Was hat es mit der 880 auf sich?

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Verehrte Klavierstimmer,

Schon öfter habe ich von dem Brauch unter deutschen Klavierstimmern gelesen, eine Stimmung, die auf Kammerton steht, mit "880" zu bezeichnen. Auch ein hiesiger Klavierbauer, der ursprünglich aus Deutschland kommt und dort gelernt hat, benutzt diese Schreibweise, wenn er seine Arbeit auf der Hintertaste verewigt.

Was hat es damit auf sich? Ganz banal: warum wird die Tonhöhe nicht als 440 vermerkt? Kommt der zweite Teilton vom a' irgendwie ins Spiel?

Auf aufschlussreiche Antworten freut sich:
Klimperer aus Pretoria.
 
Gezählt wird Einzel- oder Doppelschwingung (also Wellenberg und -tal oder nur Berg) und entsprechend kommt dann 440 oder 880 raus. Bei mir steht auch was von 876.
 
Genau das mit der "Doppelschwingung" erscheint mir so eigenartig. Überall anders besteht eine Schwingung doch just aus einem Berg und einem Tal - nur bei dt. Klavierstimmern anscheinend nicht?
 
Wenn mich nicht alles täuscht (Klavierbauer wissen das sicher besser) war es früher verbreitet, dass Berg und Tal getrennt gezählt wurden (wie oft schwingt etwas hin und her) und die Angabe 880Hz ist noch ein Überbleibsel davon. Heute beschreibt eine Schwingung natürlich die komplette Periode (also das Ereignis, was sich wiederholt und nicht das Ereignis, was sich abwechselt).

Evtl. liege ich aber auch komplett daneben und der Stimmer gibt tatsächlich den ersten Oberton damit an. Aber das kann ich mir irgend wie nicht vorstellen.
 
Arbeiten die digital? Bei digitalem Sampling ist es notwendig, Wellenberg und Wellental zu erfassen (so kommt der CD-Spieler auf seine 44 kHz).
 
bbei 880 zählte man die Einzelschwingungen, bei 440 die Doppelschwingungen.Die Amplitude über 0 ergibt 440 Schwingungen die Sekunde, zieht man die Amplitude unter 0 hinzu, ergeben sich 880 Schwingungen pro Sekunde.

Viele Grüße

Styx
 
Vorwiegend in Frankreich noch gebräuchlich 880
Deutschland 440

880 Schwingungen = die gezählten Schwingungen (wer das auch immer so schnell zählen kann - ich kanns nicht) :-D
440 Hertz = nach dem deutschen Physiker Heinrich Hertz benannt.

LG
Michael
 
Sehr undurchsichtig, das alles...

Eine halbe Oszillation als "Schwingung" zu bezeichnen, widerstrebt dem Physiker in mir zutiefst...

Ich kann's mir höchstens durch den Vergleich mit der Pendelbewegung z.B. einer Standuhr erklären. Die "Swinger" zählten "tick" als eine, und "tack" als die nächste Schwingung. Die "Doppelswinger" dahingegen "tick...tack" als eine Schwingung.

Die alte Standuhr meines Vaters tickt genau einmal in der Sekunde, aber das Pendel macht nur 30 komplette Schwingungen pro Minute.

Danke für die Erklärungen! Schreibt:
Mark
 
Eine halbe Oszillation als "Schwingung" zu bezeichnen, widerstrebt dem Physiker in mir zutiefst...
Du musst Dir nur das richtige Bild vor Augen führen.
Angenommen, Du sitzt auf einer Schaukel und die pendelt so hoch, dass Du Dir jedes mal den Kopf an der Decke stößt. Egal wie viel Physiker in Dir drin ist: Du wirst jede einzelne Kopfnuss zählen. :-D
 
Jetzt weiß ich endlich, was in einem Swingerclub gemacht wird: Tick. Tack. :lol:
 

ein Herz ist eine deutsche Maßheinheit welche eine Schwingung die Sekunde bedeutet. Von der Amplitude aus gesehen von 0 zu 0. Sprechen wir also von 440 Hz, so bedeutet daß 440 Schwingungen pro Sekunde. 880 wären Doppelschwingungen, also eine halbe Schwingung pro Sekunde. Hier wurde nur eine Kurve der Amplitude berücksichtigt.

Viele Grüße

Styx
 
Ein Herz ist eine Blutpumpe.

Ein Hertz ist eine internationale (keine deutsche) Maßeinheit. Nicht von Amplitude 0 zu 0, sondern vom Anfang einer periodischen Bewegung bis zur Wiederholung derselben Bewegung.

Zu unguter Letzt: eine halbe Schwingung pro Sekunde sind weder 440 noch 880 Hz, sondern 0,5 Hz. Styx, haste geraucht heute abend?
 
Ich kenne die sinusförmigen Kurven mit denen die Schwingungen aufgezeichnet werden aus der Elektrotechnik. Wenn man den Spannungsverlauf eines Generatorankers aufzeichnet während er sich dreht, dann entsteht nach einer Umdrehung eine Wellenlinie mit einem Berg und einem Tal (~). (Vorausgesetzt, der Stator ist mit einem Polpaar ausgestattet.) Wenn sich der Anker 50 mal pro Sekunde dreht dann erzeugt der Generator eine Spannung mit 50 Hz.

Wie man dazu kommt, halbe Schwingungen oder halbe Umdrehungen als ganze zu zählen ist mir auch ein Rätsel.
 
@ Thomas:
d'accord! Aber ein Gegenbeispiel: eine mit 50Hz-Wechselstrom betriebene Lampe flackert nicht 50, sondern 100 mal in der Sekunde. Der Summton, den man z.B. beim Schweißgerät hört, ist auch 100 Hz.

@ dilettant und @ Tastenfreak:
Dann müsste das Stimmgerät bzw. die -gabel ja auch 880 Hz als Referenz angeben. Tun sie aber nicht. Genau daher kam ja meine Frage!
 

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