Es gibt mehr Vokabeln, als man ahnt..
"Clavier" war lange ein Sammelbegriff für sämtliche Tasteninstrumente.
"Clavis", die Taste (lat.).
Die Orgel, per se. Dann das Clavichord, das Cembalo. Dann auch nach 1700 diese neumodische Erfindeung, die mangels anfänglicher Lautstärke erst so gar nicht aus dem Quarke kam, der Flügel nach Bauart Cristofori, Abwandlung des Cembalos mit anderer Mechanik, statt per Anreißen (Gitarre, Plektron) zum Druntertupfen (Hackbrett), und Kopien in Spanien und Sachsen (Silbermann).
Cristofori hatte es auch nicht Klavier oder Clavier genannt, sondern "Arpicembalo che fa piano e forte", das Cembalo, das leise und laut kann.
Heute hat im deutschen Sprachraum bereits eine begriffliche Verengung stattgefunden, dass nichtmal mehr bestimmte Teile der Gattung Klavier als Klavier bezeichnet werden, sondern nur noch die aufrechtstehende Variante.
Im Englischen das "Upright", unser Klavier.
Während der Flügel, der die Saiten "längs flach" hat, schon nicht mehr mit dem deutschen Wort "Klavier" erkannt wird.
NB Ich selber muss da aufpassen, da ich mich oft im angelsächsischen Sprachraum mit der weiterhin universellen Verwendung von "piano" herumtreibe, Klavier als "upright" UND als "grand (piano)", Flügel. Ich rede öfter von meinem Klavier, und ernte Verwunderung und Kopfschütteln. Nun, es ist ein Klavier - in der Spezialbauform "Flügel".
Zu schweigen vom numehr nahezu ausgestorbenen Tafelklavier, Saiten "quer flach", das in Mitteleuropa um 1850 auszusterben begann, derweilen es im Angelsächsischen als "square (piano)" (Rechteck, genauer "Quadrat") im amerikanischen Raum noch eine ca. 40-50 Jahre längere Produktionsgeschichte bis gegen 1900 hat. (Steinway begann 1853 mit Tafelklavieren, squares, dem amerikanischen Privatbedarf im Standard, erst drei Jahre später begann man Flügel zu bauen.)
Vereinzelt, sehr selten, werden heute Flügel angeboten, Längen zwischen 120 und 140 Zentimeter, die eher die Tafelklaviere alter Zünfte wiederzubeleben trachten. Nahezu schon wieder quer gedrehte Bass-Saiten.
Letzte Tage lernte ich eine muntere kunstsinnige Zunft kennen, die den Uhu als weisen Leitgeist tief verehrt, die "Schlaraffen". Sie bedienen sich zu ihrer Belustigung eines auf "ritterlich alt" eingefärbten Spezialvokabulars des Deutschen. Sie nennen die auf ihren kunstsinnigen Versammlungen ("Sippung") vorn stets präsenten Klaviere oder Flügel "Cymbel". Sie benennen den Klavierspieler unter ihnen als den "Zinkenmeister".