Was fehlt(e) euch in eurem Klavierunterricht?

Stilblüte

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Liebe Alle,

Ich möchte eine kleine Umfrage starten, die da lautet: Was fehlt oder fehlte euch [rückblickend] in eurem Klavierunterricht? Dabei interessiert mich:
- Anfangsunterricht als Kind
- Anfangsunterricht als Jugendlicher oder Erwachsener
- Länger laufender Unterricht über viele Jahre, als Wiedereinsteiger etc.

Wenn ihr antwortet, schreibt doch nach Belieben gerne dazu:
- Wie lange dauern oder dauerten eure Unterrichtseinheiten (30 / 45 / 60 - wöchentlich, 14-tägig...)
- Wie alt wart ihr (ca.) zu Anfang und ggf. Ende des Unterrichts?
- Wo / bei wem hattet ihr Unterricht? Also z.B. Musikschule (öffentlich/privat?), Privatlehrer, Verwandte, Nachbarn, Kirchenmusiker...
- Auf was für einem Instrument fand euer Unterricht sowie euer häusliches Üben statt?

Die Frage ist sehr weit gefasst, und mir ist wohl bewusst, dass man gerade als Anfänger oder nichtstudierter Musiker dies nur sehr schwer einschätzen kann. Meinen eigenen Unterricht als Kind konnte ich eigentlich erst wirklich einordnen nach einer halben Ewigkeit des künstlerischen und pädagogischen Studiums. Darum ist mir völlig klar, dass eure Meinungen subjektiv und ggf. unvollständig sind, vielleicht sogar manchmal "ungerecht" erscheinen können. Genau darum geht es mir aber, euren persönlichen Eindruck. Antworten könnten zum Beispiel so aussehen:

"Ich saß immer nur 45 Minuten auf dem Klavierstuhl und habe später gehört, dass andere auch mal aufstehen durften. Was haben die denn da gemacht?"
"Mir fehlte Musiktheorie, außerdem hätte ich gerne mehr Literatur kennengelernt"
"Mir hat der Lehrer nie / immer nur vorgespielt"
"Wir haben die Stücke immer nach drei Wochen abgelegt, weil der Lehrer nicht mehr daran weiterarbeiten wollte. Ich hatte aber im Gefühl, dass da noch Luft nach oben gewesen wäre."
"Ich hätte gerne mal guten Gruppenunterricht erlebt, kann mir gar nicht vorstellen, wie das je funktionieren soll"
...

Danke euch und ich bin gespannt!
LG Stilblüte
 
Gefehlt hat mir:

- beim ersten KL (2 Jahre) eine vernünftige Spieltechnik (er wollte mir diese komische Fingerspielmethode beibringen, bei der man den Finger unter Maximalspannung und gleichzeitig ganz langsam in die Taste drückt - nie wieder davon gehört, bis sie kürzlich hier im Forum irgendwo erwähnt wurde)

- der zweite KL (4 Jahre) hat mich überfordert mit der F-Dur-Etüde von Chopin; ich brauchte eine Weile, um die falschen Spannungen aus dem Arm rauszuspielen

- der dritte KL (4 oder 5 Termine, war im Erasmus-Jahr) hat kaum Literaturgestaltung gemacht

- der vierte KL (3 Jahre): hm... er hätte mir auch mehr von der Großen Technik beibringen können

2., 3. und 4. KL waren aber definitiv meine großen KL. Ich habe ganz viel gelernt, was ich hier geradezu unfair verschwiegen habe.

Beim 1. KL: er war damals Student der Schulmusik und wurde später ein örtlich sehr bekannter Kirchenmusiker...der auch Avantgardemusik machte. Der war's, der mich mit Bach infizierte!
 
Hallo, liebe Stilblüte,

nach Deiner Anrede als „Liebe Alle“ fühle ich mich als „Lieber Einer“ auch angesprochen.

Meine Klavier-Frühzeit (ca. 5-11) kann ich getrost übergehen, da war absolut nicht viel Erwähnenswertes – oder es wäre ein totaler Verriss einer absolut ungeeigneten Klavierlehrerin aus Tübingen – aus akademischen Kreisen – und so sollte der Unterricht auch daher kommen: hochgestochen und akademisch.

Harmonielehre, Quintenzirkel, Dur, moll, harmonisch, melodisch habe ich in einem sehr guten Musikunterricht in der Schule gelernt – arme Mitschüler! Mit den Taktarten stand ich damals immer auf Kriegsfuß, die hatte ich nirgend vernünftig lernen können.

Meinem geschätzten einzigen Klavierlehrer, den ich danach durchgängig ca. 6 Jahre hatte (bis 1970), habe ich zu verdanken, dass ich überhaupt beim Klavier geblieben war.

Klavierunterricht auf einem Flügel in den Räumen der Musikschule in Rottweil, aber privat. Immer nur eine halbe Stunde. Zweigeteilt: Technik immer in Etüden, danach Literatur. (In dieser Musikschule hatte ich auch Violinunterricht.)

Positiv: Sein Verdienst war, das Niveau so hoch zu hängen, dass „später ein Kenner gut zuhören kann“, aber nicht so hoch, dass ich aufgehört hätte. – Er hat immer alles vorgespielt, vom Auswendigspielen hielt er nicht viel. Er war eigentlich eher Kammermusiker und kein „Klaviervirtuose“. Er war ein sehr guter Prima-Vista-und Partiturspieler. Sein Credo: ein Klavierspieler muss die Läufe, Akkorde usw., d.h. die Technik drauf haben, damit er sie beim Prima-Vista-Spiel mit anderen Instrumenten sofort abrufen kann. Zuschneid, Czerny, Cramer. – Bei mir hat er erreicht, dass ich Klavierspielen als meine persönliche Nische entdeckt habe, die ich heute noch mit Begeisterung pflege. Durch sein Vorspiel habe ich mein „Herz für die Technik“ entdeckt. – Vieles von meinem persönlichen Einsatz hatte er überhaupt nicht mitbekommen. Ich hatte ihm nichts davon erzählt, dass ich eigentlich „viel zu schwere“ Stücke (heimlich) daheim durchgehämmert habe. (Mein Vater hatte einen großen Vorrat an Noten angehäuft.)

Nicht wirklich negativ: da sein Hauptaugenmerk auf der klassischen Technik lag, habe ich nie gelernt, welche persönlichen Varianten für verschiedene Fingersätze in bestimmten Stücken durchprobiert werden könnten. Sein Vorspielen war immer gut und recht, aber er hätte mir schon bei einfachen Etüden auf die Taktart und auf den Aufbau hinweisen können. Und er hätte auf strenge Einhaltung der Taktzählzeiten achten können. – Vorspiele einer Klavierklasse habe ich nie miterleben müssen oder können oder dürfen, da er kaum Klavierschüler hatte. Er unterrichtete Solo-Instrumente: Cello, Klarinette, Oboe, war Musikdirektor in Rottweil und hatte einige Chöre, ein Musikschulorchester und das städtische Kammerorchester Rottweil.

Gefehlt hat ganz: ein Ziel. Wo will ich mit meinem Klavierschüler hin? Soll er mal nur einsamer Vor-sich-hin-Spieler daheim werden, oder gefragter Klavierbegleiter oder Konzerte gebender Solist werden? (Vom Studium der Musik hat er aus verschiedenen Gründen kategorisch abgeraten). – Vielleicht ist eine solche Zielsetzung verfrüht, aber in Zeiten der Jugend-musiziert-Begeisterung mit der Ausarbeitung einzelner weniger Stücke könnte das Ziel der „Konzerte gebende Solist“ naheliegend sein. – Das edelste Ziel eines jeden KL müsste allerdings sein zu erreichen, dass sein Schüler ohne Klavierlehrer weiter kommen kann, selbständig werden, dass er nicht immer am Tropf eines KL hängen muss.

Ohne großen Aufwand hätte schon damals noch dazu kommen können: Informationen über „Zwei Kulturen der Musik: polyphone und homophone Musik“, „Formenlehre: Liedformen, Sonatenform, Variationenform…“. – Heute im Zeitalter von Kopien, Internet, DIN-A4 Blättern wäre ein Heft mit Übersichten der wichtigsten „klassischen“ Komponisten und der wichtigsten „klassischen“ Kompositionen gut machbar. Noch als 14-jähriger kannte ich das „Schicksalsmotiv“ der fünften Symphonie nicht!! – Tipps an Schüler: „Höre Dir einfach mal die Eroica, die Schicksalssymphonie und die Pastorale an!“ usw.

Wichtig finde ich, dass der Klavierlehrer mal das Instrument des Schülers daheim ausprobiert – angesagter Besuch. Wie ist der Zustand, was geht auf dem Instrument und was geht nicht? Damals hatte mir die ungleiche Gewichtung der Tasten auf den alten Sauter-Klavieren (wir hatten zwei zu Hause) unerkannt unwahrscheinliche Mühe bereitet – das habe ich erst viel später mit Gewichtsstücken verifiziert. (Natürlich liegt es am lernenden Schüler, wenn die Läufe ungleich kommen… :020: )

Liebe Stilblüte, wie Du am Anfang schon erwähnt hast, sind meine Statements unvollständig, obwohl ich so viel geschrieben habe.

Auch ich sehe in der Rückschau auf die Bemühungen meiner alten Lehrer vieles analytischer, zumal ich im Laufe der Zeit Kindern vieles beigebracht habe: Mathe, Physik, Geräte- und Bodenturnen, jonglieren, Einrad fahren usw. – So manche Erkenntnis aus den anderen Gebieten könnte auch auf das Klavierspielen übertragen werden: z. B. die methodische Reihe aus dem Kunstturnen. Vielleicht ist sie schon irgendwo eingeführt, auf jeden Fall gibt es sie schon in der Suzuki-Violinschule.

Hoffentlich bleibe ich nicht der Einzige, der hier schreibt! (StefanN war schneller!)

Fröhliches unterrichten! :001:

Walter
 
Hallo liebe Stilblüte,
na, dann will ich auch mal...
Anfangsunterricht hatte ich bei der Tochter (Musikstudentin) meiner damaligen Blockflötenlehrerin. Blockflöte mit sechs Jahren angefangen, aber das Klavier der Tochter war immer interessanter;-) Also begann ich mit acht Jahren bei ihr den Klavierunterricht und war begeistert!
Ein Jahr später zog leider die junge Studentin weg, und ich wurde der einzigen Klavierlehrerin in unserem Dorf "weitergereicht". Das war eigentlich eine große Auszeichnung für mich, weil längst nicht alle Bewerber(innen) angenommen wurden.
Ab da hatte ich bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr einmal wöchentlich für 45 Minuten Klavierunterricht.
Was mir gefehlt hat? Wie ich festgestellt habe, beherrsche ich Musiktheorie noch nichtmal ansatzweise. Herangehensweise an ein neues Stück: sie hat es einmal vorgespielt, danach habe ich dann geübt. und ziemlich schnell kam das nächste Stück. Ich konnte also nie irgendetwas richtig gut und fand das immer ziemlich schlimm.
Was mir noch gefehlt hat: Empathie. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie mich einmal gefragt hätte wie es mir geht. Oder dass ich irgendetwas mal gut gemacht hätte.
Meine Klavierlehrerin hatte einen braunen Flügel, ich kann mich noch nichtmal an den Hersteller erinnern. Und ich hatte zuhause mein geliebtes altes Ibach Klavier, das meine Eltern irgendwie zusammengespart hatten.
Mit achtzehn bin ich dann weggezogen, habe geheiratet, hatte ein nagelneues Trauminstrument aber keine Lust mehr zu spielen.
Irgendwann Scheidung, Instrument verkauft und Ende im Gelände. Kurz später war ich dann Mitte fünfzig und hatte tatsächlich wie aus heiterem Himmel Sehnsucht.
Ich habe die beste aller KL an einer Musikschule gefunden, gehe wieder wöchentlich für 45 Minuten zum Unterricht und werde nie wieder auf Klavierspielen verzichten.
 
- Wie lange dauern oder dauerten eure Unterrichtseinheiten (30 / 45 / 60 - wöchentlich, 14-tägig...)
- Wie alt wart ihr (ca.) zu Anfang und ggf. Ende des Unterrichts?
- Wo / bei wem hattet ihr Unterricht? Also z.B. Musikschule (öffentlich/privat?), Privatlehrer, Verwandte, Nachbarn, Kirchenmusiker...
- Auf was für einem Instrument fand euer Unterricht sowie euer häusliches Üben statt?
-45 min
- 40 Jahre
- Privatschule
- Unterricht: unterirdische Klapperkiste, Üben: 90% Digi, 10% Flügel

Was fehlt oder fehlte euch [rückblickend] in eurem Klavierunterricht? Dabei interessiert mich:
- Unterricht über ein Jahr nach 30 Jahren autodidaktischem Klimpern
Mir fehlte ein halbwegs vernünftiges Unterrichtsinstrument.
 
Etwas Humor auf meiner Wellenlänge und (Antennen für) Selbstironie.

Aber in Langform: Anfangsunterricht als Erwachsener im zarten Alter von 35, vier Jahre lang. Pro Woche 1 x 45min. Digi zu Hause, Flügel im Unterricht. Zumindest 2 Jahre lang, dann Corona-Lockdown und Verlust seiner Geschäftsräume -- mehr schlecht als recht Unterricht per Videoschalte. Ich glaube es lief auf eine einvernehmliche Trennung hinaus, er kam mit mir und "mit meinen vielen Störungen" nicht mehr gut zurecht, und sein gestrenger Unterricht mit zunehmender Genervt- und Angespanntheit war es mir zum Schluss nicht mehr wert, mein Arbeitszeitkonto wannanders auszugleichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo liebe Stilblüte,
meine Erfahrung:

Anfangsunterricht als Erwachsener (mit 50J).
Unterricht jetzt 5 Jahre , ein halbes Jahr 45 Min dann 60 Min.
Bisher drei Klavierlehrerinnen.

Erstens:
Unterricht auf einem Konzertklavier (1 Jahr)
Welchen Unterricht wollte ich: Ich sagte damals klar, ich will Klavierspielen lernen und habe kein Problem wenns auch dauert..
Was ich vermisst habe:
- Keinen richtiger Plan war erkennbar (Start zwar mit einer Klavierschule von Heumann, dann aber irgendwie nur wahllose Stücke)
- Am Ende nach einem Jahr (weil ich eben den "Plan" vermisste) kam die Aussage, daß Sie Angst hatte mit mir wirklich zu Arbeiten weil Ihrer Erfahrung nach Erwachsene sehr oft aufhören wenn man richtig "arbeitet", sie wollen sehr oft nur einzelen Stücke spielen (Filmmusik etc)
- Ganz ganz wenig Hinweise auf die Theorie hinter der Musik

Zweitens:
Unterricht auf einem K200 Kawai (2 Jahre)
Welchen Unterricht wollte ich: Ich sagte damals klar, ich will Klavierspielen lernen und habe kein Problem wenns auch dauert.
Auf jeden Fall besserer Unterricht mit russischer Klavierschule (wieder fast von Anfang)
Was ich vermisst habe (aus jetziger Sicht):
Keine Einführung und Beschäftigung mit "Sight reading". Ich lerne schnell auswendig, deshalb fehlt mir (wie soll ich es nennen) der Bezug zum "Notenbild".

Drittens:
Unterricht auf einem Flügel.
Ich vermisse im Moment nichts. Ganz im Gegenteil, ich habe das erste mal das Gefühl "ernst genommen" zu werden. Erstes mal Hinweis auf meine Schwäche beim Arbeiten mit dem Notenbild (Einsteigen irgendwo am Stück). Erstes mal , wo überhaut über Schwächen geredet wird.
(Vielleicht ist das so, daß erwachsene Einsteiger das nicht vertragen, aber ich wollt das nicht )

Herzliche Grüße

Martin
 
Liebe Stilblüte,

dann will ich auch mal:

Im Anfängerunterricht als Kind/Jugendliche (13-16 Jahre) hatte ich wöchentlichen Unterricht bei einem Privatlehrer, der an der städtischen Musikschule das Akkordeonorchester geleitet hat. Die Auswahl des Lehrers erfolgte vermutlich nach der räumlichen Nähe (ich hatte vorher Blockflötenunterricht bei ihm). Der Unterricht erfolgte auf einem Flügel, zu Hause habe ich auf einem Schimmel-Klavier geübt. Im Unterricht ging es darum, die richtigen Töne zu spielen und ein paar Vokabeln zu lernen (andante = gehend, etc.).

Als Wiedereinsteigerin (48 Jahre) hatte ich zunächst ein Jahr lang Unterricht bei einer klavierspielenden Sozialpädagogin. Unterricht waren 45 Min/Woche auf einem Seiler-Klavier, geübt habe ich auf einem guten Digi. Da das keine richtige Lehrerin war, hat mir der Unterricht nicht viel gebracht. Als ich im Vergleich mit Youtube-Aufnahmen festgestellt habe, dass die Stücke z.T. ganz anders klingen müssten, habe ich den Unterricht beendet.

Danach (49-57 Jahre) hatte ich dann bei einem richtigen (d.h. diplomierten) Klavierlehrer Unterricht. Der Unterricht von 60 Min/Woche fand auf einem Steinway-Flügel statt und zu Hause bin ich recht bald auf ein Bechstein-Konzertklavier umgestiegen, weil sich viele Feinheiten aus dem Unterricht am Digi nicht so richtig umsetzen ließen.
In diesem Unterricht habe ich dann endlich gelernt, dass Musik viel mehr ist, als nur die richtigen Tasten zu treffen. Gefehlt hat mir eigentlich nichts, ich habe nur im Laufe der Zeit festgestellt, dass der KL manchmal etwas merkwürdige Ansichten zur Interpretation hatte (Bach grundsätzlich ohne Pedal, erster Teil von Schubert Op 90/4 ohne Pedal). An den Stücken wurde ewig gearbeitet, auch wenn ich selber keinen Fortschritt mehr gehört habe. Diese Problematik ist irgendwann eskaliert und hat dann dazu geführt, dass ich bei ihm aufgehört habe.

Seitdem habe ich 60 Min/Woche Unterricht bei einer russischen Klavierlehrerin & Konzertpianistin. Der Unterricht findet im Gemeindehaus auf einem Kawai- oder Schimmel-Klavier statt. Wenn wegen Kinderbibelwoche o.ä. kein Raum frei ist, kommt sie auch mal zu mir nach Hause (und freut sich dann über mein schönes Klavier). Mit diesem Unterricht bin ich seit mittlerweile fast 4 Jahren sehr zufrieden. Bei technischen Problemen hat meine KL einen riesigen „Werkzeugkoffer“ zur Verfügung, aus dem sie dann die passende Übung rausholt, die mich wirklich weiter bringt.

Liebe Grüße
Susanne
 
@Stilblüte

Super spannender Thread und sicherlich auch sehr hilfreich.

Ich könnte auch mit einer Erfahrung beisteuern, allerdings klavierfremder Natur.

Wäre das okay?
 
Ich könnte auch mit einer Erfahrung beisteuern, allerdings klavierfremder Natur.
Klar, bitte! Mir ist wohl bewusst, dass ich hier nur vereinzelte Erfahrungen oder Meinungen bündeln kann. Trotzdem kommt ihr ja aus verschiedenen Gegenden Deutschlands oder darüberhinaus, seid unterschiedlich alt, habt unterschiedliche Unterrichte erhalten. Mich interessiert, welche die größten Baustellen im gängigen Klavierunterricht sind.
 
Eine große Schwäche im Klavierunterricht bei meiner ersten Lehrerin (immerhin einer Konzertpianistin) lag in der Temposteigerung. Da wurde nur (penetrant insistierend) gesagt: „Das muss noch schneller sein“, ganz ohne Hinweise, wie ich das erreichen kann. Deswegen habe ich damals erstens eine etwas verkrampfte Technik erworben, die ich erst Jahre später wieder losgeworden bin, und außerdem habe ich lange Zeit eine vielleicht schon als neurotisch (im Sinne von zwanghaft) zu bezeichnende Marotte entwickelt, nämlich die, dass ich denke, schnelle Stücke nicht schnell genug zu spielen. Dieses Denken habe ich zwar weitestgehend abgelegt, aber Reste davon verfolgen mich bis heute. Ich habe z.B. eigentlich immer lieber langsame Musik gespielt als schnelle, aber diese Vorliebe lange verleugnet aus einer Art schlechtem Gewissen heraus, dass ich nicht schnell genug spielen würde.
 

- Anfangsunterricht als Kind

Nachdem ich mich in der musikalischen Früherziehung für das Klavier begeistern konnte, erhielt ich mit 6 oder 7 Jahren Klavierunterricht.

- Länger laufender Unterricht über viele Jahre

Ca. 10 Jahre mal mit mehr, dann mit weniger Begeisterung.

- Wie lange dauern oder dauerten eure Unterrichtseinheiten (30 / 45 / 60 - wöchentlich, 14-tägig...)

45 Minuten einmal die Woche.

- Wie alt wart ihr (ca.) zu Anfang und ggf. Ende des Unterrichts?

Ca. 7 und aufgehört mit dem Unterricht habe ich mit 17 oder 18 Jahren.

- Wo / bei wem hattet ihr Unterricht? Also z.B. Musikschule (öffentlich/privat?), Privatlehrer, Verwandte, Nachbarn, Kirchenmusiker...

Bei der städtischen Musikschule von einer sehr geduldigen polnisch-stämmigen Lehrerin.

- Auf was für einem Instrument fand euer Unterricht sowie euer häusliches Üben statt?

Zuhause anfangs auf einem kleinen Ed. Seiler Pianino, später ein eher grausliches Instrument von Klug und Sperl. Bei der Musikschule bin ich mir nicht sicher. Ich habe vage Erinnerungen an Bechstein, kann mich aber irren. Beim Vorspiel einmal im Jahr auf einem großen Flügel (Es war glaube ich ein Steinway)

- Anfangsunterricht als Jugendlicher oder Erwachsener

Vor 3-4 Jahren mit Anfang 30 dann nochmal ein halbes Jahr Orgelunterricht.


Mal schauen, was noch möglich ist.
Vieles hoffentlich.
 
als Kind - beginnend mit ca 7 Jahren (mit einem schönen Ibach-Klavier im Elternhaus zum Üben):
1 KL: ca. 2 Jahre Unterricht/ 30 Minuten wöchentlich bei der örtlichen Musikschule (Schulinstrument Yamaha-Klavier)
immer der identische Ablauf: Hausaufgaben vorspielen, besprechen, neue Hausaufgaben - alles anhand einer wie ich heute finde eher schlechten Klavierschule, KL wirkte desinteressiert;
Es fehlte gefühlt alles abgesehen vom Drücken der richtigen Tasten.

Mit ca. 9 Jahren der 2 KL - bei ihm hatte ich zuerst weiter 30 Minuten-Einheiten, später 45 Minuten bis zu meinem ca. 15 Lebensjahr
Der Lehrer war begeisterter Musiker und mit Engagement dabei.
Was hat mir gefehlt: vor allem Theorie und mehr Hinweise zum „Wie“

Mit ca. 44 Jahren Wiedereinstieg bei einem sehr engagierten Klavierlehrer, bei dem ich in den letzten vier Jahren mehr gelernt habe, als im Klavierunterricht meiner Kindheit/Jugend. Eine schöne Mischung aus Theorie und Praxis, Vor-/Nachmachen, gute z.T. gemeinsame Auswahl von Stücken ; soweit es die Arbeit zulässt sitze ich sicher gut zwei Stunden am Tag am Klavier, um mit viel Freude (und bisweilen auch Frust ;-)) zu üben/umzusetzen, was ich in den guten 60 Minuten Unterricht, die ich nun wöchentlich habe (weniger wäre definitiv zu wenig) mitgenommen habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anfangsunterricht als Kind
- Anfangsunterricht als Jugendlicher oder Erwachsener
- Länger laufender Unterricht über viele Jahre, als Wiedereinsteiger etc.

Wenn ihr antwortet, schreibt doch nach Belieben gerne dazu:
- Wie lange dauern oder dauerten eure Unterrichtseinheiten (30 / 45 / 60 - wöchentlich, 14-tägig...)
- Wie alt wart ihr (ca.) zu Anfang und ggf. Ende des Unterrichts?
- Wo / bei wem hattet ihr Unterricht? Also z.B. Musikschule (öffentlich/privat?), Privatlehrer, Verwandte, Nachbarn, Kirchenmusiker...
Anfangsunterricht als Erwachsener auf dem Saxophon
Laufzeit 1,5 Jahre
Dauer Unterricht 1h, ich war 27, Privatlehrer (Jazzmusiker)

Was fehlte mir im Unterricht:

- begleitende und langsam aufbauende Musiktheorie (Tonleitern etc wurde aber gemacht)
- hauptsachlich Instrumentaltechnik und Atemtechnik/Ansatztechnik ...es war eher: "das ist der Ton, das ist der Griff, nun musst du pusten"
- es gab keine Etüden, stattdessen jagte ein Pop- oder Jazzstück das nächste
- keinerlei Improvisation (...und damit kann man ja eigentlich direkt zu Beginn auf sehr einfachen Niveau beginnen)
- keinerlei Feedback, kein Eingreifen oder Korrigieren...dadurch fühlte ich mich irgendwann wie in der Schwebe

Mein Problem war im Nachhinein betrachtet, dass ich die Aufgaben/Songs, das Notenlesen zu schnell umsetzen konnte. Dadurch habe ich den Unterricht "beschleunigt" bis es irgendwann physisch (fehlende Technik und dadurch bedingte Verkrampfung) nicht mehr ging.
Mit dieser Verkrampfung kämpfe ich heute noch und es frustriert mich regelmäßig. Dabei konnte mein aktueller Lehrer sehr viel korrigieren.

Deswegen bin ich (als Laie) der Meinung, dass man einem Schüler nicht kontinuierlich an seiner Leistungsgrenze vorantreiben sollte. Klar kommt man schnell vorwärts, aber einiges bleibt dabei auf der Strecke. Vor allem die Leichtigkeit und das geduldige Aneignen der Technik an handhabbaren Stücken.

Evtl ist es auch eine Kunst des Unterrichtens sich als Lehrkraft selbst zu bremsen und zu fragen: nur weil mein Schüler das schaffen könnte, ist dies dennoch die zielführende Übung für ihn?

Ich habe das so nach einem 3/4 Jahr gemerkt, dass irgendwas hier nicht stimmt. Nach 1,5 Jahren bin ich dann gegangen. Natürlich habe ich während des Unterrichts nichts gesagt... nur zum Schluss. Und dann auch etwas zu ehrlich und unverblümt :004: Darauf bin ich nicht stolz.

Das habe ich für mich aus der Situation mitgenommen: Probleme/Unsicherheiten möglichst direkt ansprechen und nicht erst groß werden lassen.

Menschlich war der Lehrer ganz große klasse, er ist sehr professionell damit umgegangen.

Das Notenlesen/benennen habe ich allerdings sehr schnell gelernt und er hat das Interesse an Jazz bei mir geweckt.
 
1. Anfangsunterricht mit 49 Jahren bei einer polnischen KL (private Musikschule) auf einem Klavier, häusliches Üben ebenfalls auf Klavieren (Kawai und Sauter). Gut fand ich, dass ich zu Beginn jeder Stunde die zum Stück passenden Tonleiter, Arpeggios und Akkorde spielen musste. Klassische Reihenfolge in jeder Stunde: Tonleitern..., Etude(n), Stück. Ansonsten leider reines Fingerspiel, Münze auf Handrücken... Sie stellte sich immer wieder hinter mich, um mir meine ausgefahrenen Ellenbogen an den Körper zu drücken. Literatur: russ. Klavierschule plus Etuden einer anderen KS. Ende des Unterrichts bereits nach 3 Monaten wegen einer psychischen Erkrankung der KL (Berufsunfähigkeit)
Frequenz: 60 Minuten pro Woche
Mir fehlte: modernes Klavierspiel aus dem ganzen Körper

2. ca. 5 Jahre Unterricht bei einem Diplom-KL. Sofortiger Sprung von Anfängerstücken zu mittelschwerer bis schwerer Literatur, wohl, weil er nicht verstand, dass ich Anfängerin war, obwohl ich Noten flüssig lesen konnte. Die allerdings hatte ich mir rein autodidaktisch beigebracht. Grundsätzlich war ihm Musiktheorie wichtig, fing aber auch hier nicht geduldig bei den Intervallen an, sondern warf Fachbegriffe für weit Fortgeschrittene in den Raum und schrieb Abkürzungen von musiktheoretischen Funktionen in die Noten, mit denen ich nichts anfangen konnte. Seine Hinweise: Irgendwann würde ich das schon verstehen. Der Erfolg: Musiktheorie hatte ich erst einmal als viel zu kompliziert bzw. zu aufwendig zu lernen abgelehnt. Ansonsten bestand der Unterricht hauptsächlich daraus, dass ich ihm die aktuellen Stücke auswendig vorspielte, er mit meinen Noten irgendwo im Raum sass und mit einem Bleistift alle Töne einkreiste, die ich falsch oder gar nicht gespielt hatte. An der Gestaltung der Stücke wurde nur ganz am Rande gearbeitet. O-Ton: "Das kannst du doch alleine".
Instrument: Klavier/Flügel sowohl zu Hause als auch beim KL
Frequenz: 60 Minuten alle 14 Tage
Mir fehlte: Gehörbildung; Musiktheorie, die bei Adam statt bei Zeppelin begonnen hätte; Arbeit an der Gestaltung der Stücke

3. privater Unterricht bei einer KL des hiesigen Konservatoriums
Sie unterrichtete hauptsächlich hochbegabte Nachwuchspianisten und Studenten, was man merkte. Der Unterricht war sehr schnell, aber gespickt mit Informationen zum Komponisten und der Epoche aus der das jeweilige Stück stammte. Der absolute Schwerpunkt lag auf der Gestaltung, aber sie hatte auch Werkzeug, um meine spieltechnischen Probleme anzugehen. Der Unterricht wurde wegen einer beruflichen Veränderung der KL beendet.
Instrument bei der KL: Flügel im Konservatorium
Frequenz: ca. alle 6 Wochen 2,5-3 Zeitstunden

4. Unterricht bei einer Klavierstudentin für ca. 2 Jahre. Obwohl sie noch Studentin war, habe ich auch bei ihr viel gelernt. Auf meinen Wunsch hin ging sie das Problem meiner sich schnell verspannenden Armmuskulatur an. Insgesamt klangen ihre Bewegungsanweisungen sehr ähnlich wie die, die Chiarina uns auf Clavio immer wieder beschreibt. Bei der Arbeit an den Stücken ging es zum ersten Mal auch um die musiktheoretische Analyse dieser Stücke und zwar auf meinem Niveau, nicht abgehoben wie beim zweiten KL. Nach der Analyse erfolgte die dazu passende Arbeit an der Gestaltung auch im Hinblick auf das Wie. Wie muss ich mich bewegen, wie die Taste behandeln um x,y oder z zu erreichen?

Im Rückblick war eigentlich diese Nr. 4 diejenige, die mir am meisten gebracht hat, dicht gefolgt von Nr. 3.
Getrennt hat uns Corona, da sie keine Lust mehr auf Unterricht per Skype hatte und ich mich wegen der Ansteckungsgefahr nicht traute, zu ihr zu fahren.
Instrument: E-Piano in der Studentenbude, während der Semesterferien verschiedene Flügel der Musikhochschule
Frequenz: alle 14 Tage 60 Minuten

Gehörbildung wurde bei keinem meiner Kl auch nur erwähnt, gefehlt hat mir auch die konsequente und praktische Arbeit an musiktheoretischen Themen. Zur Zeit allerdings genieße ich das stressfreies Klimpern ohne KL, also ohne Zeitdruck, da mir diese Zeit aus beruflichen Gründen fehlt, was sich hoffentlich in drei Jahren wieder ändern wird.
 
Als Kind hatte ich Unterricht an einer städtischen Musikschule im Ruhrgebiet. Es begann wohl in der ersten Klasse mit 2 Jahren in der „Musikalischen Grundausbildung“, einmal pro Woche die Basics mit einem Glockenspiel als Instrument. Ab der dritten dann Klavierunterricht, anfangs mit 2 Schülern gleichzeitig pro Stunde. Relativ bald wurde mir aber Einzelunterricht empfohlen, der in einem Schulgebäude im Stadtteil stattfand. Zu Beginn war es ein Klavier, vielleicht später auch am Flügel. Da kann ich mich nicht so genau dran erinnern.

Meine Klavierlehrerin hatte ich über 11 Jahre hinweg vom 8.-19 Lebensjahr, bis zum Abitur. Sie war relativ jung, in den Zwanzigern würde ich schätzen. Es gab zum Ende des Schulhalbjahres ein Klassenvorspiel. Einmal im Jahr kam der Referatsleiter in den Unterricht, um dem Unterricht zu folgen. Im Nachhinein denke ich, dass mein Fortschritt dokumentiert wurde, das war mir aber damals nicht so klar. Einmal machte meine Lehrerin den Versuch, mir einen Lehrerwechsel schmackhaft zu machen. Das habe ich aber heftig abgewehrt, da ich ein eher schüchterner Typ war und Veränderungen in dieser Lebensphase nicht so mein Ding waren. Mit 14 Jahren wollte ich noch ein Zweitinstrument probieren und habe mit Geige an der Musikschule angefangen. Der Unterricht war ganz ok, ich hab auch was gelernt und bin im Gemeinde-Jugendorchester bis zur 2. Violine aufgestiegen. Aber so richtig schön wurde mein Geigenspiel nie. Heute spiele ich auch nicht mehr. Eine Weile hatte ich auch Orgelunterricht bei der Kantorin unserer ev. Gemeinde. Da habe ich auch ein bisschen Musiktheorie vertiefen können, Generalbassübungen usw. In diese Zeit fielen auch einige Improvisationsversuche an der Orgel mit einer Flötistin zusammen. Mit dem Abitur mit 19 endete dann mein Unterricht in allen Instrumenten, da meine Eltern als Geldgeber nicht mehr weitermachen wollten. Klavier und Orgel habe ich mir in den folgenden 28 Jahren warm gehalten, alte Stück immer mal wieder gespielt, einfache Noten vom Blatt gespielt und auch mal Gottesdienste, eine Hochzeit oder Beerdigungen begleitet. Erst im Januar 2021 fing ich an, wieder Klavierunterricht zu nehmen, bei der Lehrerin meiner Tochter. Seitdem werde ich auch angehalten wieder aufzutreten: Klassenvorspiele zweimal im Jahr im großen Konzertsaal, Matineen im kleineren Rahmen, Tag der offenen Tür. Ich bin so weit auf den Geschmack gekommen, dass ich auch „eigene“ Konzerte organisiere, z.B. für eine Tagung oder zu einem Geburtstag.

Nun noch etwas genauer als Rückblick:

Die musikalische Grundausbildung war Spitze und hat mir erstmal die wichtigsten Grundlagen gegeben, mit denen ich es bis zum Nebenfach Musik im Abitur geschafft habe. Da fehlte mir also nichts, auch wenn ich weiß, dass der Unterricht nicht allen Schülern gefallen hatte. Wir hatten eine fordernde Lehrerin mit „langweiligem“ Unterrichtsstil. Alter 6-8 Jahre.

Der Klavierunterricht an einer städtischen Musikschule ging am Anfang wöchentlich vielleicht über 30 Minuten im Zweierunterricht. Später vielleicht 30 Minuten alleine, dann wohl 45 Minuten. Alter 8-19 Jahre. In der Stadtteilschule im Unterricht ein Klavier, später wahrscheinlich ein Flügel im Musikunterrichtsraum. Zu Hause ein altes, wenn auch hohes W.Glaser-Klavier (um die Jahrhundertwende?, kein Oberdämpfer), dass nicht mehr auf 440 hochgestimmt werden konnte. Die letzten Unterrichtsjahre an einem neuen Hellas-Klavier (Messeinstrument mit Renner-Mechanik).

Ich hätte mir im Nachhinein gewünscht:

  • Mehr Einblick in die Funktion des Instruments, wie wird der Klang erzeugt, wie kann ich ihn beeinflussen.
  • Mehr Kontakt zwischen Elternhaus und Lehrerin. Erst nach Jahren kam meine Lehrerin zufällig mal zu uns, um eine Stunde nachzuholen. Sie konnte nicht verstehen, wie ich an so einem schlechten Klavier überhaupt spielen gelernt hatte (W.Glaser, Halberstadt). Ein neues Klavier musste her, dass wir dann aber selbst gekauft haben. Am Ende war es auch nicht das Richtige (war ein relativ niedriges Hellas, aber neues Messeinstrument). Die Lehrerin hätte also besser beim Kauf dabei sein sollen. Auch Gespräche zu meinem Stand als Klavierschüler hätten vielleicht etwas Positives bewirkt. Ich habe damals relativ wenig geübt. Dafür haben sich meine Eltern nicht so interessiert, Schule und Hobbies musste ich selbst regeln. Ich hätte aber wohl viel weiter kommen können, wenn auf das Üben mehr geachtet worden wäre. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass es wegen des Klavierspiels doch auch immer Ärger mit den Nachbarn gegeben hat.
  • Ich habe eigentlich immer an Stücken neue Fertigkeiten beigebracht bekommen. Finde ich gut. Musiktheorie war auch ein bisschen mit dabei, hätte aber auch mehr sein können im Klavierunterricht.
  • Freies Spiel, Leadsheet-Begleitung und Improvisation hat komplett gefehlt. Das würde ich mir heute wünschen, auch zu können. Auch, um mal etwas „Jazziges“ zu spielen. Das geht bei mir nur nach Noten. Vom-Blatt-Spielen kann ich allerdings ganz gut.
  • Auftritte und Lampenfieber. Es gab wie schon erwähnt, die Klassenvorspiele zweimal jährlich. Dann kann ich mich vereinzelt auch an andere Auftritte mit jeweils einem Stück erinnern, im Haupthaus der Musikschule oder ganz außer Haus in einer Turbinenhalle. Ich kann mich erinnern, dass ich bei solchen Gelegenheiten sehr müde wurde und im Publikum sitzend und auf meinen Auftritt wartend fast eingeschlafen bin. Das muss meine Art von Lampenfieber gewesen sein, mit der ich auch heute noch zu kämpfen habe. Das Thema könnte man vielleicht auch im Unterricht behandeln.
  • Im Nachhinein gedacht, war mir die Zielsetzung wohl nicht ganz klar. Warum habe ich Klavier gespielt? Keine Ziele, keine Ambitionen, das Klavierlernen plätscherte also so vor sich hin, bis es einfach aufhörte. Jetzt nachgedacht, ist es wirklich unbefriedigend.
  • Damals gab es kein Youtube. Hätte man sich aber anders auch mal Aufnahmen eines Stückes anhören können?
  • Ich habe den Eindruck, dass ich jetzt erst einige Technik-Sachen lerne. Als Kind habe ich gefühlt nur mit den Fingern gespielt, nicht mit dem ganzen Körper (wobei auch meine Schüchternheit mit ein Grund gewesen sein kann, dass ich mich nicht von den Tasten gelöst habe).


Jetzt als Erwachsener habe ich 45 Minuten Unterricht pro Woche. Alter ab 47. Im Unterricht ein Kawai GS-30-Flügel, ein Yamaha-G5-Flügel, in den Konzertsälen Steinway-D (alt und neu), Yamaha C7. Zu Hause ein kleines Grotrian-Steinweg-Klavier und seit Herbst 2021 ein Schiedmayer&Soehne-Flügel 175 cm von 1900, den wir aber nach 30 Jahren Vernachlässigung nun in Schuss halten. Ich informiere mich selbst im Internet zu den Themen Klavierbau und Klavierspielen. Unterricht seit Januar 2021 in Finnland an einer einem Konservatorium (Berufsausbildende Einrichtung) angeschlossenen Musikschule, d.h. es unterrichten dieselben Lehrer. Ich wünsche mir:

  • freies Spiel/Improvisation
  • dass meine Lehrerin nicht mit mir gleichzeitig das Stück am zweiten Flügel spielt, es stört mein Hören und meine Klanggestaltung.
  • dass auf Technik von Anfang an Wert gelegt wird. Bei einem Meisterkurs wurde mir von einem Gastlehrer gezeigt, wie ich eine weichere Klangfarbe aus dem Flügel rausholen kann. Meine Lehrerin kommentierte hinterher, sie dachte vorher, ich könne einfach nicht weicher spielen. Das hat mir die Augen geöffnet, dass doch auch von der Lehrerseite her Defizite da sind. Es wäre schön, dass ich nicht ein Stück ein halbes Jahr übe und dann noch solche Überraschungen auftauchen.
  • dass für erwachsene Schüler auch mal Lehrerwechsel fest vorgesehen sind, um einmal neue Perspektiven zu sehen oder zu hören. Zum Beispiel zweimal im Halbjahr Unterricht bei einem anderen Lehrer derselben Institution.
  • Vorlesungen, Diskussionsrunden für (erwachsene) Schüler, um Spezialthemen zu erörtern, z.B. Instrumentenkunden, Lampenfieber, usw. Generell wäre ein Austausch auch mit anderen Leuten als nur dem eigenen Lehrer schön.
  • dass meine Lehrerin auch mal etwas performt. Im Unterricht kann sie natürlich schon mal das Stück vorspielen oder mehrere zur Auswahl stellen, auf der Bühne habe ich sie aber noch nie als Solistin erlebt. Wäre auch mal motivierend zu hören.
  • dass bei schwierigen Stellen noch einmal genauer auf meine Technik geschaut wird. Woran könnte es liegen und nicht nur „du musst noch mehr üben“.
  • Bei Mozarts Ah, vous dirai je maman bin ich meiner Meinung nach gut durchgekommen, aber die Dynamik wollten wir später noch feilen. Das haben wir dann nie mehr gemacht, es ist also nicht fertig geworden. Mir fehlt das Wissen, wie ich die Variationen oder Teile davon dynamisch aufbaue. Da hätte ich mir eine klare Ansage und Markierungen im Notentext gewünscht
Das ist, was mir "auf die Schnelle" eingefallen ist. ;-)
 
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Liebe @Stilblüte leider ist mein Beitrag jetzt nicht hilfreich für Deine Erhebung und doch fand ich interessant, was er bei mir ausgelöst hat.
Ich habe mit 8 angefangen bei einer privaten Klavierlehrerin.
Sie war streng, oft habe ich geweint, wenn ich immer noch nicht punktierte Viertel mit Achtel richtig spielen konnte...
Sie hatte sicher Fehler, aber das interessierte mich als Kind nicht, das Instrument oder die Lehrerin oder das gemischte Ganze fesselten mich so, dass es nebensächlich war.
Ich habe mir von meinen Lehrern immer nur das Positive behalten. Besonders aber ist die erste Lehrperson im Leben eines jungen Menschen auf dem Instrument eine wichtige Person und die verteidigt man, wenn auch unter Tränen.
Mit vier hatte ich ein strenges Blockflötenfräulein im Kindergarten.
Sie hat mir die Basis gegeben, das habe ich damals schon gespürt, obwohl sie sehr streng war.
Also, leider unpassende Antworten, aber vielleicht auch zu unterscheiden, wie bewerten Menschen, die bei der Musik geblieben sind und wie bewerten die, die abgebrochen haben...
 
@Tastatula
Dein Beitrag zeigt, dass es Menschen gibt, trotz schlechter Erfahrungen im Unterricht bei der Musik bleiben, weil die Liebe zur Musik stärker ist.
Das dürfte ja auch auf Kinder zutreffen, deren Unterricht sterbenslangweilig ist, deren Motivation sie aber trotzdem dranbleiben lässt.
 
@Demian , das waren ja gar keine schlechten Erfahrungen. Das ist es ja. Ich bin immer gerne zum Unterricht gegangen.
Ich wollte damit sagen, dass das, was vielleicht nicht so gut sein könnte im Unterricht, die Resilienzfähigkeit des Kindes verdrängt.
 
Nach der klassischen Blockflötenkarriere habe ich mit 7J. ein "Silbermann"-Klavier und zunächst wöchentlich privat (60 min.) Unterricht bei einer älteren Dame (Schimmelklavier) bekommen:

Das "Programm" war 6 Jahre lang gleich.

1. Tonleiter & Kadenz (im Quintenzirkel alle 2 Wochen die nächste Tonart)
2. IMMER ein Stück von Bach (später alle 2-st. und 3-st. Inventionen),
3. ein weiteres Stück, meist aus einer Klavierschule

Über Technik wurde NIE geredet und das fehlt mir bis heute. Sie hat die Standardfingersätze der Skalen erklärt und ab und zu mal FS korrigiert, das war's. Auf der anderen Seite hat sie JEDEN falschen Ton herausgehört, versucht zu einer gewissen Genauigkeit in der Befolgung des Notentexts zu erziehen und sie war ein gütiger, freundlicher Mensch ohne die ich die Liebe zur Musik vlt. nicht entdeckt hätte. Am Ende dieser Periode konnte ich Schubert As-Dur Impromptu und Regentropfenprelude spielen. Damit hat sie mich traurig zum 2. KL geschickt. Rückblickend fehlte mir im Unterricht die Spieltechnik, aber sie hat erreicht, dass ich heute noch spiele und dafür bin ich ihr dankbar.

2. KL (7.-12. Jahr KU)

Privater Unterricht (1h, 14 tägig), ein Schulmusiker, sehr akademisch. Unterricht auf einem Flügel auf dem ich nie zurecht gekommen bin. Er war ein noch genauerer Arbeiter. Wenn ich gerne das nächste gespielt hätte, haben wir meist noch 6 Wochen am aktuellen Stück weitergearbeitet und es hat sich immer gelohnt ;-), aber auch genervt. Wieder fast keine Technik, aber viel musikalischer Input. Er war streng aber freundlich, wenn man sein Zeug konnte. Bach Ital. Konzert (1.Satz), 2 Beethoven Sonaten, Childrens Corner, etc.

Mit ca. 18 ? (Abi) Ende des Unterrichts. Ich habe dann noch geraume Zeit weitergespielt und selbst (zu schwere) Stücke versucht zu erarbeiten.

3. KL
20 Jahre später (Coronazeit) wieder Unterricht (wöchentlich) bei einem ukrainischen (in Deutschland ausgebildeten) Pianisten. Wieder kaum Technik, aber extrem viel musikalischer Input. Hauptaugenmerk ist Klang, Körpersprache, Anschlag. Ich habe extrem viel bei ihm gelernt. Was mir aber wirklich (wieder) fehlt sind im Unterricht die Grundlagen beim Thema Armführung, Handgelenk, grundlegende Bewegungen am Klavier, Skalen, Arpeggien, etc. Als analytischer Mensch wüsste ich da gerne mehr. Der Unterricht dauert meist so lang bis wir "fertig" sind, also zwischen 1-2 Stunden. Was ich schade finde, dass es nie zu einem Abschluss eines Stückes kommt. Irgendwann laufen die Stücke einigermaßen und dann schickt er mir irgendwann unter der Woche per WhatsApp neue Noten zu und es obliegt dann mir zu entscheiden wann ich eines der alten Stücke abschließe und was Neues anfange. Das kenne ich von KL 1 & 2 so nicht. Die haben immer gesagt: "Stück ist jetzt beendet", ein neues Stück vorgespielt, evtl. Hinweise gegeben was zu beachten ist und erst dann habe ich geübt. Jetzt ist das anders: Ich übe was Neues ohne irgendwelche Infos und dann sprechen wir drüber, wenn ich zumindest Teile davon schon geübt habe. Das hat schon auch Vorteile in Sachen "selbständiges Arbeiten", aber des Öfteren musste ich dann Geübtes revidieren/umlernen.

Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit und dankbar für meine "Ausbildung". Jeder Lehrer hat(te) seine Stärken und Schwächen und das war/ist gut so.
 
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