Weitermachen oder bleiben lassen?

  • Ersteller des Themas agraffentoni
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agraffentoni

agraffentoni

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13. Jan. 2011
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Werte Klavierpädagogen/Innen,
ich bräuchte Eure Einschätzung:
11 jähriger, knapp zwei Jahre wöchentlicher Unterricht (außer Ferien), übt nicht aus eigenem Antrieb, Üben also nur unter Aufsicht und mit Anleitung,
spielt seit 2 Wochen an unten angefügtem Stück, kein Rhytmus stimmt, sucht immer noch Töne auf der Klaviatur etc..
Grüße
Toni


Notenbeispiel.jpg
 
Werte Klavierpädagogen/Innen,
ich bräuchte Eure Einschätzung:
11 jähriger, knapp zwei Jahre wöchentlicher Unterricht (außer Ferien), übt nicht aus eigenem Antrieb, Üben also nur unter Aufsicht und mit Anleitung,
spielt seit 2 Wochen an unten angefügtem Stück, kein Rhytmus stimmt, sucht immer noch Töne auf der Klaviatur etc..
Grüße
Toni

Lieber Toni,

aufhören! :p Wer überhaupt nicht aus eigenem Antrieb übt, hat keine Lust aufs Klavier spielen. Bei wenig üben lässt sich noch was machen, aber hier fehlt ja dann ganz das Interesse. Hast du ihn schonmal drauf angesprochen? Wie reagiert er?

Wenn er dann in Tränen ausbrechen würde (was ich ehrlich bezweifle), könnte man mit ihm eine Vereinbarung für einen bestimmten Zeitraum treffen und so noch eine letzte Chance geben.

So wie du es beschreibst, war es aber schon immer so und es handelt sich nicht um eine vorübergehende Krise, oder?

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo Toni,
ich bin zwar kein Klavierpädagoge und auch kein Klavierlehrer... aber ich bin Vater von 2 klavierspielenden Söhnen... und eines habe ich gelernt: Wenn ein Kind nicht Klavier spielen will, wird es das auch nicht lernen. Mit Druck geht gar nichts... die einzige Chance die man hat, dass möglicherweise eine Motivation von aussen kommt, die beim Kind einen Schalter umlegt... so nach dem Motto "Das will ich auch können"
LG
Georg
 
An sich würde ich spontan natürlich auch sagen: Aufhören.

Ich rege aber an, zu differenzieren.

Es kann nämlich auch sein, daß der Unterricht einfach nicht gut ist.

Die große Frage ist: Wie hat der Lehrer (bist Du denn sein Lehrer, Agraffentoni???) dem Schüler das Stück beigebracht?

- Hat der Lehrer dem Schüler das Stück vorgespielt? Fand der Schüler das Stück vom Hören her wirklich gut, hatte er Bock, sowas mal zu spielen?
- Hat der Lehrer zusammen mit dem Schüler die Grundelemente des Stücks durchgenommen, d.h. durch unmittelbares Hören, Sehen & Nachmachen z.B. die Begleitfigur oder die Triolenfigur erarbeitet, so daß er sie als "Legobausteine" zur Verfügung hat?
- Oder hat der Lehrer (nach 1x Vorspielen oder so) mehr oder weniger gesagt: Hier haste die Noten, acker Dich mal durch?
- Hat der Lehrer ähnliche Musik (einfache Boogie-Begleitung links, triolische Licks rechts) improvisieren lassen, so daß der Schüler diese Art von Musik schon im Gefühl hat und daher schon spürt, wie das Stück in etwa klingen müßte?
- Hat der Lehrer überhaupt Ahnung von derartiger Musik? Kann er das Stück überhaupt authentisch und groovig vorspielen? Oder ist er so ein Klassiklehrer, der vor den Pop/Rock/Jazz-Wünschen der Schüler kapituliert hat und sagt: Na gut, damit ich überhaupt genug Schüler habe, mache ich mit denen halt auch so U-Musik?

Viele Fragen also, die es zu klären gälte!

Und aus meiner Erfahrung bedeutet "nicht üben" keinesfalls automatisch "kein Interesse". Häufig ist es nur ein Widerstand gegen das, was von den Erwachsenen aufgezwungen werden soll, bzw. Resultat unzweckmäßiger Methodik; aber eigentlich wäre der Schüler für Musik sehr ansprechbar oder sogar richtig talentiert.

LG,
Hasenbein

P.S.: Übrigens ist das Stück nicht gerade toll; es ist zu sehr zu merken, daß der Autor auf "bequeme Handlagen" geachtet hat, um den "armen Anfänger" zu schonen; dadurch klingt es sehr primitiv und wie aus kleinen Blöcken zusammengesetzt, anstatt daß ein natürlicher Fluß drin ist. Der Schluß soll wohl "hip" sein mit dem Cis, aber wird beim Normalschüler eher Ratlosigkeit hervorrufen, weil er nicht schlüssig eingebunden ist. Außerdem wird jeder Schüler, der ein Fünkchen Musikalität besitzt, nach dem Vorspielen des Stücks durch den Lehrer denken: "Hä? Was? Hier schon zu Ende? Bißchen abrupt! Komisches Stück!" Vielleicht ist der 11jährige ja bloß musikalisch und läßt sich mit den üblichen Stückchen aus kommerziellen Verarschungs-Heftchen nicht abspeisen???
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Schließe mich hasenbein voll und ganz an!
Ich spiele inzwischen seit neun Jahren Klavier und hatte im selben Alter (11~12) mein großes Tief nach anfangs eifrigem Üben und Freude. Ebenso trifft auch das Genre bei dem ich die Begeisterung verloren habe auf meine Situation zu. Ich fing nicht viel an mit Jazz Boogie und Blues. Mein Klavierlerhrer hat das irgendwann erkannt und mir die Möglichkeit gegeben Sachen aus Pop&Rock auszusuchen. Bei mir war Coldplay z.B. der große Motor der mich zurückbrachte. Mein eigener Geschmack brachte mich fünf Jahre später selbst auf Klassik (was ja nicht besonders üblich ist) und spiele heute jeden Tag zwei Stunden mit größter Freude. Also kann ich auch nur raten, dem Jungen die Möglichkeit zu geben Stücke zu lernen die ihm auch selber zum Anhören gefallen. Es kann sich noch in alle Richtungen entwickeln! Inzwischen finde ich sogar wieder Gefallen an Boogies!
All das soll natürlich nicht ausschließen, dass er ganz einfach wirklich keine Lust haben kann das Instrument zu spielen, stelle nur eben auch ein Gegenargument dar.
 
Hallo zusammen,
vielen Dank erstmal für Eure Antworten. Es geht mir in erster Linie wie oben geschrieben um Euren Spontaneindruck, den ich in dieser Form bestätigt bekommen habe.
@Hasenbein: Du hast Dir echt viel Zeit genommen für Deine Einschätzung.
Nein, ich bin nicht der Lehrer. Das anhängende aktuelle Stück soll als Beispiel für den Schwierigkeitsgrad dienen, der nach nunmehr fast zwei Jahren mit Müh und Not bewältigt wird.
Mir würde das Stück allerdings auch nicht zusagen.
Bei Stücken die eher klassisch sind, ist es jedoch genauso wie oben beschrieben. Freiwilliges Üben ist nicht drin. Es ist der Wunsch der Mutter, daß Klavier gespielt wird...
Grüße
Toni
 
Hallo!

Also ich bin kein Pädagoge oder ähnliches, aber ich hab so um die vier Jahre auf diese Art Geige gelernt, das Resultat: Sobald ich sebst entscheiden konnte, hab ich meinem Lehrer ein schnelles Tschüss entgegengeschleudert und war weg ;) Bei mir lags aber eher am Lehrer (und nur ein bisschen an meiner Mam...).
Also ich würde den Schüler einfach mal drauf ansprechen, ob ers denn lernen will und ob ihm das Instrument überhaupt gefällt. Wenn dem nicht so ist - aufhören, denn sonst ists für beide Seiten ne Qual!

VG, Oli
 
Wenn das Kerlchen die ganze Zeit (2 Jahre) nur beaufsichtigt übt, dann lasst es doch in Ruhe. Was soll die Quälerei (für Kind, Aufsicht und Lehrer)? Lieber den Fussball raus ...
 
Hallo,

vielleicht weiß der Junge nicht recht, wie und was genau er üben soll? Das ist ja eines der Hauptthemen im Anfangsunterricht: wie übt man was. Wenn er da keine gescheite Anleitung hat, ist es klar, dass er lieber gar nichts tut.

Bevor man übers Aufhören redet: wie wärs mit einem Lehrerwechsel? Zwei Jahre bei demselben Lehrer sind lange genug, wenn er da nichts lernt. Vielleicht gibt ihm der nächste ein vernünftiges Stück, und der Junge fängt an Musik zu machen.

LG

exe

Lieber exe,

ich stimme dir absolut zu. Aber die Basis für einen gelungenen Unterricht ist, dass ein Schüler zu Beginn selbst Klavier spielen lernen will. Dann ist alles möglich und man kann jede Menge machen. Ich zweifle aber daran, so wie Toni es schildert. Trotzdem ist ein Lehrerwechsel eine Option.

Liebe Grüße

chiarina
 

Lieber Toni,

gerade finde ich zufällig deinen Faden und möchte auch kurz antworten.
Ich stimme im Wesentlichen genau dem zu, was bereits gesagt wurde: Das Interesse kann nicht von den Eltern aus auf das Kind draufgestülpt werden, wenn es nicht von Anfang an da ist. Ein Kind, das gar nicht Klavierspielen möchte, zum Üben zu zwingen kann sogar genau in die falsche Richtung losgehen, nämlich dass es sich dauerhaft von der Musikausübung und evtl. auch von der Musik, zu der es gezwungen wurde, distanziert.

Wichtig ist auch der Unterschied, ob es nur ein kleiner Motivationshänger ist oder ob es genereller Natur ist, aber dazu haben die anderen schon genug geschrieben.

Mir ist spontan noch etwas aufgefallen an deinen Beiträgen:

...
Bei Stücken die eher klassisch sind, ist es jedoch genauso wie oben beschrieben. Freiwilliges Üben ist nicht drin. Es ist der Wunsch der Mutter, daß Klavier gespielt wird...
...

Hat er evtl. Lust, lieber Pop zu spielen? Hat man ihn das mal gefragt und ihm diese Option gegeben? Auch hier darf glaube ich der evtl. Wunsch der Eltern/des Lehrers, es solle Klassik gespielt werden, nicht auf das Kind übertragen werden, wenn es das gar nicht möchte. Manch einer kommt übrigens auch auf Umwegen zur Klassik, indem er erstmal Pop spielt und hinterher beginnt, die Klassik zu schätzen und das auch spielen zu wollen.

Das Beste wird es sein, das Kind direkt zu fragen und ihm vor allem keine Vorwürfe aus irgendetwas zu machen. Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass es spürt, sehr ernstgenommen zu werden in dem was es möchte und was es nicht möchte. Also auf keinen Fall das Gespräch beginnen mit "hast du schon wieder nicht geübt?!" oder "wir zahlen dir schon die ganze Zeit den Unterricht und du..." oder "da hast du so guten Unterricht/so schöne Stücke..." usw., sondern so, dass es auf jeden Fall merkt, dass es nicht darum geht, es zu auszuschimpfen, sondern dass es nur darum geht, was es denn eigentlich möchte, ohne dass es von außen irgendeinen Erwartungsdruck spürt. Es wird am besten sagen können, warum es nicht üben möchte - vielleicht der Lehrer, vielleich die Stückauswahl, vielleicht will es lieber mehr Pop spielen, vielleicht will es aber auch gar nicht spielen oder ein anderes Instrument.

Liebe Grüße,
Partita
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ja, wenn der Junge ein ihm wirklich zusagendes Popstück (z.B. irgendsonen aktuellen Hit, den er gerne hört) bekommen würde, würde er vielleicht von sich aus spielen. Wissen tut man es natürlich nicht, aber mein Eindruck ist, daß es nicht probiert wurde! Jedenfalls nicht ernsthaft!

Die Stückauswahl des Lehrers legt den Verdacht einer Ratlosigkeit oder gar einer Lustlosigkeit nahe.

Weil nämlich dafür, diesen Schüler ein Popstück spielen zu lassen, mehr nötig wäre als nur ein Heftchen zu kaufen oder die Noten irgendwo im Internet runterzuladen.

Der Schwierigkeitsgrad müßte angepaßt werden, so daß es für ihn spielbar wäre, aber so, daß es noch gut und ausreichend vollständig klingt. Das setzt Arrangierkenntnisse und Arrangierwillen seitens des Lehrers voraus, da leider die ganz überwiegende Mehrheit der Kauf-Arrangements Mist ist. Jeder kompetente Pop/Rock/Jazz-Lehrer arbeitet so.

Und der Lehrer müßte sich die Mühe machen, sich vorbereitende didaktisch-methodische Schritte zu überlegen, um dem Schüler die Elemente, aus dem das Poparrangement besteht, nahezubringen, so daß er sich nicht mühevoll Note für Note durchquälen muß.

Hierzu hat aber der Lehrer, so unterstelle ich, keine Lust, weil er denkt: Ach, was soll ich mir für einen so unwichtigen, unengagierten Schüler, der darüberhinaus auch noch Scheiß-Musik spielen will, den Buckel krumm machen? Kuck ich doch lieber während seines Unterrichts schnell sein Notenbuch durch und gebe ihm einfach den erstbesten blöden Boogie auf.

Es ist nun mal so, liebe Leute, das kann ich aus meiner langjährigen Erfahrung sagen: Manche Schüler haben nur auf sehr wenige Stücke Bock, und die spielen sie dann auch recht eifrig. Hingegen kann man ihnen als Lehrer alles Mögliche vorschlagen und sich den Kopf zerbrechen und sich überlegen: "Aha, er mochte das und das, dann wähl ich für ihn jetzt mal jenes Stück aus, weil das in eine sehr ähnliche Richtung geht" - das fruchtet alles nichts! Er wird keinen Bock darauf haben und das Stück trotz großer Ähnlichkeit mit seinem Lieblingsstück vielleicht sogar richtig doof finden! Oder man denkt: "Aha, er steht auf so groovige Abgeh-Rockstücke!" und schlägt Derartiges vor - nachdem er das dann aber wieder nicht übt, stellt sich heraus, daß das, was er jetzt Bock hätte zu spielen, irgend so eine totale Schnulz-Mädchen-Ballade ist!

In der Pubertät, in der die Jugendlichen-Hirne im hormonell bedingten Ausnahmezustand sind, ist in manchen Fällen der einzige Weg, das Aufhören mit Klavierspielen zu verhindern, die Schüler nur noch das spielen zu lassen, was sie von sich aus vorschlagen (mit immer mal wieder entsprechendem Selbst-Arrangier-Arbeitsaufwand für den Lehrer), so lange, bis sich der Eigensinn wieder etwas legt und sie sich wieder für anderes öffnen.

LG,
Hasenbein
 
Hallo exe

Woher soll ein Elfjähriger wissen, was ihm Spass macht oder ihm gut tut
:confused: Wieso soll ein Kind in diesem Alter NICHT wissen, was ihm Spass macht? Wenn es neugierig und mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, Freunde hat und von Eltern/Schule/etc. Möglichkeiten aufgezeigt und/oder vorgelebt bekommt, wird es sich doch normalerweise irgendwann für irgendetwas interessieren? Und sportliche, künstlerische und kreative Freizeitbeschäftigungen schaden im allgemeinen ja nicht.

Mein älterer Sohn wusste mit 6 1/2 Jahren ganz genau, dass er Klarinette spielen wollte. Fragte man ihn, was er sich zum Geburtstag wünsche, war die Antwort: "Eine Klarinette und neue Zähne" (Er hatte sich kurz zuvor bei einem Zusammenstoss mit einem anderen Kindergartenkind die oberen zwei Schneide-Milchzähne ausgeschlagen und konnte deshalb erst ein Jahr später mit Klarinettenstunden beginnen). Fussball, Handball, Turnverein, Karate etc.? No way! Das war und ist nicht sein Stil. Er ging dann vorerst mit einem Kollegen ins Chorsingen und wechselte dann zur Klarinette. Sein Kollege hat nun (ein Jahr später) ebenfalls mit Klarinette begonnen...
Mein Sohn ist allerdings auch recht übefaul, aber er liebt seine Klarinette und geht sehr gerne zum Unterricht. Lustigerweise mag er vor allem Klassik, allen voran Mozart.

In Schule und Sport wird auch nicht ständig gefragt, hast du Spaß an Mathe, Englisch oder gefällt dir deine Position in der Fußballmannschaft
Eben genau deshalb muss man doch in der Freizeit dem Kind nicht auch noch vorschreiben, was es tun soll. Wie soll es denn sonst zu einem Erwachsenen werden, der weiss was er will und fähig ist, Entscheidungen zu treffen und auch mal Misserfolge zu verkraften?
Wenn meine Kinder klagen, es sei ihnen langweilig, sage ich nur: "Na und? Ist das verboten?" Meist kommen sie von allein auf eine Idee, was sie spielen könnten... :p

Was ich toll finde und was hier bisher völlig untergegangen ist: der Junge hat offensichtlich Eltern, die sehr hinter der musikalischen Ausbildung stehen und sogar MIT DEM KIND ÜBEN. Wer macht das denn schon.

Ich!!! :D:D Wenn ich allerdings die Aussage unten lese...

Üben also nur unter Aufsicht und mit Anleitung

...klingt mir das nicht so sehr nach lustvollem, gemeinsamen Musizieren.

Lg, Nessie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn ich an mich mit 11 Jahren zurück denke, dann habe ich auch nicht so ganz freiwillig Klavier gespielt, geschweige denn geübt. Ein Instrument zu spielen war an meiner Schule Pflicht und auf Geige hatte ich überhaupt keine Lust.
Auf Klavier schon eher, aber ich fand meinen Lehrer damals doof und viel zu streng. Er hatte es einfach nicht geschafft, mich fürs Klavier spielen zu begeistern und dementsprechend mies war auch meine Leistung. Heute weiß ich zwar, dass er es nur gut gemeint hatte mit seiner Strenge und ein wirklich exzellenter Lehrer ist, aber erst nach einem Lehrerwechsel drei Jahre später wurde bei mir die Lust am Klavier so wirklich geweckt...

Ich durfte mir weitestgehend aussuchen, was ich spiele und dadurch gings viel schneller voran.
Insofern unterstütze ich hasenbein und die anderen in dem was sie vorgeschlagen haben - vielleicht liegts ja wirklich auch am Lehrer und dem Stil, den er dem Kind evtl. "aufdrückt" (?).

Wenn nicht, und das Kind hat wirklich einfach keine Lust - aufhören (lassen)!
 
Weitermachen oderAufhören

Hallo, Toni, alles bisher Gesagte hat seine gute Berechtigung, außer Frage. Ich würde jedoch die "Lustgefühle" eines Elfjährigen nicht zum Kriterium nehmen, ob er (weiter) Klavier lernen soll, oder nicht. Es kann doch nicht von Lust und Unlust gegenüber dem Üben abhängig gemacht werden, ob er diese Fertigkeit erlangen soll, oder nicht. Auch wir Berufsmusiker haben oftmals keine "Lust" zu üben, sondern spielen lieber. Welches Kriterium sollte es also sein?
Das Wollen? Auch da wäre ich vorsichtig, denn Kunst kommt ethymologisch von "Können", nicht vom "Wollen", sonst haben wir nachher einen "Wöllner" statt eines "Künstlers" (hoch gegriffen...). Bleibt also Eines: die Begabung
Sie ist m.E. das Grundkriterium. Sie zu ermitteln muss ein vernünftiger Klavier-und Musiklehrer in der Lage sein. Ist sie gegeben, in welchem Grad auch immer, kommt erst im 2. Schritt das "Wollen", also die Motivation hinzu. Welche Art von Musik liebt er, und würde er gern spielen? Man sollte den Sohn mit in Konzerte nehmen, von Jazz bis Klassik.
Dann kommt Schritt 3: der vernünftige Lehrer (siehe Beitrag von Hasenbein). Aus meiner Erfahrung als Musiklehrer kann ich nur Eines sagen: die Rede davon, das alle Menschen musikalisch begabt sind, ist schlichtweg falsch. Natürlich gibt es graduelle Abstufungen. Ich kenne dabei eine Reihe von begabten Leuten, die kein Instrument spielen, und es heute zumindest sich selbst zum Vorwurf machen, keine "Lust" zum Üben gehabt zu haben. Und noch ein psychologischer Hinweis: Die Lust am Tun kommt nicht dadurch, das man auf einem Stühlchen sitzt, und wartet, bis einen die große Lust und Motivation überkommt, sondern durch das Tun!!
Gruß! Stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
die Rede davon, das alle Menschen musikalisch begabt sind, ist schlichtweg falsch. Natürlich gibt es graduelle Abstufungen. Ich kenne dabei eine Reihe von begabten Leuten, die kein Instrument spielen, und es heute zumindest sich selbst zum Vorwurf machen, keine "Lust" zum Üben gehabt zu haben. Und noch ein psychologischer Hinweis: Die Lust am Tun kommt nicht dadurch, das man auf einem Stühlchen sitzt, und wartet, bis einen die große Lust und Motivation überkommt, sondern durch das Tun!!

...also das ist sehr unpopulär und gar nicht diplomatisch formuliert, ich füchte, man wird dich dafür schimpfen ---- aber das macht nichts, denn es stimmt! :D:D
 
Ich würde jedoch die "Lustgefühle" eines Elfjährigen nicht zum Kriterium nehmen, ob er (weiter) Klavier lernen soll, oder nicht. Es kann doch nicht von Lust und Unlust gegenüber dem Üben abhängig gemacht werden, ob er diese Fertigkeit erlangen soll, oder nicht.
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Bleibt also Eines: die Begabung
Sie ist m.E. das Grundkriterium. Sie zu ermitteln muss ein vernünftiger Klavier-und Musiklehrer in der Lage sein. Ist sie gegeben, in welchem Grad auch immer, kommt erst im 2. Schritt das "Wollen", also die Motivation hinzu. Welche Art von Musik liebt er, und würde er gern spielen? Man sollte den Sohn mit in Konzerte nehmen, von Jazz bis Klassik.
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Und noch ein psychologischer Hinweis: Die Lust am Tun kommt nicht dadurch, das man auf einem Stühlchen sitzt, und wartet, bis einen die große Lust und Motivation überkommt, sondern durch das Tun!!
Gruß! Stephan


Lieber Stephan,

deinen letzten Satz kann ich absolut unterschreiben!!!! Wahrer geht's kaum! :)

Natürlich muss auch ein Elfjähriger lernen, dass Lust und Unlust zu allem dazu gehören.

Aber hier ist es ja so, dass dieser Schüler von Anfang an nicht Klavier lernen wollte. Zumindest habe ich Toni so verstanden.

Ich persönlich unterrichte solche Schüler nicht, da da die Basis fehlt. Es muss nicht jeder Klavier lernen und der Schüler wird schon einen Grund haben, wieso ihm Klavier nicht gefällt.

Es gibt Eltern, die ihre Kinder fragen, ob sie nicht ein Instrument lernen wollen und in Klavierunterricht hineinschnuppern wollen. Wenn die Kinder dann sagen, 'o.k., ich schau's mir mal an' und sich dann nach der Probestunde selbst entscheiden, es lernen zu wollen, ist es wunderbar. Wenn da aber Ablehnung zu spüren ist, würde ich solch einen Schüler niemals unterrichten.

Denn für mich ist nur das Interesse ein Kriterium, nicht die Begabung. Ich habe einen Schüler, bei dem ich mich ernsthaft frage, was ihn beim Klavier spielen hält. Er hat so massive motorische Probleme und noch anderes, übt aber und denkt bisher nicht im Traum daran, aufzuhören. Es wäre doch eine Schande, ihm dies von mir aus nahe zu legen, wenn er selbst dies nicht möchte. Offensichtlich scheint es oder etwas daran ihm in irgendeiner Weise wichtig zu sein. Also tragen wir es mit Humor und versuchen, jede Menge Spaß zu haben. :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Es gibt Eltern, die ihre Kinder fragen, ob sie nicht ein Instrument lernen wollen und in Klavierunterricht hineinschnuppern wollen. Wenn die Kinder dann sagen, 'o.k., ich schau's mir mal an' und sich dann nach der Probestunde selbst entscheiden, es lernen zu wollen, ist es wunderbar. Wenn da aber Ablehnung zu spüren ist, würde ich solch einen Schüler niemals unterrichten.

Liebe chiarina

Das ist die Basis, auf der man aufbauen kann. So ist es bei meinen Kindern auch gelaufen... der ältere hat bei der musikalischen Früherziehung reingeschnuppert und wollte das gerne machen (2 Jahres Kurs). Und der jüngere kannte es ja vom Grossen und wollte auch :D

Und es ist völlig normal, dass es Tage gab, wo's ihnen mal nicht gepasst hat - aber wenn man am Anfang zu einer Sache mal "Ja" gesagt hat, kann man nicht nach Lust und Laune hingehen oder nicht. Dann wird es auch durchgezogen. DAS muss man den Kids aber VORHER klar kommunizieren.

für mich ist nur das Interesse ein Kriterium, nicht die Begabung. Ich habe einen Schüler, bei dem ich mich ernsthaft frage, was ihn beim Klavier spielen hält. Er hat so massive motorische Probleme und noch anderes, übt aber und denkt bisher nicht im Traum daran, aufzuhören. Es wäre doch eine Schande, ihm dies von mir aus nahe zu legen, wenn er selbst dies nicht möchte. Offensichtlich scheint es oder etwas daran ihm in irgendeiner Weise wichtig zu sein. Also tragen wir es mit Humor und versuchen, jede Menge Spaß zu haben.

Das Beispiel mit dem unbegabten Schüler zeigt doch, dass vieles (nicht alles natürlich) auch Willenssache ist. Wer weiss, wo er mit seinen motorischen Problemen wäre, wenn er NICHT Klavierspielen würde...

Wenn ich mich recht entsinne, gibt es auch das eine oder andere Clavio-Mitglied, dem als Kind von weniger engagierten Musik(?)lehrpersonen Unbegabtheit "attestiert" wurde. Ich halte mich auch nicht für begabt. Und fleissig schon gar nicht *gg*

Lg, Nessie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Toni,

ich kann zumindest von mir selbst sagen, dass ich die ersten Jahre auch nur geübt habe, wenn mich meine Mutter zu meiner täglichen Viertelstunde gezwungen hat. Ich hab mit 11 angefangen, ein Instrument zu spielen, gehörte da aber auch zur bildungsbürgerlichen Pflicht. Ich jedenfalls hatte damals überhaupt keine Lust auf Klavierspielen, meiner Meinung lag das aber auch daran, dass ich mit Musik nicht viel anfangen konnte oder sie überhaupt "verstehen" konnte. Mit ungefähr 14 fan ich allerhöchstens zum ersten Mal "praktisch" dass ich für Mädchen aus meiner Klasse irgendwelche Stücke aus dem Soundtrack von "die fabelhafte Welt der Amelie" spielen konnte.
Und irgendwann mit 17 oder so war ich wärend einer Reise so unglücklich, dass ich nicht Klavierspielen konnte, weil es ja kein Instrument gab, dass ich seit dem Nachhausekommen jeden Tag mindestens 1-2 Stunden spiele und damit in nächster Zeit auch glaube ich nicht aufhören kann.
Dabei bin ich aber auch wahnsinnig froh, dass ich einen solch toleranten Klavierlehrer besitze, der es doch auch immer wieder zwischendurch geschafft hat, mich wenigstens ein bisschen zu motivieren.
Ich kann mir auch vorstellen, dass ich als Schüler wahnsinnig anstrengend und demotivierend gewesen sein muss.

Naja was auch immer das jetzt bedeutet, ich jedenfalls habe mit 11 weder an klassischer noch an jazz-blues-etc-musik Interesse gehabt.

Auf jeden Fall noch viel Erfolg

Benedikt
 

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