Was ist TEY Musik?

Rubato

Rubato

Registriert
09.08.2024
Beiträge
123
Reaktionen
185
.... vielleicht eher ein Beitrag für die KI Threads?
ich wollte wissen, was eigentlich die hier im Forum immer mal wieder erwähnte "TEY"-Musik ist. Ich habe ein Vorstellung davon, aber die ist diffus und eher nach dem Tegtmeier-Prinzig(*) aus dem gebildet, was in den Beiträgen steht.

Als ich den Begriff zur ersten Einordnung in die Suche eingegeben habe, drängelt sich ungefragt die KI nach vorne(und die wollte ich gar nicht sprechen) und meint:
"TEY" bezieht sich in der Regel nicht auf ein Musikgenre, sondern ist eine Abkürzung für Tejano-Musik, die eine traditionelle und populäre Musikrichtung im Nordosten Mexikos und im Süden von Texas ist"

weiß ja nicht. Auf weitere Nachfrage bei dem ungeliebten Knecht murmelt KI noch was von

Ein altenglisches Längenmaß für Seile , möglicherweise gleichbedeutend mit dem Klafter, oder Türkisch für Muhme

Also, die KI scheint nicht mehr zu wissen als ich, aber selbstsicherer Unsinn zu verbreiten.

(*)"wat man nicht selber weiß, dat muss man sich erklären"
 

TEY ist forenintern* und steht für das 2000er Musikgenre "Neoklassik", welches beispielhaft durch die Komponisten "Tiersen, Einaudi und Yiruma" abgebildet wird.

*) Bevor du nochmals die KI bemühst: KKL steht für Kack-Klavierlehrer, DKMM steht für Dreiklang-Metronom-Methode. :-D
 

TEY qualifiziert sich auch dadurch, dass sie recht unkompliziert gebaut ist. Wenige Harmonien, wenige Harmoniewechsel, keine echten Melodien oder immer die gleiche, unkomplizierter Klaviersatz und darin nur wenige oder plakative Änderungen, wenige Lagenwechsel etc. Also so, wie manch anderer einfach improvisieren kann.
 
Ich nenne TEY auch gerne "Kästchenmusik". Während in wirklich guter Musik mit echtem Flow Phrasen meistens eben nicht auf Zählzeit 1 beginnen und am Ende des Taktes aufhören, sondern (wie bei Bach besonders gut zu sehen) meist "auftaktig", also eher "zur 1 hin" gedacht sind - also, wenn man die Notation betrachtet, über den Taktstrich hinweg gehen -, sind diese TEY-Petitessen meist so aufgebaut, dass Takte auch gleichzeitig die musikalischen Abschnitte sind, die wie kleine Kästchen aneinandergehängt und leider allzu oft wiederholt werden.

Daher ist es auch für Schüler schädlich, zu viel diesen Kram zu spielen, weil - bewusst oder unbewusst - das Denken in sie implantiert wird, dass Takte auch musikalische Abschnitte seien. Das hat diverse negative Folgen. Dabei existieren Taktstriche NUR deshalb, weil man damit die metrischen Schwerpunkte innerhalb der Musik kennzeichnet und dadurch Übersichtlichkeit schafft, zu sonst nichts.
 
Danke für die Erleuchtung so früh zum Wochenstart :-)
Das es forenintern ist, wusste ich nicht. Aber jetzt wo ich die Namen lese, wird es klar.
 
Daher ist es auch für Schüler schädlich, zu viel diesen Kram zu spielen, weil - bewusst oder unbewusst - das Denken in sie implantiert wird, dass Takte auch musikalische Abschnitte seien. Das hat diverse negative Folgen. Dabei existieren Taktstriche NUR deshalb, weil man damit die metrischen Schwerpunkte innerhalb der Musik kennzeichnet und dadurch Übersichtlichkeit schafft, zu sonst nichts.
Soo! Wahr!
Man wird plump und innerlich faul, wenn man solche Musik zuviel hört - was man ja idealerweise beim Klavierspielen tun sollte.
Zum Beispiel Bach möchte ich noch anfügen:
Schreibt der göttliche Komponist Sechzehntelketten, so beginnen diese höchst selten auf der ersten Zählzeit, auch wenn es manchmal so aussieht.
Oft ist das erste Sechzehntel das Ende der vorigen Figur und auf dem zweiten beginnt die nächste.
 
Wobei Bachs C-Dur-Präludium aus WTK I eine der Ausnahmen bildet - hier hat er auch mal "Kästchenmusik" geschrieben, nur natürlich wesentlich ausgefeilter, da die Harmonie permanent in Bewegung ist und Spannung und Entspannung sowie ein Spannungsaufbau über einen Orgelpunkt gegen Schluss stattfinden. Im Grunde ein Spannungsaufbau wie bei einem guten Film oder Buch. Bei TEY gibt es keine wirklichen harmonischen Spannungen, da ist ein "hübscher Klang" neben den anderen gesetzt, um die 13jährigen Mädchen, die so was spielen, auch ja nicht zu verschrecken.
 
Ich nenne es Minimalmusik, zumindest bei Zweibmw, ähh, Einaudi. Diese Musik lebt von Wiederholungen und sehr kleinen Veränderungen. Das Problem bei den beliebten Klavierstücken: Sie sind zu kurz, Wiederholungen zu wenig und Veränderungen zu stark.
Ich war mal bei einem Konzert, wo Orchester aus aller Welt Minimalmusik zum Thema hatten. Die Stücke waren ca. 20-30 min lang. Es hat mich fasziniert, wie klitzekleine Veränderungen einfachster Themen oder Rhythmen durch den ganzen Körper gehen.
 
Das ist schön, das ihr auch die Unterschiede zur Minimal Music ein bisschen vorhebt. Mit Einaudi und auch mit Tiersen (nur als Beispiel) werde ich nicht warm, Nils Frahm mag ich gar überhaupt nicht. Aber Terry Riley höre ich ab und an gerne und Phillip Glass Koyaanisqatsi hat mich als "Konzert für Kamera und Orchester" sogar sehr beeindruckt. Allerdings besteht bei mir anscheinend die latente Gefahr, das mich eine Überdosis an Wiederholungen irgendwann und wenn zu schlicht aggressiv macht. :-)

Nachtrag, die Links sollen nichts bedeuten, die hat der Computer von selbst da rein gemacht
 
Ich höre Nils Frahm, Max Richter und ähnliches oft bei der Arbeit, wenn ich mich mit einem Klangteppich in den produktiven Modus beamen will. Das funktioniert deshalb, weil ich bei dieser Musik weder zuhören will, noch dazu verleitet werde. Als Teppich wirkt sie aber trotzdem. Einaudi macht mich aggressiv ob der gefühlten Dreistigkeit, mit der da so vollkommen gar nichts relevantes passiert.

Kürzlich entdeckt als wohltuenden Teppich mit Tiefgang:

 
Ich finde, Yiruma ist der allerschlimmste. Thiersen ist fast genau so schlimm und Einaudi unwesentlich besser. Frahm, Richter und Glas können auch nur wenig drauflegen.

Der einzige, dem dessen Werk ich mit meinen begrenzten Kenntnissen einen gewissen künstlerischen Wert bescheinigen würde, ist Pärt:
 
Phillip Glass Koyaanisqatsi hat mich als "Konzert für Kamera und Orchester" sogar sehr beeindruckt. Allerdings besteht bei mir anscheinend die latente Gefahr, das mich eine Überdosis an Wiederholungen irgendwann und wenn zu schlicht aggressiv macht. :-)
Dieser Film ist verstörend und sticht uns mit dem Messer in den Bauch. Die Verbindung aus Bild und Ton ist meisterhaft. Als ich den Film vor 100 Jahren sah, kam ich mit Kopfschmerzen aus dem Kino und das war richtig so.
Wir können die Erde nicht kaufen...
 
Was denkt die elitäre :-D community denn über Michael Nyman? Immerhin gilt auch er als Vertreter der minimal art.
 
Dieser Film ist verstörend und sticht uns mit dem Messer in den Bauch. Die Verbindung aus Bild und Ton ist meisterhaft.
Das ist aber m.E. tatsächlich v.a. das Verdienst von Glass. Ich habe gerade den Soundtrack für meinen bescheidenen Alaska-Film verwendet (neben JSB) und die Musik hat den laienhaften Film schwer „geadelt“ und ihm eine ungeheure Tiefe und Bedeutung gegeben.
 
Dass man es besser machen kann als T, E und Y, haben übrigens Hania Rani und v.a. auch Kai Schumacher gezeigt. Deren kreativer Ansatz geht weit über die Vorgenannten hinaus.

Und auch Francesco Tristano ist musikalisch vielschichtiger als viele seiner Kollegen.
 

Zurück
Oben Unten