Warum wird keine geniale Musik mehr gemacht?

Da du das jetzt schon zum zweiten Mal sagst: Wie kommst du bloß darauf, dass die arme Bevölkerung im 18./19. Jahrhundert keine Musik gehört hat? Sind für dich besagte Volkstänze und -lieder keine Musik? Klar, hochwertige Instrumente usw. hatten nur die Reichen, aber zum Musik machen reicht doch "notfalls" schon die menschliche Stimme.[/QUOTE]

Also ich lese gerade die Biografie/Roman über Mozart, von Felix Huch, ein tolles Buch übrigens (aber das habt ihr mir hier ja auch empfohlen), und in den Konzertsäälen und Opernhäusern waren doch nur die Reichen, der Adel und die Bürger anwesend, so wird es zumindest dargestellt. Die Bauern und Landbevölkerung hatten so keinen Zugang zu der damaligen "modernen" Musik, aber natürlich gab es so gesehen auch für sie Musik, nur an Volkstänze-u. Lieder habe ich dabei nicht gedacht, da hast du schon Recht.
Aber es hat sich ja auch in unserer Zeit da nicht viel geändert, denn ein armes Kind wird sicher nicht so gefördert wie ein's, dessen Eltern sich Unterricht leisten können. Aber das ist ja auch ein anderes Thema.
 
Ok. Ich wollte es nur wissen, weil ich es ungewöhnlich finde, dass jemand der eine klassische Musikausbildung genossen hat, etwas von Yann Tiersens Musik übrig hat. Aber naja, jeder hat seinen eigenen Geschmack.

Ja, das komische ist halt, daß den Leuten die (offene) "Primitivität" bei Tiersen sofort auffällt, die (mühsam versteckte) Primitivität von Avantgarde-Musik aber garnicht. Es scheint wie ein Reflex zu sein: kleine Sekunden, Tritoni und große Septimen verbreiten das Flair von Intellektualität, Terzen oder gar reine Dur- und Moll-Dreiklänge erzeugen Ekelgefühle. Im Avantgarde-Hasser-Club selbstverständlich genau andersrum. Aber das hat doch alles garnichts damit zu tun, ob die Komposition eine interessante Geschichte vermittelt - manchmal reicht auch schon eine interessante Idee - oder ob sie ein reines Ton- und Zahlenspiel ist.
 
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Hi Haydnspaß,

to something completely different:

Ich würde gerne deine legendäre Aufnahme der Chopin Etude Op.10/1 anhören. Gibt es die noch irgendwo?
Kannst mir ja eine PM schicken.

Danke

Neu:

@Haydnspaß: Hab's bekommen, danke. Du spielst wirklich sehr gut (und super geschmeidige Bewegungen). Wenn ich das nur auch so könnte (bin jetzt bei ca. 130bpm, kontrolliert).
 
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Also für mich bedeutet "geniale Musik", dass ich jede Sekunde daran genial finde. Und solch eine Musik ist mir bisher leider nicht untergekommen. :(

Egal wie gut ein Stück auch gespielt ist, für mich gibt es bei bis jetzt jedem Stück gute und schlechte Teile.

Wäre natürlich toll endlich mal ein für mich "perfektes" Stück zu hören. :D

mfG

Kenny
 
Also für mich bedeutet "geniale Musik", dass ich jede Sekunde daran genial finde. Und solch eine Musik ist mir bisher leider nicht untergekommen. :(

Egal wie gut ein Stück auch gespielt ist, für mich gibt es bei bis jetzt jedem Stück gute und schlechte Teile.

Wäre natürlich toll endlich mal ein für mich "perfektes" Stück zu hören. :D

mfG

Kenny

Hi Kenny,

also das perfekte Stück für dich könnte es nur dann geben, wenn:
du es selbst komponierst! Aber selbst wenn du ein Stück mit jeder Note als perfekt betrachten könntest: wäre es dann denn auch noch perfekt, so völlig gleichbleibend auf einer Ebene, ohne Höhepunkte, ohne Tiefen? Wär das nicht sterbenslangweilig?
Also ich mag nicht alle Sonaten von Beethoben z.B., bei manchen nur 1 oder 2 Sätze, aber den Satz mag ich in allen Teilen, da kann es doch keine "schlechten" Teile geben, höchstens ruhigere oder schnellere. Sonst hat so ein Stück doch gar keine Struktur, wäre doch absolut "kalt".
Vielleicht musst du einfach noch viel mehr hören, geht mir auch so, ich kratze auch erst an der "Oberfläche", aber es wird immer mehr, was ich "genial" finde.
 
Also für mich bedeutet "geniale Musik", dass ich jede Sekunde daran genial finde. Und solch eine Musik ist mir bisher leider nicht untergekommen. :(

Egal wie gut ein Stück auch gespielt ist, für mich gibt es bei bis jetzt jedem Stück gute und schlechte Teile.

Wäre natürlich toll endlich mal ein für mich "perfektes" Stück zu hören. :D

mfG

Kenny

Mein lieber Gott, Kenny, du musst es echt schwer haben. :D
Ich kenne eine Menge an Stücken, die für mich persönlich sowohl absolut genial komponiert als auch perfekt gespielt sind, so dass ich wirklich jede Sekunde davon genießen kann :)
 

Na, da hast du ja was ganz Spezielles ausgegraben, ist echt gut, aber doch für Neulinge sicherlich etwas gewöhnungsbedüftig, meinst du nicht? Also mir gefällt's, ich mag expressionistische Musik, aber beim zweiten Stück musste ich auch erstmal schlucken und mir sagen: hör es dir doch erstmal an. Und es war sogar beim ersten Mal hören ganz gut, aber man muss sich an sowas rantasten!
 
Die Sinfonie klingt für mich zu sehr nach StarWars, aber das Klavierstück ist toll.
 
Also das Klavierstück ist mir jetzt wieder zu repetitiv... (;)), aber die Symphonie find ich gar nicht mal so schlecht. Gegen Ende wird's ja echt stürmisch...

(postet bitte ruhig mehr solche Sachen!)

Hier noch etwas älteres, evtl. "zählt's" nicht mehr:

Allan Pettersson symphony No 7 Final (späte 60er Jahre)

Komponist ist auch bereits tot.
 
Ich denke ihr geht an die Sache etwas falsch heran.

Man kann und darf nicht behaupten, dass damals bessere Musik gemacht wurde.

Die Zeiten haben sich nunmal grundlegend geändert.
Die Musik wurde komplexer, härter, schneller und es gibt eine durchaus breitere Masse an Instrumenten.

Damals gab es auch nicht ein so großes Spektrum an diversen Musikstilen, sodass die Popularität sich durch alle Schichten und Grenzen schlug.

Wenn heute eine alte Frau den Nachbarsbängel nach Roy Black befragt, wird dieser wohl antworten: "Pf...kenn ich nich...ich hör Psycho-Grounge-New-Alternative-Rock" (leicht übertrieben, ich weiß :mrgreen: ).
Allerdings heißt das natürlich nicht, dass "Roy Black" und/oder "Audioslave" schlechte Musik ist, nein, das bedeutet, dass sich durch die neuen Musikgruppen auch andere Geschmäcker entwickeln, die Chopin auch langweilig und absolut nongenial finden können und auch ein volles Recht darauf besitzen so denken/empfinden zu dürfen.

Zur objektiven Bewertung der Musik, sprich Komplexität, Dynamik usw. kann ich eine Rückentwicklung auch nur verneinen. Wenn man sich den ganzen Tag die Charts rauf und runter anhört, hat man nicht ansatzweise das Potenzial heutiger Musik kennengelernt.
Ich besitze ZIG CD's die an Klassik mit Sicherheit heranreichen, wenn sie es nicht sogar überbieten.
Ich denke nur an Bands wie "Pink Floyd" (Atom Heart Mother, Animals, The Piper at the Gates of Dawn, The Dark Side of the Moon, Ummagumma), The Mars Volta (De-loused in the Comatorium, Frances the Mute), The Mahavishnu Orchestra (Birds of Fire, The Inner Mounting Flame) King Crimson (In the Court of the Crimson, Discipline) Tool (AEnima, Lateralus, Undertow) und The Doors (Morrison Hotel, Strange Days, The Soft Parade (speziell auch das Lied "The Soft Parade")).
Selbige Mengen könnte ich auch im Techno/Elektro- (Dominik Eulberg, Sven Väth, Kraftwerk...) , Jazz-, Blues und sogar im Rap-Bereich aufzählen.

Das ist alles hochanspruchsvolle Musik, die ich auch nur jedem empfehle, um sich davon zu überzeugen, dass Klassik zwar das non-plus-ultra war, aber nicht mehr ist.



...jetzt erstmal durchschnaufen...
 
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endlich bekommt der faden eine für mich nachvollziehbare Richtung. Bin 100% dabei!
 
Musik, die um ihrer selbst willen "ist", ist für mich echt.

Ich mag keine Musik, die "erzählen" will, die ein "erzählbares Thema" hat, die gar belehren will. Das schliesst nicht aus, dass ich gesungene TEXTE genial finde. Aber wenn die Texte genial sind, ist es die Musik meistens nicht ;-) (sieht man von wenigen Ausnahmen ab).

Ich trenne nicht so gern zwischen "E" und "U" (wobei ich allerdings mehr "E-Musik" genial finde als "U-Musik". Zufall?). Musik, die authentisch ist, ist gut. Und sie authentisch und gekonnt, ist sie KUNST. Und wenn sie überdauert, kann sie auch genial werden oder sein.

YAN
 
Dann ist die Frage "Warum wird keine geniale Musik mehr gemacht?" wohl geklärt... Denn das kannst du ja nicht wissen, ob sie heute überdauert.

Ja, so sehe ich das tatsächlich, ubik. Ich denke, "Genialität" ist immer etwas "in der Rückschau". Und zwar meistens in SEHR langer Rückschau. Leonardo galt zu seiner Zeit und in den 100 Jahren nach ihm gewiss nicht als "Genie", dazu haben ihn erst die Nachgeborenen gemacht.

Lieben Gruss

YAN
 
Vielleicht hilft eine Definition des Wortes "Genial" ja etwas weiter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Genial

Ich finde es etwas verwegen, wie hier zum Teil mit den Asudrücken "objektiv genial" und "subjektiv genial" umgegangen wird. Insbesondere wenn ich "objektiv genial" oder die Verneinung davon sehe, habe ich automatisch den klitzekleinen Anspruch, dahinter zumindest den Ansatz eines Beleges lesen zu können.
 
Hallo,

erst nach 199 Beiträgen habe ich diese interessante Diskussion entdeckt. Ich habe nicht der Weisheit letzten Schluss zu bieten, sondern nur ein paar Gedanken; bin nämlich kein Genie. :cool:

Ich denke, man sollte vielleicht deutlicher zwischen Genialität des Künstlers einerseits und (Massen-)Geschmack des Publikums andererseits unterscheiden. Was man als Musikhörer oder -spieler persönlich mag, oder was viele Menschen mögen, wird häufig als genial bezeichnet. Da Geschmack aber sehr subjektiv ist, gibt es z. B. diese endlosen Diskussionen, ob bestimmte Popmusiker Geniales oder Schrott hervorgebracht haben. Genialität eines Künstlers müsste man objektiver einschätzen können, anhand bestimmter Kriterien, die vielleicht Musikwissenschaftler anwenden können.

Doch müsste nicht eines dieser Kriterien das ästhetische Gespür des Komponisten sein, womit wir doch wieder beim Geschmack sind? Komplexität allein kann ein Genie nicht ausmachen. Ich könnte sicher etwas ziemlich Komplexes komponieren, doch man würde es zurecht als Schrott bezeichnen. Manchmal liegt doch gerade das Geniale im Einfachen. Muss man nicht ein Genie sein, damit einem solche Melodien wie "Für Elise" oder "Yesterday" einfallen? Genialität hat vielleicht auch damit zu tun, ob jemand ein umfangreiches Gesamtwerk genialer Musik hinterlassen hat (wie z.B. Mozart mit seinen 35 Jahren) oder doch nur einen Hit zustande gebracht hat.

Gruß,
Pigpen
 

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