Welche Bilder helfen (euch) das Legatospiel zu verbessern

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

ich stelle einfach mal eine Frage in die Runde für alle, die ihr Legatospiel noch verbessern wollen:

Welche Bilder helfen euch, ein noch besseres Legato zu spielen???

Als ich mit dem Klavierspielen anfing, sagte meine Klavierlehrerin: stell dir vor, du verlagerst einfach das Gewicht von einem Fuß auf den anderen; du darfst die Tasten nicht herunterdrücken, sondern lass die angespannten Finger einfach auf die Tasten herunterfallen. ...

Später sagte sie: Stell dir vor, du ziehst die Töne (unbequeme Tonfolgen, zickige Terzen) beim Spielen einfach ein wenig zu dir heran...

Ich spiele mit diesen und ähnlichen Ratschlägen ---- dennoch denke ich, dass manchmal ein treffender bildlicher Vergleich den Spieler schneller weiter bringen kann als bloses Üben....

Deshalb meine Frage an euch: mit welchen bildlichen Vergleichen haben eure Klavierlehrer euch das Legatospielen vermittelt - bzw. welche Vergleiche fallen euch dazu ein, falls ihr das Legatospiel nahezu meisterhaft beherrscht???

LG

Debbie
 
Hallo Klavirus,

danke für deine Antwort! Hinhören ist natürlich ein wertvoller Hinweis. Jedoch verrät das Gehörte leider nicht genau, wie es am Klavier rein technisch zu erzeugen ist. Ich könnte eine Legatopassage ebenso singen und mich dann immer noch fragen, wie ich das gleiche Ergebnis am Klavier erzielen kann.

LG

Debbie
 
Verstehe ich nicht. Ich würde, außer mich ständig zu fragen, das einfach ausprobieren - und dabei beständig hinhören und -fühlen. Vielleicht dauert es ein Weilchen, ist aber (meiner Meinung nach) sicherer und anhaltender als sämtliche Verbaltipps.

PS: Du spielst ja nicht erst seit gestern Klavier? Wie die Tasten runter gehen, weißt Du dann ja schon. ;-)
 
Gangarten: man schleicht, man schreitet, man hüpft ....Man dribbelt (die Taste), man fällt, man haut .....

solche Sachen wie Töne aus Tasten ziehen passen nicht, da sie ja nicht die Klaviertechnik berücksichtigen.
 
Hi Debbie,

bei einem langsamen legato hilft mir die Vorstellung eines ruhigen Baches, der sich seinem Weg durch ein sonnendurchflutetes Waldstück bahnt. Und ich mit einem kleinen Boot darauf :girl:.
Und an alle Männer dieser Welt: nein, nein, ich habe bei dieser Vorstellung kein Krönchen auf dem Kopf :-D

Das faszinierende daran, wenn ich mit dieser Assoziation übe nehme ich auf einmal die Obertöne der gespielten Töne viel mehr wahr.
Wenn die so im legato oder sogar im überlegato (keine Ahnung wie das Fachwort heisst) ineinanderfließen ist das fast schon ergreifend. Klappt aber nur wenn ich das sehr langsam angehe.

du darfst die Tasten nicht herunterdrücken, sondern lass die angespannten Finger einfach auf die Tasten herunterfallen. ...
Diese Assoziation gefällt mir gar nicht. Das klingt nach einer viel zu lange andauernden Anspannung des Fingers.
Die Anschlagbewegung ist doch nur ein sehr kurzer (Greif-)Impuls, da muss man vorher nichts anspannen. Nach dem Impuls kann die Taste dann ja eh ohne Anspannung im Tastengrund gehalten werden.
 
Stell dir vor, wie es klingen soll.

Denke auf keinen Fall daran, was mechanisch irgendwo in deinem Körper (Finger) passieren soll.

Es ist tatsächlich so einfach!
 
Also das wichtigste ist meines Erachtens erstmal Klangvorstellungen zu haben, wie das Legato, Staccato, etc. Klingen soll. Denn wie soll man denn einen Weg finden, ohne zu Wissen wo es hingehen soll? Dafür sollte man sich (m.E.) möglichst viele Aufnahmen von verschiedenen Pianisten anhören, um so herauszufinden, was überhaupt möglich ist, und dann entwickeln sich die Klangvorstellungen ganz von alleine.

Wenn man nun eine Vorstellung davon hat, was man eigentlich will, ist es wichtig die "Ohren-Finger-Koordimation" zu trainieren. Ehrlich gesagt trainiere ich zumindest erstmal nicht Legato, sondern eben diese Koordination. Hierfür muss man bei möglichst aufs Wesentliche (was das Wesentliche ist kommt auf das an was man üben will, bei Legato beispielsweise ein einhändiger Lauf) reduzierten Beispielen so viel wie möglich ausprobieren, und das immer mit dem Gehörten und dem gewollten Klangeindruck vergleichen, bis dieser Vergleich "unterbewusst" erfolgt. Dann funktioniert auch das Legato ganz von alleine.

Ich möchte ganz besonders betonen, dass Bewegungsrezepte beim Klavierspielen meines Erachtens nicht sinnvoll sind, da es ja auf den Höreindruck ankommt und die Modulation von diesem. Klavierspielen ist nicht mechanisches Tasten-Drücken, es ist erzeugen von Klang. Alles was gut klingt und nicht weh tut ist erlaubt.

Das ist zumindest meine Meinung.

P.S. Ich hab das auf dem Handy geschrieben, das manchmal meine Groß- und Kleinschreibung und meine Rechtschreibung eigenhändig "korrigiert", entschuldigt dies bitte.
 
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Ich konnte mein Legato Spiel verbessern mithilfe der Experimente aus Rudolf Kratzerts Buch " Technik des Klavierspiels" .
Die lückenlose Übertragung vom n Ton zu Ton konnte ich mit dem Bild der ununterbrochenen Bewegung der Beine beim Schleichen durchs Zimmer gut nachvollziehen. Ich hab das auch praktiziert, was mir manch misstrauischen Blick meines mittagsschlafenden Gatten eingebracht hat.

Der Übergang vom Schleichen zum Gehen ging dann sehr gut mit diesen Bildern.

ich hab aber eine andere Vorstellung über den Einsatz der Finger , da hilft mir das Bild eines Trampolins. ( von Rolf, glaube ich) . Die Taste bewegt den Finger nach der Anspannung nach oben, dabei ist er dann entspannt.

Meine Güte, das ist schlecht zu beschreiben, ich erinnere mich gut ans Trampolinspringen, darum hilft mir die Vorstellung beim Spiel mehr, als das Darübernachdenken.
Viele Grüsse
Marion
 
Ich denke an eine grüne Sommerwiese voller lieber Kühe, Schafe (siehe mein Bild) und Ziegen, die alle wie im Paradies harmonisch miteinander leben, ohne sich über Gender, Politik und sonstigem Gedanken machen zu müssen. :heilig:Und schon kann ich prima legato spielen.
 

Verstehe ich nicht. Ich würde, außer mich ständig zu fragen, das einfach ausprobieren - und dabei beständig hinhören und -fühlen. Vielleicht dauert es ein Weilchen, ist aber (meiner Meinung nach) sicherer und anhaltender als sämtliche Verbaltipps.

PS: Du spielst ja nicht erst seit gestern Klavier? Wie die Tasten runter gehen, weißt Du dann ja schon. ;-)

Hallo Klavirus,

danke für deine Antwort. Natürlich spiele ich nicht erst seit gestern Klavier! Ausprobieren, Hinhören, Hinfühlen sind mir ebenfalls bekannt und das Legatospiel habe ich grundsätzlich schon längst verstanden und wende es beim Spielen auch seit den Anfängen meines Klavierunterrichts an.

Dennoch kann man das Erlernte - aus den verschiedensten Motivationen heraus - auch mal wieder in Frage stellen und überlegen, wie man sich da verbessern könnte. M.E. sollte man sich da nicht auf ein so hohes Ross setzen wie "legato spielen kann ich". Wenn man selbst einmal technisch schwierige Stücke erarbeitet und diese dann mal mit Aufnahmen guter Pianisten verglichen hat, hört man natürlich Unterschiede - und diese auch im Legatospiel.

Daher geht es in dem von mir eröffneten Faden nicht darum, wie man überhaupt legato spielt, sondern darum, wie man besonders gut - oder besser als bisher - legato spielt - bevorzugt in technisch schwierigem Notengelände.

LG

Debbie digitalis
 
Also das wichtigste ist meines Erachtens erstmal Klangvorstellungen zu haben, wie das Legato, Staccato, etc. Klingen soll. Denn wie soll man denn einen Weg finden, ohne zu Wissen wo es hingehen soll? Dafür sollte man sich (m.E.) möglichst viele Aufnahmen von verschiedenen Pianisten anhören, um so herauszufinden, was überhaupt möglich ist, und dann entwickeln sich die Klangvorstellungen ganz von alleine

Lieber alibiphysiker,

danke für deine ausführliche Antwort. Die Klangvorstellung habe ich und damit auch die Vorstellung wie es klingen soll.

Ehrlich gesagt trainiere ich zumindest erstmal nicht Legato, sondern eben diese Koordination. Hierfür muss man bei möglichst aufs Wesentliche (was das Wesentliche ist kommt auf das an was man üben will, bei Legato beispielsweise ein einhändiger Lauf) reduzierten Beispielen so viel wie möglich ausprobieren, und das immer mit dem Gehörten und dem gewollten Klangeindruck vergleichen, bis dieser Vergleich "unterbewusst" erfolgt. Dann funktioniert auch das Legato ganz von alleine.
Zitat von end quote:
Danke für deine Sichtweise! Hier spricht für mich der Physiker!

Ich möchte ganz besonders betonen, dass Bewegungsrezepte beim Klavierspielen meines Erachtens nicht sinnvoll sind, da es ja auf den Höreindruck ankommt und die Modulation von diesem. Klavierspielen ist nicht mechanisches Tasten-Drücken, es ist erzeugen von Klang. Alles was gut klingt und nicht weh tut ist erlaubt.
Das ist zumindest meine Meinung.

Ich stimme dir zu, dass Klavierspielen nicht "mechanisches Tastendrücken" ist. Es ist weder mechanisch noch Tasrendrücken.. "Bewegungskonzepte" jedoch sind m.E. absolut sinnvoll. Denn es gibt beim Erzeugen von Musik durch ein Klavier und einen Spieler zwei Parteien: die eine: das Klavier ein "mechanisches" Instrument, das seinem Erbauer und Konstrukteur allein gehorcht und aus eigenem Antrieb weder Klang noch Klangmodulationen geschweige denn Musik erzeugen kann - zum anderen gibt es den Spieler des Instruments, der sich im Laufe seiner Beschäftigung mit demselbem mit dessen Möglichkeiten befassen und vertraut machen kann und wenn es ihm glücken solte, dem Instrument auch Musik entlocken kann.


Was hat das nun alles mit meiner Frage nach dem Legatospiel zu tun?
 
Stell dir vor, wie es klingen soll.

Denke auf keinen Fall daran, was mechanisch irgendwo in deinem Körper (Finger) passieren soll.

Es ist tatsächlich so einfach!
Wenn die erwartete Klangvorstellung erreicht ist, heißt das ja noch nicht unbedingt, dass Legato gespielt wurde. Richtig: das was mechanisch im Körper (Finger) passiert ist nicht von Bedeutung. Dennoch ist der mechanische Vorgang an der Schnittstelle Finger/Tasten von größter Bedeutung. Legato bedeutet streng genommen, dass z.B. bei einem Lauf für einen kurzen Moment (>> 0 sec) immer 2 Tasten "unten" sind, und das durchgängig von Anfang bis Ende des Laufs. Diesen mechanischen Vorgang kann man zu Übungszwecken auch ganz bewußt gut mit dem Auge verfolgen und sich dabei wundern, wie schwierig das machmal ist.
 
Legato bedeutet streng genommen, dass z.B. bei einem Lauf für einen kurzen Moment (>> 0 sec) immer 2 Tasten "unten" sind, und das durchgängig von Anfang bis Ende des Laufs. Diesen mechanischen Vorgang kann man zu Übungszwecken auch ganz bewußt gut mit dem Auge verfolgen und sich dabei wundern, wie schwierig das machmal ist.

Bei langsamen Kantilenen kann man im Ausnahmefall mal so spielen - manchmal ist ein gewisses Überlegato ja ein netter Effekt, um beispielsweise ein Portamento zu imitieren. Im allgemeinen, und ganz besonders bei Läufen klingt das aber nur klebrig und wirkt ziemlich dilettantisch. Brillante, schnelle Läufe spielt man eigentlich immer mehr oder weniger non legato - auch, wenn sie legato erklingen sollen. Ein Ton ist ja nicht sofort weg, wenn man die Taste loslässt - es dauert einen Sekundenbruchteil, bis der Dämpfer fällt, und auch danach verklingt die Saite nicht schlagartig. Die Töne dürfen nicht ineinander schmieren.

Es ist auch keine besonders gute Idee, sowas mit dem Auge zu prüfen. Das lenkt nämlich davon ab, den Klang mit dem Ohr genauestens zu kontrollieren - und nur das ist entscheidend.

Worauf es beim Legato wirklich ankommt, ist, darauf zu achten, das perkussive Element des Klavierklangs möglichst gut zu "verstecken". Dazu gibt es zwei völlig verschiedene Ansätze. Der erste ist das Spielen mit Gewichtsverlagerung - dabei belässt man nach dem Anschlag den Druck auf der Taste und verlagert das Armgewicht von einem Finger in den anderen. Das funktioniert nur in relativ langsamem Tempo, bringt dort aber einen großen, sanglichen und tragfähigen Ton. Man hat dabei die Vorstellung, die Taste noch weiter zu drücken, nachdem der Ton schon erklungen ist.

Der andere Ansatz ist die Vorstellung, dass man die Taste schon entlastet, bevor der Ton erklingt (das ist deutlich schwieriger). Man hat vielleicht ein wenig das Gefühl, wie auf einer Harfe zu spielen - da muss man ja auch die Saite loslassen, bevor sie erklingen kann. Für schnelle Legatopassagen ist diese Technik unverzichtbar; man muss sehr genau mit dem Ohr kontrollieren, wann man eine Taste hochkommen lässt, damit das Legato nicht matschig klingt. Bei hoher Geschwindigkeit fühlt sich selbst ein Legato an wie ein Staccato.

Egal, welche Technik man wählt (meist gibt es musikalische Gründe für die eine oder die andere) - für ein gutes Legato muss man die Vorstellung haben, den Ton entweder kurz vor oder kurz nach dem eigentlichen Auslösemoment zu erzeugen.
Das war jetzt in etwa die Zusammenfassung meiner letzten Klavierstunde. :-)

LG, Mick
 
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