Welches "Hörrepetoire" ist für Klavieranfänger empfehlenswert?

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Debbie digitalis

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3. Apr. 2009
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Hallo miteinander,

im Zusammenhang mit dem von mir seit einigen Jahren betriebenen Projekt "Klavierspielen lernen" ist mir aufgefallen, dass es jede Menge Klavierstücke gibt, die ich gerne lernen möchte, aber die begrenzt zur Verfügung stehende Übezeit sowie mein natürlich auch begrenztes Lerntempo es erfordern, eine sinnvolle Auwahl zu treffen. Diese Auswahl übernimmt meine KLin in Absprache mit mir und auch unter Berücksichtigung meiner persönlichen musikalischen Vorlieben.

Ebenso wichtig wie die Stücke, die man während der Zeit des Klavierspielen Lernens einstudiert, sind m.E. jedoch auch die Stücke, die man während dieser Zeit hört. Ich habe daher stets versucht, parallel zum eignen Klavierspielen permanent auch Musik zu hören, die für das Erlernen des Klavierspiels relevant und förderlich ist.

Allerdings fiel meine Auswahl dabei wahrscheinlich etwas einseitig aus: Ich hörte zu diesem Zwecke zunächst allein Klavierwerke (keine Klavierkonzerte, keine Orchesterstücke, keine Opern, Chöre) und diese auch nur von den Komponisten, für die ich persönlich eine Vorliebe habe (z.B. von Bach, Rameau, Chopin, Clementi, Débussy, Rachmaninow, Liszt, Grieg etc) - jedenfalls ist es bisher sicherlich keine repräsentative Auswahl. Mittlerweile sprechen mich auch Klavierkonzerte und Orchesterwerke immer mehr an - aber auch hier erfolgt die Auswahl mehr nach dem "mal hier, mal da" Prinzip.

Daher meine Frage an euch: Was wären so die grundlegenden und empfehlenswerten Komponisten und Werke, die man sich parallel zum Klavierlernen und zum Klavierunterricht anhören sollte??

LG

Debbie digitalis
 
Auf jeden Fall schon mal NICHT:

Yann Tiersen, Yiruma, Richard Clayderman, Ludovico Einaudi, Maksim...

Das ist dann eigentlich schon ausreichende Ohr-Hygiene! :D :cool:

LG,
Hasenbein
 
Hallo Debbie,

die Liste wäre noch um Haydn, Mozart, Beethoven zu ergänzen, dann ist das schon ein guter Querschnitt (sieht man von den fehlenden "Modernen") ab. Bei Auswahl der Werke: Kammermusik (Klaviertrios, Klavierquartette usw.) nicht vergessen. Wichtig wäre aber, wenn es denn schon etwas systematisch sein soll, parallel dazu zu lesen und Schwerpunkte zu setzen. Literaturvorschläge dürften hier im Forum zu finden sein.

LG

Pennacken
 
Liebe Debbie,

ich finde auch empfehlenswert, in Werke für andere Instrumente hineinzuhören! Als Pianist kann man ungeheuer von anderen Instrumentalisten lernen! Wenn man schon mal erlebt hat, wie ein Cellist eine Melodie gestaltet, wie ein Sänger phrasiert, wie ein Bläser atmet, kann man diese Erkenntnisse wunderbar auf das Klavier übertragen! Oft denkt und hört man beim Klavier orchestral, man stellt sich also verschiedene Instrumentengruppen vor, die die verschiedenen Stimmen spielen. Hört man die Entwicklung einer Phrase, wie sie ein Sänger gestaltet, der ja die Töne im Gegensatz zum Pianisten entwickeln und gestalten kann, spielt man sie auch auf dem Klavier anders.

Daher passt alles, was dir gefällt: Lieder von Schumann, Schubert......, Sinfonien von Haydn, Mozart, Beethoven, Streichquartette von Schubert (der Tod und das Mädchen), Dvorak-Cellokonzert, Sibelius-Violinkonzert .....................es sollte dir gefallen!

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo miteinander,

danke für Eure antworten!

@ Hasenbein: dass die Truppe, die du da aufgezählt hast in diesem Zusammenhang zu den "don'ts" gehört, ist mir schon klar!

@ pennacken: Haydn, Mozart, Beethoven sind natürlich ebenso wichtig, danke für den Hinweis! Ich höre diese Komponisten auch, habe mich aber noch nicht so richtig reinvertieft (da einfach jeder dieser Komponisten jede Menge produziert hat!). Die Kammermusik ist auch ein guter Tipp! Danke.

@chiarina: danke für den Hinweis auf andere Instrumente! Ich bin ja auch vom reinen "Klaviermusikhören" in diesem Zusammenhang schon seit längerem abgekommen. Ich höre auch besonders gerne Werke mit Cello, Flöten oder Harfe. Chormusik höre ich regelmäßig, da ich selbst in einem Chor singe. Es ist sicher ein guter Tipp mal darauf zu achten, wie sich die gesangliche Phrasierung auf das Klavierspielen übertragen lässt.

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Debbie digitalis,

ich würde deine Frage erweitern und antworten, es macht Sinn, auch als Anfänger bereits Meisterklassen von großen Pianisten und anderen Musikern (Sängern etc). zu konsumieren (auf DVD, youtube), weil in diesen "Fachdiskussionen" zwischen Meister und Profi vielschichtige Aspekte des Klavierspielens bzw. des Musikgestaltens enthalten sind, die die meisten Klavierlehrer nicht kennen oder wenigstens sensibel dafür wären. Eigentlich gibt es keine Trennung zwischen dem Profi- und Laienmusikmachens, außer dass letztere das wesentlich Wichtige des Musikmachens noch nicht verstanden haben (und ihnen die Spielfertigkeit und möglicherweise auch das Talent fehlen, das jemals zu verstehen).

Meisterklassen (oder Masterclasses als Begriff auf youtube): Nach mehrmaligen Konsumieren dieser Profidiskussionen versteht man immer mehr und erkennt, dass bereits bei den eigenen, einfachen Stücken Aspekte wiederzuerkennen sind (z.B. was heißt eigentlich gebunden zu spielen, welche Beziehung haben die Töne bzw. musikalische Strukturen miteinander). Die durchschnittlichen Lehrer reden stattdessen in Regeln, die sie lehren und welche vergessen machen, dass es bei aller Theorie am Schluss ums Musikmachen geht. Das erklärt für mich auch, warum es in den USA so viele Jazzmusiker gab, die niemals das Musikmachen "richtig" gelernt haben. Sie haben das getan, was die Profis für sich verinnerlicht haben. Aufmerksam Musik über Jahre hören, es selber probieren und dann insbesondere mit anderen zusammen zu spielen.

Meine Empfehlungen: Masterclasses on Beethoven von Daniel Barenboim (youtube), Jorge Bolet Masterclass (youtube), The Masterclass Media Foundation | Home

zur ursprünglichen Frage: Ich würde so viel(!) wie möglich hören, was dir gefällt. Einen Hörkanon zu erwarten, entspricht wieder dieser Regelmentalität in Deutschland. Je früher du dich mit komplexen Stücken beschäftigst und in deine Hörerfahrung aufnimmst, desto eher hast du eine Chance, dich nach deinen Möglichkeiten weiterzuentwickeln. Nach den Jahren verstehst du bei diesen komplexen Stücken mehr und mehr. Von Sängern kann man übrigens sehr viel lernen, da sie quasi mit dem Musikfluss, horizontal, spielen. Das Klavier spielt von sich aus erst einmal nur vertikal, so wie die Tasten von einem beliebigen Gewicht gedrückt werden. Daraus trotzdem Musik zu machen, also in einen Fluss zu kommen, also horizontal zu spielen, ist das Schwierige.

Viele Grüße
Tobias
 
..... weil in diesen "Fachdiskussionen" zwischen Meister und Profi vielschichtige Aspekte des Klavierspielens bzw. des Musikgestaltens enthalten sind, die die meisten Klavierlehrer nicht kennen oder wenigstens sensibel dafür wären.
.....................................
Die durchschnittlichen Lehrer reden stattdessen in Regeln, die sie lehren und welche vergessen machen, dass es bei aller Theorie am Schluss ums Musikmachen geht.


Lieber burgmueller,

wie kommst du denn zu dieser Ansicht, der ich unbedingt widersprechen möchte! :)

Deine Empfehlung, auch Meisterklassen zu hören, finde ich prima und selbstverständlich gibt es einen deutlichen Unterschied von Klavierlehrern zu Professoren an Musikhochschulen und berühmten Pianisten!

Aber Klavierlehrer haben, wenn sie gut ausgebildet worden sind an einer Musikhochschule mit Hauptfach Klavier, einen reichen Erfahrungsschatz über Musik und das Klavier spielen und haben dieses Studium entgegen aller miserablen finanziellen Ausssichten nach anspruchsvoller Aufnahmeprüfung absolviert, weil sie in der Regel Musik lieben!

Meisterkurse haben übrigens auch die meisten Klavierlehrer während ihres Studiums gemacht.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ums Musik machen geht es nicht am Schluss, sondern von Anfang an! :p
 
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Daher meine Frage an euch: Was wären so die grundlegenden und empfehlenswerten Komponisten und Werke, die man sich parallel zum Klavierlernen und zum Klavierunterricht anhören sollte??

Liebe Debbie Digitalis,

Meine Empfehlung ist, Musik unterschiedlichster Art zu hören - Musik für Soloinstrumente, aber auch für Orchester, Kammermusik, Opern (!!!) und das alles quer durch die Epochen. Wichtig ist es, dabei auch immer wieder an die Grenzen der eigenen Hörerfahrungen zu gehen, um so den eigenen Horizont ständig zu erweitern. Viele Komponisten bzw. Werke mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte, sind später zu besten "Freunden" geworden und haben mein Leben sehr bereichert.

Herzlichen Gruß, PP
 
Meine Empfehlung ist, Musik unterschiedlichster Art zu hören -
Musik für Soloinstrumente, aber auch für Orchester, Kammermusik, Opern (!!!)
und das alles quer durch die Epochen. Wichtig ist es, dabei auch immer wieder
an die Grenzen der eigenen Hörerfahrungen zu gehen, um so den eigenen
Horizont ständig zu erweitern.
Viele Komponisten bzw. Werke, mit denen ich
zunächst nichts anfangen konnte, sind später zu besten "Freunden" geworden
und haben mein Leben sehr bereichert.

Liebe Debbie,

und als Zusatztip: Musik unterschiedlichster Art zu hören -
mit der Partitur bzw. dem Klavierauszug vor Augen.
Das Auge hört mit. Und wenn man zwischendurch 'rausfliegt',
ist das auch kein Unglück (--> Aufwiedersehen bei der Fermate).
Bei der nächsten Zäsur oder beim nächsten Mal kommst Du dann mit.

Das ist vielleicht ein teurer Tip. Aber vielleicht befindet sich
in Deiner Nähe eine gutsortierte Stadtbücherei/Musikbibliothek?

Herzliche Grüße,

Gomez

.
 
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scherzando - also nicht abtoben!!

Liebe Hexe Digitalia,
du hast ja jetzt schon viele opulente Tipps bekommen - ich möchte Dich auf eine konträre Möglichkeit aufmerksam machen: die asketische Variante

Dazu brauchst du einen kahlen, kalten, kleinen Kellerraum, Kassettenrekorder, Kiste (aus Holz), Kerzenlicht.

In dieser kargen Eremitage kniest Du täglich 12 Stunden lang im Büßerhemdchen auf der Holzkiste und hörst aus dem Kassettenrekorder bei Kerzenschein das Alte Testament, also das Wohltemperierte Klavier, sagen wir 14 tage lang. Nein, kein Kissen auf die Kiste, es geht ja um Askese und Läuterung des Gehörs und Geschmacks.
:D:D:D:D
herzliche Grüße,
Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das ist vielleicht ein teurer Tip. Aber vielleicht befindet sich
in Deiner Nähe eine gutsortierte Stadtbücherei/Musikbibliothek?

Zumindest für die älteren Werke hilft IMSLP die Kosten niedrig zu halten - zum Spielen habe ich zwar lieber meine eigenen Noten, aber fürs Mitlesen beim Hören ist IMSLP eine tolle Sache.

Nein, kein Kissen auf die Kiste, es geht ja um Askese und Läuterung des Gehörs und Geschmacks.
:D:D:D

In der Tat, sehr asketisch - noch nicht einmal Abwechslung in Form des NT ist erlaubt? :razz:

LG, PP
 

Hallo miteinander,

vielen dank für die weiteren Antworten!

@burgmueller
Danke für den Hinweis auf Meisterklassen auf youtube. Das werde ich mir auch mal anschauen bzw -hören. Allerdings höre ich grundsätzlich lieber CDs auf meinem CD-Player, da die PC-Lautsprecher nicht besonders toll klingen.

@pianopuppy
Du hast sicherlich recht, dass man es anstreben sollte, die Musik der verschiedenen Epochen besser kennen zu lernen. Darum bemühe ich mich auch. Um die Epochen besser auseinanderhalten zu können, mache ich jetzt bei den täglichen Autofahrten ein kleines "Spielchen". Ich höre meist im Auto einen Klassiksender, in dem die dort gespielten (und nicht immer so bekannten) Werke erst benannt werden, nachdem sie abgespielt wurden. So kann ich dann während des Zuhörens versuchen, die Epoche und möglicherweise auch noch den Komponisten zu erraten. Die Epoche errate ich schon relativ sicher, bei den Komponisten haperts allerdings noch (insbesondere bei den weniger bekannten).

@Gomez:
Das Mitlesen von Klavierauszügen und Partituren ist ein guter Tipp. Das habe ich auch hin und wieder schon gemacht. Wahrscheinlich sollte ich es noch häufiger tun. Jedenfalls habe ich zu diesem Zweck bereits etliches aus ISMLP kopiert.

@rolf:
Nöö, ich habe keine Lust auf Askese, Keller, ollen Kassettenrekorder und Holzkiste!:D
WTK ja, habe ich auch auf CD, aber das höre ich nicht im unterirdischen Gewölbe, sondern in gemütlicheren und wohnlicheren Räumen meiner Behausung über die teuflischen Qualitätslautsprecher meiner CD-Anlage!:D

und hier noch eine weitere Frage zum Hör-Repertoire:
Ich würde mir gerne mal die großen Klaviersonaten G Dur D894 und B-Dur D960 von Franz Schubert anhören. Wie ich gesehen habe, gibt es eine CD mit diesen beiden Sonaten von Martin Stadtfeld. Ist es empfehlenswert, diese Sonaten von ihm anzuhören, oder könnt ihr andere/weitere Aufnahmen empfehlen?

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Debbie digitalis

hier als Anregung zum Mitlesen, Mithören und Spielen

Ist zwar "auf Englisch", da amerikanischen Ursprungs aber sprachlich einfach. :D
Die CD-Einspielungen sind neutral.

Ich stöbere an trüben Tagen gerne in allen 4 Bänden.

The Baroque Piano: The Influence of ... - Nancy Bachus, Daniel Glover - Google Bücher

The Classical Piano: The Influence ... - Nancy Bachus, Daniel Glover - Google Bücher

The Romantic Piano: The Influence of ... - Nancy Bachus, Daniel Glover - Google Bücher

The Modern Piano: The Influence of ... - Nancy Bachus, Daniel Glover - Google Bücher


Lieber Gruß, NewOldie
 
....und hier noch eine weitere Frage zum Hör-Repertoire:
Ich würde mir gerne .... und B-Dur D960 von Franz Schubert anhören. ...
Auch wenn man die sehr spezielle Intertretation von Sviatoslav Richter nicht zu seinen Favoriten zählt, ich meine, kennen sollte man sie. Als ich S.Richter damit vor langer Zeit im Radio hörte, bin ich gleich am nächsten Tag zu einem großen Schallplattengeschäft gefahren und habe mir die LP gekauft. Danach habe ich einige Platten und CD von anderen Pianisten gekauft, aber Richter ist unvergesslich.
Beim ersten Satz braucht man auch als Hörer "Ausdauer", und keine falschen Hoffnungen, :D, Richter spielt auch die Wiederholung der Exposition. Andere lassen da den dramatischen Teil der Wiederholungsklammer weg, und da ist wirklich "was los".

Die ganze Aufnahme gibt es auf Youtube mit begleitenden Noten in besserer Qualität als meine knisternde LP. Hier, 47 Minuten am Stück

Gruß
Manfred
 
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Hallo New Oldie,


vielen Dank für die links zu diesem umfangreichen vierbändigen Kompendium. Englische bzw. amerikanische Bücher sind für mich kein Problem. So wie ich das in der Vorschau sehen kann, enthalten die Bände ja neben all den Erläuterungen zu den Epochen und ihren Komponisten auch komplettes Notenmaterial sowie CDs, auf denen diese Stücke aufgenommen sind.

Solche Sammlungen wecken bei mir ja immer wieder den Sammlertrieb! Auch wenn man sich diese Menge an Material nicht umfänglich "reinziehen" kann, so ist es doch sicherlich ein schönes Nachschlagewerk und man kann hier auch mal gezielt einzelne Stücke anhören und die Noten dazu mitlesen.

Jetzt muss ich mich aber schleunigst einem anderen Faden zuwenden, sonst bestelle ich hier noch was!:D

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Moderato,

vielen dank für den link zu der Richter-Einspielung auf youtube!

Sobald ich 47 Minuten am Stück Zeit zum konzentrierten Hören und Notenmitlesen habe, werde ich mir diese mal zu Gemüte führen. Ich verstehe allerdings nicht wie du

Die ganze Aufnahme gibt es auf Youtube mit begleitenden Noten

meinst. Es ist zwar auf der Seite mit dem Video die erste Seite der Noten zur Hälfte zu sehen - aber wo soll der gesamte Notentext sein???

LG

Debbie digitalis
 

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