Warum haben Schimmelklavier und Flügel einen nicht sehr guten Ruf?

  • Ersteller des Themas Ouviexclassical
  • Erstellungsdatum

O

Ouviexclassical

Guest
Hallo,
im Forum habe ich häufiger Negatives über Schimmel gelesen, wie kann das sein?
Schimmel ist doch ein traditionsreiches deutsches Handwerksunternehmen.
Ich hoffe, mir kann jemand etwas genaueres dazu erklären.

Ouviex.
 
"Das Bessere ist der Feind des Guten" dürfte hier wohl passen.
 
Danke, das klinkt einleuchtend;-)
Ich habe bald die Möglichkeit, die Konzertinstrumente von Schimmel zu spielen, ich mal sehr gespannt.
 
Hatte mal das Vergnügen einen Schimmel Pegasus zu spielen. War meines Erachtens fantastisch, nicht nur des Aussehens wegen :)
 
Hallo Ouviex,

ich habe den Eindruck, dass viele Meinungen (leider auch Vorurteile) hier bzgl. Schimmel gar nicht auf fundierten Argumenten beruhen. Viele kennen anscheinend die aktuellen Instrumente und ihre Besonderheiten bzw. technischen Eigenschaften gar nicht. Trotzdem äußert man sich fleißig dazu...
Häufig liest man hier z.B. Schimmel = Udo Jürgens = letzter Dreck.
Dabei definiert sich die Qualität eines Herstellers niemals durch die "Qualität" der Künstler, die auf den Instrumenten spielen (sonst täte mir Steinway seehr leid!!!).

Seit Schimmel einen 280er Konzertflügel baut, hat man sich eindeutig im Oberklasse-Segment angesiedelt.
Qualitativ stehen die "Konzert"-Instrumente anderen Instrumenten aus dem Premium-Segment in nichts nach. Besonders der kleinste Flügel (K 169) ist viel besser konstruiert als entsprechende Modelle von anderen renommierten Herstellern. (Bei Interesse kann ich diesbezüglich gerne noch ein paar Dinge schreiben.)

Mein Vorschlag:
Achte nicht auf die hier vorherrschenden Meinungen sondern spiel die Flügel einfach ganz unvoreingenommen an. Danach kannst du dir deine EIGENE Meinung bilden!
Viel Spaß!

Herzliche Grüße von einem glücklichen Besitzer eines Schimmel-Flügels! ;)
 
Udo Jürgens = Scheisse ? Da rüttelt wer mächtigst am Watschnbaum !!! Falls die deutschen Kollegen das nicht verstehen, kann ich gerne übersetzen :)

Ad Topic : Jonathan, ich würde auch noch gern mehr über Schimmel erfahren. Danke :)
 
Immerhin ist SCHIMMEL das meistgekaufte Klavier aus deutscher Herstellung .
 
(1) Da rüttelt wer mächtigst am Watschnbaum !!! Falls die deutschen Kollegen das nicht verstehen, kann ich gerne übersetzen :)

(2) Ad Topic : Jonathan, ich würde auch noch gern mehr über Schimmel erfahren. Danke :)

(1) Immerhin ist das perfektes Bairisch und wird meiner Erfahrung nach sogar von den nördlich des Mains siedelnden räuberischen Völkerschaften verstanden.

(2) Ich würde mich auch freuen, etwas handfestes zu diesem Punkt zu lesen. Am liebsten zum Vergleich mit dem kleinen Steingraeber.
 
Ich meine schon neue in Braunschweig hergestellte SCHIMMEL-Instrumente ( Klaviere incl. Flügel ) .
 

Konstruktionsvorteile bei Mechanik und Resonanzboden


Also dann... ;)

Vorher kurz noch zu Udo Jürgens:
ICH habe nicht behauptet, dass der schlecht ist! Im Gegenteil, ich finde viele seiner Lieder sehr schön (Das sage ich als Jugendlicher mit 17 Jahren...), weil einfach noch Musik drin steckt. Er spielt auch ganz gut Klavier und singt sehr gut!
Die Assoziation, die ich vorhin gebracht habe, finde ich natürlich total falsch! Aber sie ist hier im Forum trotzdem aufgetaucht... :roll:

Nun zum Schimmel-Flügel.

Ein allgemeines Problem bei Flügeln unter 180 cm Länge ist die relativ kleine Mechanik. Das heißt, der Abstand zwischen dem "Drehpunkt" der Taste und dem "Tasten-Ende" ist ziemlich kurz. Man muss aufgrund der Hebelgesetze wesentlich mehr Kraft aufwenden, um die Taste herunterzudrücken, wenn man näher am "Drehpunkt" spielt.
Ein weiteres Problem ist der recht kleine Resonanzboden. Je größer der Resonanzboden, desto voluminöser der Klang.
Die sich aus diesen Defiziten ergebenden Ziele sind also:
- Eine möglichst große Mechanik
- Ein möglichst großer Resonanzboden

Ergänzend kann man noch ein paar weitere Ziele nennen:
- Möglichst lange Saiten für reine Töne
- Größtmögliche "Schwingfreudigkeit" des akustischen Systems für lang anhaltende Töne

Schimmel hat diese Probleme bei den "Konzert"-Modellen so gelöst:
Man hat die Modelle in zwei Gruppen (169 bis 213 cm und 230 bis 280 cm) á 3 Instrumente eingeteilt. Jede Gruppe hat eine Mechanik bekommen und zwar die vom jeweils größten Instrument.
Grob ausgedrückt: Der 169er-Flügel hat eine Mechanik mit ungefähr der Größe wie von einem Steinway B.
Interessant hierzu ist auch das hier: http://www.schimmel-piano.de/fileadmin/download/DL_Triologie_D-F_09-11.pdf
(Bitte das Marketing-blabla nicht beachten ;) )

In der Broschüre (siehe Link) sieht man auch bei der Abbildung von oben, dass die Seitenwände des Flügels nicht parallel sind, sie gehen nach "hinten" strahlenförmig auseinander. Dadurch wird der Resonanzboden deutlich vergrößert.
Auch z.B. Steinway wendet diese Bauweise an; allerdings erst ab dem Modell A (188 cm) und nicht in einer so ausgeprägten Art und Weise.
Bei Steingräber baut man den kleinen 170er Flügel recht "bauchig", was natürlich den Resonanzboden auch vergrößert. Wie man das Problem mit der Mechanik behandelt, weiß ich leider nicht.

Wenn Interesse an noch mehr Details bzgl. der Schimmel-Flügel-Konstruktion besteht, melde ich mich nochmal!

Grüße
Jonathan
 
Danke Jonathan! Ein toller Beitrag, ich bin gespannt, wie sich die Flügel spielen. Woher weißt du das alles?

Ouviex.
 

Ich selbst besitze einen K169 von Schimmel.
Grundsätzlich war ich Flügeln unter 180 cm eher abgeneigt aufgrund vieler negativer Erfahrungen.
Eigentlich war das eher ein "Nur-mal-schauen"-Besuch beim Klavierhändler um die Ecke, aber als ich dann "meinen" Flügel angespielt habe, war ich sprachlos! Wie kann ein so kleiner Flügel nur so gut klingen? ;)
Dann hab ich halt viel recherchiert und verglichen (v.a. mit Steinway), Kataloge gewälzt usw. Außerdem hab ich es mir irgendwie angewöhnt, jeden Flügel, den ich so finde, auf seine Konstruktionsmerkmale hin zu untersuchen! :D
Am Ende blieb in der Größe eigentlich nur noch Schimmel und Steingräber. Da hat dann der Preisunterschied entschieden!

Ein Tipp noch:
Schau bei den Flügeln von Schimmel, die du anspielst, ob auf den Stegen ein langer schwarzer Streifen drauf ist. Diese Bauweise ist bei Schimmel recht neu. An der Stelle wo der Streifen ist, hat der Steg eine Einbuchtung. Durch diese wird der Steg leichter (weniger Material) und die Energieverluste bei der Schwingungsübertragung auf den Resonanzboden werden so reduziert. Das ganze dient dazu, dass lange Töne länger "stehen bleiben".

Grüße
Jonathan
 
Bei Steingräber baut man den kleinen 170er Flügel recht "bauchig", was natürlich den Resonanzboden auch vergrößert. Wie man das Problem mit der Mechanik behandelt, weiß ich leider nicht.
aufgeschraubt hatte ich den nicht - aber darauf gespielt: das kleine Ding ist absolut spitze in klanglicher und mechanischer Hinsicht (kostet ja auch entsprechend...)

bzgl. Schimmel-Flügeln: sind die heute besser als vor 10 oder 20 Jahren? ...ja, schöner Klang, aber unflexibel in der Dynamik und eher schwerfällig in der Mechanik (Ondine auf sowas oder auf Grotian oder Förster zu spielen, wird zur Schwerstarbeit...)
 
Danke Jonathan, so etwas wollte ich lesen!

also diese Antwort irritiert mich jetzt ein wenig. Da stellt einer eine Frage, die zunächst nach reiner Informationssuche klingt, dann antwortet Einer eindeutig wertend in positiver Richtung und dann solch eine Antwort, hmmm. Hättest Du auch negativ sachliche Antworten hören wollen?
Nicht, dass ich was gegen Schimmel hätte, im Gegenteil. Wie Rolf schon schrieb, vor 20 Jahren waren das ziemlich klotzige zähe Dinger. Die aktuelle Concert-Serie ist allerdings wirklich prima. Jonathan hat Recht, der 165er ist wirklich sehr schön mit einem erstaunlich vollen Bass und steht dem nächst größeren (185?) in kaum was nach. Ich habe hier die Möglichkeit gehabt mal intensiv auf diesen Teilen rumzuprobieren, ich finde die aktuelle Concert Serie wirklich toll und preislich liegen sie -glaube ich- sogar noch unter z.B. der Yamaha S-Klasse.
Wer also auf der Suche ist, dme kann ich das Testen dieser INstrumente durchaus empfehlen.
@Rolf: ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass die Mechaniken irgendwie schwerfällig wären. Daneben stand ein Shigeru, den fand ich in dieser Hinsicht eher stramm. Aber das würde ich lieber nochmal genauer testen wollen bevor ich mich hier festlege.

Cheers,

Wolf
 
@Rolf: ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass die Mechaniken irgendwie schwerfällig wären. Daneben stand ein Shigeru, den fand ich in dieser Hinsicht eher stramm.
wenn die sich wirklich so sehr verbessert haben, soll mich das freuen - ist schon paar Jahre her, seit ich zum letztenmal (und entsprechend unzufrieden) einen Schimmel angefasst hatte ---- aber ketzerisch wie ich bin: selbst wenn die Verbesserung so enorm ist, an Steingraeber werden die auch dann nicht heranreichen.
 
wenn die sich wirklich so sehr verbessert haben, soll mich das freuen - ist schon paar Jahre her, seit ich zum letztenmal (und entsprechend unzufrieden) einen Schimmel angefasst hatte ---- aber ketzerisch wie ich bin: selbst wenn die Verbesserung so enorm ist, an Steingraeber werden die auch dann nicht heranreichen.
Wer weiß, wer weiß? ;)

Hab grad eben die ersten Takte von Ondine (Ravel - Gaspard de la nuit) ausprobiert, das ging ohne Probleme! :cool:

Grüße
Jonathan
 
..Ein allgemeines Problem bei Flügeln unter 180 cm Länge ist die relativ kleine Mechanik. Das heißt, der Abstand zwischen dem "Drehpunkt" der Taste und dem "Tasten-Ende" ist ziemlich kurz....
Jonathan, es wäre für mich interessant wie das Maß konkret ist. Kannst Du bei Gelegenheit mal die Länge einer weißen Taste vom vorderen Ende bis zum Waagebalken messen und hier mitteilen?

Gruß
Manfred
 

Zurück
Top Bottom