklagt.

Demnach lebst Du wahrscheinlich ein ordentliches Stück weiter nördlich/nordöstlich.
 
Leute, Ihr reist zu wenig! Bereits in England sind die meisten Häuser klimatechnisch katastrophal. Und die Fenster entsprechen dem, was der deutsche Bauer anno 1950 im Kuhstall verbaut hat.

Tja, wir sind nicht nur gut in Autos, sondern auch bei Fenstern, Türen usw. Aber wie lange noch?
 
Aber die sind für Jahre im Voraus ausgebucht. Weil es so wenige gibt, können die sich ihre Aufträge aussuchen. Und dann nehmen sie lieber Aufträge von Großauftraggebern an, die ganze Stadtviertel bauen, als zu einem Privatmenschen ins Haus zu kommen. Es ist eben alles anders hier. Man kann entscheiden, dass man dieses oder jenes möchte. Aber ob man das überhaupt bekommen kann, das ist eine ganz andere Frage.
Also DAS genau ist hier mittlerweile auch fast so... :cry2: Da brauch man nicht nach Afrika....

Aber ansonsten stimmt es wohl, das es den Horizont deutlich erweitert, wenn man sich klar macht, dass die absolute Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten deutlich andere Probleme haben, als sich ein schön klimatisiertes Musikzimmer für ein empfindliches akustisches Musikinstrument zu realiesieren :konfus:
 
Mir scheint unsere afrikanische Forumanin in Namibia zu leben (hier im Faden unter #14 aus dem Jahre 2017 zu erlesen).
 

Also DAS genau ist hier mittlerweile auch fast so... :cry2: Da brauch man nicht nach Afrika....
Wo lebst Du denn?

Es ist im Grunde genommen nirgendwo ein großes Problem, so man die Handwerksleut ned unnötig vergrätzt (ok, so was spricht sich dann natürlich unter Kollegen schnell herum und dann könnts schwierig werden)

Bei mir haben jedenfalls schon Kunden einen Termin in ein zwei Wochen gekriegt.

Und selbst Südafrika wär für mich jetzt nicht so das Problem - kost halt entsprechend - aber würd ich auch nur machen wenn ich weiß, des ist ne gut verträgliche Kundschaft.

Und da hätte ich jetzt bei der TE so etwas meine Bedenken.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der Al Sauds, oder Al Maktum, Al Nahyan, Haitham ibn Tariq oder König Abdullah II. etc. nicht einen S&S, Fazioli oder Imperial im Palast stehen haben. Aber vermutlich kaufen sie jedes Jahr einen neuen, falls Stimmstock und Resonanzboden gerissen sind.
:konfus:

Allerdings kursierte damals das Gerücht, dass der goldene Flügel der gestern seit 70 Jahren auf dem Thron sitzenden Monarchin dem damaligen (gewaltsam zu Tode gekommenen) Präsidenten des Irak gehört hat.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der Al Sauds, oder Al Maktum, Al Nahyan, Haitham ibn Tariq oder König Abdullah II. etc. nicht einen S&S, Fazioli oder Imperial im Palast stehen haben. Aber vermutlich kaufen sie jedes Jahr einen neuen, falls Stimmstock und Resonanzboden gerissen sind.

Warst Du schon mal in dieser Gegend? Dort sterben nicht die Klaviere an gerissenen Böden und Stimmstöcken, sondern die Pianisten an Unterkühlung.

Die ganze Upper Class am Golf bewegt sich den ganzen Tag zwischen Gebäuden, die alle auf 17°C heruntergekühlt sind, bei gleibbleibender Luftfeuchtigkeit. Geradezu ein Traum für jedes Klavier.

Für mich war es ein Albtraum, weil ich mir den ganzen Tag den Arsch abgefroren habe, während es draußen milde 35°C hatte. Und der interne Feueralarm losging, weil ich im Hotelzimmer die Klimaanlage abgeschaltet und die Fenster geöffnet habe.
 
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Nicht dass der Golf ansonsten irgendetwas mit Namibia gemein hätte (außer den vielen Sand), aber das mit den Klimaanlagen stimmt. ;-)Man sollte meinen, dass geborene Afrikaner die Hitze gewöhnt sind, aber wenn sie die Wahl haben, leben sie lieber im Kühlschrank. Ist hier bei uns genauso. Das mit dem Feueralarm im Hotel ist eine lustige Geschichte. :-D
 
Und selbst Südafrika wär für mich jetzt nicht so das Problem - kost halt entsprechend - aber würd ich auch nur machen wenn ich weiß, des ist ne gut verträgliche Kundschaft.

Und da hätte ich jetzt bei der TE so etwas meine Bedenken.
Wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus, Henry. :-DWenn man selbst kein Benehmen hat und dementsprechend im Glashaus sitzt, sollte man nicht mit Steinen werfen. :love: Aber alles gut. Ich weiß, dass man Leute wie Dich nicht ändern kann und das will ich auch nicht. Deine Kundschaft bedauere ich und würde freiwillig nie dazugehören wollen. So schlimm kann es gar nicht sein, dass ich Dich als Handwerker engagieren würde. Da würde ich eine andere Lösung finden.
 
Klar warum ned - aber abgesehen da von daß ich der feinen Dame zu ungeschliffen bin, glaube ich auch kaum, daß sie in der Lage wäre es zu bezahlen :rauchen:
Haha. Glaub mir, Geld ist nicht das Problem. :-DAbgesehen davon, dass Du ja nicht so teuer sein kannst. Denn bekanntlich konnen diejenigen, die das Maul am weitesten aufreißen, fachlich am wenigsten. Deshalb müsst Ihr ja so angeben. Weil Ihr nichts könnt, das Ihr vorzeigen könnt. Sonst könntet Ihr Euch ja normal benehmen und müsstet nicht so um Euch schlagen. Alles reine Erfahrung. Weshalb ich mich mit Leuten wie Dir auch nicht mehr abgebe. Das ist es nicht wert. Wenn ich einen Handwerker importieren wollte (worüber ich tatsächlich schon nachgedacht habe), dann würde ich mir einen verträglicheren Menschen suchen, der sein Handwerk versteht und nicht so angeben muss. Hier bei uns geht man nett miteinander um. Wenn man sich so benimmt wie Du, könnte man hier nichts werden. Da bist Du schnell außen vor. Hier werden Manieren erwartet. Ist noch ein bisschen wie vor hundert Jahren.
 
Also DAS genau ist hier mittlerweile auch fast so... :cry2: Da brauch man nicht nach Afrika....

Aber ansonsten stimmt es wohl, das es den Horizont deutlich erweitert, wenn man sich klar macht, dass die absolute Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten deutlich andere Probleme haben, als sich ein schön klimatisiertes Musikzimmer für ein empfindliches akustisches Musikinstrument zu realiesieren :konfus:
Das ist allerdings wahr. Wenn ich manchmal so von den "First-World-Problems" in Deutschland höre, kommt mir das mittlerweile schon recht fremd vor. Aber am Anfang, als ich hierherkam, war ich genauso. Das sind eben unsere Erfahrungen, die wir in Deutschland gemacht haben. Daraus ziehen wir unsere Schlüsse und denken, die ganze Welt wäre so. Dass es nicht so ist, weiß man zwar im Kopf, rein intellektuell, aber man macht sich nicht wirklich Gedanken darüber. Der eigene Alltag bestimmt die Sicht der Welt. Was ich alles gedacht und erwartet habe, als ich hierherkam ... Heute schüttele ich nur den Kopf darüber. Allein schon zu erwarten, dass ein Haus Isolation und Heizung hat. Oder dichte Fenster und Türen. Dass alle Materialien verfügbar sind. Dass es IKEA gibt ...:-D

Mittlerweile lebe ich schon so lange hier, dass ich merke, dass man viele Dinge nicht braucht. Selbst wenn man sie sich leisten kann. Manchmal denke ich, in Deutschland fühlen sich viele Leute so deprimiert, wegen des anhaltend schlechten Wetters, fast das ganze Jahr Kälte und Regen, grauer Himmel, keine Sonne, dass sie sich mit materiellen Dingen für kurze Zeit glücklich machen wollen. Hier bei uns ist es umgekehrt. Das ganze Jahr Sonne, nur höchstens ein paar Wochen im Jahr ab und zu Regen und immer blauer Himmel und warm. Man kommt mit sehr wenig Kleidung aus, weil man alles, was langärmlig oder dick ist, hier sowieso nicht tragen kann. Man schwitzt sich sofort tot. Selbst mit Sachen, die man in Europa als "leicht" empfunden hat.

Wenn ich jetzt hier aus meinem Arbeitszimmer in meinem Haus hinaussehe in den Garten, sehe ich diesen blauen Himmel, höre die Vögel zwitschern, abends zirpen die Grillen. Man sitzt da und freut sich des Lebens, ohne sich viele Gedanken über Konsumgüter zu machen. Auf meinem Konto sammelt sich das Geld an, weil ich es nicht ausgebe. Ich wüsste nicht, wofür. Okay, ein Flügel ... :-)Wenn ich irgendwann ganz verrückt bin ... Aber im Moment bin ich noch vernünftig und brauche nichts. Je älter ich werde, immer weniger.

Das letzte, was ich gebaut habe, war eben diese Flat, dieses Musikzimmer. Ein eigenes kleines separates Haus im Garten. Aber das ist auch schon einige Jahre her. Selbst meinen SUV habe ich jetzt schon 6 Jahre. Damals zwar neu gekauft, aber das Auto hält noch einige Zeit. Sieht fast noch aus wie neu. Also was braucht man wirklich im Leben? Hier in Afrika merkt man, dass man vielleicht tatsächlich gar nicht viel braucht.

Außer Sonne und blauen Himmel. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne Sonne und blauen Himmel zu leben. Das ist eventuell auch eine Art Luxus, das gebe ich zu.
 
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