Wie habt ihr's mit der Revolutionsetüde?

A

AlCoFa

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Hallo!

Der Täter kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück, sagt man.
Hier trifft es gleich doppelt zu: Einerseits, weil ich nach fast zwei Jahren Abstinenz endlich wieder hier reinschaue und zu bleiben gedenke, und andererseits, weil ich nach damaligem Scheitern an diesem netten Stück nun endlich wieder Chopins Op. 10, Nr. 12 in Angriff nehme.
Es geht mir nun aber gar nicht um die technischen Aspekte dieses Stückes, die bereiten mir keine nennenswerten Probleme mehr (ich war damals einfach überfordert und wollte es mir bloß nicht eingestehen; mittlerweile verbinde ich den Leistungsgedanken glücklicherweise nicht mehr mit dem Musizieren :)); es geht mir nun um die Interpretation des Stücks. Zwar stehe ich noch ganz am Anfang und erarbeite mir das Stück sehr intensiv, doch während dieser Erarbeitung fallen mir einfach auch interpretatorische Aspekte für dieses Stück ein.

Allem voran: Ich bin kein Freund der Einspielungen dieser Etüde. Bisher ist mir unter zig Einspielungen erst eine einzige untergekommen, die ich für schön halte. Also wirklich schön, denn gut sind sie ja alle... :D
Sämtliche Einspielungen, die ich kenne, erscheinen mir so, als sei dem jeweiligen Interpreten an nichts mehr gelegen, als das Stück so schnell wie möglich über die Tasten zu jagen und den Schlussakkord vorschnell reinzuwummern, als wolle niemand diesem Stück einen Ausdruck verleihen, als wolle man anhand dieses Stückes nur seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellen, als nutze man es lediglich als Angeberei und Protz-Objekt.
Und dabei wird - IMHO! - das überaus große(!) dramaturgische Potenzial dieses Stücks einfach unterschlagen.
Wenn ich mir die Geschichte dieses Stücks ansehe, dann erfahre ich: Chopin hat diese Etüde als Reaktion auf die Niederschlagung des Novemberaufstandes in Polen geschrieben; das polnische Volk sehnte sich entgegen den Beschlüssen des Wiener Kongresses also nach Einheit, Freiheit und Unabhängigkeit und äußerte dieses Empfinden sehr deutlich, jedoch erfolgs- und hoffnungslos.
Chopin, der selbst Pole war, bestürzte dieser Umstand natürlich in gewaltigem Maße, fühlte er sich seiner Heimat doch verbunden und wusste er doch, was den Menschen an Freiheit und Unabhängigkeit lag.
Wenn ich diesen historischen Hintergrund nun auf das Stück projiziere, dann kann ich doch nicht einfach Sechzehntel um Sechzehntel runterrattern, damit ich so schnell wie möglich am Ziel ankomme.
Wenn ich bedenke, wie viel Hoffnung, wie viel Kampf, wie viel Enttäuschung, Trauer, aber vor allem: wie viel Wut und Aufgebrachtheit in diesem Stück stecken, so komme ich nicht umhin, zu behaupten, dass jeder, der dieses Stück nicht sogar als einen entfernten Hilfeschrei nach Freiheit empfindet, vielleicht mit einem Liszt besser bedient wäre, um mit etwas schnell Gespieltem zu prahlen. :-|

Natürlich möchte ich euch die Interpretation, die mir tatsächlich sehr zusagt, nicht vorenthalten:
Revolutionsetüde
Ihr müsst allerdings bis 1:43 vorspulen, vorher (und nach dem Ende der Einspielung) seht ihr lediglich Filmsequenzen aus einem Videospiel, in dem es tatsächlich um Chopin geht. :D
Diese Einspielung dauert mit ihren relativ genau 3 Minuten auch tatsächlich ca. 30 bis 50 Sekunden länger als alle anderen Interpretation dieses Stücks, die ich kenne.

Eingespielt wurde das Ganze von Stanislav Bunin. Ich war überrascht, ist doch eine andere Einspielung Bunins, die sich auf Youtube findet, in meinen Augen genau eine solche, wie ich es nicht für gut heiße: einfach runtergespielt.

Für mich jedenfalls sind Tempo und Dynamik in diesem Stück bei in meinen Augen schöner Interpretation keinesfalls einheitlich und gleichmäßig, sondern stetigem Wechsel unterzogen. Dieses Stück ohne Rubato, Ritardando oder gar Ritenuto zu spielen, ebenso ohne jeglichen Dynamikwechsel, ist für mich einfach nicht machbar. Alles andere mag zwar hochvirtuos sein, spiegelt aber den Geist des Stückes - so wie ich ihn sehe - nicht einmal ansatzweise wider.

Und wie seht ihr dieses Stück?
 

hallo,

sehr expressiv ist die erste Einspielung von Ashkenazy, noch in der UDSSR als Schallplatte produziert. Zwar schnell (was auch Chopins Intention entspricht: seine Metronomangabe ist bzgl. des Tempos ziemlich fordernd), aber trotzdem großartig tragisch, wütend, kurzum "revolutionsetüdig".

düstere, deprimierte, sich verzweifelt aufbäumende Leidenschaft, ein geradezu fatalistischer Zorn (der zugleich auch sehr kontrolliert und ästhetisch gestaltet ist), ein Untergang mit wehenden Fahnen - so klingt diese Etüde für mich. Unausweichlich, egal was man veranstaltet: man kommt nicht aus c-Moll heraus - also wird am Ende eine so effektvolle, wie ungewöhnliche Kadenz trotzig-wütend staccato angeschlagen: F-Fur - f-Moll - C4 (Quartvorhalt) - C-Dur - - kein strahlendes Finale, eher ein "so hätte es sein sollen, aber das Schicksal wollte nicht".

Ein wenig bestürzt mich Deine Andeutung, dass man pure Zirkusartistik eher bei Liszt als bei Chopin suchen solle - ich meine, da unterschätzt Du den Komponisten Liszt.

Die Etüde c-moll op.10 Nr.12 zählt nicht zu den wirklich "schwierigen", aber wie alle Chopinschen Etüden sollte sie nicht einfach nur schnell-schnell abgespult werden (was in diesem Fall, weil sie nicht so schwierig ist, ja möglich ist). Leider hört man sie immer wieder als Tempo-Stück - das finde ich auch nicht schön: weder pauschales Gedonner noch undifferenzierte Raserei werden ihr gerecht. Ich hatte gelernt, sie auf gar keinen Fall zu laut zu spielen - stattdessen den f-Moll Höhepunkt sowie die herrlichen Dursequenzen (Ges-"E"-Es-Dur) anzusteuern. Den Lauf in die Schlußakkorde spiele ich versetzt oktaviert: dort ist meiner Ansicht nach rabiate Vehemenz (onhmächtiger Zorn, Wut) am Platz, die vier Schlußakkorde fff tutta forza.

Gruß, Rolf
 
"
Ein wenig bestürzt mich Deine Andeutung, dass man pure Zirkusartistik eher bei Liszt als bei Chopin suchen solle - ich meine, da unterschätzt Du den Komponisten Liszt.
Das war nicht meine Absicht. Weder der Komponist Liszt noch seine Musik sind für mich zu unterschätzen; ich meinte damit eher, dass Liszts Kompositionen sich sehr auf Virtuosität stützen, andererseits vermag ich selbstverständlich auf Grund mangelnder Kenntnisse nicht zu sagen, was Liszts Intention beispielsweise bei seinen "Etudes d'exécution transcendante" war.
Dennoch möchte ich meinen, dass ein Pianist sich meiner Meinung nach ein tatsächlich sich auf große Virtuosität stützendes Stück vornehmen sollte, um damit seine Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen, als sich völlig sinnlos eines Stücks zu bedienen, das so voller Leidenschaft sich entfacht, das vor einem Hintergrund komponiert wurde, zu dem Chopin sich unter anderem so äußerte:
"'Mutter, süße, duldende Mutter, du hast deine Tochter überlebt, um den Moskowiter über ihre Gebeine trampeln zu sehen. [...] Oh, warum ist es mir nicht vergönnt worden, wenigstens einen dieser Moskowiter zu töten!'" (Jürgen Lotz: Frédéric Chopin, Rowohlt, S. 50)
Ich meine damit, dass dieses Stück eine zutiefst emotionale Geschichte hat, die auch mich nicht unberührt lässt, und jede - entschuldige bitte - dahingerotzte Runterspielerei mich eigentlich nur in Unverständnis und Betroffenheit versetzt.

Aber das könnte ich noch ewig so weiter führen. Letztlich könnte ich beispielsweise auch nicht begründen, weshalb ich die Op. 10, Nr. 4 eigentlich nur in dieser Interpretation erträglich, sogar schön finde: Francis Planté spielt Etüde in cis-Moll

Zitat von rolf:
Die Etüde c-moll op.10 Nr.12 zählt nicht zu den wirklich "schwierigen",
Daher spiele ich sie auch gerade. :D

Zitat von rolf:
Den Lauf in die Schlußakkorde spiele ich versetzt oktaviert
Inwiefern? Steh' ich auf dem Schlauch? :confused:
 
Inwiefern? Steh' ich auf dem Schlauch? :confused:

nein, sicher nicht!

es gibt die ausführbare Möglichkeit, den Schlußlauf in wechselweise angeschlagenen Oktaven zu spielen, was ihm (wenn man das schafft, was schwierig ist) mehr Nachdruck und auch mehr Lautstärke verleiht.

Zudem gibt es vom Original abweichende, aber wirkungsvolle Varianten, in welchen Oktaven angewendet werden (banal gesagt: man spielt dann eine "aufgemotzte" Variante). Das kann man machen, das kann man auch bleiben lassen - wie auch immer: Hauptsache, der letzte Lauf kommt wirklich vehement!!

Polen war im 19. Jh. geteilt: Preussen, Österreich und Russland hatten je ungefähr ein Drittel. Das zaristische Imperium hatte Masowien und Großpolen, damit auch die Hauptstadt Warschau. Erstaunlicherweise waren die Lebensbedingungen für die Bevölkerung im russischen Drittel "freier", als in Österreich oder Preussen - dennoch beschränkte sich die Polenbegeisterung im 19. Jh. hauptsächlich auf den russisch besetzten Bereich... Geschichte ist oft genug rätselhaft, verworren, kurzum menschlich.

Die von Chopin, Mickiewicz u.a. verurteilten "Moskowiter" waren nicht schlimmer als die Preussen oder Österreicher - aber Warschau als Hauptstadt hatte eben einen eigenen Symbolwert (und nirgendwo - es sei denn, man heisst Heinrich Heine - war zu dieser Zeit Kritik an Österreich oder Preussen gesellschaftsfähig). In diesem Kontext sind Chopins vehemente Klagen (Stuttgarter Tagebuch etc.) kritisch zu betrachten. Der Novemeberaufstand 1830 stand unter keinem guten Stern. Was die polnischen Aufstände in Warschau betrifft, so sind die Dokumentationen der polnischen Historikerin Prof. Sliwowski enorm aufschlussreich (leider bislang nur in polnischer Sprache publiziert)

Wie auch immer die historischen Gewichte und Relationen zu sehen sind: Chopin hatte das sehr wohl sehr mitgenommen, aber er hatte auch die Beruhigung nach dem Novemberaufstand mitbekommen (er war ja in ständigem Kontakt mit seiner Familie). Und später riet er immer von überstürzten Maßnahmen ab.

Gruß, Rolf
 
"ich meinte damit eher, dass Liszts Kompositionen sich sehr auf Virtuosität stützen

nun ja, das tun Chopinsche Kompositionen wie zwei Bände a jeweils 12 Etüden doch auch :) und nicht minder stürzen sich seine Sonaten b-Moll und h-Moll in die "Virtuosität": sie sind schlichtweg enorm virtuos und müssen sich nicht vor Liszt verstecken! (ich bin ziemlich sicher, dass jeder, der diese sachen spielt, das bestätigen wird)

und das ist noch lange nicht alles aus dem Katalog der Chopinschen Werke!!
 
es gibt die ausführbare Möglichkeit, den Schlußlauf in wechselweise angeschlagenen Oktaven zu spielen, was ihm (wenn man das schafft, was schwierig ist) mehr Nachdruck und auch mehr Lautstärke verleiht.

Zudem gibt es vom Original abweichende, aber wirkungsvolle Varianten, in welchen Oktaven angewendet werden (banal gesagt: man spielt dann eine "aufgemotzte" Variante). Das kann man machen, das kann man auch bleiben lassen - wie auch immer: Hauptsache, der letzte Lauf kommt wirklich vehement!!
Mir war bisher lediglich diese Möglichkeit bekannt.

und das ist noch lange nicht alles aus dem Katalog der Chopinschen Werke!!
Dessen bin ich mir durchaus bewusst. :-P Meine bisher eher kurze Musiker-"Karriere" (ca. 5 Jahre) begann ganz besonders mit der Musik Frédéric Chopins. Nicht selten versuchte ich mich als Grünling an solchen Werken wie der E-Dur-Etüde oder an der Polonaise in cis-Moll, Op. 26, Nr. 1; wobei ich sagen muss, dass ich die Polonaise tatsächlich nach erst zwei Jahren Klavierunterricht hinbekam, technisch und interpretatorisch sicherlich nicht vom Feinsten, aber es erfüllte mich sehr mit Stolz, ein vergleichsweise anspruchsvolles Chopin-Stück zu beherrschen. Groß war der Unmut dann, als ich mich wenig später an die Revolutionsetüde wagte und die Noten deprimiert in die Ecke schmiss. Nun bearbeite ich sie erneut und kann nur sagen: Früher als zu diesem Zeitpunkt wäre eine Chopin-Etüde einfach nur Wahnsinn und Selbstquälerei gewesen. Ich merke, dass ich JETZT, nach 5 Jahren, ein Stadium erreicht habe, in dem ich mir die selbständige Erarbeitung einer nicht ganz so schwierigen Chopin-Etüde durchaus zutrauen kann, aber nach zwei oder drei Jahren, das war Unsinn.
Jedenfalls kenne ich die meisten Stücke aus dem chopin'schen Werkkatalog tatsächlich in- und auswendig, da ich mich zur Kompensation der damals für mich technischen Unmöglichkeit auditiv mehr als intensiv mit Chopin und seinem Werk befasste.
 
Dennoch möchte ich meinen, dass ein Pianist sich meiner Meinung nach ein tatsächlich sich auf große Virtuosität stützendes Stück vornehmen sollte, um damit seine Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen, als sich völlig sinnlos eines Stücks zu bedienen, das so voller Leidenschaft sich entfacht, das vor einem Hintergrund komponiert wurde, zu dem Chopin sich unter anderem so äußerte:
"'Mutter, süße, duldende Mutter, du hast deine Tochter überlebt, um den Moskowiter über ihre Gebeine trampeln zu sehen. [...] Oh, warum ist es mir nicht vergönnt worden, wenigstens einen dieser Moskowiter zu töten!'" (Jürgen Lotz: Frédéric Chopin, Rowohlt, S. 50)
Ich meine damit, dass dieses Stück eine zutiefst emotionale Geschichte hat, die auch mich nicht unberührt lässt, und jede - entschuldige bitte - dahingerotzte Runterspielerei mich eigentlich nur in Unverständnis und Betroffenheit versetzt.
:

"große Virtuosität" in Deinem Sinne (also so, wie Du diese Chiffren verwendest), findet sich in Chopins Etüden - man braucht, um das zu entdecken (falls man es noch nicht wusste), nur mal die Terzen-, Sexten-, Oktaven- oder Sturmetüde zu spielen (zu schweigen von op.10 Nr.2)

ob man solche Sachen, oder Chopins Sonaten, oder Lisztetüden, oder Liszts Paraphrasen spielt, "um damit seine Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen" - - - was kann man dazu sagen? wer tut das nachweislich??

Ich weiss nicht, welche Motivation andere wirklich haben, wenn sie dieses oder jenes schwierige Klavierstück spielen - ich kann nur meine mitteilen: mich interessiert die "technische Dimension" nur präliminarisch, mir geht es um das, was die Klavierstücke erzählen.

Ganz privat und persönlich ist meine Meinung, dass es nicht viel Sinn macht, Liszt gegen Chopin auszuspielen - dazu ist die Musik von beiden einfach viel zu gut und zu wertvoll.

Gruß, Rolf
 
ob man solche Sachen, oder Chopins Sonaten, oder Lisztetüden, oder Liszts Paraphrasen spielt, "um damit seine Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen" - - - was kann man dazu sagen? wer tut das nachweislich??
Da gibt es sogar den einen oder anderen in meinem direkten Umfeld.

Zitat von rolf:
Ich weiss nicht, welche Motivation andere wirklich haben, wenn sie dieses oder jenes schwierige Klavierstück spielen - ich kann nur meine mitteilen: mich interessiert die "technische Dimension" nur präliminarisch, mir geht es um das, was die Klavierstücke erzählen.
Ja, alles andere finde ich persönlich beinahe auch verwerflich.


Zitat von rolf:
Ganz privat und persönlich ist meine Meinung, dass es nicht viel Sinn macht, Liszt gegen Chopin auszuspielen
Bei Chopin! Das tu' ich gewiss nicht. Falls es so wirkte, entschuldige ich mich sehr. :(
 
Rolf, verstehe ich deine Variante des Schlusslaufs richtig?

"wechselweise angeschlagenen Oktaven", meint das den Lauf quasi desynchronisiert, also um ein 16tel versetzt zu spielen? Also von der Idee her wie das Finale im Rondo capriccioso.

AlCoFa, hast du Interesse dich über Fingersätze auszutauschen? Im Mittelteil wüsste ich gerne, welche du verwendest.

lg marcus
 
AlCoFa, hast du Interesse dich über Fingersätze auszutauschen? Im Mittelteil wüsste ich gerne, welche du verwendest.

Prinzipiell besteht da großes Interesse, ja. Aber den Mittelteil muss ich erstmal erreichen, habe erst vorgestern angefangen, das Stück zu bearbeiten und kann erst die erste Seite. Normalerweise übe ich Stücke zwar in ihrer gesamten Struktur zusammenhängend, bei der Revolutionsetüde ist mir ein häppchenweises Vorgehen aber um ein Vielfaches lieber, und das bisher mit gutem Erfolg.
Also, .marcus.: Wenn du dich noch ein wenig geduldest, ich also beim Mittelteil angelangt bin, dann sollten wir uns in jedem Falle über die Fingersätze austauschen. :)
 
Rolf, verstehe ich deine Variante des Schlusslaufs richtig?

"wechselweise angeschlagenen Oktaven", meint das den Lauf quasi desynchronisiert, also um ein 16tel versetzt zu spielen? Also von der Idee her wie das Finale im Rondo capriccioso.

Ich kann natürlich nicht für rolf sprechen, aber falls er das tatsächlich meint, wären's ja sogar 32tel versetzt, da die Läufe an sich ja schon 16tel sind und man quasi eine Stimme zwischen den 16teln der anderen Stimme setzen müsste.
 

hallo,

zum Schlußlauf:

ich hatte geschrieben, dass es die (schwierige) Möglichkeit gibt, diesen mit verschachtelten Oktaven zu spielen (was ihm mehr Vehemnz und Lautstärke gibt, falls man das hinkriegt).

Man kann den Schlußlauf doch - er ist ja unisono in Oktavparallele! - mal spaßeshalber als eine Folge von Oktven abschreiben, ok? Diese kann man dann so spielen, dass die r.H. sopra die erste Oktave spielt (des), die l.H. dann die zweite (c) usw usw usw.

Auf diese Weise spielt man exakt die originalen Töne, aber eben mit abwechselnden Oktavnschlägen. Und Vorsicht: das ist verdammt schwierig, wenn man sowas nicht gewohnt ist. Wenn ich mich recht entsinne, stammt diese Spielvariante von Busoni. Sie findet sich in einer Fußnote der Klindworthausgabe der Etüden.
_____________

darüber hinaus gibt es abweichenden Spielweisen, die nicht von Chopin sind - ich nannte diese "aufgemotzte" Varianten. So etwas muss nicht sein, kann aber Spaß machen und sehr effektvoll wirken.

a) man spielt die originale Tonfolge abwechselnd nur mit den Daumen (r.H. des - l.H. c - r.H. b - l.H.g usw), aber dabei jeweils mit den beiden 5. Fingern die dazu gehörende Oktavnote - - - klingt sehr blitzend und wirkungsvoll

b) man spielt den originalen Lauf in beiden Händen in Oktaven, aber dabei die nachschlagende r.H. um ein 32stel versetzt - das ist aber nur mit einer Tempoeinbuße machbar, die allerdings durch die Vehemenz und Lautstärke dieser "Oktavenprügelei" aufgewogen wird.

Nein! a) und b) sind nicht von Chopin intendiert, sie sind auch auch nicht 100%ig seriös - aber wirkungsvoll. Kann man machen, kann man auch lassen. Immerhin unterstreichen die Abweichungen den sinnvollen Willen, dem letzten Lauf ein besonderes Gewicht zu geben - und das ist nicht falsch: er führt ja in die Katastrophe der Akkordschläge am Ende!
Man zeige mir aus dieser Zeit ein anderes Klavierstück, das am Ende zwei rasche stacc.-fff Schläge auf der ganz tiefen c-Oktave hat! ! ! Das ist - auch für Chopin! - ein ungewohnt brutaler Effekt! ! !
______________

Fingersätze:
- die rechte Hand braucht keine
- für die linke Hand sind die von Chopin doch ok!

Gruß, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Fingersätze:
[...]
- für die linke Hand sind die von Chopin doch ok!
Habe ich auch gemerkt. Komme mit den Fingersätzen von Chopin eigentlich sehr gut klar, sie unterstützen das möglichst fließende Spiel im Grunde perfekt.

Habe nun die erste Seite relativ sicher drauf.
Normalerweise spiele ich Stücke lieber in ihrem Gesamtzsammenhang, aber bei der Revolutionsetüde ist mir häppchenweises Vorgehen durchaus lieber.
 
Habe nun die erste Seite relativ sicher drauf.
Normalerweise spiele ich Stücke lieber in ihrem Gesamtzsammenhang, aber bei der Revolutionsetüde ist mir häppchenweises Vorgehen durchaus lieber.
die erste seite ist ja noch die allerharmloseste :p

ich finde die triolen im zweiten teil ziemlich schwierig (vll. gehe ich da auch iwie falsch ran) aber ansonsten ist die etüde schon sehr spielbar...

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was haltet ihr von der idee den schlusslauf einfach beidhändig als oktaven zu spielen?

edith:

Zitat von rolf:
Man kann den Schlußlauf doch - er ist ja unisono in Oktavparallele! - mal spaßeshalber als eine Folge von Oktven abschreiben, ok? Diese kann man dann so spielen, dass die r.H. sopra die erste Oktave spielt (des), die l.H. dann die zweite (c) usw usw usw.

Auf diese Weise spielt man exakt die originalen Töne, aber eben mit abwechselnden Oktavnschlägen. Und Vorsicht: das ist verdammt schwierig, wenn man sowas nicht gewohnt ist. Wenn ich mich recht entsinne, stammt diese Spielvariante von Busoni. Sie findet sich in einer Fußnote der Klindworthausgabe der Etüden.
verstehe ich irgendwie nicht?!
 
danke,
ich hatte anscheinend recht mit meiner "vermutung" . so hatte ich das auch zunächst verstanden.

was hälst Du denn von meiner variante? (das wäre mal ne prise oktavenetüde :p)
 
was hälst Du denn von meiner variante? (das wäre mal ne prise oktavenetüde :p)

kann man machen, wird aber langsamer als das Original sein - dafür wuchtiger. Damit die Tempoeinbuße nicht zu sehr auffällt, muss man dann etwas langsamer anfangen und nach unten hin accelerando spielen: das ist dann recht wirkungsvoll (aber Vorsicht: verdammt schnell müssen sie Oktaven schon sein, so Viertel 120-140)

aber ich wiederhole: so ganz seriös ist das nicht... macht aber beim üben Spaß
 
kann man machen, wird aber langsamer als das Original sein - dafür wuchtiger. Damit die Tempoeinbuße nicht zu sehr auffällt, muss man dann etwas langsamer anfangen und nach unten hin accelerando spielen: das ist dann recht wirkungsvoll (aber Vorsicht: verdammt schnell müssen sie Oktaven schon sein, so Viertel 120-140)

aber ich wiederhole: so ganz seriös ist das nicht... macht aber beim üben Spaß

ich spiele die komplette linke hand in oktaven, das geht mit ein wenig übung auch gut auf dein bechriebenes tempo, ört sich seeehhrr wuchtig an, man muss dann eben die rechte hand stark hervorheben

gruß aus jerusalem
 
Na, das will ich hören, Eusestan, wie Du die linke Hand auf Viertel=120 oder gar 140 in Oktaven spielst!

Glaube ich Dir nicht! Deine Postings hier wirken nicht so, als wärst Du ein erfahrener Virtuose (und der muß man wirklich sein, um das hinzukriegen).

LG,
Hasenbein (heute mal als Bullshit Detector unterwegs... :D )
 

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